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Wchmtz-Mmig Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. 73. Jahrgang. Donnerstag, den 27. Juni 1907. Nr. 74. Mit achtfeitigem „Illustrierten Unterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtschastlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle »nd an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Irhnr. - Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Die „Weiberitz.Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal : Dienstag, Donners- Inserate werden mit 12 Psg., solche aus unserer Amtshauptmannschaft mit lOPfg.die Spaltzeile oder deren Rauni berech- net. Bekanntmachungen aus der ersten Seite snur von Behörden) die zwei- gespaltene Zeile 30 bez. , 25 Psg. Tabellarische 84 Psg., einmonatlich 42 und komplizierte Inserate Psg. Einzelne Nummern I DM IM mit entsprechendem Auf- 10 Psg. — Alle Postan- I schlag. Eingesandt, im 8LML8L Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. "ULS-LV Amtsblatt für die Königliche WnishMptimmilchast. das Königliche Amtsgericht nnd den Stadtrat zu Dippoldiswalde. tag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- denAbendenausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. 25 Psg., zweimonatlich Das Ministerium des Innern hat die von der Wasserbaudlrektion bearbelteien Planungen, die Errichtung von Talsperrenanlagen in den Weihentzgebieten be treffend, soweit sie sich auf die Talsperrebauten bei Klingenberg und Malter und die damit zusammenhängende Regelung der Wasserabfluhverhältnisse beziehen, auf Grund der 88 l und 2 des Gesetzes über die Berichtigung von Wasserläufen usw. vom 15. August 1855 in Verbindung mit der Verordnung vom 26. April , 1002 festgestellt und zur Ausführung genehmigt. Gemäh 8 l7 Abs. 1 der zu dem angezogenen Gesetze erlassenen Ausführungsver ordnung vom 15. August 1855 wird dies hierdurch zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Dresden, den 20. Juni 1007. Nr. I7l Ministerium des Innern. Bon der Friedenskonferenz. Bereits seit acht Tagen weilen die Delegierten für die Friedenskonferenz im Haag, ohne über unverbindliche Vor besprechungen hinausgekommen zu sein, sodah wohl sicher zwei Monate ins Land gehen werden, ehe die Konferenz wird geschlossen werden können. Schwerwiegende Fragen, die leicht zu Differenzen hätten führen können, sind daher noch nicht zur Erörterung gelangt, nur der völlig uner wartete Antrag Deutschlands auf Errichtung eines Ober prisengerichts ist von weitergehender Bedeutung. Die enragierten Friedensfreunde finden etwas wie Beschämung darüber, daß ein so praktikabler Antrag gerade von einer Macht ausgegangen ist, der man wenig Liebe für das Friedenswerk nachsagt: jedenfalls aber hat Deutschland gerade hierdurch bewiesen, dah es, wenn es sich auch nicht auf das Gebiet der Utopie begeben will, doch allen Be strebungen auf Sicherung des Weltfriedens sympathisch gegenübersteht und diese tatkräftig zu fördern sucht, so weit es sich eben um realisierbare Fragen handelt. Noch andere Vorschläge praktischen Charakters stehen seitens Deutschlands bevor und zweifellos dürste sich dadurch unsere Position auf- der Haager Friedenskonferenz be trächtlich verbessern. Die Annahme des deutschen Vor schlags auf Einführung eines Oberprisengerichtes, der fast von allen Mächten beifällig ausgenommen wurde, ist so gut wie gesichert, bezeichnend aver ist es, dah von eng lischer Seite allerlei kleinliche Einwendungen