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Aukchal -Zeitung. Lokalblatt für Aue, Auerhammer, Zelle-Klöfterlei», Rieder- u. Oberpfannenstiel, Lauter, Bockau, Bernsbach nnd die umliegenden Ortschaften. Erscheint »tttwock», Arettag» u. Sounta,». Uvonnementdprei» lncl. der 3 werthvollen Beilagen vierteljährlich mit Bringerlohn 1 Mk. LV Pf. durch die Post 1 M. 28 Pf. No. 86. ML 3 illustrirten Ueiölättern: Deutsches Aamittenötatt, Hute Heister, Jeitspiegel. Verantwortlicher Redakteur: Emil Hegemeister in Aue (Erzgebirge). Redaktion u. Erpedit on: Aue, Marktstraße. Sonntag, den 23. Juli 1893. Inserat« die einspaltige CvrpuSzeile 1V Pf., die volle Seite 30, '/r S. 20, -/« St. 8 Mk. bei Wiederholungen hoher Rabatt. Alle Postanstalten und Landbriefträger nehmen Bestellungen an. 6. Jahrgang. Dienstpflichtige Feuerwehr Aue. Montag, den 24. Juli dss. Js. allgemeine Uebung. Sammeln: Punkt 6 Uhr am Spritzenhaus. UnenlschuldigtcS Versäumniß, sowie verspätetes Eintreffen am Sammelplatz wird unnachsichtlich bestraft. Aue, am 18. Juli 1893. Der städt. Branddirector. Bestellungen auf die jM" Auerttzccl'-Zeitung "WW (No. 605 der Zeitungspreisliste) für August und September werden in der Expedition (Aue, Marktstraße), von den Aus trägern des Blatte-, sowie den Landbriesträgern jederzeit gern angenommen. Krpeditiou der „AuertHal-Zeitung," Llurll Die tonkinesische Frage. Das Königreich Siam, mit dem Frankreich in Krieg geraten ist, würde eine tresfluhe Abrundung des franzö sischen Besitzes in Hlnterindien bilden. Es ist um ein Drittel größer als Deutschland, zählt 12 Millionen Ein wohner und bietet der Kultur rin reiches Arbeitsfeld. Doch will ja Frankreich angeblich nichts anderes, als nur Ge- nugthuung für die Niebermetzlung einer Anzahl franzö sischer Soldaten durch Siamesen. Frankreich hat nämlich den Mekong als Grenzfluß zwischen Anam und Siam er klärt. Das Recht Siam« ist bei dieser Grenzteilung un gefähr so gewahrt worden, als Deutschlands Ansprüche bei dem französischen Verlangen nach der Rheingrenze beachtet werden. Siamesische Vorposten, die über den Mekong abgescho ben werden sollten, nahmen denn auch len Scherz krumm und schlugen die französischen Soldaten, die ihnen mit dem Lebelgewehr die neuesten Veränderungen der Land karte klar machen wollten, tot. Dieses Mißverständnis ist der Grund des Haders. Bereits haben Zusammenstöße zwischen Siamesen und Franzosen stattgefunden. Franzö sisch« Kriegsschiffe sind.nach Bangkok vorgedrungen undwer- (Nachdruck verboten). Jeuilleton. Die Erbschaft der Tante. Novelle von Max Ning. (Fortsetzung.) Der gute Doktor Wiese, der ihr sonst so sympathisch war und dem sie früher das größte Vertrauen schenkte, durste sie nicht mehr besuchen, und dem biederen Hauptmann Ha - stein, mit dem sie lange Jahre befreundet gewesen, konnte sie nicht wieder sehen, da ihn ihre Schwester, wegen des Prozesses nicht leiden mochte. Um so öfter kam dafür jetzt der liebenswürdige Herr von SchmielinSki, der angenehme Gesellschafter, der tägliche Hausfreund und stete Begleiter der von ihm entzückten AmtSräthin. Immer elegant, fein, nobel, artig und galant, führte er sie auf der Promenade, saß er mit ihr im Thea ter in derselben Loge, machte er allerlei kleine Besorgungen für sie, trug er ihre Manttlle, ihren Shawl und sebst den geliebten Zampa. Eine solche Intimität kennte aber der Stadträthin nicht ganz gleichgültig sein und mußte ihr mit der Zeit verdäch- tig Vorkommen, wenn sie auch ihrer Schwester nichts