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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.07.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-07-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110712011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911071201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911071201
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-07
- Tag 1911-07-12
-
Monat
1911-07
-
Jahr
1911
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Oss Michtilllte. * Der Deutsche Müllerbund sprach sich auf seiner diesjährigen Hauptversammlung gegen die Getreideausfuhrprämien aus. (S. d. des. Art.) * Der Papst erlies? ein neues „M atu pro - 7 i v" über die Feier van e ü t a a e n , die auf Wochentage fallen. (S. Dischs. R.) * Die spanische Regierung soll ent schlossen sein, sich einer Wiederbesetzung von Elks ar durch die marokkanischen Truppen mit Waffengewalt zu widersetzen. (S. d, des. Art.) * Bei Bridgeport (Connecticuts stürzte ein Ervreßzug von einem Viadukt ab, wobei 30 Personen den Tod fanden. (S. Letzte Dep.) * In New Pork und Philadelphia for derte die grosse Hitze erneut zahlreiche Opfer. (S. Letzte Dcp.) Die SullüesyenEen. Obwohl die Stationierung eines deutschen Kreuzers in den marokkanischen Gewässern an sich als eine unverfängliche Massregel betrachtet werden sollte, hat sie doch, wie zu erwarten stand, eben weil sie so lange unterlassen war, wie eine Bombe gewirkt und unserer unmittel baren Gegenwart den Stempel „unruhiger Zeilen" aufgeklebt. In den Ameisenhaufen der europäischen Kritik war in der abgelaufenen Woche eine lebhaftere Bewegung gekommen, als in den Tagen, da Herr Moinier auf Fez porrückte, obwohl diese Bewegung doch weit üninittelbarer bestimmend auf die Entwicklung der „Frage" war als die von ihr veranlagte, militärisch wenig besagende Entsendung eines tlcincn deutschen Kreuzers. Man wird aber nunmehr mit der Tatsache rechnen müssen, daß der eigentliche Streitpunkt verschoben werden soll, und daß die diplomatischen Verhandlungen viel mehr in der Richtung laufen werden, die „Berlin" wieder zu entfernen, als die Fran zosen zur bedingungslosen Räumung mindestens des seit Ostern besetzten Gebietes zu veranlassen. Für die Beurteilung der Lage und ihrer Aussichten ist es nun von der allergrößten Wichtigkeit, die Stellungnahme der in Mexiko selbst minderinteressierten, aber dem einen oder dein anderen der Streitenden vertraglich oder durch stillschweigende Verständigung verbun denen Mächte zu beobachten. Wird der Drei bund Deutschland, der Zweibund und die „Entente cordiale" Frankreich jene nachdrückliche moralische Unterstützung gewähren, die das eigene Rüstzeug der physischen Kräfte und des guten Rechtes so nachdrücklich zu verstärken vermag? Das ist eine Frage, beinahe noch bedeutsamer als die nach den größeren oder ge ringeren diplomatischen Fähigkeiten der ver handelnden Staatsmänner. Auf diesem Felde ist uns F ran kreich leider schon wieder eine Spanne vorausgeeilt. Es hat zunächst der unbedingten Beipflichtung seines förmlich und feierlich ihm angetrauten „Alli ierten" versichert. Der Appell an die russische „Genieinbürgschaft" ist prompt beantwortet. Wir können uns nun freilich nicht vorstellen, daß der Text einer nach Berlin abgegangenen (auch mündlich übermittelten) Note in jener herausfor dernden Form gehalten sei, die ihr der „Figaro" gegeben hat. Wenn wirklich gefragt wäre, „was Deutschland eigentlich in Agadir wolle, wo doch weder deutsche Interessen bisher vorhanden noch Unordnungen vor gekommen seien," so würde ein verletzender Ton sich zu einer vorwitzigen Anzweiflung der von deutscher Seite gegebenen Begründung unserer Maßnahme gesellen, der mit aller schärfster Zurückweisung beantwortet werden müßte, da wir uns von dem Herrn Verweser Neratow nicht bieten lassen dürften, was er sich gegen China und die Türkei herausge nommen hat. Indessen mag auch der Text des „Figaro" für sein Boulevard-Publikum zuge stutzt sein: daß Rußland sich stramm auf die französische Seite gestellt hat, daran ist wohl nicht zu rütteln: seine Offiziösen variieren dieses Leitmotiv verständlich genug. Nicht ganz so pünktlich traf diesmal die Antwort aus England ein, und nicht so rest los ist ihr Inhalt in der französischen Rechnung aufgegangen. Drei Tage lang mußte der An frager aus dem Hause der Gemeinen seine Witz begierde im Zaume halten. Dann gab der Herr Ministerpräsident einen Bescheid, jenen Weisheitsworten vergleichbar, mit denen einst das delphische Orakel hochpolitische Auskünfte zu erteilen pflegte. Zwar fehlt nicht die Ver sicherung, daß Englands Freundschaft für Frankreich zu einem sehr wesentlichen Teile seine Stellung bestimmen werde; aber es wird nachdrücklich erklärt, daß eine „neue Situation" geschaffen und Großbritanniens eigene Interessen an den marokkanischen Dingen nunmehr wieder aufgclebt seien; ja deren Schutz wird der Freundschaftspflege im Range vorangestellt. Damit hat doch unverkennbar England seine im Vertrage von 1W4 geopferte Handlungsfreiheit sich zurückgenommen. Immer hin wird England sich vorläufig wenigstens äußerlich an Frankreichs Seite halten, und die russische „Eemeinbürgschaft" ist neuerdings so stark bekräftigt, daß sogar von einer Zuziehung der zarischen Regierung zu den Verhandlungen die Rede war, auf die doch die völlige Abwesen heit moskowitischer Sonderinteressen an den marokkanischen Dingen ihr nicht das geringste Recht gibt. Diesen Tatsachen gegenüber drängt um so ernster sich die Frage auf, ob wir Deutschen in gleicher Weise aus die „Eemeinbürgschaft" unserer Dreibundsgenossen zählen dürfen. Dem Sinne der Verträge gemäß sollten wir ja mit völlig derselben Zuversicht, wie Frankreich wenigstens auf Rußland, auf unsere Verbün deten zu schauen berechtigt sein: ist doch der Zweibund als das Eegenbild des Dreibundes gedacht. Aber die Konferenz von Algeciras und schon die ihr letztvorausgehenden Jahre haben uns belehrt, wie viele Nuancen dieses Verhält nisses möglich sind. Während Oesterreich uns damals „brillante Sekunoantenvienste" leistete, kam Italien den französischen Ansprüchen in auffallendem Grade entgegen. Wird es diesmal wieder so kommen? Da ist nun eine kleine Verschiebung wohl zu beachten, die aus den Auslassungen der öster reichischen wie der italienischen Presse hervor springt. Aus Oesterreich vernahmen wir schon vor einigen Monaten eine Stimme, die uns nicht recht gefallen wollte. Freilich schallte sie aus einem im allgemeinen wenig beachtbaren Winkel heraus, und man berücksichtigte auch, daß der maßgebende Mann fern von Wien weilte. Jetzt ist er zurückgekchrt.und die Offiziösen bringen noch immer kein Wort der Beteuerung, daß das Sekundantenamt sich auch heute noch in gleich zuverlässiger Hand befinde, wie zu Eoluchowskis Zeiten, sondern beschränken sich auf eine herzlich frostige Versicherung, daß man Deutschland „gutes Glück" zu seiner Aktion wünsche. Dagegen bricht in Italien nach anfäng lichem ablehnenden Verhalten jetzt doch eine sympathischere Stimmung durch. Nicht uin Germanins schöner Augen willen. Aber man erörtert in Italiens Gegenwart eifrig die Be völkerungsprobleme: den wachsenden Geburten überschuß, die zunehmende Auswanderung und die beklagenswerte politische Abtrennung der Ausgewanderten. Daran knüpfen sich Be trachtungen, wie wünschenswert der Erwerb von Siedlungskolonien sei, als die Maffowat-, Asiat - Bai und Venadir nun einmal nicht gerechnet werden könnten, während die ewige Fata Morgana Tripolis schließlich doch auch dem großen Bedürfnisse sich zu klein erweisen werde. Was Wunder, daß die alte Wunde von Tunis wieder aufbricht, und man die Gelegen heit von Marokko begrüßt, einmal wieder ein italienisches Wort über Frankreichs nord westafrikanische Ländergier zu sprechen? Es wäre nicht gut, wenn wir an der ge änderten Stimmung ganz achtungslos vorüber gingen. Ehe das alte