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MMusser Tageblatt Da, Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauprmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zn Wilsdruff, Forstreutamts Tharandt, Finanzamts Raffen. für Mraertum, Beamte/ Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: dieSgefpaUeneAaumzeile20 Goldpfennig, die 4gespatteurAeUe der amtlichenVekLNnrmal-r-uugen lOGold- pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 100 Goldpfennig. ÄcÄweisungsgedühr 20 Goldpfennig. Vor- geschriebene Grschcinungs- läge und Platzvorschriften lverden nach Möglichkeit r^ernspremer: Ämt Wilsdruff Nr. ß berücksichtigt. Anzeigen annahme dir vorm. 10 Uhr — -- - — Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Zeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klageeingezogenwerdenmuß oderderAuftraggeberinKonkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ G«. „Wilsdruffer Tageblatt* erscheint täglich nachm. 6 Uhr für de« ge». Tag. Bezugspreis: Bei Abholung in d« «efchästsftellc und den Ausgabestelle« 2 Wb. im Mona», bei Zustell»«, durch die Boten 2,30 Md., bei Poftbestellung I Md. zuzögliq Abtrag» , , ,, . ee . gebühr. Einzelnummer,, »Pf,. All-Poft-nftal»en Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend PostdotcnundunfercAus» Alger «nd DefchSfrsftclle« - -» - - - ' — " nehmen zn jeder Zeit Be- Heittengen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteh! dein Anspruch ans Lieferung »er geitu», oder Kürzung de» Dezngspreife». — Rüchs-ndun, ei»,efundter Schriftstücke ersol,! nur, wen» Porto »eiltest. Nr. 244. — 85. Jahrgang Telegr-Ndr „Amtsblatt" Wilsdruff - Dresden Postscheck Dresden 2640 Montag, den 18 Oktober 1826 Oesterreichs Schwierigkeiten. Das österreichische Kabinett Ramek ist infolge der Unerfüllbarkeit der Bcamtenforderungen zurückgetreten. Man nimmt an, daß Dr. Seipel die Neubildung der Regierung übernehmen wird. Seit Monaten schon drohten die österreichischen Beam ten mit Streik, weil mannigfache Forderungen, die sie ausgestellt hatten, von der Regierung nicht erfüllt wurden. Jetzt hat dieser Streit dazu geführt, daß die österreichische Negierung zurückgetreten ist. Zweifellos würde sie die Forderungen der Beamten gern erfüllt haben, aber auch ihr erging es so, wie es im Jahre 1924 der deutschen Re gierung ergangen ist, als sie die Forderungen der Beamten zurückweiscn mußte. Es besteht in Österreich die Gefahr, daß die Staatsausgaben die Einnahmen übersteigen, der Staatshaushalt und damit die Währung ins Schwanken kommen. Österreich ist auch heute noch ein Staat, der eine außer ordentlich hohe Beamtcnzahl hat, eine Zahl, die l lweit über die finanziellen Möglichkeiten dieses kleinen Staates hinausgeht. Dazu kommen aber noch die über aus zahlreichen „Pensionisten", die das Budget des Staates belasten. Das Verhältnis dieser Pensionisten zu den aktiven Beamten ist wie zwei zu drei, denn Österreich hat ja die schwere Aufgabe, alle Beamten ernähren zu -müssen, die beim Zusammenbruch der Habsburger Mon archie von den Nachfolgestaaten ausgewiesen worden sind. Insgesamt gibt es in Österreich etwa 300 000 Beamte und Pensionisten, so daß dort aus etwa 20 Köpfe schon ein Beamter kommt, also im Verhältnis dreimal soviel wie in Deutschland. ... Leider ist in Österreich die staatliche Festigung noch langst nicht so fortgeschritten wie in Deutschland, stellen einzelnen Klassen Forderungen an den Staat ohne -iuckstcht auf das Ganze, über