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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur: I. S. Hartmann. V I IS 1857 Sonnabend, den 27. Jm»i 7^7? Erscheint mit Au-nahme der Sonn- und Festtage täglich Abend« und ist durch alle Postanstalten zu beziehen. i.'rl 1 t.z Prei« für da« Vierteljahr »hh Thaler. Insertion«.Gebühren für den Rau» einer gespaltenen Zeile l NrNgroschen Amtlicher Theil. Verordnung die Landtaaswahl im 2rr bäuerlichen Wahlbezirke betreffend, vom 8. Juni 1857. Rach erfolqtem Ableben dcS laut Verordnung vom 29. April d. I. (Gesetz- u. Verordnungsblatt S. 73) mit der Leitung der Landtagswahl im 23- bäuerlichen Wahlbezirke beauftragt gewesenen AmtShauptmannS v. Carlowitz in Zittau st für da« gedachte Wahlgeschäft der GerichtSamtmann Käuffer in Weißenberg als ReqierungScommissar bestellt worden, wa» hiermit zur öffentlichen Kennlniß gebracht wird. Dresden, am 8. Juni 1857. Mmifterimn des Innern, Frhr. von Beust. v. Charpentier. ' Bekanntmachung deS Ministeriums deS Innern, die Zulassung innrnbemerkter ausländischer Bersicker- ungöanstalten zum Geschäftsbetriebe im Königreiche Sachsen betreffend. In Gemäßheit tz. 6 der Verordnung über den Geschäfts betrieb ausländischer Versicherungsanstalten im Königreiche Sachs,» vom 16. September 1856 wird von dem Ministerium deS Inner» fernerweit andurch bekannt gemacht, daß nach benannte ausländische Versicherungsanstalten den Vorschriften in §. 2 bis 4 dieser Verordnung Genüge geleistet haben und daß insbesondere Dresden 1) von der Lebens- und Renten-Versicherungs-Societät Usmmoni» zu Hamburg, 2) von der O'uieso zisternelie, LebenS-VersicherungS-Ge sellschaft zu Pari«, 3) von der Londoner Union Assekuranz Socirtät für Lebens versicherung, Leipzig von der LebenS-VersicherungS-Societät Lermani» in Stettin, Freiberg von dem Potsdamer Viehversicherungs-Verein zum Sitz ihrer Anstalten in Sachsen gewählt worden ist. Dresden, den 16. Juni 1857. Ministerium deö Innern, Frhr. v. Beust. Demuth. Bekanntmachung. Nachdem das Finanz-Ministerium beschlossen hat, das VereinS-Reglement für den Güterverkehr auf den deutschen Eisenbahnen vom 1. Decernber 1856 auch auf den inneren Verkehr der königl. sächsischen Staats- und der in Staats- Verwaltung befindlichen Privat Eisenbahnen Anwendung leiden zu lassen, ist das zeither für diesen Verkehr gültig gewesene Allgemeine Güter - Reglement vom 19. August 1852 neu bearbeitet und eS sind dabei zugleich auch die Special-Regle ments der einzelnen Bahnen einer neuen Bearbeitung unter worfen worden. Diese« neue allgemeine Güt,r-Regl,ment vom 1. April 1857 tritt zugleich mit den unter gleichem Tage von den StaatSeisenbahn-Directionen für die einzelnen Staat-bahnen erlassenen besondern Bestimmungen von und mit dem 1. Juli dieses Jahres in Kraft und e« werden von diesem Zeitpunkte ab die Be stimmungen der bisher gültigen Reglements für den Güter. Verkehr außer Wirksamkeit gesetzt- ES wird bieß zur allgemeinen Kenntnißnahme mit dem Bemerken hierdurch bekannt gemacht, daß Druck-Exemplare der Allgemeinen Reglement« für den Güterverkehr, welchen die auf den betreffenden einzelnen Staat«,is^bahnen gellenden und zu beobachtenden besonderen Bestimmungen beigrgeben sind, bei den Hauptverwallungen der Staat«,iftnbahnen und den gesammten Güterexpeditionen zu dem Preis» von 2»/, Ngr- pr. Exemplar zu haben sind. Dre-den, am 18. Juni 1857. Finanz'Ministerium. Abteilung für öffentliche Arbeiten und Verkehrsmittel, von Ghreostein. Opelt. Nichtamtlicher Theil. Hlrbersicht. Tage-geschichte. Dresden: Vom königlichen Hofe. Der Graf v. Sprakus angekommen. — Elster: Zahl der Badegäste. — Wien: Keine TheuerungSrevolte in Mai land. Neue Dampfschifffahrt. Reise der Majestäten nach Ungarn. — Prag: EhrenbürgerrechlSertheilungen. Be schlagnahme des „Prager Boten".