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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.04.1918
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1918-04-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19180423014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1918042301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1918042301
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-04
- Tag 1918-04-23
-
Monat
1918-04
-
Jahr
1918
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Morgen-Ausgabe Nr 804 «ezugs»rels: L M." K.L"'L..Äl<.'ur »««rtellLdrllch M. «W; slr Bdd»l«r «»»atllch M. 1.7»; »«rch ^illal«» I»« H«»t ,«brach« «»natllch M. UN »<«<«». Ilhrltch M.-L<i: durch dl» Dost luxrhald D»»«lchlaad« Susumt-Bulgub« »»nai llch -ar. r^ä. vl«r«»liadrllch Äl. S.75; M»rg^>-B»«i»d« M. 1^» «buu»-»,d^d« «. 0.S0. 0»»»««,« A»i, d« M. 0H0 »—«lltch t,udI»Ilu»Uch p»std«sl«0,-»»»«>. Hauptschrifttelter: Dr. Erich Everih, Leipzig tzrmdels-Mtuns Amtsblatt des Rates und des poliretarntes -er Stadt Leipzig 112. Jahrgang Anzeigenpreis: L,LSL V?"r'7^ AunN»«, » Bubdrd«« I» ,»««. I«i> dl« e»l,n«lz<ll« »0 VI. u «»»». w Ul»« »nz«ti«, »I« S»I»u«Ij«>l« u> Di. ,,«w<Iri« rr O*lcheft««ii«tae» «U pl»tz»,rlchrlf««» i» prell« «rd»dl. WiNigeur ch«l«»«a»fl««« Bt. 7^— »u« r«»I«nd uudlchl. P,ll,«dübr. Etuz«Ia»»«i ld Vs. — S„n- «n» g«ftl«,« >5 P«. Ul»lP««ch.L»lch«»d«»."a»r. l4IU I4"»4.-p-stlch«.»»-»»«« 72» Schrl,lI«>Nu»g «n» »«lchöNtllrd« Z da«» «H« -N«. d. Verlag: vr Relnhoi- g Lo. LeivU». INI 8 Dienstag, den 23. April Dor der Offensive in Italien? Oesterr-ungar. Heeresbericht Wie«, 22. April. Amtlich wird mitgekeM: Der Geschühkampf au der Tiroler Südfwuk uud iu deu Sieben Gemeinde» hielt au. Der Chef des GenerolfiabeS. Der Vorstoß bei Seicheprey Berlin, 22. April, abends. (Amtlich.) Don de» Kriegsschauplätzen nichts Neues. 2u der Rächt vom 20. zum 21. April versucht« der Feind «ach starker Artillerievorbereitung den La-Bassöetanal uordwestlich Bethune uüttels Pontons za überschreiten, am an dieser Stelle die deutschen Linien zarückzudrängen. Unter starkem Feuerschutz Uetz er vier dicht besetzte Pontons zu Master. In sie hinein flogeu die deut« scheu Grausten und schlagen sämtliche Pontons in den Grund. Bo« den Insassen dürfte kein einziger mit dem Leben davoagekom- men sein. Wie am 21. April gemeldet wurde, wurde vou deu Deutscheu das «ach erfolgreiche» Unternehmungen gegen di« Amerikaner er oberte Ge lände bei Seicheprey planmäßig wieder geräumt. Der Gegaer, der in seinen Grabenbesahungea and Reserve« so außerordentlich schwere Verluste erlitten hatte, fühlte erst nach Mitternacht mit Patrouillen vorsichtig wieder vor und wagte erst am 22. zwischen 5 and 8 Uhr vor mittags die alte Stellung wiÄer zu besehen. Dl« Angaben des Eiffel- tnrmberichtS über diese Kämpfe, vor allem über die Wiedererobe rung des verlorenen Geländes, sind frei erfunden. Die Fran- osen find scheinbar aus politischen Gründen ängstlich bemüht, die ledig lich von den Amerikanern erlittene blutige Schlappe auf ihre Kapp« zu nehmen. Ein Festhalten des erstürmten Ortes Seicheprey, der völlig i« Grunde liegt, und zur Verteidigung durchaus angeeignet ist, war von der deutschen Führung nie geplant. , Die Riederringung der Westfront D B