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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.09.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-09-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110923016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911092301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911092301
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-09
- Tag 1911-09-23
-
Monat
1911-09
-
Jahr
1911
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Bezug-'VreiS Moraen-Ausgabe Anzeiqen Preis Oe L«tp»ta »»d Vororte durch »nj«r« IrSaer ond Evedtteor» 2mal toalich io» vau» gebracht: »Pt. monatl..2.7UMk. vieneljLdrl. Bet unlein tztllalen o. An» nahmeftelle» abgeboU 7V M. »ooatt^ r^S«t. oterteliShrü »oe» »t« Volt: tonerdalb leutlchlanb» und der deotlchen Kolonien vterteljLhrl. >.« Mk.. monatl. l.2ü Mk. ouolchl Posibeltellgeld Ferner in Belgien Dänemark, den Tonavvaaren, Italien. Lnremdura. Sktederland«, -kor» wegen. LeNerrnch» Ungarn. Rußland. Lchweben, Lchwetj a Svanien. In allen odrigen Staaten nar bnetr durch di« G«!chStt»klrlt« de» Blatte» erhältlich. La» L«tv,tger Tageblatt erlchetn« 2 mal täglich. Sonn» «. Frtertag» nur morgen». Äbonn,m«nt»»Annahm«: Iohanatigalle 8. bei unteren Trägern. Filialen. Spediteuren und Annahmestellen, lost« Postämtern und Briefträgern. Nr. 264. Mpzigtr TagtblM t 14 ssr Macht«»«»»»» f 14 892 t«»cht-»I«Ui») Lel.-^»schl.j 14SS3 rel.-Änscht.j 14 693 114 894 o f 14 694 Ämtsötatt des Rates und des Rolizeiamtes der Stadt Leipzig. Sonnsbenü, üen 23. September 1911- tüe Inlerate au, ttelptia und Umg«b»ng di« Ispaliige Petiijeile 25 Pf., die-IeName» reil, l Mk. oon aurwärt» 30 Pf^ -ioklamen i2!V Mk.' Inlerate oon Behörden im amt lichen Teil di« P«tit»eile 50 Pf Lelchäfttan,eigen mit Plagoorlchriste» im Preise erhöht Rabatt nachTaris. Beilagegedübr Gesamt» auslage 5 Mk. p. Tausend erkl. Postgebühr. TeUdeilag« höher. Festerteilte Auftrage können nicht jurüL- gezogen werden. Für da, Erscheinen an be,timmten Tagen und Plätzen wird kein« Garantie übernommen. Anzeigen-Annahme: Iobanni.gass« 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen, Ekpedittonen de. In- und Lurlande». Druck und Verla, oon gische» « Alirfte« Inhaber: P«»l Kiirften. Nedaktio» und Eeschist.ftell«: Iohann'.sgasse 8. Haupt»gilial« Dre»d«n: Eeeslrage ä. l (Telephon 4821). los. Jahrgang. Die vorliegende Ausgabe umfaßt 14 Leiten. Das Wichtigste. * Eine weitgehende Ausdehnung der Röt st andstarife ist auch für das Gebiet der säch sischen Staatsbahnen bevorstehend. (S. Dtschs. R. und Handelsztg.) * Für Montag wird im „Berl. Lok.-Anz." der Abschluss der Marokkoverhandlungen angekündigt. sS. d. des. Art.) * Die beiden wegen angeblichen Spionage verdachts in Emden verhafteten englischen Offiziere sind wieder entlassen worden. sS. Dtschs. R.) * Das Nationalkomitee der spanischen Ge werkschaften beschloss die allgemeine Wieder aufnahme der Arbeit. (S. d. bes. Art.) * Die kanadischeRegierung erlitt bei den Kongresjwahlen eine überwältigen de Nieder lage. Der Reziprozitätsoertrag mit Nordamerika gilt damit als gescheitert. * In Karlsruhe ist der Direktor der Land wirtschaftlichen Versuchsstation in Möckern Hofrat Dr. Oskar Kellner gestorben. sS. Lpzg. u. Ilmg.) * Auf dem Bahnhof Esslingen wurden bei einem Zug Zusammenstoss zwei Bahn beamte getötet. sS. Letzte Dep.) politische Srwltterkchwüle in Sayern. Unser Münchner Mitarbeiter schreibt uns^: Bayern steht vor einer seiner schwersten und politisch wichtigsten Landtagssessionen. Wer über politischem Kleinkram den Blick für grosse Per spektiven nicht