Volltext Seite (XML)
Sonnabend, 2V. Ottober IMS Rr. 43. Erster Jahrgang 5luer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge mit der wöchentlichen Unterhnl1unn5.beilage: Illustrierten ^onntagnblntt. roi>>»Iworllich>'. Kcdakteur: ?>»ck und Lerlaa Das Wichtigste vom Tage k o ii i i >1 ii Näheres siehe unten. Viehseuchen und Grenzsperren ac- um bei Hanl Leiul>>n>> in U»e. Schweine wegen der hohen Kosten der Ueberwachung unmög lich, so ist dies noch mehr durch die zweite Bestimmung der Fall. Bei warmer Witterung ist ei» Transport ge schlachteter Schweine unmöglich, und da nach den neuesten Bestimmungen monatlich höchstens 2813 Schweine eingesührt werden dürfen, hierfür aber nur die Wintcrmonate in Betracht kommen, so würde sich die Einfuhr nur auf 50000 Stück jährlich bringen lassen. Die vorgeschriebene drcißigtägige tierärztliche Ueberwachung der Tiere ist aber auch zwecklos, da der Tier arzt, der die Bescheinigung ausstellt, keine Kontrolle darüber hat, ob während dieser Zeit nicht Tiere ausgewechselt wurden. Mit Recht wird in der Eingabe noch daraus hingewiesen, daß bei der Einfuhr von Rindern aus Oesterreich-Ungarn noch kei nerlei Beanstandungen ergeben haben und deshalb unter den gleichen Bedingungen, wie sie für die Einfuhr von Rindern bestehen, wohl auch lebende Schweine eingesührt werden könnten, ohne den deutschen Biehstand der Gefahr der Verseu chung auszusetzen. Die angeführten Gründe werden für jeden Einsichtigen überzeugend sein. Hassen wir, daß sich auch die maßgebenden Stellen bald zur richtigen Erkenntnis der Sachlage durchringen. Mit welcher Rigorosität übrigens die Grenzsperre durchgesührt wird, beweist ein Vorfall, der sich in Bentheim kürzlich zugetragen hat. Dort hatte ein Landwirt, dessen Besitztum von der deutsch-holländischen Grenze durchschnit ten wird, auf der holländischen Seite sein Vieh stehen. Eines Tages rissen sich nun die Tiere, sieben wertvolle Rinder, aus der Weide los und traten aus deutsches Gebiet Uber. Sie wurden infolgedessen von Grenzbeamten beschlagnahmt, und der Eigentümer wird bedeutende Kosten zu bezahlen haben, ehe er sie wieder in Empfang nehmen kann. Bei einem Z y klon a u s H avanna sollen 10i> P e r so ne n »in» Leben gekommen sein." Man rechne! damit, da» die s r a n z ö s licke M i n i st e i - s ch nel > v o r ü b ergebe n wird.* Für -le Inserate r>eranlirn'rlli<t>: Kll-er« Füchse!, beide in Aue. Die beiden alte st e n L ö h n e des Königs Friedri ch 21 u g n st werden nächste Woche mit der G räfi n M o n t i g n o s o ; nsa m m entref fe n? IlllMIlstlll Die sä cl> s i s ch e L a n d es s y n v d e l>m den Regiermigs- Gesetzenlwnrs über die g e genseitige Z » la s s n n g der evangelisch-lutherischen und der r ö in isch - t a tho - l i j ckie n G eistlichen zu den Begräbnissen ans den 'Hott es acker n beider K onsessione n angenommen? ?z>rechsiun-e der Aedatno» mit Ausnahme der Somitaae nachniittarrs von 4—", Uhr. Tclegrannii-Adressc: Laarblaa Aue. — Fernipreckrer Für uurerlauat eingesandte Mannsfriple kann Gen>al>r nicht acleistel werde». Der B ü rger m eister von K ö p e n i et, l)i. L a n g e r - b a n S, bat gestern sein A in l n i ede rgeleg i. Die B a » t von England bat ihren von ans t> Proz. erhöbt. Annahme von Anzeigen bis spätestens g'/r Uhr vormittags. Für Ausnahme von grögcren Anzeigen an bcslimmten Ltellen kann nur dann gebürgt werden, wenn gc am Lage vorher bei uns eingehcn. Znsertionspceis: Die siebcngespallcne Aorpuszcile oder deren Aamu io pisg., Aeklanien rt, Pisa Lei arStzereu Ansträgen entsprechender Rabat«. Bezugspreis. Durch unsere Lote» frei ins ifaus monatlich so Psa. Lei der Geschäftsstelle abgeholt monatlich <za Pf-z und wdcheuttich zo Psg. — Lei der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich z.Ln Mk. - Durch den Lricsträger frei ins lf.ius vicrtetjäbrlicb i.g? Ittk - Einzelne Lninnrer io