erll», 22. April. (Drahkbericht aaserer Berliner Schrlftleitang.) An der Westfront, die sich von der Rordseeküfie bis au die Adria hluzieht, bildet Frankreich das Zentrum der Verteidigvag. Di« ge waltig« Aufgabe, die Westfront aiederzurlnge», Kana nur stückweise erfolgen. Wir schufen aus la der Richtung auf Amiens den zentrale« AngriffSravm und drangen hier 80 Kilometer tief in feindliches Gelände «in. Boa de« anderen Teilen der Front mußte der Feind frisch« Truppen zur Unterstützung an die AmienSfront hinübarwerfen uud schwächte dies« so durch Abzbchea der Reserven. Die zweite Phase der Offensive begann, als wir deu rechten AngriffSflüg-l der Schlachtfront bei ArmentidreS bedrohten and in acht Tagen 30 Kilometer lief verstießen. Die jahrelang sorgfältig vordereüete Front ward« durchbrochen. Der Vorstoß setzte zuerst süd lich, dann nördlich ArmentidreS ein, zuletzt in der Flandernfrvnt. Unser« bet ArmenlidreS vorgeschobenen Stellungen bedeuten eine stäadige Be drohung von ArraS. Im Norden wurde Vperu zum Drehpunkt der Angriffsfront. Hier muß -« Feind sorgfällig angelegt« Stellungen durch lebendig« Kraft ersehen. Der Kampf in deu ersten vier Woche» ward« lnfolgedeffen ia erster Linie gegen die Reserve« des Feindes geführt, die zmn größten Teil vernichtet wurde». Dem Endziel d«S gewaltigen Ringens, der Entscheidungsschlacht, kamen w l r -adarch bedeutend näher. Die Hauptlast der Verteidigung tragen noch wie vor die Franzosen, deren Rcservereqimenter au d«n verschiedensten Stellen der Westfront bereits an ft muhten und turn»« mehr und mehr geschwächt werden, wozu Las völlige Versage» d« englischen Führung das Ihrige beiträgt. Auch General Fach Kanu an der Gesamtlage nichts mehr ändmm, da er die überall wankenden englische« Linien stützen motz. Mo Engländer verwüst« auf ihrem Rückzüge die blühende« Provinzen Frankreichs and trage» f» das Ihrige zue finanziellen Schwächung Frankreichs bet. Militärdiktatur in Irland Londo«, 22. April. (Reuter.) «Daily Lhrorüele" erfährt aus Cork: Die Militärbehörden haben tte hauptsäch lichsten Eisenbahnen, Postämter und Telephonbureaus in Ar land übernommen. Köln. 22. April. (Eigener Drahtberich k.) Die «Köln. Zig." berichtet ans Bern: In Irland ist schon Blut geflossen. Eine Polizeistation im Bahnhof von Lortatlea wurde vou den Siaw- feinern angegriffen, die den anweseuden Schutzleuten die Waffe« ab nehmen wollten. Andere Schutzleute käme» zu Hilfe und feuerten auf die Sinnfeiner. Ein junger Mann wurde gelötet, zwei tödlich ver wundet. Haag, 22. April. (Lig. Draht bericht.) Wie «Rieuws Bureau" meldet, sind am Sonntag in Dublin heftige Reden gegen die englische Regierung gehalten worden. Devlt« erklärte unter ande rem, datz England keinen Mann aas Irland erhalten werde. Di« Irländer wollten das Dienstpflichtgesetz nicht anerkennen. BarneS erließ einen Ausruf an die Bevölkerung, in dem er zur Geduld er mahnte. Er hoffe, daß Irland eine Regierung mit exekutiver Gewalt erhallen werde, wenn Homerule Gesetz geworden fei. Me Dienstpflicht solle ia Irland nicht mit Gewalt durchgeseht werden, bevor eine Home- rule-Regiervng geschaffen sei, was noch Monate daaern würde. Einige Mitglieder der Regierung dachten daran, die Dienstpflicht für Irland ganz fallen zn lassen. «Rieuws