ausgehen, die freilich den Erfolg der deutschen Aktion nicht zu beein trächtigen vermögen. Wie man von englischer Seite auch sonst daran arbei et, hinsichtlich der Berichterstattung das Spiel von Algeciras zu wiederholen, beweist eine vor einigen Tagen aufgetauchte Meldung,, daß der amerikanische Vertreter erklärt habe, seine Regierung behalte sich die Einbringung eines Antrages auf Beschränkungen der Rüstungen vor. Damit sollte gezeigt werden, daß Amerika dem englischen Abrüstungsvorschlage energische Unter stützung zu teil werden lasse, aber bei dieser, vom Reuter- schen Bureau verbreiteten Meldung war ersichtlich der Wunsch der Vater des Gedankens, denn bald darauf mutzte man erklären, datz es sich um ein „Mitzrerftändnis" handle; der amerikanische Vertreter habe einen mit der Dragodoktrin zusammenhängenden Antrag gemeint, wo nach bei der Eintreibung von Schulden amerikanischer Republiken erst ein Schiedsgericht angerufen werden müsse, bevor man sich selber gewaltsam Recht verschafft. Das ist ein himmelweiter Unterschied, aber man hatte wenigstens für 24 Stunden die Freude, Amerika auf Seilen Englands zu sehen; schade nur, datz dem Gaukel spiel so schnell ein Ende gemacht worden ist. Was den leidigen englischen Abrüstungsvorschlag selbst anlangt, so dürfte man sich allem Anscheine nach, wie mehr und mehr feststeht, mit einer unverbindlichen Resolution begnügen, wenn er nicht gar einer Kommission überwiesen wird, welche seine Formulierung für die nächste Friedenskonferenz vorzubereiten hat. Irgend welche Konslikte dürften auf der Konferenz nach alledem kaum zu erwarten sein, der Verkehr zwischen den Hauptdelegierten ist ein überaus freundlicher und die jetzt stattfindenden Vorbesprechungen zwischen den einzelnen Delegierten haben vielleicht weit grötzere Bedeutung, als die Plenar- und Kommissionsver handlungen selbst, die dann nur das Fazit ziehen und die Ausarbeitung im einzelnen übernehmen. Freiherr von Marschall ist ein gewiegter Diplomat von grotzem Ansehen und Deutchlands Vertretung ruht bei ihm in guten Händen; ebenso ist der französische Hauptdeligierte Bour- geois eine conziliante und ehrliche Persönlichkeit, so datz man mit ziemlichen Vertrauen dem Konferenzvcrlaufe ent gegen sehen kann. Zu wünschen wäre indessen, datz man sich allseitig mit seinen Anträgen auf einen so gangbaren Boden stellte, wie Deutschland, dann würde die Konferenz wirklich segensreiche Folgen nach sich ziehen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Wie schon in letzter Nummer kurz erwähnt, schlossen die Festlichkeiten des A. H. Ncrbands- tages mit einem Besuche des Eisenwerks Schmiedeberg und einem Tänzchen in der Tellkoppe in Kipsdorf. Mon tag stütz 10 Uhr begaben sich eine stattliche Zahl A. H., einige Damen, sowie die Aktiven des Vereins nach Busch mühle und zum Eisenwerk, wo sie von dem Herrn Direktor Koritzky willkommen geheihen und dann in 4 Gruppen durch die weitverzweigten Räume des grotzartigen Be triebes gesührt wurden. Bekanntlich ist das Eisenwerk Schmiedeberg nur ein Filialwcrk der Mühlenbauanstalt oorm. Gebrüder Seck in Dresden und werden hier in der Hauptsache Walzenstühle gebaut. Was man aber zu sehen bekam, sei es in der Formerei oder Gießerei oder in der Montage-Werkstatt, alles zeugte davon, datz die Firma be strebt ist, die zu liefernden Maschinen nach jeder Richtung zu vervollkommnen und ihre Besteller in jeder Hinsicht zufrieden zu stellen. Die A. H. werden die Ueberzeugung gewonnen