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Weißeritz-Ieitung Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend 71. Jahrgang. Dienstag, den 4. Juli 1905. Nr. 75. Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde - Verantwortlicher Redakteur: Paul Jelzne - Druck und Verlag von Carl Jelzne in DiMoWisUraldk MU achtsritigeiL „NlsMeeteA AnterhaUnngsd-lck!^ Mit land- und haurwlrtschaftiiich« MmstK'Beilag». Jnlerate, welche bei d« bedeutenden Auslage d« Blattes 'ine sehr wirk same Verdrehung finde«, werden mit 12 P^g., solch« aus unserer Amtshaupt mannschaft mit 10 Psg. die Spaltzeile oder deren Raum berechnet. — Ta» bellarische und kompli zierte Inserate mit ent sprechendem Aufschlag. — Eingesandt, im redaktio nellen Teile, die Spalten zeile 20 Psg. Die Meißeritz-Zeitung» ,scheint wöchentlich drek- : Dienstag, Donners- ag und Sönnabend und uilrd an den vorhergehen- lenAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. V Pfg-, zweimonatlich 14 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern uO Pfg. — Alle Postan- Mten, Postboten, sowie msere Austräger nehmen Bestellungen an. Freitag M Sommbeua, ko7 miAi iiksks Zchrcs. werden die Geschäftsräume der unterzeichneten Königlichen Amtshauptmannschaft ge reinigt. An diesen Tagen werden nur dringende Geschäfte erledigt. Dippoldiswalde, am l. Juli 1905. Königliche Amtshauptmannfchaft. Nr. 646 vr. Mehnert. Edrs. Belaimtmachmig. Nach § l Abs. 2 des hiesigen Hundesteuer-Regulativs sind junge Hunde für das jenige Kalenderhalbjahr steuerfrei, in welchem sie geworfen werden. Die Besitzer solcher demnach während des ersten Kalenderhalbjahres steuerfrei gewesenen Hunde werden daher hiermit aufgefordert, die unter dem heutigen Tage fällig gewordene Hundesteuer auf das ll. Halbjahr bis spätestens zum 10. dss. Mts. an unsere Stadtkasse zu bezahlen.. Anmeldeformulare werden in der Ratsexpedition — pari. — abgegeben. Dippoldiswalde, am I. Juli 1905. Der Stadtrat. Voigt. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Im Verhandlungssaale des hiesigen Kgl. Amtsgerichts fand am I. Juli d. I., nachmittags die feierliche Einweisung des vom König!. Justizministerium zum Vorstande der hiesigen Gerichtsbehörde ernannten Herrn Oberamtsrichtcr Kraner (zeither in Zschopau) durch den Herrn Landgerichts-Präsidenten Fuchs aus Freiberg statt. Nutzer dem gesamten Gerichtspersonal wohnte dieser Feierlichkeit auch eine Anzahl geladener Herren bei, insbesondere der Vertreter der Königl. Amts- hauptmannschast und des hiesigen Stadlrates, der Gerichts- arzt, der Gefängnisgeistliche, Rechtsanwälte, Friedensrichter, Ortsrichter und Gemeindevorstände. Der Herr Lanogerichts- Präsident dankte zunächst den Anwesenden für ihr Er scheinen und gedachte hierauf in überaus ehrenden Worten des zeitherigen Gerichtsoorstandes, Herrn Oberamtsrichter Eeuder, rühmte sein leutseliges, freundliches und entgegen kommendes Wesen und hob noch besonders hervor, wie er stets ein milder und gerechter Richter, seinen Unter gebenen aber ein gütiger und humaner Vorgesetzter ge wesen sei. Längere Zeit hindurch sei er während seiner Erkrankung durch Herrn Assessor l)r. Hüttner, einem tüchtigen Richter, vertreten worden, welchem treue und