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Nr. ISS 15. Mai 1847. «Sonnabend WM Dmtsche Allgemeine ZeM«g. I'WU -Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» N-H--SHS. DuutfeOtaud. f Aud Thüringen- Die deutsche Einheit. — Die Bene- dictiner in Baiern, Fackelzug der Münchner Studirenden. 0 Leipsia. Die böhmische Grenzsperre, sf Leipzig Die Beschickung deS deutsch- , katholischen ConcilS.— Die Deutsch-Katholiken in Stuttgart. * Kas sel. Die Landtagswahlen. Bertin. Landtag, Vertin- Der Protest. idrKarrelch. Die LheuerungSunruhen. Das Verbot der Getreide- ' aussühr. Die Königin- Tod Orozco's. Congreßverhandlungen. Proro gation der Cortes. ErinnerungSfcst. Don Enrique. Der Gouverneur ' von Madrid. Kanonenschläge, Ellr»D»ritanutr«. Di«, Kisch« Armenbill und die Landlords. Lord Clon curry für die Repeal. Der BefchlShaber und der Master des Thunder- - bolt. Deutsche Auswanderer. ' ' Araükrietch. Die CabinetSveränderungen. Deputirtenkammer. Die Zei- : tungen. - «»Paris. Di« Veränderung des Ministeriums, 's-Paris. Der Proeeß Eubierek. ' WchWetz. Der Vorort. Der Landrath von Basel-Land. chAieisahieMeMH. Englands Foderungen an Griechenland. " Türkei. Konstantinopel- Die griechische Differenz. L>iprba»erika. Die Deutschen. Ka«bet und Anduskri«. * Lejptig Börsenbericht.,. — Frequenz der . Magdeburg - Leipziger und -Halbersrädter Eisenbahn. »Döbeln. Frucht, preist. Mailand. Seide. — Wafferstand der Elbe. — Leipzig. Eti»Oüi»»ig«Ug«u. Deutschland. f Aue Thüringen, io. Mai. Gewiß ist die Anerkennung der auf hem prctMchrn Landt-ge bewährten Gesinnung in Betreff des Zollvereins und deutscher Brühereinheit (Nr. 129) eine sehr verdiente, gewiß aber auch der bedingende Wunsch sehr begründet, daß diese Gesinnung recht allgemein verbreitet und tief gewurzelt werden und bleiben möge. Denn im argen Contraste damit steht nicht blos das in einem andern Landtagsberichte (Nr, 128) .gerügte Verfahren des Fürstenthums Schwarz- burg-Sonders Hausen, bei welchem zugleich eine vollständige Unkenntniß od«r Nichtachtung der Zolloereinsverträge mit unterlief, sondern auch und noch mehr so manchrrlei Urtheil«, Wünsche und Federungen, die man täglich vernehmen kann, wenn man auf das ungewaschene Gerede des sogenannten Publikums hören will, ganz besonders aber die bei so man- ch«n'Markttumulten und Getrcideemeulen hervorgetretrne, auch in dieser B«zi«hung wie überhaupt in Betreff der gerühmten Bildung, Gesittung, Gesetzlichkeit und des RrchtSgefühls der Zeit und des Volks so bedauer liche Gesinnung, z. B. in Böhmen gegen Baiern und Sachsen, inStutt- gart und Tübingen gegen Baden. Freilich hat es wenigstens Baden in der Eisenbahnsachenichl viel besser an Württemberg verdient, und da war die Engherzigkeit nicht, auf Seiten einer rohen Pöbelmasse, sondern im Munde gefeierter Liberalen und pomphafter Sprecher für deutsche Einheit! Hann wird doch endlich die Hrähwinkelei aus Deutschland verschwinden und die Urberzeugung'allseitig aufgchen, daß nur in freier Gegenseitig, feit das Heil ist! — Aus München vom 11. Mai berichten bairische Blätter: „Einem vielfach verbreiteten Gerüchte zufolge sollen dem Benedictinerorden in Baiern mehrfache Veränderungen bcvorstehen, namentlich in Bezug aus di« unter dessen Leitung stehenden Studienanstalten. — Aus Anlaß der unlängst erfolgten Sanctionirung der neuen Studentenverbindung Jsaxia (Rr.127) werden die sämmtlichen Studirendcn der nunmehr hier bestehenden fünf Verbindungen dem König übermorgen Abend einen großen Fackelzug bringen." . vLeipsiH, 14. Mai. In nachstehendem Artikel der Leipziger Zeitung er halten wir die Bestätigung der bereits gestern gemeldeten Sperre Böh- mens gegen die sächsische Grenze: „Je deutlicher eS sich gerade bei der jetzigen Theuerung herauSgestellt hat, daß möglichste Freiheit des Verkehrs und die dadurch hrrbeigesührte Concurrenz allein im Stande ist, vor Extremen zu bewahren und dem Getreidehandel die rechte Bahn anzuweisen, desto auf fälliger ist r-, daß von jenem naturgemäßen Princip doch noch immer in einzelnen Fällen abgcwichen wird. Ein beklagenSwerthcs, für Sachsen insbesondere schmerzliches Beispiel dieser Art liefert uns die soeben «m- grgangenen Nachrichten zufolge in Böhmen getroffene Maßregel. War schon die vor einiger Zeit eingrtretcne Erhöhung des AusgangSzoüS auf alle Cerealien den