Bureau" meldet weiter: Bekanntlich wurde in dem Dienslpfllchlgeseh die Bestimmung gestrichen, daß di« Geistlichen ebenfalls Soldaten werden sollten. Mit dieser Streichung find nun die anglikanischen Bischöfe nicht einverstanden. Sie verlangen, daß alle Geistlichen, die für den Militärdienst als ge eignet befunden werden, auch Soldaten werden. Wenn das Gesetz ia seiner ursprünglichen Fastana angenommen worden wäre, so wäre in jedem Kirchspreagel von London nur ein Geistlicher Übriggebüebea. Italiens Derpflegungspolitik Rom, 22. April. (Drahtbertcht.) Tr « spi, UnterstaatSsekretär für Verpflegungswesen, gab in Erwiderung auf die Anfragen über die Verpflegungspolitik folgende Erklärung ab: .Schon im November, d. h. zu der Zeit, als die Ernte beendigt war, war die Lage, was das Getreide anbetrtfft, schon sehr schwierig. In mehreren Provinzen, die kein Getreide erzeugten, fehlte daran schon im November. Heute ist unsere Ernte fast vollständig aufgezehrt, aber unsere Loge in dieser Hinsicht ist zweifellos besser. Ohne das anherordentliche Glück der feindliche« Unterseeboot« Ende März hätte man schon eine tröstliche Lage erreicht. Die feindlichen Untersee boote vollführen ihre niederträchtige Aufgabe, aber wir Italiener tun heldenmütig das Unsrige.' Indem Trespi die von der .Köln. Ztg.' am 9. April verbreiteten Gerüchte ins Lächerliche zog, erklärte er: .Eine wirkliche L e b e n S m i t t e l k r i s e habe weder in Italien «och in den anderen Ländern der Entente bestanden. Und die Bevölkerung in ihrem gesunden Menschenverstände nehme die Verteuerung der Lebensmittel nicht tragisch." Crespi betont die ernsten Maßnahmen hinsichtlich der Verpflegung und kündigt an, daß sie wahr- scheinlich auch auf Milch ausgedehnt würden. Er fügt hinzu, daß er über dl« Getretdelage im Juni beruhigt sei. Er zweifle aber nicht, daß sich die Alliierten noch einmal von den italienischen Bedürfnissen über zeugen werden, die offen dargelegt und sehr bescheiden seien. Crespi erklärte weiter, während seiner Amtsführung habe sich der Verbrauch von Getreide um 25 Prozent vermindert. Heute hänge die Versorgung verschiedener Provinzen mit Getreide von den Beför derung s sch w i er i g k e i t e n ad, di« unerträglich seien. Die mit den Alliierten über die Kohlenversorgan ¬ abgeschlossenen Abkommen würden am nächsten Dienstag in Paris revi diert werden, infolge deS feindlichen Vormarsches gegen das französi sch« Kohlenbecken und im Hinblick auf die Entsendung italienischer Luppen nach Frankreich. Lresp« stimmte dann der Lobrede auf Loucheur zu, der sich stets bemüht habe, den italienischen Interessen Rechnung zu tragen. Aken« im übrigen, was Getreide anbelange, di« t»a-e -le gesamte Aufmerksamkeit der Regierung erfordere, so dürfe i-an doch anderseits schon mit der demnächstigen Ernte rechnen. Erespi führ:- weiter aus. Man matz sparsam wirtschaften, ohne sich allzu großer Fortdauer der Beschießung von Pari« Parts, 22. April. (HavaS.) Das weittragende Geschütz setzte am Sonntag die Beschießung von Paris fort. Es sind keine Opfer zu verzeichnen. Zürich, 22. April. (Eig. Drahtbertcht.) Der .Tages auzeiger' meldet aus Paris den Begin« der teilweisen Evakuierung von Parts. Infolge der Fortdauer der Beschtetzung solle» zunächst 100 000 Einwohner nach