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M 97 Weißerih-Ieitung Dienstag. Erscheint Dienstags und! Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. 16. Pecember 1862. Preis pro Quartal ! 10 Ngr. Inserate die * Spalten-Zeile 8 Pfg. Amts- und Anzeige-Watt der Königlichen Gerichts-Aemtcr und Stadträthe Zu Dippoldiswalde. Frauenstein und Altenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. TagesgeschLchte. Dippoldiswalde, 14. Dec. Wie wir vernehmen, wird der hiesige Spar- und Vorschußverein schon morgen, als den 15. d. M., seine Thätigkeit beginnen. Die schon erfolgten Einzahlungen machen es möglich, von diesem Tage an auch schon Vorschüsse zu geben. Auch sind dem Vereine bereits Gelder darlehnsweise offen« worden. Es ist nur zu wünschen, daß recht viel Vorschußsuchende denselben in Anspruch nehmen, da ihm todtliegendes Kapital selbstverständlich nur Schaden bringt. — Der Geburtstag Sr. Majestät des Königs wurde auch bei uns in üblicher Weise durch eine Re- veille begangen, wie auch auf mehreren Gebäuden Fahnen in de» sächsischen und Stadtfarben der Feier des Tages galten. — Die Sammlungen für Altenberg haben jetzt schon ein erfreuliches Resultat geliefert. Wiederum steht Se. Majestät unter den Gebern mit 30V Thlrn. oben an. Von der Königin gingen ein 100 Thlr., von Prinzessin Amalie 50 Thlr., Prinzessin Auguste 50 Thlr., Prinz Georg 50 Thlr. — Die Sammlung in Dresden crgiebt bereits 900 Thlr. baar, ohne die Kleidungsstücke und Nahrungsmittel, die geschenkt worden sind. Unsere Haussammlung hat, wie wir vernehmen, circa 130 Thlr. und mehrere Gaben an Victualien, Wäsche, Kleidern eingebracht. — Der hiesige Gewerbeverein hat auch Heuer, natürlich wenn die erforderliche Genehmigung erfolgt, die Abhaltung eines Christmarktes auf hiesigem Tuchboden beschlossen, und soll derselbe ohne Unter brechung vom 20.—24. December stattfinden. Möchten ihm von auswärts und aus der Stadt recht viel Käufer zuströmen. — Dippoldiswalde. In der letzten Sitzung unsers Gewerbevereins fand eine einfache, aber Geist und Gemüth erbebende Uhland-Feier statt. Wir hatten nämlich de» Genuß, vomHrn. Oberlehrer Engelmann einen recht guten Vortrag über diesen, jüngst dahinge schiedenen völksthümlichen Dichter, dem schon in Nr. 93 d. Bl. ein längerer Artikel gewidmet worden, zu hören und war nur zu bedauern, daß gerade an diesem Abend die Versammlung schwächer als gewöhnlich besucht war, was wohl seinen Grund darin haben mochte, daß der Vortrag nicht besonders hatte angezetgt werden können, die Versammlung auch an einem andern, als dem ge wöhnlichen Wochentage stattsand. Es kann nicht ge- läugnet werden, daß es seine besonderen Schwierigkeiten hat, über einen Dichter und dessen Werke zu sprechen; aber Hrn. Engelmann gelang es, der Versammlung in wenig Worten und mit einer dem Gegenstände recht angemessenen Sprache die Hauptcharakterzüge des wacke ren Uhland vor die Seele zu führen. Sodann trug er einige von dessen Dichtungen vor und gab bei den Balladen und Romanzen kurze und treffende Bemer kungen und Erklärungen, wodurch die Zuhörer ganz in die Zeit eines „Eberhard des Rauschebartes" oder des „Greiners" u. s. w. versetzt wurden. Die vor getragenen Gedichte waren: „Graf Eberhard," „der Uebersall im Wildbad," „die Schlacht bei Reutlingen" (am 18. Oct. 1816), „Metzelsuppenlied," „schwäbische Kunde." Wir irren uns gewiß nicht, wenn wir be haupten, daß Alle die Versammlung mit dem Wunsche verließen, bald wieder einen ähnlichen Genuß zu haben. — Bei der am 15. Dccbr. stattgefundenen Wahl von Stadtverordneten wurden gewählt a. von Angesessenen: Hr. Schuhmackermstr. Dörner, mit 13 Stimmen, - Destillateur Liebscher, mit 9 Stimmen, - Nadlermstr. C. Teich er, mit 7 Stimmen; b. von Unangesessenen: Hr. Rathskellerpachter Weide, mit 12 Stimmen, - Seifenstedermstr. Rennert, mit 11 Stimmen. — Man schreibt uns ans Possendorf, daß am Sonntage daselbst die Probepredigt des designirten Pfarrers Nadler unter allgemeiner Befriedigung statt gesunden habe, auch bei der üblichen Umfrage von Seiten der Gemeindevertreter nicht das geringste Be denken laut geworden sei. Wie man hofft, wird der Gewählte am Neujahrstag seine Antrittspredigt halten. j Altenberg, 14. Dec. Die Brandstätten, die in der ersten Zeit nach jener Schreckensnacht von den Calamitosen nach allen Richtungen durchwühlt wurden, sind nun in ein weißes Sterbegewand eingehüllt. Bei einer derselbe» saß am Tage nach dem Brande am Keller ein altes Ehepaar und verzehrte hastig theil- weis verbrannte Kartoffeln. Soviel sich bei genauer, gerichtlicher Untersuchung ergeben, ist die Schuld auf das Ulvatrum muncki des Malers Balduin Thiemer nicht zu schieben. — Beiträge, die von wahrem Sa- mariterfinn Zeugniß geben, fließen in reichlicher Menge von allen Seiten unserm schwer geprüften Bergstädtlein zu; der Landesvater gab seinem Volke auch hier wieder ein schönes Beispiel. Die umliegenden Ortschaften wetteifern in der Zufuhr von Stroh, Heu, Getreide, Erbsen, Brod, Kartoffeln rc. mit einander. Der größte Theil hiervon ist in der neuen Schule untergebracht. Daß die letztere sehr in Gefahr gewesen, davon geben Zeugniß über IW Fensterscheiben, die beim Brande zersprungen sind. — Zu Denen, die am meisten zu