Psa. — Deutscher Postzeitungs- kataloa — Lrschclm täglich iu den Miltagsstnudeu. mit Ausnahme von Sonn- und Feiertagen. sinfolgc Beförderung des Inhabers) möglichst zu vermeiden. Außerdem erscheine es wohl angebracht, den bisherigen Ches der Reichskanzlei ranglich dem Inhaber der korrespondierenden Stelle in Preußen gleichzustellen, wo im Staatsministerium be reits ein Unterstaatssekretär vorhanden ist. Für die Besetzung des neuzuschaffenden Unterstaatssekretärpostens sei der jetzige Chef der Reichskanzlei v. Loebell in Aussicht genommen Gleichzeitig verlautet, daß die vakante Stelle des Vortragenden Rats in der Reichskanzlei dem dort bisher kommissarisch beschäf tigten Geheimrat v. Günther endgültig übertragen werden soll. Die maßgebenden Parteien des Reichstages hät ten sich bereits im voraus mit dieser Forderung der Regierung c i n v e r st a n d en erklärt, so daß dieser Forderung an deren An nahme nicht mehr gezweifelt werden könne. — Trotz dieser tröst lichen Versicherung möchten wir hinter die ganze Meldung vor läufig noch eine Fragezeichen setzen. General Massow's Abschied. lieber den Ruckln» des Präsidenlcn des Reichsmilitärgerichls, de» Gciierals v. Maisow, werden der Rbeinisch-Westfäl. Zlg. aus Berlin solgende sensalioneilen Enthüllungen gemacht, für deren Nichtigkeit aber keine Gewähr behebt. Der preußische Kriegsmi nister soll im Frühjahr I!N>5 mit einem Rundschreiben an sämt liche Ärmcegerichte, in dem er eine Reihe von Bestinimuiigen der Mililär-Sti afgerichtsordnung einer b e st i in ni ten Auslegung unterzog, den Widerspruch hoher Marine-Ossiziere erweckt habe». Auch der Großadmiral v. Köster soll dem Staatssekretär des RcichSniarineaiiilS, welche» das Rnndschreibe» gleichsalls zur „Tarnachachliiiig" weilergegeben halte, seine Bedenken in ent schiedener Weise mitgeteill haben. Daraus soll der Staatssekretär und der Kriegsniinister die Entscheidung des Kaisers angernsen haben, welcher das Gutachten des Reicküinililärgerichts einfordertc. Trotzdem dieses sich aui dem Ltandtpunkt der Beschwerdeführer stellte, sei es dein Kriegsniinister und dem Staatssekretär gelungen, den Kaiser zu bestimmen, in ihrem Sinne zn entscheiden. Daraus habe der Präsident des ReichsmilttärgerichtS seinen Abschied ge nommen. Inwieweit der Großadmiral v. Köster, der bekanntlich den Oberbefehl an den Prinzen Heinrich abgegeben bat, gleichfalls mitbeeiuflnßl worden sei. läßt der Gewährsmann des rheinischen Blattes dahingestellt sein. Es wird ja wohl bald über diese pein liche Sache eine offizielle Darlegung erscheine», io ist wenigstens zn hoffen. Daß die Rechtsprechung in Militärgerichtssachen von ministeriellen Ansichten beeinflußt werden sollte, erscheint unbedingt unzulaisig; eine Aufklärung ist im vorliegenden Falle dringend boten. lieber den Ausdruck) der Maul - und Klauenseuche auf dem Berliner Vieh Hof hat der Geheime Oberregie rungsrat Schröter vom Landwirtschastsministerium einem Be richterstatter mitgeteilt, daß höchstwahrscheinlich der Seuchen stoff aus dem Kreise Greifswald gekommen ist. Trotzdem es sich also gar nicht um ausländisches Vieh und um eine lleber- tragung der Seuche aus dem Auslande handelt, erklärte der Ge heime Oberregicrungsrat Schröter: „Der Fall ist ein Beweis dafür, daß die Grenzen g e g e n d i e E i n s u h r g e s p e r r t (!) bleiben müssen, in diesem Sinne hat sich der Minister v. Podbielski, der die Amtsgeschäfte wieder übernommen hat, ausgesprochen, nachdem ihm über den Vorfall Vortrag gehalten worden war." Diese Logik des Herrn von Podbielski und seines gelehrigen Schülers Schröter, der die Aufrechterhaltung der Grenzsperre mit dem Ausbruch der Seuche im Inlande begründet, ist für die Lebensweisheit dieser Kreise kennzeichnend. Nach einer Mit teilung des Generalsekretärs Burkhardt von der Zentralstelle für Viehvcrwertung hat sich hcrausgestcllt, daß die Seuche in einem