— Melnik. Prag-Tur- nauer Bahn tracirt. — Berlin: Graf Arnim'« Rück tritt. EhescheidungSfraqe. Vorschußkassen. SpirituSsteuer- bonification.—D armstadt: Vom Landtage. — Weimar: GeburtSfest deS Großherzog«. Frequenz der Universität Jena. — Gera: Weißenfels-Geraer Bahn concessionirt. — Pari«: Zu den Wahlen. Börsenstand. — Turin: Au« den Kammern. — London: Die Ehescheidung«- bitt im Oberhaus». BolkSschulwesen. — Stockholm: Skandinavistische Agitation. Einzug de« Prinzen Oskar.— Konstantinopel: Neueste Post. Local» uud H>rovmztaLange1rgeuheUen. Dresden: JohanniStagSfestlichkeiten. — Leipzig: Gemeindeanlagrn erlassen. — Bautzen: Berichtigung über den Brand in Seidau. Recruteninspection. Oeffeutl. Gerichtsverhandlungen. (Dresden.) Feuilleton. Inserate. Tageskalender Börsennachrichten. Tagesgeschichte. Dresden, 25. Juni. Ihre Majestät die Königin Marie beehrten heute Vormittag daS königl. naturhistorische Museum, bezeigten bei allen aufgestellten Sammlungen die huldvollste Theilnahme und sprachen insbesondere über die Aufstellung der von Ihrer Majestät dem Museum zu Theil gewordenen Sammlungen de« höchstseligrn König« und deren jetzt täg lich stattfindende Benutzung die lebhafteste Anerkennung au«. — Se. königl. Hoheit der Graf von SyrakuS ist heute früh ^4 Uhr mit dem Schnellzuge, von Wien kommend, hier einqetroffen und im „Victoriahotel" abgestiegen. Dem Ver nehmen nach dürste Se. königl. Hoheit einige Tag« hier verweilen. Elster, 25. Juni. Di« heute auSgeqebene 12. Cur- llste weist bereit« da« Eintreffen von 264 Parteien mit 431 Personen nach, unter denen sich 374 Curgäste befinden. 12 Parteien davon haben unser Bad nach Beendigung der Cur wieder verlassen. Wien, 24. Juni. Am 22. d M. berichtigte die „Oest. Corresp." eine Mittheilung der „Triester Zeitung" über eine angeblich zu Mailand jU befürchtende Erhebung der nieder» VolkSklassen gegen die reichern Grundbesitzer dahin, daß die ganze Mittheilung auf Nicht« weiter, al« einem müßigen Ge rede beruhe und daß ein Grund zu Befürchtungen dieser Art um so weniger vorlieg,, al« di« Au«stchten auf einen günstigen Ausfall der Ernte ein stete« Fallen der Getreide preise verursachten. Heute schreibt die „Oest. Corresp.": Zu einer letzthin von uns gegebenen Berichtigung anläßlich einer Correspondenz der „Triester Ztg." aus Mailand vom 14. d. M. müssen wir noch nachträglich bemerken, daß di« seither auch in mehrere andere Blätter übergeqangene, darin enthal tene Mittheilung, die Mailänder Municipalität hab, sich durch die Besorgniß von Aufregungen der niedern VolkS- klafle veranlaßt gefunden, die Brodpreisr am 13. d. M. her- abzusetzen, entschieden falsch ist. Die Brodpreisr sind dort an dem gedachten Tage, al« dem letzten Wochentage, an dem die Festsetzung der Brodpreisr herkömmlich erfolgt, allerdings um 2 Centesimi herabgesetzt worden; die« war jedoch eben nur die ganz natürliche Folge de« Sinken« der Getreideproise, welche« sich seit dem 29. v. M. wahrnehmen ließ. — (W. Bl.) Die al« Prodeblatt versandte „Magyar Posta" bringt die bestimmte Nachricht, daß Ihre Majestäten anfangs August die Reise in Ungarn wieder aufnehmen und da« Fest de« Lande«schutzpatron«, de« heiligen Stephan, am 20. August in Ofen ftiern werden. — Se. Majestät der Kaiser hat bewilligt, daß die von Sr. Majestät dem Kaiser von Rußland ertheitte Bewilligung, vermöge welcher den in Kri,g«zeit,n für verübte Waffenchat,n verliehenen kaiserlich