verloren hat, der wird schon längst erkannt haben, daß sich die Macht gelüste des Zentrums in Bayern mit seiner tatsächlichen Macht nicht mehr im Einklang befinden, daß es auch im schwärzesten Lande allmählich zu tagen beginnt, und das; die Zentrumsherrlichkeit von einst nicht mehr das uneinnehmbare Bollwerk ist. Warum dies? Weil innerer Zwist im bayrischen Zentrum wie schwälcndes Feuer unter der Asche frißt und zehrt, weil die Einig keit, die in Zentrumsversammlungen von allen großen und kleinen Politikern der Pichler, Heim, Held gepriesen wird, in Wirklichkeit gar nicht besteht, weil dieses Gegeneinanderaus- spielen schon so um sich greift, daß sich die bayrischen Zentrumsblätter nicht selten gegen seitig befehden. Die großen Zentrumssäulen sind geborsten, und der Nachwuchs sinnt mehr auf Eigenbrötelei als auf große gemeinsame Ziele. Diesem unbestimmten Hin und Her steht auf der politisch-gegnerischen Seite ein festes Zusammengreifen gegenüber. Alle Zeichen deuten im politischen Leben Bayerns auf Sturm. Oder glaubt das Zen trum, das seit Jahresfrist nicht nur gegen einige ihm unbequeme Minister, sondern wieder holt gegen das Eesamtministerium Podewils Sturm gesät hat, daß jetzt plötzlich als Echo im Landtage nur Säuseln und Flüstern zurück gegeben werden? Zentrumspresse und -Parla mentarier Bayerns haben seit zwölf Monden systematisch den Berkehrsminister bekämpft und in diesen Kampf das Eesamtministerium in unqualifizierbarer Weise mit einbezogen. Den zündenden Funken in das Pulverfaß warf das Zentrum in den letzten Tagen, als es eine an sich korrekte und unantastbare Do tationsaffäre dazu benutzre, um Bayerns ge samten Beamtenstand tief zu verletzen und zu beschimpfen. Was nutzen jetzt alle Ausflüchte und jesuitischen Sophistereien des , Bayrischen Kurier?" Daß er verleum .et hat, davon kann er sich nicht mehr reinwaschen und, wenn er noch Hunderte von Zentnern von Drucker schwärze und Entschuldigungs- und Aufklärungs artikeln vergeudet. Sol solches Gebaren keinen Widerhall im Landtage finden? Bayerns Berkehrsminister Herr v. Frauendorfer hat ja selbst schon angekündigt, daß er den ihm hin geworfenen Fehdehandschuh aufheben wird. Es ist, wenn noch Recht Recht bleiben soll, sicher, daß in diesem Kampfe das Zentrum auf der Strecke bleibt, denn auch für das schwarze Bayern find die Zeiten gottlob vorbei, da das Zentrum nach Belieben Minister stürzte und einsetzte. Wäre dem noch heute so, dann wären eigent lich in Bayern alle Minister bis auf den Kultusminister v. Wehner in ihren Stellungen erschüttert, dann könnten sie alle von Podewils bis Frauendorfer ihre Ministeruniform an den Nagel hängen. Hat nicht das Zen trum in den letzten Wochen auch wegen der Abhaltung der Manöver dem bayrischen Kriegsminister, der doch so zentrumfreund- lich wie nur möglich ist, den Krieg erklärt. So werden denn die Interpellationen wegen der Futternot, der Maul- und Klauenseuche auch hier die politische Gewitterschwüle zur Ent ladung bringen. Dom bevorstehenden bayrischen Landtag darf das Wort gelten: „Es brandelt überall!" Und doch ist und bleibt die Finanzlage die Hauptsache. Wenn auch die Staatsein nahmen in Bayern sich mehren, so vergesse man ja nicht, daß noch ungedeckte Millionen aus früheren Finanzperioden ihrer Begleichung harren. In den Ministerien ist es ein offenes Geheimnis, daß die Aufstellung und Bilan zierung des neuen Budgets zuweilen vor turm hohen Schwierigkeiten stand, da dem „Xoo pa-sumus!" des Finanzministers die Herren Kollegen ein ebenso bestimmtes „Aecosse est!" entgegensetzten. So ist es nur der ungünstigen Finanzlage