Vertrauensverhältnis, wie es unter König Humbert bestand, wieder hergestellt werden könnte, bedürfte es zu deut licherer Beweise von Italiens Umkehr. Aber, so verhältnismäßig gering seine wirtschaft lichen Interessen in Marokko sind: mit größerem Rechte darf es beanspruchen, zu den beginnenden diplomatischen Verhandlungen hinzugezogen zu werden, als das Zaren reich, das Frankreich uns als Gesellschafter aufdringen will, bloß um seine eigene Stellung zu verstärken. Wenn Oesterreich hin gegen neuerdings in förmlich etwas kränkender Weise die Rücksicht auf sein geringes Eigen interesse hervorkehrt, dann mag es eben zu Hause bleiben! * Frankreich bewahrt Stillschweigen Pari», 11 Juli. Der Minister des Aeußern lehnt jede Mitteilung über die französisch-deut schen Verhandlungen ab. Es hat jedoch den An schein, daß diese Verhandlungen unter günstigen Be e dingungen erfolgen, und daß die Befürchtungen I wegen einer Spannung in den Beziehungen beider Mächte beseitigt sind. Nachdem gestern bereits von deutscher Seite der vertrauliche Charakter der Verhandlungen betont worden war, kann diese Meldung nicht überraschen. Erkrankung Moiniers? Paris, 11. Juli. Dem „Matin" wird aus Tanger gemeldet, daß General Moinier seit einigen Tagen erkrankt sein soll. Es sei wahrscheinlich, da>; er in nächster Zeit seinen Posten verlassen werde, falls nicht eine Besserung in seinem Befinden eintrete. Als sein Nachfolger wird General Ditte genannt. Der nationalttberale Nei i stagsabgeordnete Dr. Arning-Hannover befindet sich zurzeit auf einer Studienreise in Marokko. Es dürfte für die Beurteilung der dortigen deutschen Interessen und der mit der Marokkofrage zusammenhängenden Verhältnisse bei einer Erörterung im Reichstage nicht unwichtig sein, daß eines seiner Mitglieder aus eigener Anschauung und auf Grund seiner über Land und Leute gesam melten Erfahrungen mitzusprechen vermag. Eine Höflichkeit des Sultans von Marokko. Berlin, 11. Juli. (E. D.) Nach offiziellen Berichten aus Tanger ist der Sultansverrreter in Tanger be auftragt worden, den Kommandanten des vor Agadir liegenden deutschen Kreuzers „Berlin" im Namen des Sultans zu begrüßen. Der Sultansvertreter hat sich zu diesem Zwecke nach Agadir begeben. Berschärfnng des spanisch-französischen Konflikts? Madrid, 11. Juli. (E. D) „Ei Liberal" meldet offiziös: Canalejas ist entschlossen, sich einer Wiederbesetzung von Elksar mit Waffen gewalt zu widersetzen. Der spanische Befehls haber ist mit weitgehenden Instruktionen und Voll machten ausgestattet. Diese Entschlossenheit der spanischen Negierung ist auf die allerdings höchst sonderbare Haltung der marokkanischen Regierung zurückzuführen. Wie wir bereits mitteilten, befindet sich ein unter preußischen Instrukteuren stehendes marokkanisches Korps ganz in der 'Nähe von Elksar. Es ist auch zwilchen einzelnen Leuten dieses Korps und den in Elksar fitzenden »panischen Truppen wiederholt zu Reibereien gekommen. Nach einer Meldung der „Köln. Ztg." aus Tanger hegt man in der Tat in politischen Kreisen Spaniens wegen der Entsendung des marokkanischen Truppenkorps von Fez nach Eiks ar die ernstlichsten Befürchtungen. Man ist ge neigt, das neue Vorgehen des Machfen auf französische Einflüsterungen zurückzuführen und glaubt, daß es Anlaß zu schweren Verwicklungen geben könnte. Diese Vermutung kann durch den oben mitgeteilten Entschluß Spaniens, einer Wieder besetzung von Elksar durch die Marokkaner mit Waffengewalt zu begegnen, nur bestärkt werden. Neues von üer Strskrechts- twMmMon. Die St rafrechtsko in Mission hat in den letzten Wochen die 88 26 dis 57 des Vorentwurfs beraien und oamit den wichtigen Abschnitt über Strafen, sichernde Maßnahmen und Schadensersatz beendet. Die Vorschriften über die vorläufige Ent lassung (HH 26 bis 29) sind im wesentlichen gut geheißen worden; jedoch soll die vorläufige Entlassung bei Gefängnis- und Hafrstrafen nicht wie bisher erst nach einem Jahr der Strafverbüßung, sondern