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Riesaer A Tageblatt Montag, 14. November 1898, AbevdS S1 Jahrg. »«» »Äa« Ta-LlM j»« T., Äbm» mit «uHmchm. d« Sonn, imd Schlag, »Ktt-Mütch« »VM«» i- I» d« «Mbit-«. I« «d «vqi^ t« sowie am Schalt« d« taijrrl. Postanstalten 1 Mark 25 Ps., durch di« Trüg« frei in« Hau« 1 Mark 50 Pf., durch den Briefträger frei in« Hau» 1 Mar» « Pf. >»»ri^»Sl«uch«, Dr dt« Rnmn» de» Ausgabetage« bi» vormittag 9 Uhr ohne Vrwähr. Druck und verlaa von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastantenstraß« öS. — Für die Redaction verantwortltch: Herm. Schmidt in Rief«. und An-eiger MeURt Mtd Alyelgn). relegramm-Adrefs, «L K ckU Fernsprechstell« r°, bi tt «« L der König!. Amtshauptmannschaft Großenhain, des Königl. Amtsgerichts «nd des Stadtraths zu Riesa. S«4. Im Hotel zum „Rvyttpritt-" hier kommen Sonnabend, den 19. Nov. 1898, Vor«. 11 Uhr, 1 Sopha mit braunem Ueberzug und 1 Pfeilerspiegel gegen sofortige Bezahlung zur Versteigerung. Riesa, 12. November 1898. Der Ger.-Bollz. HM Rtzl. Amt-ger. Selr Eidam. Das Einlagebuch der Sparkaffe zu Riesa Nr. 2987, auf „DaS sogenannte Carlowitzesche Capital' lautend, ist 30 Jahre lang weder zu einer Einzahlung noch zu einer Rückzahlung bei unserer Sparkaffe vorgelegt worden. Nach 88 18 und 19 der Sparkaffenordnung der Stadt Riesa wird das Guthaben auS diesem Buche für Le« 1. Februar 18S9 gekündigt. Der un« unbekannte Inhaber dieses Buchs wird hierdurch aufgefordert, an diese« Lage sein Guthaben zu erheben. Es wird hierbei darauf hingewiesen, daß die Einlage nebst Zinsen dem Reservefonds der Sparkasse zusällt, wenn sie nicht vis zum 1. Februar 190V erhoben wird. Riesa, am 12. November 1898. Der Rath der Stadt. Bürgermeister VoeterS. Sch. vertlicheS und Sächsisches. Riesa, 14. November 1898. — Im Ho!el Hopfner fin^r nächsten Donnerstag d»s zweite Lt^rinement-Concrrr des T om?emco:ps unserer Gar- nt or statt. — Lußerordkntlich zrslreich besucht war gestern die Fall', te Menagerie 'Uf dem öchützevplatze, und es wurde der sckömn, reichen Thicrsawmlung durchgängig viel Lob ge zollt, besondere Anerkennung aber fand Fräulein Ella Falk, die mit großer Unerschrockenheit und Sicherheit die Borsehrung und Dressur der Bestien ausführt. — Bei der Postoerwaltung sind ernannt worden: Brack, z-ither Bcstkassir-r in Hamburg, als solcher in Riesa; Schlenkrich, zeilher Postrerwalrer in Kipsdorf, als solcher in Schmiedederg (Erzgib); Matthäi, zrither Poftoerwalter in Schmtedebrrg (Erzgeb.), als solcher in Niederoderwitz; Pötschke, zeilher PoNassistent. als Oberpostasfistent im Bezirke der Kaiserlichen Oberpoftdirektion in Dresden; Witschaß, Schneidermeister, al» Poftagent in Oßling. — Die sächsische StaatSbahn-General-Direction hat er neut Veranlassung genommen, die betheiligten Organe auf die strengste Befolgung der Bestimmungen über die Behand lung von NichrraachercoupeeS hwzuweisen. Nach diesen Be stimmungen ist e« verboten, in den Nichtrauchers Heilungen zu rauchen «nd zwar selbst dann, wenn die Mitreisenden dasselbe gestatten würden. Ebenso ist das Betreten solcher Avtheilungen mit brennender Cigarre oder Pleise