russischen OrdenSdecorationen noch die Schwerter beigefügt werden dürfen, auch auf die betreffenden österreichischen Mi litärs Anwendung finde. — Der Plan zur Bildung einer Dampfschifffahrt-gesell- schaft für die Donau unter, dnn bffondern Schutze der fran zösischen Regierung scheint nun doch zur Ausführung kom men zu wollen. Di« französische Industrie hofft der öster reichischen, die bi« jetzt die Dooaufürstenthümer, Bulgarien, Serbien und Bosnien vorzugsweise mit ihren Erzeugnissen versieht, eine stark« Coucorrenz zu machen, zumal di« Pari ser Artikel, wie Uhren, Bron«arbeiten u. s. w. von den Franzosen auf diese Wkffd UM 2S Prvcrnt billiger zu Markte geliefert werden könnten, al« die österreichischen Kaufleute dieselben an der untern Donau absetzen. (Oest. Ztg.) o Prag, 25. Juni. Eine Deputatton de« hiesigen Ge meinderath« hat sich dieser Tage nach Wien begeben, um den hochverehrten Ministern, Ihren bxcellenzen den Trafen Buol und Thun wie Freiherrn v. Bruck da« Diplom de« denselben verliehenen Ehrenbürgerrrcht« der Stadt Prag zu überreichen — Die neueste Nummer der hier in tschechischer Sprache erscheinenden Wochenschrift: „Der Prager Bote", welche in populärer Sprach« hauptsächlich national-ökonomische Frag'» behandelt, ist mit Beschlag belegt und vom Staatsanwalt gegen besagte Zeitschrift wegen Aufreizung der Nationalitäten rin Preßproceß anhängig gemacht worden. Da wir gerade von der hiesigen Journalistik sprechen, glauben wir in Be rücksichtigung der in allen betheiligten Staaten gegenwärtig herrschenden Agitation für eine freie Schifffahrt auf der Elbe auf die sehr interessanten Aufsätze der hiesigen „Bohemia" über di« Elbe- und Moldauflußregulirungrn in unserm Kron lande aufmerksam machen zu müssen. Melnik, 23 Juni. (Boh.) Die in allen Punkten in Angriff genommenen TracirungSarbeiten der Prag-Turnauer Eisenbahn schreiten rasch vorwärt« und dürften in kurzer Zeit beendet werden, zumal jetzt schon die Strecke von Melnik zur Staatsbahn vermessen wird. Feuilleton. Hoflheater. Donnerstag, 25. Juni: Wit Marquise von Vilette. Originalschauspiel in fünf Akten von Eharl. Birch-Pfeiffer. (Neu einstudirt.) Die« wieder hervorgesuchte Stück der bühnengerechten Frau Birch-Pfeiffer war ohne Zweifel eins ihrer besten und gang barsten. Die fruchtbare Produeentin ist immer da am an sprechendsten und glücklichsten gewesen, wo sie ihre eigne Natur am meisten verläugnete und den stofflichen Inhalt mit praktischer Gewandtheit verfolgt oder im anpaffenden Sinne bearbeitet hat. DieS Stück bewegt sich in seiner Composiiion vom dritten Art« an mit materiellem Interesse und mit charakteristischer Lebhaftig keit im dramatisch übersetzten Tone derjenigen Romane und Memoiren fort, welche uns auS jener galanten Maintenon- Periode gerade in genügender Zahl übrig geblieben sind, um die Mußestunden unsrer vornehmen Jugend phantastisch und sittlich auf bedenkliche Weise zu befruchten. Für daS Bühnenrepertvir nehmen diese Stoffe ungefähr die Stelle ein, welche in den Leih bibliotheken vor noch nicht langer Zeit dir Ritter, und Räuber romane behaupteten. Wenn aber dir Berfaff,rin den seenischen Verlauf in diesem Stücke weniger, als sie sonst pflegt, durch ein- geschobene tendenziise Schulmristermoral in trivialer Verwen- düng retardirt, so hält sie andererseits mit Geschmack uud takt- vollem Maß eine gewisse Zeichnung der Sitte und sogar einzelner Persönlichkeiten und ihrer Verhältnisse ein, der Dialog spitzt sich oft mit treffender Schärfe zu und weicht nie auS dem Geleise, da« den Schauspieler sicher und bequem zur Bühnenwirkung führt. Drmunerachtet hat die