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»pch. ». »»chnMw> Ire»de»-Xe«ft«bt U. «eigner «ass« 4. Me Zeitung erscheint Ha»erst«, u»» EounabeuH früh. Ubounemeuts- Prei»: tzterttltährlMk.lM Zu beziehen durch h« kaiserlichen Post» «staltcn und durch unsere Boten. Vei freier Lieferung in» Hau» erhebt die Post noch eine Ge bühr von 25 Pfg Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrman» Wüller in Dresden. -«serate werden bi» Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und losten: dietspaltZeiletSPf^ Unter Eingesandt: SO Pfg. Inseraten- Annahmestele« t Die Arnoldifch« Buchhandlung, Jttvalidcndmn, HaaknsteinH Vogler, Rudolf Mosse, G L. Daube L Eo^ in Dresden, Leipzigs Hamburg, Berlin, Frankfurt a/M. u. s. w. Dienstag, den 22. Aeöruar 1887. 49. Jahrgang. Abonnements - Einladung. Bestellungen auf die „Sächsische Torfzeitung" für den Monat März nehmen alle kaiserlichen Postanstalten und Postexpedittonen, sowie auch alle Landbriesträger gegen Vorausbezahlung von 50 Pfg. entgegen. Die Verlags-Expedition. Politische Weltschau. Deutsches Reich Der hochosficiösen „Politischen Korrespondenz" geht auS Petersburg von einer in diploma tischen Kreisen hochangesehenen Persönlichkeit ein Schrei ben zu, worin die augenblickliche politische Lage Europas folgendermaaßen geschildert wird: An der Newa ist man allgemein der Ansicht, daß Rußland seine Blicke unverwandt nach dem Rheine gerichtet halten muß, um «ine abermalige Niederschmetterung Frankreichs zu ver hindern, da, sollte Deutschland nochmals über seinen westlichen Nachbar siegen, ganz Europa, Rußland mit inbegriffen, dem von Berlin ausgehenden Willen unter jocht werden würde. Rußland darf daher nicht seine ganze Aufmerksamkeit auf die Angelegenheiten des Orientes koncentriren; diese werden sich später viel leichter regeln lassen, wenn man nemlich keine Besorgnisse mehr vor dem siegreichen deutschen Reiche zu hegen braucht. Die russische Regierung, welche ebenso sehr von dem Wunsche nach Erhaltung deS Friedens, als von dem nach Wahrung ihrer nationalen Interessen beseelt ist, muß dahin trachten, daß sich kein Streit zwischen Frankreich und Deutschland entspinnt, aber auch zugleich dafür sorgen, daß Deutsch land durch Frankreich in Schach gehalten und somit verhindert wird, in Europa ein allzu mächtiges Ueber- gewicht auSzuüben. Man schreibt allerdings der Ber liner Regierung nicht gerade absolut kriegerische Ge sinnungen zu; man kennt in dieser Richtung zu gut die Gefühle deö Kaisers Wilhelm und man begreift voll ständig die Vorsicht, die ihm durch sein hvheö Alter auferlegt wird. In gleicher Weise ist man in Peters burg aber auch davon überzeugt, daß die französische Regierung sich von ähnlichen vorsichtigen Erwägungen leiten laßt und daß sie durchaus nicht beabsichtigt, gegenüber dem eigenen Lande, sowie vor dem AuSlande die schwere Verantwortlichkeit sür eine aggressive Politik auf sich zu nehmen. Andererseits gelangt man aber immer mehr zu der Ueberzeugung, daß Fürst Bis marck sich auf einer abschüssigen Bahn be- wegt, auf der ihn, gegen seinen eigenen Wil len, die Sorge um Deutschlands und sein eigenes Prestige leicht zu irgend einem be- bäuerlichen äußersten Schritte Hinreißen kann. Man begreift somit, daß eS nicht die französischen Rüstungen an sich sind, welche den Reichskanzler beun ruhigen, sondern derselbe befürchtet v elmehr, Frankreich möchte mit Hilfe mächtiger Bundesgenossen seine frühere Stellung als präponderirende Großmacht wieder ge winnen. Die Besorgniß, daS Werk seines LebenS, die Einheit Deutschlands, nahen Gefahren auSgesetzt zu sehen und dieS vielleicht in einem Augenblicke, wo kein kräftiger Arm da sein wird, um der Gefahr siegreich zu begegnen — diese Besorgniß mag eS sein, welche den Reichskanzler antreibt, noch einmal das Waffenglück zu ver suchen, um Frankreich völlig niederzuschmettern. Derartige Erwägungen bestimmen Rußland, in seiner zuwartenden Haltung zu verharren, namentlich die Entwirrung der orientalischen KrisiS nicht zu überstürzen, da der Ein tritt von Ereignissen möglich ist, welche in den allge meinen Angelegenheiten Europas und demzufolge auch in der Art der Lösung der orientalischen Frage eine radikale Aenderung herbeiführen