zuzuschreiben, daß die bereits fertig gestellten Vorlagen des Lehrerbesoldungs gesetzes und des Eemeindebeamtenge- setzes „auf bessere Zeiten" verschoben werden muffen. Die Verkehrsverwaltung erheischt mit ihren Münchner Bahnhofprojekten Millionen über Millionen, denen man als kleine Deckung die Einnahmen aus der neuen Lotteriegemein- schast entgegensetzt. Ist aber der Lotteriever trag schon in Bayern unter Dach und Fach? Die Sozialdeniokraten haben bereits schärfsten Protest angekündigt und auch im Zentrum kann da und dort ein Außenseiter auftauchen, der durch neue Vorschläge den Vertrag zum Scheitern bringt. Die gesetzgeberische Arbeit des am 28. Sep tember beginnenden bayrischen Landtages ist nicht allzu groß. Und doch wird es Sturm und Unwetter genug geben, denn rein politische Fragen werden die Gemüter bis zur Siedehitze anseuern. Selbst wenn wir den Kampf des Zentrums gegen das Gesamtministerium Pode wils nicht hätten, so braucht man nur das Wort „Kultusdebatten" zu nennen, um anzudeuten daß es da nicht windstill im bayrischen Landtag zugehen wird. Wir vernahmen es doch schon, daß das Zentrum auch den ihm ergebenen Kultusminister vor ein Entweder-Oder stellen will, indem es wegen der Rcktoratswahl an der Münchener Alma mater zu interpellieren ge denkt. Einer der bayrischen Zentrumsgrößen rief es ja bei der letzten Tuntenhausener Bauern parade gen München: „Mit leeren Versprechungen lassen wir uns nicht mehr abspeisen, wir ver langen vom Kultusminister bestimmte Garan tien!" Nun weiß Herr v. Wehner, woran er ist. Es kommt jetzt nur darauf an, ob Bayerns Minister im liberalen Lager jene Unter stützung finden werden, die sie haben müssen, wenn sie den Kampf gegen die Willkür und Machtgelüste des Zentrums aufnehmen wollen. I. U. Ik. Lin Mitzklsng. st. st. Straßburg, 21. September. Am 17. September hat das Mitglied des Ee- samtvorstandes der Liberalen Landespartei Professor van Lalker sein Amt als zweiter Vorsitzen der der Partei niedergelegt. Prof, van Calker vertrat als Vertrauensmann der nationalliberalen Partei im Vorstand der Liberalen Landespartei den rechten Flügel des reichsländischen Liberalismus, unterstützte aber, wie »amtliche Nationalliberalen, die der Partei angehören, deren Eesamtpolitik ohne Vorbehalt, da nur im geschloffenen Vorgehen aller elsaß-lothringischen Liberalen die Möglichkeit einer erfolgreichen Bekämpfung des Klerikal-Nationalis- mus auf der einen, der Sozialdemokraten auf der anderen Seite gegeben war. Je weniger aber grundsätzliche Verschiedenheiten der Anschauungen in der Politik der Partei zur Geltung gebracht wurden, um so notwendiger war es, die Gleichberechtigung der radikaleren und der gemäßigteren Richtung, sowohl in der Parteileitung, wie in ihrer parlamentarischen Vertretung zum Aus druck zu bringen. Der Parteivorstand war auch tat sächlich nach diesem Gcsichtspuntt zusammengesetzt. Im Parlament dagegen hatte der rechte Flügel der Partei keine Vertretung. Das war verständlich, solange der Landesausschuß mit seinem von Cliquen beherrschten Filtriersystem bestand. Durch die Ein richtung eines Landtags mit allgemeinem, gleichem, direktem und geheimem Wahlrecht zur Zweiten Kammer änderten sich die Verhältnisse aber so gründlich, daß es sehr wohl möglich gewesen wäre, für die gemäßigtere Richtung bei der Auf stellung der liberalen Kandidaten zu sorgen, zumal von ihr nur ein sicherer Sitz beansprucht wurde und der für ihn oorgeschlagene Kandidat, eben Professor van Calker, zugleich als Vertreter der altdeutschen Liberalen im Elsaß gelten sollte. Nicht aus nationalem Gegensatz zu den gleichfalls