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Sinfonie wurde zusammen mit der naturalistischen Programm-Sinfonie „Wellingtons Sieg oder die Schlacht bei Vittoria“ in einem Wohltätigkeitskonzert zugunsten verwundeter bayrisch-österreichischer Soldaten, die Napoleon 1813 in der Schlacht bei Hanau geschla gen hatte, am 8. Dezember 1813 in Wien uraufgeführt und versetzte dabei, ebenso wie in den bald darauf folgenden Wiederholungen, die Zuhörer in unglaubliche Begeisterung. So schrieb die „Wiener Zeitung“ zu diesem Ereignis: „Der Beifall, den Beethovens kraft volle Kompositionen, von ihm selbst dirigiert, und die aus Eifer für die Kunst und die Sache des Vaterlandes zu diesem Feste der Kunst und der patriotischen Wohltätigkeit vereinigten ersten Künstler der Kaiserstadt bei allen Zuhörern fanden, stieg bis zur Ent zückung.“ Als hochbcdcutender künstlerischer Beitrag des vom „reinen Gefühl der Vater landsliebe“ durchdrungenen Meisters zum Befreiungskampf gegen die napoleonische Herrschaft steht das aufrüttelnde, Elan und aktivierende Kraft ausstrahlende Werk gewiß mit der Zeit seiner Entstehung in ideellem Zusammenhang, wenn cs sich hier wohl auch weniger um direkte programmatische Bezüge handelt. Da Beethoven zu der Siebenten im Gegensatz zu der vorangehenden 6. Sinfonie (Pastorale) keinen Schlüssel für eine bestimmte programmatische Deutung gegeben hat, hat das Werk immer wieder zu mancherlei, zum Teil sogar recht seltsam phantastischen Erklärungs- und Deutungs versuchen gereizt, die allerdings meist nur gewisse Wesenszüge, nicht aber seine Gesamt heit erfaßten. Besonders berühmt wurde Richard Wagners von der ungemein starken Betonung des rhythmischen Elements in dieser Schöpfung ausgehende Deutung als „Apotheose des Tanzes“; Robert Schumann wiederum faßte die Sinfonie als Schilderung einer Bauernhochzeit auf, und der Musikwissenschaftler Arnold Schering legte sic gar nach Szenen aus Goethes „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ aus. Indessen kann man mit der artigen, doch schließlich am Äußerlichen haftenden Erklärungen kaum der Eigengesetz lichkeit dieser Musik, ihren besonderen Ausdrucksmitteln gerecht werden. Das Grund element eines vitalen, pulsierenden Rhythmus, der sich als alles beherrschende, alles gestaltende Kraft erweist (charakteristischerweise gibt cs in der ganzen Sinfonie, ebenso wie in der Achten, keinen langsamen Satz), aber auch eine interessante, neuartig bereicherte Harmonik, eine eng verzahnte Thematik und eine überaus großzügige, kühne Linien führung schufen zusammenwirkend hier ein strahlend-glanzvolles Werk überschäumender Lebensfülle von festlicher Heiterkeit bis zu ausgelassenstem, wild entfesseltem Taumel, in dem Beethoven in schöpferischer Entwicklung zu absolut neuen Ordnungen und Formungen vorgedrungen ist. Mit einer breit angelegten, wie abwartend wirkenden langsamen Einleitung, die unmerk lich zum Hauptsatz (Vivace) hinführt, beginnt der 1. Satz. Das lebensprühende, in punk tiertem Sechsachtelrhythmus stehende Hauptthema durchzieht als dominierende rhyth mische Grundfigur den gesamten, wechselvollen Stimmungen unterworfenen Satz, der trotz an sich frischen, hellen Charakters doch bereits, ähnlich wie später das Finale, reich an schroffen dynamischen Kontrasten, kühnen Modulationen, starken Ausdrucksspannun gen und Steigerungen ist. - Der 2. Satz, von Beethoven als erster entworfen, bildet das Kernstück der Sinfonie und erregte von Anfang an besondere Aufmerksamkeit und Begeisterung. Dieses von tiefer Empfindung beseelte, wunderbare a-Moll-Allegretto ist in erweiterter dreiteiliger Liedform angelegt; während der erste Teil ein ernstes Thema in gleichsam gebrochenem Marschrhythmus bringt, dem als Gegenstimme eine innige, ausdrucksvolle Melodie der Celli und Violen beigegeben ist, wird im gcsangvollcn, freundlichen Mittelteil besonders der Gegensatz zwischen Moll und Dur wirksam. Nach dem am Schluß noch einmal die Marsch weise aufgenommen wurde, schließt das Stück, wie es auch begonnen hatte, mit einem fragenden Quartsext-Mollakkord. - Im 3. Satz, einem verhältnismäßig ausgedehnten Scherzo, fällt die damals innerhalb einer A-Dur- Sinfonic ungewöhnliche Wahl der Tonart F-Dur auf. Der lebensfrohe, kapriziöse Presto- Satz rauscht in funkelnder, sprühend-jugendlicher Ausgelassenheit an uns vorüber, zwei mal kontrastierend unterbrochen von einem lyrischen, liedhaften Trio-Teil, dessen Thema einem Zeitgenossen Beethovens zufolge einem österreichischen Wallfahrtsgesang ent nommen sein soll und dessen besonderer EHckt eine sogenannte liegende Stimme, hier der Klang des festgehaltenen Tones a, darstellt. - Voller bacchantischem Überschwang gibt sich schließlich das stürmische Finale. Vor allem die Kühnheiten, die zahlreichen melodischen und metrischen Wiederholungen, die Orgclpunktc, und überhaupt die ,,Aufgcknöpfthcit“ dieses ausgelassenen Satzes wurden Anlaß für kritische Äußerungen der Zeitgenossen, und man hat ihn einmal sogar als „Gipfel der Gestaltlosigkeit“ bezeich net. Ein ungestümer Ausbruch heftiger Leidenschaften, von elementarem Rhythmus umtost, trägt aber gerade das in jubelndem Tutti endende Finale des Werkes charakteri stischste Züge der eigenwillig-genialen Persönlichkeit seines Schöpfers. Urte Härtwig Literat u r h i n weise : Die Musik in Geschichte und Gegenwart Bände 1, 5 und 9, Kassel Ifd. Vorankündigung: Nächste Konzerte im Anrecht B 17. und 18. März 1962, jeweils 19.30 Uhr Einführungsvorträge jeweils 18.30 Uhr 10./11. März 1962, jeweils 19.30 Uhr 10. Außerordentliches Konzert BEETHOVEN-ABEND Dirigent: Siegfried Geißler, Solist: Prof. G. Garay, Budapest 7. Zyklus-Konzert 00-41 Ra 111 9-5 262 1,4 ltG 009 103 62