schon nach sechs Monaten zulässig sein. Die Schutzauf sicht, der die vorläufig Entlassenen zu unterstellen sind, ist als besonderes Institut gedacht, Lessen nähere Ausgestaltung durch den Bundesrat erfolgen soll. Auch die Vorschläge des Vorentwurfs über die Geldstrafe (88 30 bis 36) sind im allgemeinen gebilligt worden. An Aenderungen ist hervorzuheben, daß der Mindest betrag der Geldstrafe bei Verbrechen und Vergehen wieder auf drei Mark herabgesetzt ist. Ferner soll eine Tilgung der Geldstrafe durch freie Arbeit erst zulässig sein, wenn sich die Un einbringlichkeit der Geldstrafe erwiesen hat. Endlich ist der Höchst betrag der Geldstrafe, auf die bei Verbrechen und Vergehen neben einer Freiheitsstrafe erkannt werden kann, wenn die Handlung aus Ge winnsucht beruht (8 36), von 10 000 auf 50 000 Mark erhöht worden. Hinsichtlich des Ver weises (8 37) hat die Kommission beschlossen, baß er in der Regel mündlich erteilt werden soll. Die bedingte Strafaussetzung soll unter den im Vorentwurf (88 38, 39) bezeichneten Voraus setzungen zulässig sein, jedoch nicht bei Ersatzfreiheits strafen, wie dies 8 41 vorschlug. Ferner soll nach Ablauf der Probezeit stets eine gerichtliche Entschei dung darüber erfolgen, ob die Bewährung verdient oder die Strafe wegen schlechter Führung des Ver urteilten zu vollstrecken ist. Im Falle einer neuen Verurteilung soll das Gericht, das über di« neue Straftat aourteilt, über den Wegfall der Straf aussetzung entscheiden. Das Arbeitshaus (8 42) soll im wesentlichen nach den Vorschlägen des Vorentwurfs als sichernde Maßnahme Verwendung finden, jedoch nicht neben Haftstrafen, anderseits aber auch nöben Gefängnisstrafen von weniger als vier Wochen Dauer. Die sichernden Maßnahmen des Wirtshaus- Verbots und der Unterbringung in eine Trinker- heilanstal 1 (K 43) sind beidehalten worden. An Aenderungen der Ausgestaltung ist hervorzuheben, daß das Wirtshausverbot nur zulässtig sein soll, wenn es sich um selbstverschuldete Trunkenheit handelt und der Täter auch sonst schon Neigung zu Ausschreitungen im Trunk gezeigt hat. Die Unterbringung in eine Trinkerheilanstalt ist nicht mehr von einer bestimmten Strafhöhe abhängig gemacht; auch ist eine widerruf liche vorläufig« Entlastung unter Auferlegung von Bedingungen, gegebenenfalls mit Stellung unter Schutzaufsicht, vorgesehen. Die Ehren st rasen (§8 44 bis 49) sind in sach licher Uebereinstimmung mit dem Vorentwurf geregelt worden. Bei 8 45 soll hervorgehoben werden, daß neben Zuchthausstrafe, wenn die Tat auf ehrloser Gesinnung beruht, auf den Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden muß. Die Nr. 5 und 6 de-, 8 46 (Unfähigkeit, als Zeuge bei Urkunden und El)eschließungen zu dienen und Vormund usw. zu fein) sind mit Rücksicht auf die ausreickzenden Vorschriften des Bürgerlichen Rechtes gestrick>en worden. Die Vorschläge des Vorentwurfs über die Re habilitation (88 50 bis 52) sind mit unwesent lichen Aenderungen gebilligt worden, sollen jedoch nach den Beschlüßen der Kommission nach der Rich- tung ausgebaut werden, daß erstmalige gelöschte Frei heitsstrafen die Zuläsfiakeit einer späteren bedingten Strafaussetzung nicht ausschließen und daß bei erst- maligen Verfehlungen Jugendlicher nach längerer Frist eine vollständige Tilgung der Strafe angcordnct werden kann, die Vorschriften über Aufenthalts, beschränkung (8 53) und Einziehung (88 54 bis 56) sind sachlich unverändert angenommen worden. Auch dem Vorschläge des Vorentwurfs (8 57), einen Adhäsionsprozeß zur Geltendmachung von Schadens ersatzansprüchen einzuführen, ist die Kommission bei getreten. Die Zuerkennung eines Schadensersatzes sol? jedoch weitere Ansprüche im Ziviloerfahren schlechthin ausschließen. Znternstionsle verlicherungs- kongrette ISN unü 1912. Das Deutsche Komitee sür inter- nationaleSozialverstcherung veranstaltet aus Anlaß der Inrernarionaleu Hygiene-Ausstellung am 15. und 16. oeptember L. I. rn Dresden eine