zum größten Teil gut deutsch gesinnten Altelsässern der Partei wurde diese Forderung einer altdeutschen Kandidatur erhoben, sondern weil im Kampfe gegen den das Deutschtum auf Schritt und Tritt in der gehässigsten Weise be kämpfenden Nationalismus im Landtage gelegentlich auch einmal Gefühle und Ueberzeugungen ausge sprochen werden sollten, die ein Altelsässer, wenn er auch noch so gut deutsch gesinnt ist, einfach nicht haben kann. So würde z. B. in der oft besprochenen Frage, ob die Republik oder die Monarchie die für einen selbständigen Bundesstaat Eljaß-Lothringen wünschenswerte Staatsform sei, ein offenes Be kenntnis zur monarchischen Verfassung der Mehr zahl der im Lande lebenden Altdeutschen aus der Seele gesprochen sein, während der deutsch gesinnte Elsässer dieser Frage ziemlich indifferent gegenüber steht, wenn er nicht von vornherein für die Republik eingenommen ist. Und ähnliche Gelegenheiten, gerade die Auffassung der Altdeut-chen zur Geltung zu bringen, würden sich in recht großer Zahl geboten haben, ohne daß dabei ein nationaler Unterschied zwischen Alt- und Neuc/sässern in Betracht ge kommen wäre. Die liberale Parteileitung suchte diesen Wünschen auch Rechnung zu tragen, indem sie für einen Wahl kreis der Innenstadt von Straßburg Prof, van Calker in Aussicht nahm. Als es aber zur Entscheidung kam. wurden zwei sichere Wahlkreise der Stadt mit anderen liberalen Kandidaten besetze, den dritten sicheren Wahlkreis, 4, hatte man vorher schon den Demokraten zugestandcn. Es blieb für Professor van Lalker al'o nur der unsicherste und für ihn aussichtsloseste 3. Wahlkreis übrig. Diesen lehnte van Calker ab, da er die von ihm zu vertretenden Interessen mit einer Zählkandidatur selbstverständlich nicht Hütte wahren können. Um aber auch zu doku mentieren, daß die Parteileitung, oder vielmehr der in diesem Falle ausschlaggebende Liberale Verein der z Stadt Straßburg durch seine Entscheidung weniger f seine Person als die in ihm verkörperten berechtigten r Ansprüche eines erheblichen und durch eifrige Partei- ? arbeit bewährten Teiles der Organisation beiseite k geschoben hatte, legte er auch sein Amt als zwei ter Vorsitzender der Partei nieder. Dieser Zwischenfall ist sehr bedauerlich, weil er durch eine sehr wohl mögliche andere Verteilung der Wahlkreise hätte vermieden werden können, und weil er den Elementen, die bisher schon, aber ohne ! Erfolg, mit Sonderücstrebungen Unordnung in die j liberale Wahlkampffront zu tragen versucht hatten, ! willkommene Gelegenheit bietet, ihre Bemühungen mit größerem Nachdruck wieder aufzunehmen, wobei ihnen die Unterstützung des Zentrums nicht fehlen wird. Es wird nun der Versuch gemacht, für den oon Prof, van Calker ausgcschlagenen 3. Wahlkreis einen anderen altdeutschen Kandidaten zu gewinnen, und auf einmal wird die er Wahlkreis, der eben noch so schlecht war, daß der volkstümlichste, bei Einhei mischen und Eingewanderten gleich beliebte alt elsässische Kandidat Rechtsanwalt Burger auf keinen Fall seiner mehr als zweifelhaften Entschei dung ausgesetzt werden durste, als so günstig hingestellt, daß ein geeigneter Kandidat nur zuzu?:reifen brauche, um den Sieg sicher Heimtragen zu können. Dieie Taktik ist ebenso bedenklich wie die erste Entscheidung, denn wenn sic wirklich vorüber gehend zur Beruhigung verstimmter liberaler Kreile beitragen sollte, wird der Nück.chlag im Falle des sicher zu erwartenden Mißerfolges um so schwerer werden. Wie sich die Dinge in den nächsten Wochen aber auch gestalten mögen, so viel steht fest, dag irotz aller Verstimmungen die Parole der Liberalen Landes partei