Böse« zutraute. Dazu kamen noch allerlei ungünstige Gerüchte über die Verhältnisse und den Charakter des Herrn von SchmielinSki. Wir Ludwig von seinen Bekannten gehört hatte, sollte derselbe ein notorischer Schulvenmacher, Abenteurer ur.d Spieler sein, dem kein Mensch einen Groschen borget Rollte, da» Gut nächsten» subhastirt werden und die Glau ben nicht zurückweichen, ehe Siam mindestens die Me konggrenze anerkannt hat. Dem Schlimmsten, der An nektion von ganz Siam, wird England Vorbeugen, da es den siamesischen Handel zu drei Vierteilen in den Hän den hat. Auch Deutschland ist beteiligt, doch beträgt sein Interesse an Siam nur ein Drittel des englischen und es wird klug thuu, den Engländern den Vortritt zu über lassen trotz der Aufforderungen zum Anschluß an den Protest, die von Londoner Blättern nach Berliner gerich tet werden. Zu fürchten ist, daß Frankreichs Auftreten das Miß trauen gegen die europäische Kultur in Siam neu bestär ken und die Entwicklung des Landes hemmen wirb. Au genblicklich ist Siam aus dem besten Wege, vorwärts zu kommen. König Somdetsch Tschaufa Chylalonkorn be günstigt d e Verbreitung ter europäischen Errungenschaften. Das Postwesen ist organisiert. 2784 kw Telegraphen drähte durchziehen das Land. Vor allem begünstigt aber der Herrscher den Eisenbahnbau. 1889 wurde einer eng lischen Gesellschaft die Konzession für eine 85,5 kw. lange Bahn von Bangkok nach Packnam und Palricw erteilt. Der Vcrwaltungörat dieser Borapah Railway Comp. ge nannten Gesellschaft besteht neben sieben Europäer» aus sieben Prinzen des königlichen Hauses und einem siame sischen Minister. Auch der Bau einer 700 km langen Linie von Bangkok nach Meghonz wurde beschlossen. Ein englisches Syndikat, welches den Bau ausführt, liefert die eine Hälfte des Baukapitals die andre Hälfte die siame sische Negierung. Dieselbe ernannte 1890 den kö.iglich preußischen Baurat Bethge „um Generaldirektor der siame sischen Eisenbahnen unter dessen Leitung die 268 km lange Bahn Bangkok- Äjulhia-Korat durch ausländische Unternehmer ausgesührt werben soll. 1891 wurde einem englischen Kaufmann in Singapur die Konzession sür eine 218 km lange, die Halbinsel Malakka durchquerende Bahn erteilt. biger ihn verfolgen. Aeh iliche Andeutungen hatte der Bankdirektor fallen lassen und sich über den vertrauten Verkehr mit einem so zweideutigen Mann ironisch aufge halten. Das Alles beunruhigte und bekümmerte die Stadt- räthin um so mehr, als sie durch eine unbedachte Aeußerung ihre reizbare Schwester zu verletzen sürchtete, und die mög lichen Folgen eines Zerwürfnisses oder gar eines Bruches aus das Neußer ste scheute. Unterbessen verfolgte SchmielinSki mit der Leuten seines Schlages eigenen Beharrlichkeit und Unversrorenheit das ihm vorschwedendc Ziel, ohne sich um die üble Nachrede der Welt, und um die Sorgen der ängstlichen Stadträthin zu kümmern. l Wie gewöhnlich, erschien auch heute Herr von Schmie linSki in elegantem Leibrock, sorgsälltig srisirt und poma- disirt, Haare nnd Bart srftch gefärbt, in der einen Hand eine Düte mit Bisquit für Zampe, in der andern ein schönes Blumenbouquet, das er mit einem eleganten Kom pliment der geschmeichelten AmtSrälhi» überreichte. „Nein," sagte sie entzückt, „Sie sind zu liebenswürdig, so prächtige Rosen!" „Habe ich," versetzte er mit süßlichem Lächeln, „keine gesunden, die sich mit Ihnen, meine Gnädige, vergleichen kann." „Dc's kann doch nur ihr Scherz sein." „ko.ole ä'kvimvur! Werde ich mir nicht erlauben zu scherzen mit