auswärts gebracht werden. Paris, 21. April. (Drahtbertcht.) «Excelsior" beziffert die Opfer der Beschießung von Paris durch das weittragende deoksche Geschütz auf insgesamt 354, nämlich 118 Tote und 236 Ver wundete. .Excelsior" bemerkt, diese üütägtge Beschießung er innere an die Beschießung von Paris im Jahre 1871, dte 22 Tage dauerte und im ganzen 474 Opfer forderte, nämlich 105 Tote und 369 Verwundete. Lloyd Georges erschütterte Stellung Köln, 22. April. (Eig. Drahtbertcht.) Der Haager Kor respondent der .Köln. Volkszkg." berichtet: Aus hiesiger durchaus zu verlässiger amerikanischer Quelle vernehme ich, daß dte Stellung des englischen ersten Ministers Lloyd George schon feit Beginn der deutschen Offensive im Westen schwer erschüttert ist. Als un- mittelbare Ursache hierfür wird angegeben, daß die andauernde Ein- Mischung Lloyd Georges in die Arme«leitung za den Niederlagen ernst lich beigetragen hätte. Seine Anhänger trachten setzt dte Schuld an den Niederlagen der Opposition in die Schuhe zu schieben, dte sich gegen die Einbringung des schon seit Monaten ferkiggestellten Gesetzentwurfes über die Heraufsetzung der Altersgrenze und der Einführung der Menst- pflicht in Irland gesträubt hätte. Wenn Lloyd George vorläufig noch am Ruder bleibt, so geschieht das nur deshalb, well die Opposition über ihre zukünftige Haltung noch nicht einig geworden sei. Reue Niederlagen im Felde dürften aber kohtzdem den unmittel baren Fall des Kabinetts zur Folge hcck«. Entmutigung oder Besorgnis hinzugebeu. Die Er»t«» a» Brot getreide t« Italien, Amerika, Frankreich »»d Eugland verspreche» das Beste. Bei starker Einschränkung wird das Oel ausreichen. An Zucker herrscht Mangel, dem man durch Einfuhr oder durch kurz fristige Verdrauchsbeschränkungen zu begegnen trachte» wird. Käse reicht nicht einmal für die Arureebedürfntsse aus. Ein wenig Geduld ist vonnöten. Man muß daran denke», daß wir v» Krieg« stehen. — Der Krieg hat unsere Einfuhr ernstNch beschränkt. Sie ist von 21 Millionen Tonnen im Jahre 1913 auf 11702000 Tonnen im Jahre 1917 gesunken. ES ist unumgänglich nötig, daß sie wieder dte Ziffer von 17 Millionen Tonnen erreicht, die sich folgendermaßen ver teilen: 8'^ Millionen Tonnen Kohle, Millionen Tonnen Lebens mittel und Düngerstoffe und 3 Millionen Tonnen andere Waren ein schließlich Kriegsmaterial. Me Arbeit des Kommissariats besteht darin, vom Ausland einen Zuschuß zu unserer Ernte und unseren Lebensmittel Vorräten zu erhalten. Der Feind möge sich keine Illusionen mache«: wir werden diesen Zuschuß erwirken und herbeischaffen, trotz aller seiner teuflischen Erfindungen. Crespi kündigte an, daß am 2K. April in Rom die zweite interalliierte wissenschaftlich« Konferenz über die DerpflegungSfrage eröffnet wird. Er schloß, wenn dte Kammer ihm ihr Vertrauen erhalte, so werde er fortfahren, still und ernst seine Pflicht zu tun, wie Italiens Söhne in den Schützen gräben. (Lebh. Beifall.) Rom, 22. April. (Slefani-MelLung.) Der Dampfer «Tripoli", der den Dienst zwischen Sardinien un- dem Festtaab ver sieht, wurde am 17. März um 10,20 Lhr aachls torpediert mrb ver- saikt. Der Marineminister ordnete «ine strenge Untersuchung an. «m die Umstände der Versenkung und die Vorgänge beim Rettungsdienst feststelleu zu lassen. Die