für die in einem Monat stattfindenden Wahlen von allen Liberalen in Stadt und Land befolgt werden muß. wenn nicht Zentrum und National bund die heiß erstrebte Mehrheit in der zweiten Kammer erhalten sollen. Eine itsllenlkche Tripeliserpeüitian. Wie römische Blätter melden, hat die italienische Regierung bereits die Zusicherung der Mächte er hallen, daß sie gegen eine eventuelle Aktion Italiens in Tripolis nichts einzuwenden haben. Eine Expedition nach Tripolis soll unmittelbar bevor stehen. In offiziellen Kreisen bewahrt man über die ganze Angelegenheit das strengste Stillschweigen. Wie die „Tribuna" melsct, ist für die Tripolis- expedition der Hafen von Syrakus als Flotten basis ausersehen. In den nächsten Tagen soll eine Schiffsdivision, die aus den Kreuzern „Regina Elena", „Napoli", „Roma", „Amalfi" uno „Coatit" besteht, dorthin abgehen. Mehrere Torpedoboote sind bereits mit der Bestimmung nach Brindisi und Syrakus unterwegs. Alle Offiziere und Un teroffiziere der italienischen Marine, die sich augen blicklich auf Urlaub befinden, haben den Befehl er halten, sich bis Sonnabend, den 23. d. M., an Bord ihrer Schiffe wieder einzufinden. Die großen Privat schiffahrtsgesellschaften sind aufgefordert worden, Transportdampfer bereit zu halten, damit sie der Regierung zur Verfügung gestellt werden können. In maßgebenden politischen Kreisen soll für die Expedition eine gute Stimmung herrschen, während die Arbeiter diesem Unternehmen feindlich gegenübcrstehen. Der Gcneralverband der Arbeiter syndikate hat beschlossen, mit allen ihm zur Ver fügung sthenden Mitteln die Tripoliscxpcdition zu bekämpfen und eoent. alle Arbeiter aufzufordcrn, in den General st reik einzutreten. Für Sonntag ist ein großes Protestmeeting einberufen. In ganz Italien werden Versammlungen abgehalten werden, um gegen die geplante Tripolisexpeoition ener gischen Widerspruch zu erheben. Türkische Rüstungen. In gutunterrichteten militärischen Kreisen ver lautet in Konstantinopel, daß vier türkische Kriegs schiffe nach Tripolis abgehen werden. Auch einige kleinere Kanonenboote werden diese Schiffe be gleiten. Der Transportdampfer „Der na", der bereits Konstantinopel mit einer großen Menge Munition mit dem Ziel nach Tripolis verlassen hat, soll sich gegenwärtig in Smyrna und Saloniki auf halten, um dort Truppen an Bord zu nehmen. Ole Lage l« Spanien. Die Nachrichten aus Madrid und der Provinz lauten äußerst verschieden. Während einige Depeschen melden, daß in Madrid vollkommene Ruhe herrscht, besagen wieder andere, daß die Unruhen und Un ordnung in der Stadt sortdauern. Die Truppen haben Befehl erhalten, auf die Manifestanten unver züglich zuschießen. wenn diese ihren Anordnungen nicht nachkommen. Eine große Anzahl Arbeiterver einigungen, die bisher noch nicht sich dem Streik an geschlossen hatten, haben ebenfalls die Arbeit nieder gelegt. Die meisten Geschäfte waren am Donnerstag nachmittag geöffnet. Aus den Bahnhöfen war der Verkehr normal. Im Hafen von Ferrol arbeiten nur enZlifche Arbeiter. Auf den Quais konnten mehrere Schiffe wegen des Streikes nicht ausgeladen werden. In Saragossa und Akalaga ist der Streik be endet. Die Bevölkerung von Saragossa bereitet eine große Massenversammlung vor, in der sie gegen den Generalstreik protestieren will, da er einen schweren Schaden für den nationalen Handel bedeutet. In Corogna, wo der Streik schon beigelegt war, haben die Arbeiter beschlossen, diesen um zwei Tage noch zu verlängern. Die Arbeiter von Gijon haben den Generalstreik erklärt. Ein Kavallerieregiment ist zur Verstärkung der dortigen Sicherheitsbehörden