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Wat'cnblatt für für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden ür die Königl. Amtshauptmannschast zu Meißen, das Königl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wil-drusi. Dreiun-vierzigster Jahrgang. Erscheint »ichentltch 2 Mal DienSt«- und Freitag.) LöonnementSpreiS vierteljährlich 1 Mark. Eine ein)elne Nummer r»stet^O Pf. Jnseratenannahme Montag- ».Donnerstags ^bit Mittag 12 llhr. Erscheint wöchentlich 2 »al jDienStag und Freitag Abonnementtprei» vierteljährlich 1 Mark Eine einzelne Nummer lostet 10 Pf Znseratenannatme Rvntag« u. Donnerstag« Si« Mittag I» »hr. Nr. 8. Freitag, den 26. Januar 1883. Bekanntmachung, die An und Abmeldung der Ziehkinder betr. Von den Zieheltern wird noch häufig die in H 1 und 3 des Regulativs über das Ziehkinderwesen vom 17. September 1877 vor geschriebene An- und Abmeldung der Ziehkinder bei der Ortspolizeibehörve versäumt. Es werden daher die Herren Gemeindevorstände angewiesen, solche Unterlassungen mit der in Z 5 des Regulativs angedrohten Geldstrafe unnachsichtlich zu belegen. Meißen, am 22. Januar l883. Königliche Amtshauptmannschast. v. Bosse. Bon dem unterzeichneten Königlichen Amtsgericht soll auf Antrag der Erben des Gutsbesitzers Ernst Äkrangvtt Grosche in Sachsdorf das zu dem Nachlasse des letzteren gehörige V, Hufengut Fol. 22 für Sachsdorf, welches einen Flächeninhalt von 35 Acker 38 s^-R. oder 19 Hect. 44 Ar, mit 609,g, Steuereinheiten umfaßt, nebst Inventar und Vorräthen freiwillig im Atachlastaruadstück Brandkataster No. 22 für Sachsdorf unter den am hiesigen Amtsbrete und in dem Schumann'schen Gasthofe zu SachSdorf emzusehenden Bedingungen versteigert werden. Das Grundstück ist mit den Gebäuden auf 52,756 Mark, todtes und lebendes Inventar auf ca. 2400 Mark ortSgerichtlich ge« würdert worden. Solche, die das Grundstück sammt Zubehör zu erstehen gesonnen sind, werden hierdurch geladen den 16. Februar d I. Vormittags 10 Uhr an besagtem Orte sich einzufinden und des Weiteren gewärtig zu sein. Wilsdruff, am 10. Januar 1883. Königliches Amtsgericht daselbst. vr Gangloff. Nenner, Ref. B ekaimtmächmU die städtischen Anlagen betr. Das für das Jahr 1883 aufgestellte Anlage-Cataster der Stadt Wilsdruff liegt in hiesiger Stadtkämmerei zur Einsicht für die be- theiligten Anlagepflichtigen aus und sind etwaige Reklamationen gegen die darin ausgeworfenen Beträge binnen 14 Tagen, vom 27. d. M. angerechnet, bei dem unterzeichneten Stadtgemeinderathe anzubringen. Gleichzeitig machen wir darauf aufmerksam, daß Reklamationen gegen die Höhe der im gedachten Cataster angesetzten Anlagebeträge nicht die Wirkung eines Aufschubes der Bezahlung derselben haben können. Wilsdruff, am 25. Januar 1883. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. Bekanntmachung^ In der Zeit vom 1. bis mit 14. Februar d. I. ist der I. Termin Grundsteuer nach Höhe von 2 Pf. pro Einheit, - I. - städtische Ablage nach Maßgabe des revidirten Individual« Catasters und - I. - Hundesteuer (die Hälfte von 5 beziehentlich 3 Mark Jahresbetrag pr. Hund) gegen Entnahme der Marken an die Stadtkämmerei zu entrichten. Wilsdruff, am 25. Januar 1883. Der Stadtrath daselbst. — Ficker, Brgmstr. Tagesgeschichte. Berlin, 23. Januar. Der verstorbene Prinz Karl hat ein Ver mögen von sechsundsechzig Millionen Mark hinterlassen. Nach den letztwilligen Anordnungen des Prinzen Karl wird sein Leichnam in der Gruft der Kirche von Nikolskoe bei Glienicke an der Seite seiner Gemahlin beigesetzt. Dienstag Abends 8 Uhr fand im