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Donnerstag. Bstpäig. Die Ztitung erscheint mit Aufnahme de« Montags täglich und wird Nachmittag« 4 Uhr aus gegeben. Prei» für da« Vierteljahr 1'/, Thlr.; jede einzeln« Nummer 2 Ngr. — Rr. 302. — 25 December 1856. Zu beziehe» durch alle Postämter de« In- und AuSlandcS, sowie durch di« «Srpedition in Leipzig (Querstraße Nr. 8). JnsertionSgebühr «Wahrheit und Recht, Freiheit und Tesch!» für den Naum einer Zeil« 2 Ngr. Deutschs MglMinc Ztituug Die Deutsche Allgemeine Zeitung hat ihren Leserkreis in den letzten Jahren bedeutend steigen sehen, nicht nur in Sachsen und den angrenzenden Ländern, sondern ebenso in andern Theilen Deutschlands, Oesterreichs und des Auslandes, und glaubt sich zu den ersten deutschen Zeitungen rechnen zu dürfen. Sie wird auch in Zukunft den Anfoderungen, welche an sie gestellt werden, in jeder Weise zu entsprechen suchen: durch »navhäugige, freifitmige Haltung, gediegene Leitartikel, zahlreiche und zuverlässige Origi» «ak-arrefpoudenre«, regelmäßige telegraphische Depesche«, unterhaltendes Feuilleton und endlich durch sorgfältigste Beach tung uud Vertretung des .Handel- «nd der Industrie. In letzterer Hinsicht hat die Deutsche Allgemeine Zeitung für daS Jahr 1857 besondere Veranstaltungen getroffen, um diese in neuester Zeit zu immer größerer Wichtigkeit gelangten Faktoren des öffentlichen Lebens in möglichst vollständiger und in gewissenhaftester Weise zu berücksichtigen und dadurch der Handelöwelt sowie dem zahlreichen Theile des großen Publikums, das sich dafür näher intereffirt, fortwährend eine Ueberficht darüber zu gewähren. AlS sächsisches Blatt sucht endlich die Deutsche Allgemeine Zeitung in Betreff der sächsische« Atugekrgeuheite« die Ansprüche ihrer sächsischen wie ihrer auswärtigen Leser gleichmäßig zu befriedigen. Das Ä-annemeut auf die Deutsche Allgemeine Zeitung beträgt vierteljährlich «ur 1V- Thlr. Inserate (die Zeile 2 Ngr.) finden durch sie die weiteste und zweckmäßigste Verbreitung. Wege« -er WeihuaehtSfeiertage erscheint -ie nächste Nummer Sonnabend, SV. Deeember, Nachmittags. ! > ->» > > —. Deutschland. tt Aus Schwaben, 22. Dec. Wir Süddeutschen haben alle Veranlas sung, betrübte und ängstliche Weihnachtsbitrachtungen anzustellen; das „Frieden auf Erden" will nicht recht freudig in unser Herz dringen. Mit kältester Ruhe betrachteten wir da» Wetterleuchten wegen Neuenburg, bis auf einmal das Ungewitter fast über unsern Köpfen steht. Sv sehr aber sträubt sich das öffentliche-Bewußtsein dagegen, die Möglichkeit eine» Blut vergießens wegen der Neuenburger Sach« anzunchmen, daß selbst jetzt noch Diejenigen in der Mehrheit sind, welch« darauf schwören, eS werde auf Pi- nm Fall weiter als zu einer Demonstration kommen. Wir wollen mit dem Unglauben nicht rechten, da ohnehin auch uni noch einig« Skepsis beherrscht. An Symptomen, welche ängstlich machen können, fehlt e» übrigens nicht. Wenn ich, wie ich glaub«, recht berichtet bin, so ist mit Bad«» die Durch- marschSeonvenlion bereit» unterzeichnet und die Anordnungen und Vorberei tungen ins Detail hinein entworfen und zum Lh«il gemacht. Ob mit Württemberg di« Convention im Reinen ist, kann