ausdrücklich verboten. Zur Bermeieung von Strafen, dte di« 88 53 und 62 der Betriebsordnung zulasscn, s-i die Reisewcu darauf hmgewiesen. — Zu der Meldung, daß dis Regierung dem nächsten Landtags rin Baugefttz vorlegen werde, ihü'.k das König!. „Dresdner Journal ' o fiz ör mit, daß man im Ministerium de« Innern dem au? dem letziea Landtage ciuSgewrochenen Wunjch; nach einer Nmbearbettung der sächsischen Baugesetz- gebung näher getreten ist uad hierbei euch Maßregeln er wogen hat, welche eine, dem vorhandenen WohnungSbedtrsaiß entsprechende, zw.ckmäßige und billige Bebauung des Landes zu fördern und zu erleichtern geeignet find. Dagegen wird da- in gewissen Kreisen laurgeword-ne Verlangen, deßäden Gemeinden ein Richt zur Enteignung undebouken Landes be hufs Errichtung von Wohnhäusern verliehen werde, auf -mnd'ätzliche Bedenken stoßen. Sollte dte Aufstellung ron Grundzügen für ein mm», allgemeines Bauge'etz gelingen, so wird den betheiligten Kre s n voraus stchllich in nicht allzu- ferner Zeit, und jed nsells noch vor Einbringung de« Gesetz- entnuri« im Landtag, G leg.nheit gegeben werben, zu den einschlägigen Kragen Stellung zu nehmen und ihre Wünsche zu« Ausdruck zu bringen. — Eine wichtige principielle Ln.scheidung wurde jetzt vom Straiseuat des ObrrlanSrSgnichts getroffen. E» han delte sich um die Art und Weis: der Anmeldung politischer Versammlungen. Am 7. Juli tand in Wenrischkunnersdorf bei Löbau «ne socialdemokratische Wahlversammlung statt. Da sich im Orte der Versammlung kern Einberu'?r fand, da« Verein«- und BersammlungSgesetz aber vorschrcibt H 3), daß windest n» einer der Einberof r au« dem Orte, wo die Versammlung stattfindrt, sem bez. dort wobnen muß, so zog der Tffchlkr Diener cur Löbau av' einige Tage nach Wen- dtschkunnersdorf, um al« Belsamw'ungs'Einberufer f-ngiren zu können. Der Grmcindcvorftan) stellte auch die Anmel dungsbescheinigung für die Bersawm'ung ordnungSg«mäß und ohne Wid«soruch au«. Dte Ber ammlung fano also statt. Nachdem bekam o^r Dien-r ein Slralwan^r wegen Ueber- ttetung de« Vrrrtvs- uns Versammlung^S s tze«, ra er eine Versammlung in diesem Falle unbefugt einberufeiz habe, da er nicht Mitglied der G.meinde gewesen sei, sondern nur vorübergehend auf ein paar Tage t« Gasthose gewohnt bezw. geschlafen habe. Auf die dagegen biantragre gerichtliche Ent scheidung sprach das Schöffengericht uad später auch da« Land gericht in Bavtzrn Diener frei, weil Letzterer durch da« Verhalten der Vekörde in de« Glauben gewesen sein käme, dte erforderlichen Eigenschaften zu besitzen, und weil gegen eine Uebertretung de« in Frage kommenden 8 3 de« genant» tcn Gesetz:« eine Strafe überhaupt nicht angedroht ist. Gegen diese« Unheil hatte der Staatsanwalt Revision eingelegt. Diese! b: war u. A. damit begründet, daß der 8 3 de« frag lichen Gesetz»« in innerem Zusammenhang« mit 8 2 stehe, die Versammlung aber zweifellos eine solche in diesem Sinne (nach 8 2) gewesen sei. Da« Gericht entsprach der Revision, da« Urthetl wurde aufgehoben und die Sache unter Auf rechterhaltung der thaisächlichen Frststellungen zur nochmaligen Verhandlung an da« Landgericht Bautzen