dürften. Gerade unter den gegenwärtigen Verhältnissen ist eine soeben unter dem Titel: „DaS Volk in Waffen im Sinne der Demokratie" erschienene Broschüre von hohem Interesse. Der Verfasser, namenS Schenck, schildert darin die Vorgänge jener Sturm- und Drang periode im Jahre 1848, während welcher Zeit eine von ehrgeizigen und verblendeten Parteiführern geleitete Volksmaffe ihren Einfluß auf das politische und parla mentarische Leben in Berlin geltend zu machen wußte. Es wird u. A. daS wilde, tumultuarische Treiben jener Zeit, daS sich zu immer zügelloseren AuSbrüchen der Rohheit , und Gewalt steigerte, in treffendster Weise charakterisirt. Im Vordergründe deS von dem Autor gezeichneten BildeS steht die Berliner Bürgerwehr als die Verkörperung deS von der Demokratie mit Vorliebe gehegten Gedankens einer Volksbewaffnung. Man er fährt aus der mit ergreifenden und markanten Zügen die damaligen Zustände in unsere Erinnerung zurück rufenden Broschüre die ernsten und schweren Ausgaben, die der bewaffneten Macht in einer Zeit gestellt waren, wo die Autorität der Regierungsgewalt fast täglich schwer bedroht erschien. Selbst bei einer besseren Organisation deS Ganzen wäre es unmöglich gewesen, einem solchen Milizthume den Geist der persönlichen Aufopferung und Hingabe, der Waffenehre und deS Gehorsams einzuhauchen, wie er in den Reihen jeder schlagfähigen Truppe heimisch sein muß. Dazu kam ferner noch die Neigung der Bürgerwehr, daS Maaß ihrer Rechte und Pflichten selbst bestimmen zu wollen, in politischen Fragen nach eigenem Ermessen Partei zu ergreifen und hierbei sich mit Vorliebe in Gegensatz zu Thron und Regierung zu stellen. Alle diese charak teristischen Eigenschaften der damaligen Bürgerwehr führt die kleine Schrift anschaulich vor Augen und be weist damit, wie thöricht eS ist, unsere straff diScipli- nirte, vom Geiste der ManneSehre und der persönlichen Aufopferung so warm beseelte Armee in eine „Parla- mentSmiliz", welche bekanntlich daS Ideal deS Abg. Eugen Richter ist, umwandeln zu wollen. AuS zuverlässiger Quelle verlautet, daß in den waldreichen Bezirken OberösterreichS von französischen Agenten, die sich für Schweizer ausgeben, sehr be deutende Einkäufe von Holz und namentlich von zu Brettern und Pfosten verarbeiteten Stämmen unter dem Vorwande gemacht werden, daß dieses Material sür die Bauten der Pariser Weltausstellung deS JahreS 1889 bestimmt sei. Die angekauften Hölzer werden auf der Arlbergbahn und durch die Schweiz, ohne Süd deutschland zu berühren, nach verschiedenen Orten der französischen Ostgrenz« erpedirt. AuS den Waldungen deS Prinzen von Sachs,n-Koburg an der Steyerling und auS den Stiftswaldungen von Kremsmünster erportwt man vornehmlich viel Hölzer auf diesem Wege nach Frankreich. Die Meldung, die Taufe deS jüngsten EchneS deS Prinzen Wilhelm werde am 90. Geburtstage d,s KaiserS stattsinden, bestätigt sich nicht. Der Tag der Taufe ist bis jetzt überhaupt noch nicht festgesetzt; am Allerwenigsten dürste aber der 22. März als solcher in Aussicht genommen sein, da ,S an und für sich schon undenkbar ist, daß der greise Monarch, welcher an diesem Tage so zahlreiche Gratulationen in Empfang zu nehmen hat, noch einem Taufakte beiwohnen sollte. Nach dem Hof-Eeremoniel hat übrigens die Taufe 4 bis 6 Wochen nach der Geburt eines Prinzen stattzu finden und somit ist eS weit wahrscheinlicher, daß die Taufe deS jüngstgeborenen Prinzen am 10. März, dem Geburtstage der Königin Luise vollzogen werden wird. Dagegen dürfte der Kaiser gelegentlich deS an seinem Ge burtstage zu veranstaltenden GaladinerS die Verlobung deS Prinzen Heinrich von Preußen (geb. 14. August 1862) mit seiner Kousine, der Prinzessin Irene von Hessen-Darmstadt (geb. 11. Juli 1866), proklamiren. Zu der Feier des 90. Geburtstages deS Kaisers werden, so weit b»S jetzt bekannt, der Großherzog und die Groß herzogin von Baden, sowie der Großherzog von Sachsen- Weimar mit Gemahlin, der König und Prinz Georg von Sachsen, der Prinz von Wales, der Großherzog von Hessen-Darmstadt, Prinz und Prin zessin Christian von Schleswig Holstein, der Kronprinz und die Kronprinzessin von Schweden, der Herzog von Koburg-Gotha, der Fürst von Schwarzburg-Rudolstadt und andere