abaegangen. Außerdem liegt im Hafen ein Kriegsschiff, das nötigenfalls auch in Aktion treten soll. In Murcia befürchtet man große Unruhen, da der Generaldirektor der hier befindlichen großen Fabriken erklärt hat, daß er die Lohnforderungen der Arbeiter keinesfalls bewilligen kann. Die Regierung hat nach Valencia bedeutende Trvppcnverstärkunaen entsandt, da die Lage dort noch sehr kritisch ist. Zahlreiche Verhaftungen wurden dort vorgenommen. Die Arbeiter in Almeria haben sich der Streikbewegung nicht augeschlossen. In Gandia versuchten 3000 Aus ständige den Palast des Herzogs von Gandia sowie einige Iesuitenklöster in Brand zu stecken, doch konnten sie noch rechtzeitig durch Truppen von ihrem Vor haben abgehalten werden. Die Anführer der Strei kenden wurden in Haft genommen. In Saba - dell fanden große Straßenkundgebungen statt. Die Manifestanten durcheilten die Straßen mit dem Ruf: ..Nieder mit dem Krieg! Hoch die Arbeiter- schäft!" Es kam zu verschiedenen Zusammen stößen mit den Truppen, wobei mehrere Arbeiter verletzt wurden. Zahlreiche Verhaftungen wurden vorgenommen. In Barcelona hat der Prozeß gegen die Verschwörer bereits begonnen und wird mit unnachsichtlicher Strenge durchgeführt werden. Verschiedene anarchistische Vereinigungen, die sich dort gebildet hatten, sind von der Polizei entdeckt und auf gehoben worden. In B ilbao hat zwar der Streik zugenommcn, doch ist es nirgends zu Ruhestörungen gekommen. Das Streikkomitee ist mit den Arbeit gebern in Verhandlungen eingetreten, um eine Beendigung des Streikes möglichst schnell herbei zuführen. Weiter wird gemeldet: Madrid, 22. September. (Eig. Drahtmelv.) Alle Zeitungen sind heute morgen wieder erschienen. Der Ausstand dauert noch in Gijon und in den Kohlenminen von Pueblo NuevodeTer- rible an. Es haben auch einige Zusammen stöße statgefunden, wobei mehrere Personen ver- mundet wurden. Der allgemeine Arbeiterverband verkündete gestern abend den Schluß des Streiks. Orr irilche Lilenbahnerltrelk. Die Verhandlungen in Irland sind er gebnislos verlaufen. Die Bemühungen des Ver treters des Handelsamtes, der beiden Parteien gut zureüete, blieben, wie die „Voss. Ztg." meldet, ohne Erfolg. Der ausführenüe Ausschuß des Eisenbahn oerbandes erklärt jetzt, daß er entschlossen sei, den Allgemeinausstand durchzuführcn, ^der sofort beginnen solle. Wir wollen abwarten. So radikal entschlossen, wie er behauptet, scheint er nicht zu sein, sonst wären die letzten Tage nicht ungenützt vorüber gegangen. Der Sekretär des Ausschußes beeilte sich auch zu erklären, Laß der Streik auf Irland beschränkt bleiben und nicht auf England über greifen solle. Wenigstens vorläufig. In Irland scheinen auch nicht alle Eisenbahner einig zu sein. Die Lokomotivführer der Irish and Midland Railway weigern sich, an der Bewegung teilzunehmen. Die Behörden versuchen, die ganzen Linien militärisch zu besetzen, um den Zugverkehr zu ermöglichen. Bei dem Mangel an Entschlossenheit, der im Lager Ser Streikenden zu herrschen scheint, und da der Streik in der Bevöl kerung als äußerst lästig empfunden wird, dürfte es den Behörden nicht schwer fallen, die Ordnung in Irland wieder herzustcllen. Der Gcsamtausstand. London, 22. September. (Eig. Drahtmeldung.) Der Aufforderung zum Gesamtausstand ent sprechend ist die Hälfte der Arbeiter der Great Nor thern Company in Dublin in den Ausstand getreten. Berichte aus den fünf anderen Hauptverkehrspunkten z-'g-n jedoch kein« Aenderung. Di« Züge zwischen Dublin und Belfast verkehren in der gewöhnlichen Weise. Die Gesellschaft fand Signal-
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