ich nicht genau angeben; die Anfrage von Berlin soll allerdings schon vor einigen Wochen an- gelangt und seitdem unterhandelt worden sein. Versichert wird, daß auch von Baiern her der Anmarsch beabsichtigt sei. Minder verbürgte Ge rüchte, deren hier in Menge circuliren, bezeichnen genau schon die Truppen- theile, welche auf den einzelnen vercinbarten oder in Vereinbarung begriffe nen Stappenstraßen ihren Weg machen sollen. Ich enthalte mich, die- selben mitzutheilen, sowi« di« Gerüchte über einzelne Vorbereitungen, welche zur Verpflegung und Bequartwrung der Truppen von im Stillen anuxsen- de« preußischen Offizieren und Kriegsbeamten im Einvernehmen mit den süddeutschen Regierungen bereits getroffen werden. Auch von in der Stille vorbereiteten und vorgesehenen Aufgeboten all» süddeutschen Bodenseeufer staaten spricht man, was Mir insofern nicht eben unwahrscheinlich dünkt, al« dieselben durch Gestattung des preußischen Durchmarsches in ein inter national«« RechtSPUHäliniß zu der Schweiz treten, das, wie viele der am- phibialen Zustände der neuern Politik, al» nicht warm, aber leidlich kalt zu bezeichnen wäre. Ich erwähne noch die Stimmung im süddeutschen Volke, da« die Arche mitzuzahlen hat, obwol es glaubt, daß Neuenburg cS sowenig angehe al- der Mann im Monde. Daß von einer Begeisterung für und wider keine Rede sein kann, versteht sich von selbst. Man gibt, abgesehen von der formellen völkerrechtlichen Seite des Streithandels, beiden Theilen Un recht, weit man oben durchaus jed« kriegerische Verwickelung verdammt. Da wir namentlich volkSwivthschastlich mit der Schweiz durch enge, ja die engsten Bande verknüpft sind, so neigt sich di« Schale der Sympathie, sofern von solcher übtrhaupt die Rede ist, eher auf dir Seite der Schweiz. Die Fabriken St.-Gal- lenS, Thurgaus, deS Aargaus «.beschäftigen viele süddeutsche Arme; viele Schwei zer haben im badischen Oberland und bi« mitten ins Herz von Schwaben herein in letzterer Zeit Fabriken gegründet. Südwestbaiern und Oberschwa ben sind die Kornkammern der Schweiz und der Umsatz der Natural,«« dahin beläuft sich in einer einzigen Woche fast auf Millionen. Wenn ich Ihnen gelegentlich bemerk», daß auf den letzten Schrannen Oberschwabenö und SüdbaiernS bi« Zufuhr wie der Tropfen auf einen Stein verpuffte, so werden Sie da« bei den jetzigen Conjumturm begreiflich finden. Hier in Schwaben befürchtet man ein Steigen der kaum gesunken«« Vietualien- priis« und schon die« nicht hin, den Krieg in allen Krtisen unliebsam zu machen. Au« der nördlichen Schweiz erhalte ich von einem ruhigen Beob- achter einen Privatbrief, welcher die Stimmung als eine ernst« und «nt- schloffene in allen Kreisen schildert. Möge der Himmel, welcher die Herzen der Völker und der Könige lenkt, noch Alles zum Besten wenden und da» Brandmal eine« Krieg«, eines eventuell sehr hartnäckigen Blutvergießen-, im Herzen von Europa wegen so verhältnißmäßig unbedeutender Interessen von den Annalen de« IS. Jahrhundert» fernhalten! Diese» der heiß« Neujahrwunsch, welcher unsere süddeutschen Gauen einmüthig erfüllt! Preußen. -^Berlin, 23. D«. Die von der Kreuzzeitung au» Bern mitgetheilte Nachricht, daß nunmehr auch der englisch« Gesandte