nahe bei Greifswald belegenen Gchöst zum Ausbruch kam. Die Verschleppung des Ansteckungsstosfes ist durch das Personal be ziehungsweise dessen Verkehr aus dem Versuchsinstitut des Pro- sessors Löss ler in Greifswald erfolgt, der mit staatlicher Unterstützung seit einer Reihe von Jahren Versuche im Zminu- nisierungsversahrcn anstellt. Von der preußischen Regierung ist sofort die Tötung aller im Institut des Professors Lössler befind lichen Tiere sowie die Einstellung aller weiteren Immunisie- rnngsversuche angeordnet worden. k <lr Ä Der Bezirksverein Königreich Bayern im Deutschen Flei- jchcr verband, der kürzlich schon in einer an die bayrische Regierung gerichteten Eingabe unter Darlegung der Verhältnisse auf die Notwendigkeit, die Einfuhr von Schlachtvieh aus Frankreich, Holland und Dänemark zu gestatten, hingewiesen hatte, hat nun an das bayrische Ministerium des Innern das Er suchen gerichtet, dahin wirken zu wollen, daß die Bestimmungen über die Einfuhr von Schweinen aus Oesterreich-Ungarn einer Revision unterzogen werden. In der Eingabe ist folgendes aus geführt: Die gestattete Einfuhr von jährlich 50 00V Schweinen aus Oesterreich nach Bayern wird durch die bestehenden Einsuhr bestimmungen unmöglich gemacht; die Erlaubnis der Ein fuhr steht also nur noch aus dem Papier. So bestimmt 8 10 des Schlußprotokolls des Vichscuchenübereinkommens zwischen dem Deutschen Reiche und Oesterreich-Ungarn, daß für sämtliche lebend einzusllhrendcn Tiere aus den Ursprungszeugnissen be scheinigt sein muß, daß das Land in den letzten 10 Tagen seu chenfrei war. Man sollte glauben, diese Bestätigung würde genügen, dies ist aber nicht der Fall. Es wird weiter verlangt, daß die Tiere außerdem noch dreißig Tage lang tierärzt lich überwacht weiden. Weiter müssen die Tiere in den Grenzschlachthöfcn Rosenheim oder Passau geschlachtet werden. Macht schon die erstgenannte Bedingung die Einfuhr lebender >v. Der Kaiser in Bonn. Der Kaiser hat gestern morgen !>»/, Uhr eine Automobilsahrt nach der U r s t t a l s p e r r e Gemünd in der Eifel angetreten. zz. Herr von Tschirschky in Rom. Conte di Cellere, der Kabincttschef des Ministers des Aeußeren, hat gestern vor mittag Staatssekretär von Tschirschky einen Besuch abgestattet, um iihm im Namen des Ministers des Aeußern Tittoni willkom men zu heißen. zz . Die Bertreter Kaiser Wilhelms zum VOjiihrigen Dienst jubiläum des Grafen Beck. General Graf Hülsen-Häseler und Oberst vonBelow wurden gestern mittag) vom Kaiser von Oesterreich empfangen. Aus Anlaß des Jubiläums fanden sich gestern beim Grafen Beck die Erzherzöge Rainer und Friedrich ein. Auch Graf von Hülsen-Häseler und der Kommandeur des 10. Jnsanterie-Rcgiments Oberst von Below, sprachen gestern bei dem Grafen Beck, dem Chef des Regiments, vor. zz. Zur Braunschweigischen Thronsolgrfrage. Die Braun schweigische Landeszeitung meldet: In der gestrigen vertraulichen Sitzung des Landtages, an der die, Mitglieder des Regentschafts rats nicht teilnahmen, ist die von der staatsrechtlichen Kommission (Referent Abgeordneter Retemcyer) auSgearbeitcte Erwiderung auf die Vorlage der Regierung betreffend. N e u w a h l eines Regenten sestgestellt und genehmigt worden. Wie verlautet, ist eine nahezu völlige Einigung im Landtage erzielt worden, und zwar dahin, daß man zwar im Prinzip der Regiernngsvvrlagc zu stimme, daß aber voraussichtlich die Neuwahl eines Regenten noch etwa» a ufgeschobcn werde. Das genannte Blatt fügt hinzu, man gehe wohl nicht fehl, wenn inan aimimmt, daß vorher noch versucht werden soll, die Sachlage derart zu klären, daß es mög lich wird, in absehbarer Zeit die Reglekiingaverhällnissc des Her- zogvimS in irgciid einer Richtung definitiv zn regeln. Die'polnische Provokation geht soweit, daß z. B. in der Fran ziskanerkirche zu Enesen morgen ein F e st g o t t e s d i e n st für die o b st r u i c r c n d e n