nationalökonomischen Grundsätzen, die wir für die rich tigen halten, nicht entsprechend und hat, wie wir mit Bestimmtheit ver sichern können, unsere Regierung kein Mittel utiversucht gelassen, jene Zollerhöhung abzuwenden; so ist uns das jetzt aus unbestimmte Zeit erlas sene Ausfuhrverbot um so überraschender gewesen, je weniger maN ein solches den kurz zuvor eingegangenen Nachrichten zufolge auch nur ahnen konnte, wonach man, weit entfernt, die Ausfuhr verhindern zu wolle», vielmehr mit dankenswerther Bereitwilligkeit erklärte, Alles gethan zu haben und thpn zu wollen, um den tumultuLrischen Auftritten, die sich hier und da an der sächsischen Grenze gezeigt und die Ausfuhr unmöglich gemacht oder doch erschwert hatte», mit aller Kraft entgegentreten zu kön- nen. Welche Gründe also jenes plötzliche Verbot mögen vetanlaßt habe», ist nicht gut abzusehen; denn daß in Böhmen noch große Norräthe sich befinden, daß also dort an wirklichen Mangel oder Hungersnoth nicht zu denken, ist bekannt; daß man dem ungestümen Drängen einzelner aufgeregter Volkshaufen hätte nachgeben wolle», ist nach den Grundsätze«^ die man sonst in jenem Staate befolgt, nicht anzunchmen; daß endlich einzelne Einkäu fer auch aus Sachsen vielleicht nicht vorsichtig genug -zu Wirkt gegangen und dadurch auf einzelneu Märkten Unzufriedenheit erregt haben mögen- kann wol zugegeben werde»; allein deshalb schreitetman doch nicht gleich zu der extremsten Maßregel! Je weniger wir eben da« Verbot für aus reichend motivirt anfthen können, und je schneller sich die nachtheilige» Folgen desselben für Böhmen selbst und zwar für dje Armen wie für die Reichen zeigen werden, desto zuversichtlicher darf man auch hoffen, daß die kräftigt» Schritte, die unsere Regierung dem Vernehmen nach in Wien und Prag gethan hat, nicht ohne erwünschten Erfolg bleiben werde»; man wird sich überzeugen, daß deutsche Nachbarn sich nicht ab- sperren, sondern sich helfen sollen in der Roth. Daß übrigens unsere Regierung mit doppelter Energie namentlich für die Grcnzgegenden sor gen wird, daran wird Niemand zweifeln." , f fLeipstg, 13.Mai. In der heutigen Versammlung der hiesigen deuts ch- katholischttt Gemeinde wurde die jetzt so diel besprochene Frage des berliner Eoncils verhandelt. Man ließ den Gründen, welche von Seiten meh rer Gemeinden gegen die Abhaltung des ConcilS in der jetzigen Zeit aufge stellt worden sind, volle Gerechtigkeit widerfahren und erklärte, daß man eine Verschiebung desselben bis etwa zum Herbste gern sehen werde; man erkannte aber andererseits auch die volle Berechtigung, ja Verpflichtung des berliner Vorstandes zur Berufung desselben an und sprach den Wunsch aus, daß, wenn ja eine Verschiebung stattfinden sollte, diese keinenfalls über daS Jahr 1847 hinaus sich erstrecken möchte, indem man auch in dieser scheinbar gleichgültigen Sache an den autonomisch zu Stande ge kommenen Beschsüssen des leipziger ConcilS festhallen müsse. Zugleich be klagte man allgemein und erklärte einstimmig zu Protokoll, daß es sehr zu bedauern sei, wenn einzelne Gemeinden, z. B. die zu Frankfurt a. M., ihre abweichende Meinung über Lie geeignete Zeit der Abhaltung des Con cilS mit-der kaum denkbaren Erklärung ausgesprochen haben, daß man das Cvncil nicht anerkennen werde, wenn es trotz des Widerspruchs zu Stande komme, d. h. wenn die vollberechtigte Mehrzahl der Gemeinden dasselbe genehmige und beschicke: ein Verfahren, welcheSrben so wenig geeignet ist, die Einheir als die Achtung vor dem selbstgeschaffenen Gesetze zu för dern. Für den Fall des Zustandekommens wählte die Gemeinde ihren Pfarrer Rauch sowie die Vorstandsmitglieder R. Blum und I. de Marle zu Abgeordneten, verzichtete auf die Stellung besonderer Anträge, prüfte die vom berliner Vorstande zur Verhandlung vorgeschlagenen Ge genstände, über jeden derselben ihre Meinung als Richtschnur für die Ab geordneten aussprechend, und beschloß schließlich einstimmig, den Abgeord neten den Auftrag zu geben, daß sie mit allen Kräften dahin wirken, daß die Beschlüsse des leipziger ConcilS unversehrt als Grundlage der jungen Gemeinschaft erhalten werden. — Aus Stuttgart vom 10. Mai wird «»gezeigt, daß soeben von der königl. Regierung die Bestätigung des derzeitigen Pfarrers Heri bert Rau bei dem Vorstande der deutsch-katholischen Gemeinde daselbst eingelaufen ist.