fürstliche Personen in Berlin eintreffen. Wie auS Chemnitz gemeldet wird, ist der dortige Fellilleton. Der Legionär. Eine wahre Begebenheit auS Deutsch-Oesterreich- schwerer Zeit von Emil König. (2. Fortsetzung.) ll. „Franzl! Hurtig, hurtig, mach' Dich fertig. Solltest schon längst aufsitzen!" trieb am anderen Morgen der Erbpostmeister unseren jungen Freund zur Elle an, der eben daS Posthorn umhing und den dunklen Treffen- Hut auf den dunkelbraunen KrauSkopf stülpte. Die riemgeflochtene Peitsche ergreifend, eilte er auS der Postlllonstube der fertig bespannten Chaise zu, schwang sich behend auf den Bock und ergriff die Zügel. Noch ein „B'hüt Gott, Herr Postmeister!" daS er seinem Herrn zurief und daS Gefährte rollte durch - Thor hinaus auf die Straße. Dort stiegen die Fremden eia, Franz trieb die Pferde an und dahin sauste der Wagen über da- holprig« Stein- pflastrr deö Fl«ckeaS. Zuvor j«doch hatte er nicht ver» gtssen, einen verstohlenen Blick nach dem halb offenen Fenster im oberen Stock deS Posthaus«- zu wrrfen, hint«r dessen Gardin«n hervor ihm ein Helles Lugenpaar glückselig lächelnd grüßte. Mit flüchtigem Blicke hatte Franz in seinen Passa gieren di« h«idea Fr«md«n erkannt, welche gestern von« »Braunen Hirschen" in Weidentck gesessen halte«. Am Ende der Hauptstraße des Flecken- setzt» er dal Horn an und ließ erst einige hellschmetternde, lang gezogene Töne erschallen, um dann in eine, wie eS schien, außerhalb der Sphäre der gewöhnlichen postalischen Musik liegende, schwermüthige, fast traurige Melodie Überzug,hen. Ueberrascht von der Kunstfertigkeit deS Postillon-, d«r seinem Instrumente so bezaubernde, von ihnen auS einem Posthorn« noch ni« vernommenen Töne zu ent locken wußte, horchten die beiden Passagiere hoch auf und unterbrachen für einige Minuten da- in fremder Mundart geführte Gespräch. Eine ganze Reihe der lieblichsten Volksweisen, mit wunderbarer Innigkeit vorgetragen, zog an ihrem lau schenden Ohre vorüber. „Siehst Du drei Rosse vor dem Wagen" ging über in die Melodie zu dem Gedichte „die Post" von Nikolaus Lenau und diese Melodi« wieder in die reizende Weise deS französischen Liede- ?08te", da- den Reisenden bekannt war und unwillkürlich summte d«r Jüngere die Worte mit: „mon pauvre eoeur plus ä'ssperunee, mon pauvro coeur!" Dann kamen noch viele bekannte Weisen, aber alle wehmüthig und traurig. Die letzte war d«n Reisenden fremd. „WaS war da- Leyte für ein Lied, Schwager?" fragte der alle Herr, al- Franz auf Augenblicke da- Hora «bsetzte. „Ich entsinne mich nur de- Schluffe- d«S Liede-, w«lch«S ich zufällig «inmal hörte uud welche- lautet: »Der Wagen rollt zum Thar hinan», Posthorn klang so süß, Wild geh?» dahin ta-Sa«», m»b Brau« — Ab«, «ei» Paradies!" Die Melodie dazu habe ich mir selbst zusammen- gestümpert!" „Alle Achtung vor derartigem Zusawmenstüwperu!" versetzte der freundliche Passagier, „da haben Sie wohl auch die hübschen Verse selbst verfaßt?" Der junge Mann errölhete, verneinte aber. Dann fitzte er sein Horn wieder an und erging sich in freien Phantasien. „Wie brav der Bursche bläst, Ercellenz!" bemerkte der Jüngere darauf zu seinem Wagen-Nachbarn. „Wahrlich, ich habe in diesem Genre Bessere- uoch nie vernommen! Sonst war ich immer froh, wenn so «in Erofficio-Musikant fitn Signal beendet hatte und ver zichtete gern auf den weiteren OhrenfchmauS, den er mir vorseyte. Diesem aber könnte ich stundenlang lauschen." „Sie haben Recht, mein lieber Baron; der junge Mensch macht seine Sache gut", entgegnete bi« Erc«ll«nz, „dafür soll ihn aber auch «in gut«- Trinkgeld belohnen." „Bemerkten Ercellenz übrigen- nicht, daß unser Postillon derselbe hübsche Bursche ist, der gestern so sinnend, so gedankenvoll vor der Thür« de- „Braunen Hirschen" in Weid,neck saß?" fragte der Baron. „Und der später am MuttergotteSbilde di« schöne Blondine so zärtlich und herzhaft küßte", fiel der Graf «in, „gewiß bemerkte ich daS; schon al- er sich auf den Bock schwang!" Mittlerweile hatte Franz sein Stückchen beendet, da- an der schwarzgelbeu Schuure hängende Horn auf den Rücken geschoben, die Peitsche ergriffen und trieb jetzt die beiden Füchse, welche währead des Blasens t» Schritte sich fortbewegt hatten, z« größerer. Gle