einer Dame, die ich verehre, oder eine, sür die ich geben würde mein Blut und Leb»»." „Ich weiß nicht, ob ich Ihnen glauben soll." „Bin ich rin Mann von Ehr, rede ich nur immer die Wahrheit." „Man darf keinem Menschen, am wenigsten einem Man ne trauen." „Thun Sie mir weh, sehr weh," erwiderte er meianchv- Fortschritt regt sich aus allen Gebieten. Aber die rück sichtslose Faust der Franzosen kann die Pflanze brechen, ehe sie zur Blüte gekommen ist. Frankreich verfügt in Jndochina augenblicklich im Ganzen über 19 Schiffe mit 7 schweren Geschützen, 65 mittleren Geschützen, 72 Revol- vcrkanonen, 90 Offizieren und 1606 Mann. Siam hat dieser ansehnlichen Macht nur den Panzerkreuzer „Maha Eharkri" (2400 Tonnen Gehalt), ein paar Holzkorvetten und 5 kleine Kanonenbote entgegenzustellen, es versügt aber in der Provinz Bangkok über 4000 gut ausgebildete mit Mannlicher-Magazingewehren ausgerüstete Soldaten; die irregulären Truppen bestehen aus 16,000 Mann, von denen etwa ein Viertel mit Remingtongewehren bewaffnet ist. Eine Kriegsführung im Innern des Landes ist im Süden durch das gesunde Klima und im Norden der Hauptstadt durch unzugängliche und unerforjchte Gebirge sehr erschwert. Allzuleicht würbe also den Franzosen der Handel nicht werden. Politische Nachrichten. Deutschland. Berlin, den 21. Juli. — Kaiser Wilhelm hat dem Grafen Caprivi ein Dank schreiben sür die Durchsetzung der Militärvorlage gesandt, dessen Schluß lautet: „In der Wertschätzung dieser Ihrer Verdienste weiß Ich mich mit Meinen hohen Verbündeten eines, und eS ist Mir eine angenehme Pflicht, Ihnen Meine volle An erkennung und meinen unauslöschlichen Dank mit dem Wunsche auszusprechen, daß Ihre unschätzbaren Dienste Mir und dem Vaterlanbe noch lange mögen erhalten blei ben." — Zur Deckung der Kosten der neuen HeereSorganisa- tion soll auch b r Tabak mehr bluien. Es soll eine Ta- lisch. „Ich bin ohnedies unglücklich, sehr unglücklich." „Weshalb denn?" fragte sie gespannt „Habe ich Verdruß, großen Verdruß und viele Sor gen." „Wollen Sie mir nicht sagen —" „Wird Sie nicht interessiren." „Wie können Sie glauben! Bin ich nicht Ihre Freun din ?" „Wenn man ist unglücklich, hat man keine Freunde." „Sie werden mich noch ernstlich böse machen. Ich will wissen, was Sie sür Sorgen haben und weshalb Sie sich unglücklich fühlen." „Muß ich Ihnen sagen, daß ich großen Verdruß habe wegen meines Gutes. Hat sich das Geschäft zerschlagen mit der Bank; will sie nicht nehmen die gute, sichere Hypothek, wodurch ich komme i« große Verlegenheit." Obgleich die AmtSräthin eine ganz andere Erklärung seiner Melancholie, ein förmliches Liebesgeständniß, selbst einen HeirathSantrag erwartet hatte, und sich einigermaßen in ihren Hoffnungen getäuscht fand, war sie bereits von dem liebenswürdigen Aberteurer so gefesselt und umstrickt, daß sie nicht von ihm loskommen konnte, und ihn in seiner Noth nicht verlassen wollte, so mißtrauisch sie auch sonst in allen Geldangelegenheiten war. „Sie dürfen nicht verzweifeln," sagte sie freundlich. „Wenn das Gut, wie sie sagen, so viel vserth ist, wirde» Ihnen nicht schwer fallen, einen soliden Geschäftsmann für eine sichere Hypothek zu finden." „Ist es zweimal, dreimal so viel werth," versichert« Herr von SchmielinSki lebhaft. „Wenn ich verkaufen wollte den schönen Wald, könnte ich dafür allein bekom men fünfzig Tausend Thaler, aber kann mich nicht ent- schließen zu Verleumder» da» Erbe und den Stolz meiner Vater. Habe ich auch den schönsten Weizenbvben und Wie-