sich für Krrigebung der Gefangenen dem BundeSrath gegenüber auSgestwo- chen hab«, ist, wie wir vernehmen, richtig. Eine Wandlung in der betref fenden Anschauung der englischen Regierung soll indessen, nach einer Er klärung des hiesigen englischen Gesandten, dadurch nicht eingetretm sein, indem «S übtrhaupt niemals die Absicht der englisch«« Regierung gewesen wäre, in der fraglich«» Angelegenheit anderer Meinung als die übrigen Un terzeichner de« Londoner Protokolls zu sein; da» gegenthellig« Auftreten de- »uglischen Gesandte« in der Schweiz, deS Hrn. Gordon, beruhe auf einer irrigen Aufsasfimg der ihm ertheilten Instruktion, und würde Hr. Gor- don jetzt, nachdem er von seiner Regierung auf die betreffend« falsche In- tcrpretation aufmerksam gemacht worden, nicht ermangeln, di« wahr« Mei nung der englischen Regierung d«m schweizerisch«« BundeSrath zu wisst« zu thun. Mr müssen gestehen, daß unS diese entschuldigende Erklärung etwa« seltsam vorkommt. Ein Gesandter ist kein A-B-C-Echüler «mb muß doch wol leftn und verstehe« können, wa« ihm von seinerR«gierung«sag1 wird^ Kann er di«S nicht, so ist er der unfähigste Meusch von der Welt für s«i- ne« Posten, und darum hätte «in Versehen, wie das angebliche^ »othwen- digerweisr die Abbrrufung de« Hrn. Gordon von semem Postm zur Folge haben müssen. Hr. Gordon ist indessen nicht abberuftn w«ch«n, und darum müssen wir vorerst noch glauben, daß «r im den ihm zuerst ertheilt«« Zn- structionen doch wol nicht so ganz falsch gelesen hallt« dürft«. Ob «S Hr. Gordon nun nül seiner persönlichen Ehre vereinbar findet, sich in solcher Weise als Sünbenbock für eine Stellung gebrauch«« zu lassen, bi« Eng land, weil sie unhaltbar war, wieder aufgeben mußte, die- ist sein« Sache und gehört nicht weiter hierher. Was Preußen betrifft, so kann diese Um wandlung ihm natürlich nur angenehm fein; wenn indessen die englische Regierung dtr Meinung sei« sollte, durch Visse Umwandlung die von Preu ßen i« diesem Augenblick eingenommene entschiedene Stellung in das Gelri» der diplomatischen Verhandlungen wieder zuruckgrhen zu Machen, so würde sie darin doch sehr irren. Wa» England jetzt thut, ist nichts al» eine ein fache CoüsequeNz seiner Unterzeichnung des Londoner Protokolls, und «» mußt« sich, mehr um seiner selbst als um Preußens willen, dieser Conse quenz anbequemrn, wenn es sich dem allgemeinen Recht-bewußtsein gegen über Nicht in der allerverwerflichsten Weis« bloßsteüen wollt«; wa» Preuß«» betrifft, so bedurfte e» zur Feststellung seines Recht» dieser Umwandlung durchaus nicht, und es wird sich darum, wenn eS ihm auch nur angenehm s«in kann, baß diese Umwandlung nachträglich erfolgt ist, auch nicht im ent- fernt«sten abhalten lassen, mit eiserner Sonsequenz auf dem Weg« vorzugehen, den e» j«tzt betreten hat. Indessen hat die Aufklärung dts von Hrn. Gordon begangenen „JlrthumS" iNsoftrn doch ihren Werth, als di« Schweiz nun mehr «lnsthen muß, vaß die Stellung, welche sie eingenomm«» hat, von sämmtlichen Großmächten übereinstimmend verurtheilt wird. Die Erhol- tung de» Friedens hängt nunmehr lediglich noch von der Haltung der Bun- deöversammlung ab; möge di« Bundesversammlung das wohl bedenken und