gewissenhafte Beamte zur Seite gestanden hätten. — Sodann wandte sich der Herr Landgcrichtspräsident an k>en Herrn Oberamtsrichler Kraner und wies ihn unter Abnahme des Handschlags in sein neues Amt ein, indem er ihn zu treuer und gewissenhafter Er füllung seiner Dienstobliegenheiten anermahnte. Herr Oberamtsrichter Kraner gelobte, seine Pflichten treu zu erfüllen und sprach die Hoffnung aus, daß man ihm mit Vertrauen entgegcnkommen, wi^ auch er dies tun werde. Hierauf ergriff Herr Assessor vr. Hüttner das Wort und entbot, zugleich im Namen des gesamten Gerichtspersonals, dem Herrn Oberamtsrichter Kraner ebenso ehrerbietigsten wie herzlichsten Willkommengrutz mit dem Hinzufügen, datz das Gerichtspersonal durch gewissenhafte Erfüllung seiner Amtspflichten das Vertrauen des neuen Herrn Ee- richtsvorstandes sich zu erwerben stets bemüht sein werde. Mit der Vorstellung des Personals usw. sand diese Feier lichkeit ihren Abschluß. — Hosfen und wünschen wir, datz Herr Oberamtsrichter Kraner sich in seinem neuen Wirkungskreise wohlfühlen und datz er in die Futztapfen seines hochgeschätzten Herrn Vorgängers, dessen Scheiden allgemein bedauert wird, treten möge. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat Juni d. I. 581 Einzahlungen im Betrage von 59287 Mk. 95 Pf. geleistet, dagegen erfolgten 480 Rückzahlungen im Betrage von 71 985 Mk. 26 Pf. Überhaupt sind in der Zeit vom I. Januar bis mit 30. Juni d. I. 429321 Mk, yo Pf. Einlagen in 4586 Posten, 66125 Mk. — Pf. Kapital-Rückzahlungen, 98985 Mk. 27 Pf. Zinsen, 14» — Pf- Insgemein 1^00 Mk — Pf. für verkaufte Wertpapiere, 20000 Mk. Pf. Rückzahlungen v. d. Sächs. Bank 628076 Mk. 17 Pf. ül Sa. vereinnahmt, dagegen 437 516 Mk- 01 Pf Rückzahlungen in 3574 Posten, 075 Mk- 77 Pf. Zj„fx„ die Einleger, 91365 Mk. 58 Pf. Kapital-Ausleihungen. 25 785 Mk. <8 Pf. abgelieferte Überschüsse und Verwaltungsauswand 50690 Mk. Pf- Einlage bei der Sächs. Bank, 606033 Mk. Z4 Pf. in Sa. verausgabt worden. — .Der gestrige Sonntag war der heißeste Tag in diesem Jahre ; baats in den ersten Vormittagsstunden zeigte das Thermometer 26« k im Schatten und im Laufe des Tages stieg die Sitze noch immer. Abends in der 10 I Stunde trat wohl ein kurzes Gewitter auf, doch ging das selbe regenlos vorüber. — Heute Montag früh donnert es wieder und auch etwas Regen tränkt die ausgedörrten Fluren. — Zum Stande der Angelegenheit der elektrischen Bahn Niedersedlitz-Lockwitz-Kreischa kann erfreulicherweise berichtet werden, daß die Konzessionserteilung binnen kurzem zu erwarten steht. Obwohl das Konzessionsgesuch erst Anfang Mai eingereicht worden, ist es doch bereits die mannigfachen zuständigen behördlichen Instanzen, wie Kommissariat für elektr. Bahn im K. Finanzministerium, K. Amtshauptmannschaften Dresden-A., Pirna und Dip poldiswalde, K. Kreishauptmannschaft, K. Straßen- und Wasserbau-Inspektion, Kaiser!. Oberpostdirektion — nach verschiedenen Unterhandlungen mit dem Verbandsvorsitzen den Herrn Eemeindevorstand Sonntag-Kreischa und dem Sachverständigen des Verbandes Herrn Ingenieur Schwarz — durchlaufen und geht nun an das K. Ministerium des Innern als letzte Instanz. Es wird versichert, daß dem Projekte keinerlei Bedenken entgegenstehen. Auf