Palais ein Trauergottesdienst für die Mitglieder der Königlichen Fa milie und den Hofstaat statt. Dann erfolgte die Ueberführung der Leiche nach dem Dom, wo Tags darauf, Mittwoch, 24., Mittags 2 Uhr die offizielle Leichenfeier stattfand. Abends 8 Uhr erfolgte die Ueberführung nach Nikolskoe; bis Zehlendorf eskortirte die reitende Garde-Artillerie den Leichenzug, von da ab Abtheilungen des Regi ments der Gardes-du-Corps. In der Kirche giebt die Leibkompagnie des ersten Garderegiments die Ehrenwache. Um 2 Uhr morgens ward der Sarg in die Gruft eingesenkt. Der Kronprinz hat zur Feier seiner silbernen Hochzeit 10000 Mark an den Oberbürgermeister v. Forckenbeck zur Vertheilung an die Armen der Stadt Berlin gesendet. Berlin, 22. Januar. Der Reichstag ertheilte dem Präsidium die Ermächtigung, dem Kaiser anläßlich des Todes des Prinzen Karl das herzliche Beileid des Hauses auszusprechen. Der Präsident theilte den Eingang einer abermaligen Hilfsspende von 112 000 Mark für die Ueberschwemmten aus Detroit und Newyork mit. Der Bundesrath hat Stellung zu dem Antrag der Entschädigung unschuldig Verurtheilter genommen; er will die Entschädigung auf Entscheidung der Justizverwaltung durch Königliche Bewilligung ein treten lassen, den Gerichten aber nicht das Recht einer Entscheidung ertheilen. Geld und Börse gehören ja meist zusammen. Wenn Staat und Reich so viel Geld und Steuer brauchen wie dermalen und wahr scheinlich noch lange, wo wäre beides dann besser zu nehmen als von der Börse, wo oft an einem Tage Millionen umgesetzt werden? So denken und sagen Unzählige und so dachte auch Herr v. Wedell, als er im Reichstage beantragte, die Börse, hauptsächlich die bedenklichen Zeit- und Differenzgeschäste, die oft ein unsittliches Glückspiel sind, nach Prozenten des Umsatzes zu besteuern. Es wurden mehrere Tage darüber verhandelt und der Erfolg war: es ginge wohl, aber e- geht nicht! Man fand, daß man leicht das reelle Geschäft an der Börse schädigen, daß man die unreellen Zeit- und Differenzgeschäste nicht gut von den anderen Geschäften ausscheiden und treffen könne u. s. w., ja man konnte sich nicht einmal über den Begriff der Zeit geschäfte einigen. So wurde die Sache vorläufig an eine Kommission verwiesen und damit begraben. Man hofft aber dennoch auf eine baldige Auferstehung. Ein neues furchtbares Unglück hat unsere Handelsflotte betroffen so gräßlich, daß es sich nur mit dem Untergange des „Schiller" und der „Pommerania" vergleichen läßt. Der große Hamburger Amerika- Dampfer „Cimbria" ist mit ungefähr 500 Menschen an Bord in Sicht der Insel Borkum untergegangen, bis jetzt erscheinen nur sechsundfünf zig Personen gerettet. Am Sonnabend Abend gegen acht Uhr traf der englische Dampfer „Sultan" schwer beschädigt in Hamburg ein, und es berichtete dessen Kapitän Eutling, daß er am Tage zuvor, am Freitag, mit einem großen Dampfer in der Nähe des Borkum Riff zusammengestoßen, daß er über den letzteren aber nichts Näheres wisse, als daß derselbe voraussichtlich sehr schwer beschädigt worden war. Auch von amtlicher Seite traf Abends die Nachricht ein, daß Kapitän Niemann vom „Uranus", am Abend des 19., also am Freitag, bei Borkum Riff, 4—5 Seemeilen West, V, Süd vom Feuerschiff, einen als Brigg getakelten gesunkenen Dampfer gesehen habe, dessen verdop pelte Mars-Raaen aus dem Wasser ragten, und von verschiedenen sachkundigen Seiten, namentlich mit den mit unseren Seefahrtsverhält nissen bekannten Kreisen, äußerte sich die Muthmaßung, daß diese- Dampfschrff die „Cimbria" sein könne, woran man zu glauben sich nur