solche Forderungen ist das frühere Kabinett Seipel seinerzeit gestürzt und das gleiche Schicksal hat nun auch das jetzige Kabinett Ramek getroffen. Die Regierung weiß genau, daß sie die Beamtenforderungen nicht erfüllen kann, soll sie nicht in Widerspruch kommen mit dem eigentlichen Herrscher in Österreich, den« Völkerbundkomitö, das darauf zu achten hat, daß die Österreich gewahrte Völkerbundanleihe nicht in Gefahr kommt. Formell ist ja die Kontrolle des Völkerbundes über Österreich abgebaut, aber tatsächlich muß die Regierung in ihrer finanziellen Gebarung stärkste Rücksicht darauf nehmen, daß vor allem die Verzinsung und Tilgung jener Anleihe reibungslos vor sich geht, weil sie sonst damit rechnen muß, daß eine neue Kontrolle des Völkerbundes eingerichtet wird. Neben dieser Schwierigkeit besteht aber in Österreich noch die andere, nämlich, daß die parteipolitischen Gegen- wett schärfere sind als in Deutschland. Die regie- dpiicr^dartei sind die Christlich-Sozialen, die etwa der Zentrumsparrci entsprechen und die mit der memrspartci eine Koalition bilden Die Sozialdemo kraten andererseits sind in Österreich weit radikaler als die deutschen, haben auch in Wien das Heft in der Hand. Daraus ergeben sich Streitpunkte besonderer Art, die manchmal an das Groteske streifen, weil Wien allein schon ein Drittel der gesamten Bevölkerungszahl Deutsch-Sster- reichs ausmacht. Eine weitere Schwierigkeit, über die das jetzige Kabinett zum Teil auch gestürzt ist, ist die Zentralbankaffäre, eine Stützungsaktion für eine Bank nämlich, die den Staat sehr viel Geld gekostet hat, aber nicht zu dem gewünschten Erfolge führte, deswegen von der Opposition, also den Sozialdemokraten, in schärfster Form ausqenutzt wurde und sogar bei den Christlich-Sozi alen selbst viel böses WM e^gte Das sind alles innerosterrerchische Kampfe und Aus einandersetzungen, die nicht bloß das eine beweisen, daß dieser Staat innerlich noch allzuwenig gefestigt ist, son dern auch noch die Unmöglichkeit dieses Staatenge bildes darlegen. Wenn Dr. Seipel, den man ohne weiteres als den einzigen wirklich führenden Staatsmann Österreichs betrachten muß, als Nachfolger des jetzt ge stürzten Ramek erklärt wird, so ist leider festzustellen, daß bei der ganzen Einstellung dieses Mannes von ihm eine Förderung des Anschlußgedankens kaum zu er warten ist. Er legt vielmehr größtes Gewicht darauf, namentlich mit Mussolini nicht aneinanderzugeraten. Seipel ist unter Berücksichtigung der politischen Lage, rn der sich Österreich befindet, darangegangen, auch mrt den Nachfolgestaaten, also der Tschechoslowakei und Jugosla wien, Freundschaftsverträgc abzuschließen und denkt nicht daran, die Anschlußfrage zu einer europäischen Frage zu machen. Die Erbschaft, die er von seinem Vorgänger übernehmen würde, ist also keineswegs leicht; man darf wohl sagen, daß Österreich noch nicht genugsam durch die Schule des Leidens gegangen ist, um' stac.'tspolitisch und wirtschaftlich zu den einschneidenden Maßnahmen zu ge langen, die wir in Deutschland erfreulicherweise schon hinter uns haben. Austausch der Ratifiktionsurkunden der italienisch-spanischen Schiedsgerichtsverträge. Berlin, 18. Oktober. Der Lokalanzeiger meldet aus Madrid, daß im Ministerium des Aeußeren die Ratifikations urkunden des Schiedsgerichtesvertrages zwischen Italien und Spanien ausgetauscht wurden. Verschärfter WMiterftreid m WM. Änegsratder englischen Vergarbeiier Einfuhrsperre für ausländische Kohle. Die