jeden Fall ist zu erwarten, daß noch im Verlaufe des Sommers mit dem Bau begonnen werden kann. Mit den in Aus sicht genommenen Lieferanten ist bis zur definitiven Ge nehmigungserteilung ein Übereinkommen getroffen. — Nach einer neueren Verordnung der Kgl. Mini sterien des Innern, des Kultus und öffentlichen Unter richts, der Finanzen und der Justiz ist vom I. Juli an den Arbeitern, die mindestens sechs Monate ununterbrochen im Dienste einer Staatsverwaltung beschäftigt gewesen sind und aus diesem Dienste zur Ableistung der aktiven Militärdienstpflicht scheiden, bei dem späteren Wiederein tritt, sofern sie sogleich nach beendeter Dienstzeit um Be schäftigung nachsuchen, die vorher bei der Staatsverwal tung zugcbrachte anrechnungsfähige Dienstzeit und die Militärdienstzeit selbst auf das Lohndienstalter anzurechnen. Seifersdorf. Am Sonntag nachmittag starb hier, wo er einen großen Teil seines Lebens in treuer seel sorgerischer Weise verbracht, wo er auch die letzten, durch jchwere Krankheit getrübten Lebensjahre im Ruhestände lebte, Herr Pastor em. Th. Köhler. Ein dankbares An denken ist ihm gewiß. Schmiedeberg. Bei hiesiger Gemeindeverbands-Spar kasse wurden im Monat Juni d. I. 76 Einzahlungen im Betrage von 5621 M. 8 Psg. geleistet, dagegen er folgten 52 Rückzahlungen im Betrage von 3293 M. 91 Pfg. Kipsdorf. Die am 30. Juni erschienene Fremden- und Kurliste Nr. 3 weist für die Sommerfrischen und Luftkurorte Kipsdorf, Bärenfels und Bärenburg auf die Zeit vom 14. Juni bis mit 27. Juni an angelommenen Sommergästen 249 Parteien mit 394 Personen, sowie 462 Passanten nach. Die Gesamtfrequenz bis mit 27. Juni betrug in dieser Saison an Sommergästen 695 Parteien mit 1162 Personen, sowie 1017 Passanten. Lauenstein. Vom I. Juli d. I. ab ist der Amts richter beim Amtsgericht Plauen, Or. Karl Ottomar Wiedemann, in gleicher Eigenschaft an das hiesige Amtsgericht versetzt worden. Altenberg. Ein bedauernswertes Unglück -reignete sich Freitag abend kurz vor 7 Uhr vor der Behausung des Barbiers Lehmann in der Bosscstratze. Die vorüber gehend mit anwesende Braut Lehmanns Köllner aus Hirschsprung wollte in der Küche Spiritus in den ver löschenden Spirituskocher nachgießcn, als plötzlich die Vlcch- flasche explodierte und die Kleidung des Mädchens in Brand setzte. Das brennende Mädchen lief in ihrer Angst durch die Varbierstube nach dem Hausslur, woselbst von ihrem Bräutigam und dem vor der Türe sitzenden Zimmer herrn die Flammen erstickt wurden. Leider hat das Mädchen bedeutende Brandwunden am Oberkörper und am Gesicht, an den Händen und Armen, sowie auch an den Beinen davongetragen. Der entstandene Brand in der Stube, der übrigens zu Feuerlärm Anlaß gab, war bald gedämpft, sodaß die schnell eintrefsende Feuerwehr nicht einzugreifen brauchte. In allernächster Zeit sollte die Hochzeit des von dem Unglücke bekoffenen jungen Paares, dem allseitiges Mitgefühl entgegengebracht wird, stattsinden und waren alle Vorbereitungen dazu getroffen und auch das Aufgebot bereits erfolgt. (B. v. G.) Reichenau. Nicht weniger als 128 Kreuzottern wurden in diesem Jahre bis jetzt auf dem hiesigen Ge meindeamt abgeliefert. Für jede Kreuzotter wurden 30 Pfg. als Prämie gezahlt. Glashütte. „Alte