Kinder abgehalten wird. Die polnische Presse bemüht sich krampfhaft, die Olkstruktiosbewegung aufzu bauschen. Ein Antrag auf Einberufung eines deutschen Städtetages behufs Stellungnahme zur herrschenden Lebensmittel teuerung ist von der Charlottenburger Stadtverornetenver- samnilung einstimmig angenommen worden. Der dortige Ma gistrat soll beim Vorstand des Städtetages die schleunige Einbe rufung veranlassen, damit erneut Maßnahmen gegenüber der Notlage getroffen werden, durch die eine gefahrdrohende Minder ernährung der unteren und mittleren Vokksklasscn hcrbeigeführt werde. Diese rr»»n»»nev »rinsnszt 14 Seite,» —«u.. --- - Politische Tagesschau. De»»tsel?es Neieh. Aue, 20. Oktober N'Oli. Ein sreikonservativer Parteitag hat am Donnerstag zum ersten Male stattgesundcn. In Bres - l a u versammelten sich unter dem Vorsitze des Herzogs von Ratibor sreikonservativc Abgeordnete und Delegierte aus allen Teilen des Reiches. Der Abg. v. Kardorff erklärte, die Freikonservativen seicu mit der Veranstaltung ihres ersten Par teitages dem Beispiel der übrigen Parteien gefolgt; die Zusam menkünfte seien nicht nur im Interesse der einzelnen Parteien, sondern im allgemeinen öffentlichen Interesse ( ?) Herr v. Kar- dorsf warf in seiner Rede einen Rückblick aus die Geschichte und die Bestrebungen der freikonservativen Partei. Er sprach sich weiter über die Finanzresorm, besonders über die Fahrkarten steuer, aus, die der Partei auf Grund der Tatsache, daß nach ein gehenden Berechnungen der Personenverkehr die Ausgaben nicht decke, durchaus berechtigt erschienen sei. (!) An anderer Stelle fuhr der alte, freikonscrvative Führer fort: „Unsere Rüstung zu Wasser und zu Lande ist stark, so daß wir kriegerischen Eventualitäten mit einem gewissen Gleichmut entgegen sehen können. Wir können sicher sein, daß auch koalierte Mächte cs sich zwei- und dreimal überlegen würden, ehe sic uns mit Krieg überzögen." Die sozialdemokratische Gefahr schätzte der Redner sehr hoch ein; Bebel habe auf dem Mannheimer Parteitage einen glänzenden Sieg davongetragen, und darum müsse das Kriegs beil zwischen den bürgerlichen Parteien noch tiefer begraben wer den als seither. An zweiter Stelle reserierte Abg. Frhr. v. Zed- litz und Neukirch Uber die Tätigkeit der srcikonservativen Fraktion im preußischen Abgeordnetenhause. Er berührte vor allem die Wahlrcchtssrage. Der preußische Staat dürfe niemals unter die Herrschaft des internationalen Poletariats kommen. Andererseits könne man der Krone keinen besseren Dienst er weisen, als indem man sie vor Entgleisungen nach der absoluti stischen Seite schützt. Der Reichstagsabgeordnctc Arendt schil derte seine Erlebnisse auf der letzten parlamentarischen Ostasrika- fahrt. Der Abg. G a m p sprach über die Fleischnot und besiir wartete die Errichtung von Grenzschlachthäusern, um die Zufuhr unverseuchten Fleisches zu vermehren. Dann wurde der Partei tag geschlossen. Zur Polcnfrage in Oberschlesien faßte der Parteitag eine längere Resolution, in der es heißt: „Der Parteitag spricht die Erwartung aus, daß die Regierung der großpolnischcn Bewegung große Aufmerksamkeit zuwendcn und alle zur Bekämpfung derselben geeigneten Mittel kräftig zur Anwendung bringen wird. Insbesondere soll die Regierung fest halten an der bisherigen deutschen Schulpolitik unter Zulassung der Muttersprache in den durch die gegenwärtigen Bestimmun gen gezogenen Grenzen." Ein Unterstaatssekretariat für di« Reichskanzlei. Die „Jnsormation" will von angeblich „eingeweihter" Seite erfahren haben, daß die Reichsregierung beabsichtige, schon im kommenden Etat die Stelle des Chefs der Reichskanzlei in einen Untsrstaatssekretärposten umzu wand ein. Der Grund für die Neuschaffung des Unterstaatssekretariats sei darin zu suchen, daß dSm Reichskanzler begreiflicherweise daran gelegen sei, einen Mechsbl in der Besetzung der bisher niedrigen Stelle