haben, daß sie bei Bestellungen bei der Firma Seck gut aufgehoben sind. Als dann uni 12 die Werke stillstanden, versammelten sich die Besucher in der Busch - Mühle, um ein ihnen von der Firma Gebrüder Seck ge botenes Mittagsmahl einzunehmen. Herr Direktor Koritzky begrüßte hierbei nochmals die Teilnehmer, während Herr Fromm namens der letzteren der Firma Gebrüder Seck besten Dank für das Gebotene darbrachte. In zwang losen Gruppen begab man sich nach 3 Uhr nach Kips dorf, traf hier mit den mit dem Nachmittagszuge von Dippoldiswalde ankommenden übrigen Festteilnehmern zusammen und beschloß mit einem fidelen Tänzchen den lll. Verbandstag des A. H.-Verbandes des Vereins „Glück zu." Allen Fcstteilnehmern aber rufen wir ein herzliches „Aus Wiedersehen in drei Jahren" zu. — Zu dem Fest berichte in letzter Nummer wäre noch nachzutragen, daß Herr Fabrikbes. Arthur Reichel für die von ihm vor drei Jahren gegründete Stipendienkasse unbemittelter Müller- schüler eine Sammelbüchse in Gestalt einer Windmühle stistete. — Das Ministerium des Innern hat die von der Wasserbaudirektion bearbeiteten Planungen, die Errichtung von Talsperreanlagen in den Weißeritzgebieten be treffend, soweit sie sich auf die Talsperrebauten bei Klingen berg und Malter und die damit zusammenhängende Rege lung der Wasserabflußverhältnisie beziehen, zur Ausführung genehmigt. — Hiermit sei auf das Bestehen und den Zweck der Johann Vertha-Sliftung, welche für solche arme Augen leidende bestimmt ist, die infolge von Erkrankung der Augen bez. nach und trotz Vornahme einer Operation er blindet sind, hingewiesen. Etwaige Interessenten wollen sich an die Kgl. Kreishauptmannschaft Dresden wenden. Glashütte. Unsere Stadt wird in der Nacht vom nächsten Freitag zum Sonnabend, den 27/28. Juni, militärische Einquartierung erhalten und beziehen Truppen des 1. Train-Bataillons Nr. 12 aus Dresden an diesem Tage hier enge Quartiere. Die Einquartierung besteht aus 2 Stabsoffizieren, 12 Offizieren und Sanitätsoffi zieren, 25 Untero.fizieren und 145 Mannschaften, sowie 202 Pferden. Bannewitz. Kommenden Sonnabend, den 29. Juni, findet die offizielle Uebernahme des in Flur Mockritz von der Firma August Löfsler in Freiberg erbauten Gaswerkes des Gemeindeverbandes Bannewitz u. Umg. statt. Dresden. König Friedrich August hat am Diens tag eine Reise in die Bezirke Chemnitz und Zwickau an getreten. — Königin-Witwe Karola ist am 24. Juni abends von Bad Salzschlirf wieder in Dresden eingetroffen und hat in der Strehlener Billa Wohnung genommen. Dresden. Das Bureau des sächsischen Landtages wird in der nächsten Zeit aus dem alten Landhaus auf der Landhausstraße in das neue Landtagsgebäude am Schloßplatz übersiedeln, da dieses nunmehr fertiggestellt ist. Der kommende Landtag tritt im Oktober im neuen Stände- haus zusammen. — Eine böse Geschichte hat sich eine Gutsbesitzerin in Einern Dorfe nabe Radeberg selbst bereitet, oie bereits im Vorjahre wegen fahrlässiger Milchfälschung vom Schöffen gericht abgeurteilt wurde. Sie erschien abermals des gleichen Vergehens angeklagt vor dem Richter und mutzte zugeben, in zwei Fällen eine Kleinigkeit Wasser in die Milch ge gossen zu haben, weil diese sehr fett war. Durch den vereidigten Chemiker vr. Fickert-Dresden wurde bekundet, datz sich in der beanstandeten Milch erhebliche Wasser mengen befanden. Der Vorsatz zur Milchverfälschung und die erlittene Vorstrafe tragen der Angeklagten eine emp findliche Strafe ein, die allen ähnlich