noch im Streik befindlichen englischen Bergar beiter versuchen mit allen Mitteln, den Streik mit ver schärften Waffen weiterzusühren. Auf Grnnd der Abstim mung in den Bezirken zugunsten einer Verschärfung des Kampfes hat die Exekutive des Bergarbeiterverbandes die dem Parlament angchörendcn Bergarbeitervertreter anf- gefordcrt, in Mittelengland, wo die Wiederaufnahme der Arbeit in großem Umfange erfolgt ist, Versammlungen abznhalten. Die Exekutive hat den Generalrat des Ge werkschaftskongresses aufgefordcrt, eine besondere Sitzung abzuhalten, in der über eine Einfuhrsperre ge genüber ausländischer Kohle und über eine Abgabe zur finanziellen Unterstützung der Streikenden beraten werden soll. Die Exekutive beabsich' tigt ausserdem Vorstellungen bei der Organisation ds Sicherheitsmannschaftcn der Gruben zu erheben. Lon doner Blättern zufolge hat sich der Vollzugsausschuss des Bergarbeiterverbandes in einen Zentralen Kriegs-, rat umgewandelt und wird sein Hauptquartier am nach sten Dienstag zeitweilig von London nach dem Midland gebiet verlegen. Der Sekretär des Bergarbeiterverban des, Cook, erklärte in einem Presseinterview, die Konse renz der Arbeiterpartei mitsamt ihren Vorsitzenden unk dem Führer der Parlamentsopposition (Macdonald) hkt- i ten mit den Grubenbesitzern und der Negierung gemein same Sache bei dem Angriff auf die Bergleute gemacht. Die Bergarbeiter wüssten jetzt, wer ihre Freunde feien und wer nicht. Mehrere hundert streikende Bergarbeiter überfielen die Grubenanlagen im Avontal in der Grafschaft Glamor gan. Die Polizei griff ein, um die Menge zu zer streuen. Zwölf Personen, darunter ein Polizeibeamter, wurden ernstlich verletzt. i * Oie Kohlenversorgung in Oeuischland gesichert. Ausfuhrverbot nach dem Osten. » Der Streik der englischen Bergarbeiter hat die deutsche -Kohlenausfuhr weit über ihre Leistungsfähigkeit zu Lie ferungen veranlaßt. Infolgedessen sind die Halden ziem lich geräumt, so daß jetzt, wo der Winter vor der Tür steht, die Gefahr einer Kohlenverknappung mit ihren schweren Folgen nicht ausgeschlossen ist. Um zu Verbin dern, daß die Kohlcnausfuhr lediglich durch die Bedürf nisse des Auslandes beeinflußt wird, die in diesem Falle dem Vorteil des Inlandes entgegenstehen, hat der Neichs- kohlenkommisiar den oberschlesischen Firmen die Ausfuhr nach dem Osten untersagt, mit Ausnahme der Lieferungen, die vertragsmäßig nach Österreich und der Tschechoslo wakei gehen. Auch mit dem Kohlensyndikat in Westfalen .sind ähnliche Abmachungen getroffen worden, so daß die ,Lieferungen für den deutschen Kohlenbedarf als gesichert gelten können. Nie kMMeßinige» Ser fsWMLen stsMslfopsWen zur KHenpolM. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 18. Oktober. In der Entschließung des auswär tigen Schuldenproblems und der auswärtigen Politik, die auf dem Parteitag der Radikalen in Bordeaux zur Annahme ge langte, heißt es: Der Kongreß ist der Ansicht, daß, wenn das Washingtoner Abkommen ratifiziert würde, Vorbehalte aufgestellt werden müßten, die Frankreich die Sicherheit bieten, daß es auf leinen Fall und in keiner Form an die Vereinigten Staaten und an Großbritannien mehr zu zahlen hätte, als es von feinen eigenen Schuldnern bekommt. Auf die Transfer-Schwierigkeiten müsse Rücksicht genommen werden. In der auswärtigen Politik begrüßt der Kongreß die Ergebnisse, die die Partei durch die von Herriot im Juli 1924 eingeleitete Politik erzielte und die seitdem in Genf, Locarno und