Untersuchung ergab, daß der Kommandant -es Schiffes, der -en Auftrag hatte die,T r i p o l l" M geleite«, für -le Ver senkung verantwortlich zu machen sei. Er ward« -««zufolge vor das Marinekriegsgericht gestellt. Außerdem ist bei -er großen Bedeutung des Verkehrs zwischen Sardinien un- dem Festland et» Ausschuß er- naant worden, um eine weitere Untersuchung über dies schmerzliche Er eignis aumstelleu. Auch wurden ferner Maßnahme« getroffen, um ein« größere Sicherheit der Verbindung zwischen Sarbtaien »ad dem Fest laad zu ermöglichen. s Milliarden Reichs-Stenern Von Otto Keinath, M. d. R. Wie eine drohende Wetterwolke standen schon lange die heranziehenden neuen Steuern am Horizont. Nun ist die massige Forderung von drei Milliarden neuer jährlicher Steuern da. Wie sich doch alle Maßstäbe verändern! Vor dem Kriege erschien der einmalige Wehrbeittag von 1 Milliarde Mark als eine gewaltige Opfergchde zur Sicherung des Vaterlandes, als ein Ereignis von nahezu weltgeschichtlicher Bedeutung. Heute wird die dreifache Summe als jährliche Steuer kurzerhand gefordert, ohne daß es besonderes Aussehen macht und ohne daß jemand in Deutschland es anders betrachtet, denn als Abschlagszahlung vor der großen Schlußrechnung. Einmal hat die Not der Zeit gelehrt, Geldaus gaben für daä Reich mit etwas weniger kritischen Augen zu be trachten, und dan» sind auch sonst die Maßstäbe andere geworden. Geld und Preis der Ware ist nicht mehr der entscheidende Faktor, .das Geld spielt keine Rolle mehr', ist ein geläufiges Wort ge worden. Es ist dies zwar insofern eine große Täuschung, als die Entwertung deS Geldes nur insolange nicht besonders drückend er scheint, als hinter all unserer Wirtschaft der große Geldgeber, der Kriegsfonds, steht, der nun bald vier Jahre alle Betriebe finanziell unterhält, ohne Unterlaß, gleichgültig, ob der allgemeine Preis stand der Ware niedrig oder hoch ist. Es könnte eines Tages ein böses Erwachen aus dem Traum von der Entwertung des Geldes geben, wenn diese nährende Quelle versiegt und der Wettbewerb mit dem Kampfmittel des niedrigeren Warenpreises wieder mit Schärfe elnseht. Aber das muß man zugeben, vom rein steuer technisch en Standpunkt aus ist der Augenblick für die neue starke Besteuerung des Verbrauchs, besonders auf dem Gebiet der Getränkesteuer, gut gewählt, denn bei der gegenwärtigen Teuerung und bei der gegenwärtigen Einschränkung des Verbrauchs treten die Steuer zuschläge gegenüber den anderen preis- und verbraachsregelndeir Faktoren verhältnismäßig zurück, and der spätere Rückgang -er Prets« trotz der Besteuerung vermag sogar beim Verbraucher so angenehme Gefühle hervorzurufen, daß die tatsächliche Verteue rung durch die Steuern von ihm vielleicht kaum empfunden wird. Sie wird vielleicht psychisch von ihm nicht empfunden, in Wirklich keit trifft sie ihn, Zusammen mit vielen anderen dauernden Ver teuerungen, natürlich mit dem ganzen Gewicht der vielen Hunderte von Millionen, die in den Steuergeseheutwürfen ge fordert werden. DaS Gesamtbild der neuen Steuern ist kurz folgendes: Durch eine Verbrauchssteuer und Zölle sollen aufgebracht werden rund 1600 Mill. Mark, durch Verkehrssteuern 1350 Millionen Mark und in der Kriegssteuer der Gesellschaften einmalig 600 Mill. Mark. An dieser