Moden werden wieder neu", kann man von vielen Sachen sagen und könnte es fast auch auf die Schwimmerei anwenden; denn das Schwimmen, eine schon in den frühesten Zeiten bekannte, von den alten Germanen aufs eifrigste gepflegte Leibesübung, lag bis kurzem arg darnieder, wenn es auch niemals ganz ver schwunden war. Erst in neuerer Zeit hat sich eine Be wegung entfaltet, die das Schwimmen und Baden wieder zu seiner früheren Beliebtheit bringen und in seine alten Rechte wieder einsetzen will. Ein Zeichen davon macht sich auch hier bemerkbar. Der Schwimmverein ent wickelt eine rege Tätigkeit und veranstaltet, um der Aus breitung des Schwimmens und Badens zu dienen, anläß lich seines 1. Stiftungsfestes am Sonntag, den 9. Juli, ein großes öffentliche; Schwimmfest. (Siehe Inserat in dieser Nummer.) Der etwa vorhandene Überschuß soll zur Bestreitung der Kosten des unentgeltlichen Schwimmunter richts für bedürftige Schulkinder und Lehrlinge dienen. Possendorf. Am I.Juli ist die neue Gottesackerord nung bei uns in Kraft getreten. — Der hiesige obere Gasthof« ist in der Zwangsver steigerung an Frau Göhler übergegangen und wird z. Z. von Herrn Emil Pietzsch bewirtschaftet. Wilmsdorf. Der hiesige Männergesangverein „Grüner Zweig" hatte vor einigen Wochen seinen Beitritt zum Sächs. Elbgausängerbund angemeldet, und am vergangenen Sonnabend abend fand im Vereinslokal die Aufnahme prüfung vor einer Kommission, bestehend aus den Herren Vundesvorsitzenden Gebauer, Gruppendirigent Kantor Müller und Sekrtär Schiffner-Dippoldiswalde, statt. Der Männergesangverein „Grüner Zweig" wird demnächst als Mitglied des Sächs. Elbgausängerbundes ausgenommen und der Gruppe Dippoldiswalde als 13. Gruppenverein zugeteilt werden. Dresden. Veranlaßt durch die bei den Vorbereitungen zum Wassergesetzentwurfe gewonnenen Erfahrungen hat das Königl. sächsische Ministerium des Innern an die Königl. Amtshauptmannschaften eine Verordnung erlassen, in welcher dieselben veranlaßt werden, im Interesse der Freihaltung der Betten der fließenden Gewässer für den Abfluß plötzlich kommender größerer Wassermassen für die Beräumung der Flüsse und der Ufer von Bäumen und Sträuchern besorgt zu sein. Zur Erreichung dieses Zieles soll alljährlich mindestens einmal eine Begehung der Ufer erfolgen. — Die sächsische Negierung soll gegen die Einführung von Schiffahrtsabgaben im Bundesrate Stellung nehmen wollen. — Verhaftet wurden in Noßwein der Hutmacher Kaiser und der Schuhmacher Weickert, welche sich wieder holt in unsittlicher Weise an der 12jährigen Tochter des ersteren vergriffen haben. — Der Senftenberger Weinbau, der ehemals durch die Meißner Bischöfe eingeführt wurde und besonders im 17. Jahrhunderte reiche Erträge geliefert hatte, geht jetzt mehr und mehr seinem Ende entgegen. Augenblicklich ist man damit beschäftigt, die Weinberge am nördlichen Teile der Stadt abzutragen. Dabei hat man die auf dem Kohlenflöz lagernde Tonschicht durchschnitten. Hierdurch hat sich das Öuellwasser verzogen; infolgedessen versiegen auch die Brunnen in der Nähe. — Vor einiger Zeit sind aus dem Talsperren-Baugebiet bei Bergen beträchtliche Mengen Sprengstoffe gestohlen worden. Es fehlten, soweit sich ermitteln ließ, nicht