Thoiry sorgesetzt wurde und die die Reorganisation Europas und die Befestigung des Friedens be zweckt. Der Kongreß gibt seine volle Zustimmung zu den Lv- carnoverträgen. Der Kongreß wünscht lebhaft, daß Spanien und Brasilien wieder im- Völkerbund den Platz einnehmen und schließ lich spricht er den Wunsch aus, daß Rußland und die Vereinigten Staaten an dem gemeinsamen Werk in Genf Mitarbeiten mögen. Franklin Bouillon vom regierungsfreundlichen Flügel der Partei, stimmte der Tagesordnung unter der Voraussetzung zu, daß vor der Ratifizierung des Washingtoner Abkommens und um diese zu erleichtern, neue Verhandlungen mit Amerika ausgenommen würden. Ein neuer RnMlsg sul cken spanischen König? Paris, 18. Oktober. Nach einer Meldung der Pariser Chigako Tribune aus Peripgnan ist man einem neuen Anschlag gegen das Leben des Königs von Spanien und gegen Primo de Rivera auf die Spur gekommen. Fünf Kommunisten wurden unter diesem Verdacht verhaftet und nach Barcelona ins Gefäng nis gebracht. Ihre Verhaftung erfolgte eine halbe Stunde vor Ankunft des königlichen Zuges. Ls wurden bei ihnen eine Anzahl Waffen gesunden. Man vermutet, daß sie auf den Wagen des Königs schießen wollten. Lord Asquith, der bekannte britische Staatsmann und Führer der enq- nichen Liberalen, ist jetzt von seinem Amte als Führer der Partei zurückgetretcn. Als Grund des Rücktritts gilt feine alte Gegnerschaft gegen den ebenfalls bei den Libe ralen einflußreichen Lloyd George, mit dem Asquith sich ;rst vor kurzer Zeit offiziell aussöhnte. Asquith hattet nehrmals die Ministerpräsidentschaft und andere wichtige Srnter inne. Er steht im Alter von 74 Jahren. Mchnworte Hindenburgs. Ausklang des Besuchs in Braunschweig. Den Abschluß des Besuches des Reichspräsidenten ir ; Braunschweig bildete eine Festvorstellung im Landes- theater, der ein Festabend im Schloß folgte. Mö nister Marquardt hielt hierbei die Begrüßungsan sprache, in der er seiner besonderen Freude über der - Besuch Hindenburgs in Braunschweig Ausdruck gab und die Hoffnung aussprach, daß es der ruhigen und' sichere« Führung Hindenburgs gelin i möge, das deutsche Vol! wieder besseren Tagen entge zuführen. In seiner Erwiderungs, prache dankte der Reichs Präsident für den herzlichen Empfang. Mit besondere? ! Genugtuung habe er das Bekenntnis des Ministers zum j Reich und das Gelöbnis, dem großen Vaterland mit dei besten Kraft zu dienen, entgegengenommen. Der Reichspräsident fuhr dann fort: Zusammenarbeit von Ländern und Reich ist aber nur der eine Pfeil« unseres Wiederaufbaues; der andere ist die Zusammen sassung der Deutschen zur Einheit in alle« Dingen, welch« die deutsche Nation und ihre Zukunft angehcn. Und hier zeigt leider jeder Tag, dass wir an staatsbürger lichem und nationalem Gemeinschafts gefühl noch viel gewinnen müssen. DeshalL richte ich auch hier an Sie, meine verehrten Herren, du Aufforderung, in Ihrer politischen und wirtschaftliche« Tagesarbeit für den Gedanken der Einigung in unsrem Volke zu arbeiten und zu leben. Wir Deutschen haben noch einen schweren und dornenvollen Weg zn wandern, bis wir die äussere Freiheit und die inncrr Wiedererstarkung gewonnen haben. Wenn wir diesen Weg einträchtiglich, gemeinsam in Dulden und Wollen gehen, werden wir unser hartes Schicksal leich ter tragen und sicherer meistern. Mit einem Hurra auf Braunschweig und Deutschland ! schloß die Ansprache. Nach dem Essen brachten die ver einigten Braunschweiger Liedertafeln^ ungefähr 80t