zurückoerwtesen. E« heißt in der Begründung, daß e» gar keinem Zweifel unterliegen köane, daß e« sich hier um eine« Verstoß gegen da« fragliche Gesetz handele. Der Linbrrufer sei nicht Ge- mcindemitglied, dte Versammlung nicht vorschriftsmäßig be rufen gewesen. Der 8 2 sei dte Grundlage de» 8 3, eine be'ondrre Strafandrohung gegen letzteren durch 8 33 sei nicht erforderlich. — Die Welt geht vorwärts. Die „BoheMia" stellt nach einer französischen Zeitschrift zusammen, wa« in den lktzlen zehn Jahren an großen Erfindungen uad Entdeckungen gemacht wurde, die bereit« jetzt da« Kulturleben beeinflussen und dte« voraus sichtlich in späteren Jahren noch mehr thun werden. Die Liste ist nicht ganz einwandfrei, aber im Großen und Ginzen mag man fie gelten lassen; sie enthält eine ganzr Reihe guter Bekannten, die un« schon ganz ver traut geworden find, aber auch ein paar Neuheiten, von denen da« große Publikum nicht« weiß und die doch, namentlich einzelne, von ungeheurer Bedeutung find. Zählen wir also aus. 1) Die elektrischen Eisenbahnen. Sie find zwar schon älter al« ein Dezennium, ihre Aufnahme in die List: wird aber damit begründet, daß vor zehn Jahren nur wenige Kilometer solcher Bahnen in Betrieb waren, während jetzt, Dank der Vervollkommnung der Systeme, die Elektrizität so- «ar auf Hauptbahnen eingeführt werden soll. — 2) Die Vielphrsenströme (Ferrari«, Telia»), welche r« ermöglichen, dte in der Natur autzehäustrn bewegenden Kräfte auf weite Entfernungen hin leicht nutzbar zu machen. — 3) Der Kine- matograph, an dessen Wunder wir un« noch immer nicht haben satt sehen können. — 4) Die Roentgen-Strahlen, deren ungeheuer vielfache Verwendbarkeit vermuthlich noch immer nicht völlig erkannt ist. — 5) Die Lavalsch« Turbine, I ein neue« System für dte mrchantsche Ausnutzung hochge spannten Dampfes. — 6) Der Dieselfche Motor, grgenwärrig dte vollkommenste Methode, Wärme in Arbeit zu verwandeln; eine Erfindung von großer Tragweite. — 7) Das Lrlcium- carbid, woraus man Acetylen gewinnt; letzteres hat ge gründete Aussicht, in Zukunft neben der Elektrizität als Be leuchtungsmittel eine Rolle zu spielen. — 8) Di« flüssige Lust (Pros. Linde), deren Verwendung für die Industrie von ^großer vediuiung wird. — 9) Die Photographie in Farben (?) 10) Telegraphie ohne Draht, die so GcoßeS verspricht. — 11) Da« sogenannte kalte Licht, welche« auf d:r bekannten Eigenschaft der Gase beruht, m starker Verdünnung beim Durchschlagen des elektrischen Strome« hell zu leuchten. 12) Die Hochfrsgurnzströme, mit denen namentlich TrSla wunder bare Erfolge erzielte. — 13) DaS Zweirad, da« die Sitten reooolutionirte und von dem e« vor zehn Jahren nur plumpe Proben gab, nicht zu vergleichen mit den zierlichen, graziösen Dmglrn von heute. — 14. Da« Automobil mit Petroleum Benzin, Elektriziiät oder sonstwie betrieben, dem wohl eine noch größere Zukunft blüht, al« de« Zweirad. — Wie «an steht, wichtige Erfindungen genug in einer so kurzen Spanne Zeit; und nicht ganz unwürdig wird da« Jahrhundert der Naturwissenschaft schließen, da« so sensationell begonnen hat. * Zeithain. Da« erste AbonnementSconcert von der RegimintSmufik des Königl. sächs. 