Verteilung der Lasten wird wohl besonders Kritik geübt werden. Insbesondere wird beanstandet werden, daß das Ausmaß der Besitzbesteuerung im Verhält nis zur Verbrauchsbesteuerung zu gering fei. Diese Frage wird wohl auch bei den Verhandlungen im Reichstag zunächst im Mittelpunkt stehen. Die Beurteilung wird verschieden sein, je nachdem die Derkehrssteuern mehr als Belastung der Ver braucher oder der Besitzer betrachtet werden. Aber auch davon abgesehen, ist eine starke Mehrheit im Reichstag zweifellos für eine erhebliche Besteuerung des Besitzes vorhanden, aber fraglich ist, ob diese Mehrheit den gegenwärtigen Augenblick für richtig hält, die dauernde Besitz besteuerung zur Entscheidung zu bringen. Bekanntlich sind hier besondere Schwierigkeiten zu überwinden wegen des bundes staatlichen Charakters des Reiches und wegen des heftigen Wider standes aller Bundesstaaten gegen jeden weiteren Eingriff in ihr bisheriges Besteuerungsgebiet. Wie tief der Eingriff schließlich trotzdem sein muh unter dem Druck der Kriegslasten, das hängt sehr wesentlich von der weiteren Entwicklung der Dinge, ins besondere auch von einer etwaigen Kriegsentschädigung ab. Des halb werden viele Anhänger einer weitgehenden Besihbesteuerung zurzeit auf eine Ausrottung der Frage einer Relchsvermögens- steuer verzichten. Im einzelnen werden erwartet von der Biersteuer und dem Bierzoll rund 340 Mill. Mark infolge einer Abgabe von 10 bis 12,50 Mark vom Hektoliter, von der Weinsteuer rund 100 Mill. Mark infolge einer 20prozenligen Steuer, von der Schaumwein steuer 20 Mill. Mark infolge einer Erhöhung der Steuer auf 3 Mark für dte Flasche, von der Mineralwasser- und Limonaden steuer rund 50 Mll. Mark, vom Kaffee-, Kakao- und Teezoll rund 75 Mill. Mark, wobei zum Beispiel das Kilogramm Kaffee in Zukunft mit 1,30 Mark belastet sein wird. Der Löwenanteil ist dem Branntwein zugewiesen mit rund 850 Mill. Mark Ertrag durch ein Reichsmonopol, durch das daS Liter reiner Alkohol mit zirka 8 Mark belastet werden soll. Man erkennt die Absicht, die Getränke, die miteinander im Wettbewerb stehen, gleichmäßig zu versteuern, um nicht durch dte an sich starke Besteuerung starke Verbrauchsverschiebungen herbeizuführen. Unter den VerkehrSsteoern ragt hervor die Umsatz- und Luxussteuer, deren Sätze auf 5 vom Tausend bzw. beim Luxus aus sO und 20 vom Hundert erhöht werden sollen. Für diese Steuer wird stets die Einfachheit der Erhebung, die Erträglichkeit für den einzelnen wegen der breiten Verteilung un- für das Reich dte Er- giebtgkett trotz niederer Sätze als Vorzug angeführt. Sollen doch diese Steuern 1200 Mill. Mark jährlich erbringen! Es wird dabei aber meist übersehen, daß diese Steuer tatsächlich äußerst einseitig wirkt. Ein Warenumsatz mit einem Nutzen von 30 v. H. oder 50 v. H. kann natürlich eine Steuer von v. H. vertragen, ohne erdrückt zu werden. Aber es gibt auch Warenumsätze mit nur 1 oder 2 v. H. Nutzen, wo di« Umsatzsteuer einen ganz wesentlichen un- für den Geschäftsverkehr unentbehrliche» Teil des Nutzens beansprucht. Bet solchen Geschäften befördert dte Steuer zweifel los die Konzentration der Betriebe und die Ausschaltung zahl reicher Existenz«, »omentüch des Mittelstandes. Besonders
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