besondere Konferenz. Die Beiarungen werden sich auf folgende Punkte beziehen: Maßnahmen zur Ver hütung von Betriebsunfällen, Gewerbelrankheiten und Volkskrankheiten; Methoden des Heilverfahrens bei Betriebsunfällen, Gewcrbekrankhciten und Volks- krantheiten: Verbindung staatlicher Zwangsvelsiche, rung und freier Privatversicherung nach den bis herigen praktischen Ergebnißen und die Möglichkeit meiteker Fortentwicklung zu wechselseitiger Ergänzung und Vervollkommnung. Gerade jetzt, wo die Gesetz gebung verschiedener Länder eine tiefgreifende Umge staltung erfährt und auf eine solche Verbindung der beiden Versicherungsarten abzielt, crsclfeint es von de sonderem Interesse, diese schwierige Frage aufs neue zwischen Fachleuten zu erörtern. Die Teilnahme au der Konferenz wird auf die Mitglieder der natio nalen Komitees und die Mitglieder der internatio nalen Vereinigung für Sozialversicherung beschränkt. Der nächste allgemeine Kongreß für Sozialversicherung findet 1913 in Washington oder New Port statt. Der Vll. Internationale Kongreß für Versicherungs-Wissenschaft wird in Amsterdam vom 2. bis 7. Septemoer 1912 unter dem Protektorat des Prinzen der Niederlande abge halten. Auch zu diesem Kongreß ergehen jetzt bereits die Einladungen. Das wissenschaftliche Programm umfaßt: die Lebens-Niiaversicherung, die staatliche Pensionsregelung, die Unanfechtbarkeit der Leben-. Versicherungspolicen, oie Entwickelung der Sterblich, leit, die Zuschlagsregelung der Prämien, Kinder- sterblichkeitstabellen, Einfluß des tropischen Klimas auf die Sterblichkeit, Entwicklung der Gesetzgebung, des Versicherungsunterrichts und des Versicyerungs Vertrags, Bedeutung, Anwendung und Berechnung der unabhängigen Wahrscheinlichkeiten und ihr Verhälr- nis zu den übrigen statistischen Maßzahlen. Deutscher Geschäftsführer für beide internationale Veranstaltungen ist der Generalsekretär des Deutschen Vereins für Versicherung Wissenschaft, Professor Dr. Ma n c s, Berlin 50, Prager Straße M Ssuplrrerlsmmlung Les Selmmen Müllerömrües. Der Deutsche Miillerbund (Sitz Leipzig) hielt am 8. unü 9. Juli 1911 in Lübeck feine 20. Hauptver sammlung unter starker Beteiligung aus allen Teilen des Reiches ab. Die Verhandlungen führte der 1. Vor sitzende, Mühlenbejitzer Marmuth, Nordhauscn. Dem Geschäjisberiaft sind folgende Angaben zu ent nehmen: Der Bund trat, wie immer, unentwegt bet jeder Gelegenheit für die Interessen der Kleinmüller ein. Die Einnahmen betrugen in 1910 zusammen 17 924,50 „tt, die Ausgaben 15 884,76 .N, der Ueber- schuß 2039,74 -R und das Gesamtvermögcn 8301,03 Dem Bunde gehörten Ende 1910 7330 Mitglieder an. In derDelegiertenve r s a mmlung sprach Th. Fritsch-Leipzig über: „Die Schädigung der brnnenländifchen Mühlen durch die Ge treideausfuhr-Prä mi e." Nach lebhafter Aussprache ward folgende Entschließung einstimmig angenommen: „Die Zollvergütung auf ausgeführtes Ge treide hat ungewollt den Charakter einer Ausfuhr- Prämie angenommen, und wenn auch aus zolltecy» nischen und anderen Rücksichten die jetzige Hand habung zu rechtfertigen ist, so widerspricht doch der Tatbestand einer Getreide-Ausfuhr begünstigung m einem Lande, das nicht eigenes Getreide genug erbaut, der gesunden Verminst der Volkswirtschaft. Zudem sind mit dieser Ausführung schwere Schäden verknüpft. So sind z. B. große Mengen sog. „Kleie" zollfrei zur Einführung gelangt, die stark mchlhaltig und aus inländischem Getreide hergestellt waren, das gegen Zollvergütung ausgcsührt wurde. Wir liefern auf solche Weise dem Auslande billiges Getreide auf Reichskosten und setzen dadurch sowohl di« ausländische Landwirtschaft wie Müllerei in den Stand, unserer einheimischen Produktion eine vernichtend« Konkurrenz zu bereiten. Solange daher nicht die Zollvergütung bei Aussuhr einheimischen Getreides versagt wird, sollte zum mindesten ver langt werden, datz die für ausgeführl«, Getreide «r-
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