7. Infanterie-Regiments „Prinz Georg" Nr. 106 au« Leipzig unter Leitung seine« Dirigenten findet am 1. December statt, worauf hiermit schon aufmerksem gewacht sei. Canitz. Freitag Vormittag gegen 10 Uhr brach in dem dem Stellmacher Carl Gaumuitz gehörigen Scheunenge bäude Feuer au-, welches in kurzer Zeit auch da» angebaute Wohnhaus ergriff und total zerstörte. Brandstiftung wird vermuthet. "Seerhausen. Bei der am Freitag hier stattgefun- denen Jagd, an der auch Se. Kgl. Hoheit Prinz Albert theilnahm, kamen zur Strecke: 84 Fasanenhähae, 37 Fasanen- hühner, 48 Hasen, 20 Kaninchen und 1 Schnepfe. Oschatz, 12. November. Der Umstand, daß in neuerer Zeit im Bezirk« der Königlichen Amtshauptmannschaft Oschatz i wiederholt Brandstiftungen vorgekommen find, ohne daß e« s bisher gelungen wäre, die Thäter zu ermitteln, giebt der Königlichen Amtshauptmannschaft Veranlassung, darauf hin zuweisen, daß Derjenige, welcher einen vorsätzlichen Brand stifter und dessen Aufenthaltsort zuerst entdeckt «nd der Obrigkeit mit Beibringung solcher Verdachtsgründe anzeigt, daß der Beschuldigte entwrder geständig oder überführt wird, > je nach dem Grade der Verdienstlichkeit eine B-lohnung von 300-900 Mark, insofern er zu dieser nicht dienstlich ver pflichtet war, von 75—600 Mark aber dann erhält, wenn ihm eine amtliche Verpflichtung dazu oblag. Ostrau. Bei der am Freitag Abend stattgesundenen Sitzung de« „Gewerbevrrein«" wurde mit 24 gegen 7 Stimmen beschlossen, im Jahre 1900 eine Gewerbe-Aus stellung, verkünden mit einer Ausstellung Landwirthschaftlicher Maschine«, Geräthe rc. in möglichst umfangreicher Weise zu veranstalten. Die Minorität war sür eine solche schon im nächsten Jahre. Lommatzsch, 12. November. An Blutvergiftung ver starb in Leuben ein 6 jähriger Knabe. Derselbe hatte sich durch Verbrühen mit heißem Wasser am Oberkörper Brand wunden zugrzogen, wonach Blutvergiftung «ingetreten war. Meißen. Der Königliche Beztrksschulinspeetor, SchM- rath Wangemann, welcher um seine Emrrittrung «ingekommen ist, wird demnächst in de« wohlverdienten Ruhestand treten. Der Schuliospecitonsbezirk Meißen umfaßt den Bezirk der Amtshauptmannschaft uad Ephorie Meißen, dazu gehören die vier Städte Meißen, Lommah ch, Nossen, Wilsdruff. Die Serlenzahl de« Bezirke« beträgt etwa 112000 JnSgesammt stehen unter der Leitung de« Bezirksschultusprctor« 96 ev.- litth. Schule«, nämlich 90 einfache, 5 mittler« und 1 höhere, sowie eine einfache römisch-katholische Schule. Diese Schulen werden von etwa 22000 Schülern besucht, von denen die männlichen um reichlich ein halbe« Tausend die weiblichen überwiegen. Döbeln. Eine gelungen« Spukgeschichte, in de« Wortes doppelter Bedeutung „gelungen", hat sich, wie der „Jahuathal-Anz." erzählt, Ende vorigen und Anfang diese« Monat« in dem ErblehngerichtSgut in Mochau abgespielt; An zwei Nächten wurden di« Knechte von eine« unheimlichen Gepolter, anscheinend herrührend von de« Werfen ver schiedener leichter und schwerer landwirthschaftlichrr Grräthe, au« ihrem Schlaf gestört und in solche Angst «nd Furcht ge bracht, daß str definitiv erklärte«, nicht wieder in de« ver-