Behandlung dieser französischea Ludwigs- und Regentschaft-- Stoffe in unsrer Zeit ihr Interesse verloren, ihr« Lionrolle im Repertoir ist auSgespielt und auch manche der Darstellenden fühlten daS: ihr Gedächtniß verhielt sich widerspenstig zu ihren Partien, wie man bei der gestrigen Aufführung wohl merkte. Gehoben wurde dieselbe übrigen« im Besondern nur durch die ausgezeichnete Leistung der Frau Bayer-Bürck (Marion), deS Fräulein Berg, welche die Maintenon sehr fein charakterisirte, und deS Herrn Emil Devrirnl, welcher den Henry St.John mit geistvoller Noblesse, cbevalereSker Eleganz und männlicher Energie spielte. Zur Be- lebung trug auch Frau Wächter in guter und derber Weise als Nanon bei, welche Rolle Frau Birch--Pfeiffer als Leibgericht für sich selber schrieb. Herrn Ouanter gelang eS nicht, dem ge alterten Ludwig XlV. die Spuren jener Eigenschaften zu ver leihen , die der stolze königliche Held der Galanterie noihwendig besessen haben muß, welcher im Salon eben so tapfer al« graziös unzählige Siege gewann. Auch persönlich erschien der König nicht alt genug und zu kräftig. Ein rascheres, ineinander- greifendes Zusammenspiel und ein schnellere« Tempo der Rede erschien im Allgemeinen sehr nolhwendig und wünschrn«werth. L. Banck. Dresden, 26. Juni. (Schluß de« vorgestrigen Artikels über vir Kunstausstellung.) Eine ausgestellte Federzeich nung, eine Landschaft von der Hand Rumohr'S wird hie und da eine Erinnerung an den originellen Mann wach rufen, der heute Novellen oder rin« Schult der Höflichkeit schrieb und morgen eine Geschichte der bildenden Künste oder über den Seist der Koch kunst. Herr v.R umohr gehörte zu jenen alten Herrin, dle immer seltener unter un« werden, mit sinnlicher Unterkehlr und hoher Stirn, mi« gesunden Auqen und kleinen ironischen Fältchen; zu jenen geistreichen Praktikern und Lrben-künstlern, nicht nur mit Feinheit de« Geschmacks in Sachen sinnlichen Genusses ausgerüstet, sondern auch^ mit einem feinqedildrten Gefühl für alles Schöne in Kunst und Natur, die zuweilen plötzlich an der langweiligen Tafel deS Lebens, in all ihrer Behäbigkeit auftauchen und sich neben unS setzen und in fortwährender Champagnerlaune un« mit »en Blu men ihre« Geistes überschütten. Bequeme Leute, wenn auch nicht mit Goethe'schem Genie, doch mit Goethe'scher Behaglichkeit aus- gestattet, die nicht gesonnen, aber auch nicht dazu geschaffen find, die Welt zu fördern in großen Schritten, aber doch sie auf kleinen Promenaden zu begleiten, wo sie ihre Gesundheit stärkt zu später» Reisen ; die daS Leben studiren und auf allen Gebieten menschlichen Wissen» und Können- sich einzurichten suchen, nicht um dort zu herrschen, nicht um sie für die Welt auSzubeuten, sondern nur um in der Bildung ihre- Geiste« und im Reichthum ihrer Lebens- beziebung neue Organe und Quellen de« Genuss,» zu finden. Wie Bücher haben auch Bilder ihr Schicksal, ihre Geschichte. Die aus Goldgrund gemalten Bilder, zu welchen wir jetzt kommen, stammen auS dem 14. Jahrhundert. Bei der Gründung de« Be nediktiner-Kloster« Nicrovecchia bei Catania wurden fi, al« Altar bilder ausgestellt. Don standen sie, bi« durch eine Eruption »eS Aetna im Jahre 1664 Kloster und Kapelle verschüttet wurden. Sie lagen unter der Lava bi« zum Jahre 1694, wo sie auSgegraben und in einem Kloster in Catania ihrer ursprünglichen Bestimmung zu- rückgegeben wurden. Al« da« Kloster >848 zerstört wurde, über ließ man die Bilder einem deutschen Naturforscher, welcher fi» mit nach Sachsen brachte. Ein ebenfalls mehr historisch,« Interesse bietet die „Kreuz tragung von Batist« Franco gen. tl Srmolet" (gest.