Handelnden zur Warnung dienen möge. Das Gericht erkannte auf 500 Mark Geldstrafe oder 50 Tage Gefängnis. — In Steinbach wurde der Wirtschaftsbesitzer Paul Teubner vom Blitze erschlagen, als er in der Nähe seines Hauses die Wassergräben ösfnen wollte. Schon vor etwa vier Wochen hatte der Blitz, ohne zu zünden, in Teubners Haus eingeschlagen. Der Getötete hinterlätzt autzer der Witwe drei Kinder im Alter von 2—8 Jahren. — In Neusalza-Spremberg kletterte der 14jähr. Schulknabe Oskar Neumann an einem eisernen Leitungs mast des Elektrizitätswerkes empor und berührte mit beiden Händen die Leitungsdrähte. Der unvorsichtige Knabe wurde von dem 6000 Volt starken Strom sofort getötet und stürzte 12 m hoch herab. Die Leiche zeigte an den Händen Brand wunden und war an verschiedenen Stellen geschwärzt. — In der Stadt Sebnitz spielt sich jetzt ein Kampf um den — Bürgermeister ab. Der in Sebnitz seit Jahren amtierende Bürgermeister Engelmann steht bei der Seb nitzer Einwohnerschaft in hoher Gunst und erfreut sich all gemeiner Achlung. Nicht so bei den städtischen Kollegien. Als nun vor kurzem die Wiederwahl des Bürgermeisters, die in der Einwohnerschaft als sicher angesehen wurde, er folgen sollte, geschah etwas Ungewöhnliches: die Wieder wahl wurde mit 16 gegen 14 Stimmen von den städti schen Kollegien abgelehnt. Darob entstand in der Ein wohnerschaft eine grotze Bewegung zugunsten des abge lehnten Bürgermeisters und am Freitag wurde eine grotze, von etwa 900 Bürgern besuchte Protestversammlung ab gehalten. Man wollte die Gründe wissen, welche den städtischen Kollegien zu ihrer ablehnenden Haltung Ver anlassung gegeben haben Die Versammlung gestaltete sich zu einer großen Sympathiekundgebung für den abge lehnten Bürgermeister und es wurde beschlossen, zunächst die städtischen Kollegien zu ersuchen, den ablehnenden Be schluß aufzuheben und die Wahl nochmals vorzunehmen. Gleichzeitig soll aber auch gegen den Beschlutz der Stadt verordneten Rekurs bei der Kreishauptmannschaft Dresden eingelegt werden. Sächsische Schweiz. Der Sattelberg, ein Basalt- kegel, der auf der Grenzscheide der Sächsischen Schweiz und des östlichen Erzgebirges liegt, entbehrte bisher eines bequemen Ausstiegs und eines Restaurants. Diesen Mängeln ist nun abgeholsen worden. Weithin gibt jetzt die flatternde Fahne das Zeichen, datz der Tourist am -Ziele seiner Wanderung eine Unterkunft erhält. Durch diese Einrichtung wird der interessante Bergkegel nun fleißigeren Besuch zu gewärtigen haben. Schandau. Im Grenzorte Schöna feierte das Füjselsche Ehepaar die diamantene Hochzeit. Da das Jubelpaar in bescheidenen Verhältnissen lebt, sind ihm von dem König 60 M. an diesem Tage zugeschickt worden. Meißen, 22. Juni. Die Einziehung des Stadt türmerpostens wurde in der gestrigen Stadtverordnetcn- sitzung für den 15. August beschlossen, zwar wurde ver sucht, die alte liebe Einrichtung zu retten, das Kollegium konnte sich aber nicht entschließen, fernerhin noch jährlich 900 M. auszugeben. Der gegenwärtige Stadltürmer er hält den Hausmannrposten im Rathause. Versuche, das trauliche, durch die „Gartenlaube" weltbekannt gewordene Bild des bewohnten Turmes zu erhalten, sind bisher ge scheitert. Es dürfte sich aber dock) wohl noch, meint das „M. T." ein Industrie-Invalid finden lassen, der genügend „fest auf den Beinen" ist, um die in jeder Beziehung „freie" Tttrmerwohnung schätzen und das Läuten ükr- nebm-n zu können, zumal zu der Entlkbädimm--- kb' ketzere