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Rr. 841 Montag, den LS. Oktober s«drittle»»»« an» D«lchdtl»tt»ll« ^»»annttgaNe » S«,I»r,<d-»,Ichl,d «i. 1««« 14«, ,4«4 ISIS Constanza genommen Der deutsche Heeresbericht DaS Wölfische Bureau meldet amtlich: Großes Hauptquartier, 23. Oktober. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht Mit uno«rminderker Stärke ging gestern der gewaltige Artilleriekampf auf dem Nordufer der Somme we ter. Vom Nachmittage bis tief in die Nacht hinein griffen zwischen Le Sars und LeSboeufs die Engländer, an- fchllehend bis Rancourt die Franzosen mit sehr starken Kräften an. Unsere tapfere Infanterie, vortrefflich unterstützt durch die Artillerie und Flieger, wies in ihren zusammeugefchofieue» Stellungen alle Angriffe blutig ab, nur nordwestlich von Sailty ist der Franzose in einen schmalen Gradenrest der vordersten Linie beim Nachtangriff elngedrungen. Südlich der Somme gelang am Vormittag unser Dorstotz lm Nordteil des AmboSwaldeS nördlich von LhaulaeS. Heute nacht ist -ort befehlSgemäh unsere Verteidigung, oha« Einwirkung des Feindes, in eine östlich des Waldstücks vor bereitet« Stellung gelegt worden. Heeresgruppe Kronprinz Zwischen Argonnen und Woöore war baS Artillerie feuer lebhaft. * * n» Nahe der Küste, im Somme- und MaaSgebiet sehr rege FUegertätigkeit. 22 feindliche FUeger find durch Lastaugriff und Abwehr feuer abgeschofien, 11 Flugzeuge liegen hipter unseren Liaieu. Hauptmann Bölcke bezwang seinen 37. und 38., Leutnant Frankl den 14. Gegner im Loftkampf. Flugzeuge des Feindes bewarfen Metz und Ortschaften in Lothringen mit Bomben. Militärischer Schaden ist nicht entstanden, wohl aber starben fünf Zivilpersonen un erkrankten sieben weitere infolge Einatmung der den Bomben entströmten giftigen Gase. Seitlicher Kriegsschauplatz Front des GeaeralfeldmarschallS Prinzen Leopold von Bayern Außer zeitweilig lebhaftem Feuer westlich von Luzk und der jetzt dorchgesührten gänzlichen Vertreibung der Raffen vom Westufer der Rarajowka keine besonderen Ereignisse. Front des Generals der Kavallerie Erzherzog Carl Keine Aenderung der Gesamklage. Am P rede al-Pah machten wir 56« Rumänen, dabei sechs Offiziere, zu Ge fangenen. BalLaukriegsschauplatz Heeresgruppe des GeaeralfeldmarschallS von Mackensen Trotz strömenden Regens bei aufgeweichkem Boden haben in unermüdlichem, schnellem Nachdrängen di« verbündeten Truppen in der Dobrudfcha, vereinzelten Widerstand brechend, die Bahnlinie östlich von Murfatlar wett über schritten. Constanza ist genau acht Wochen nach der Kriegs erklärung Rumäniens von deutschen und bulgarischen Truppen genommen. Auf dem linken Flügel nähern wir uns Czerna Woda. Ein Marineflugzeug landete weit im Rücken des zurück flutenden Feindes, zerstörte zwei Flugzeuge auf dem Boden und kehrte unversehrt zurück. Mazedonische Front Im Lerna-Bogen ist durch Angriff von deutschen und bvlgarifchea Truppen der Feind in die Verteidigung gedrängt. Oestlich des Ward ar scheiterte ein nächtlicher Vorfloh gegen deutsche Stellungen. Der erste Generalqoartiermelster. Ludendorff. Die Kriegslage <D Vertin, 23. Oktober. (D-ahtbericht unserer Ber liner Schrift!« ilang.) Das grohe EreigalS d«4 Tage« ans dem Kricgsiheater ist die Einnahme von Konstanza. Bulgarische Truppen und «in deutsches Bataillon sind in Konstanza elngezogen. Die Verfolgung der Rumänen ist in vollem Gange. Sie konnten einstweilen noch nicht gestellt werdea. Ueber die Hauptstellungen hinaus wäre« bei Konstanza andere Stellungen vorpeschobeu worden. Diese wurden von den llnsrigen am 18. und IS. Oktober genommen. 3m Anschluß daran siel die Hauptstellong der Linie Rasova—Lobadino in unser« Hand. Dann rückte der recht« Flügel der verbündeten Truppen weiter uud nahm am 22. Oktober Konstanza. Damit habe« di« Rumänen «in« ihrer wichtigsten Verbindungslinien verlor««. Der Erfolg ist um so höher zu werten, atS dies« Stellung schon tm Frieden von de« Ru mäne« vorbereitet worden war. Ran haben st« nur »och zwei Verdis- dungsllnieu mit Rahland über Jassy. Auch sonst ist von der Ostsrout Erfreuliche« za melden. Rach- dem eia Angriff zwischen Swlstelaikl und Skomorochy die Rasten vom Ostafer der Rarajowka verdrängt halte, ist der Gegner tuzwischen aus dem kleinen Geländestück, in dem er sich noch gehalten hatte, geworfea worden. An der Westfront dauerte dl« feindlich« Artlllertetällgkell der- welle» noch an, ohne im übrigen zu wesentlichen Erfolgen führen z» könne«. 3» den letzten Tagen halt, bereits an einzelnen Tellen der Front das feindlich« Feuer wgeaommen, so au der Linie Blaches — Maisonette and am Ufer der Maas. Gestern setzte au» sehr starkes Feuer gegen dl« Linie Serre —SaiatPierre —Vaast eia. Daraus setzten dann gestern Angriffe gegen dl« Linie Le Sars— Rancgurt ein. Erfolgreicher Fliegerangriff ans Sheernetz vtl>. Berlin, 23. Oktober. (Amtliche Meldung.) 1. Am 22. Oktober morgens erfolgte elnAagrlfffelabNcher Wasserflugzeuge auf unsere ostfrlesifche» Insel«. Der Angrift verlief ergebnislos. ES ist keinerlei Schaden ange- richlet. — 2. Am 22. Oktober nachmittags belegte eines unserer Marineflugzeuge den Bahnhof und die Dock anlagen von Sheerneh in der Themse-Mündung erfolg reich mtt Bomben. Der Chef des Admiral stabeS der Marine. * lr.) Frankfurt a. S. Oktober. (Eig. DrLdtberichk) Laut «Franks. Ztg.' dringt Havas folgende amtlich« Meldung an» London: Sonntag nachmittag etn Uhr erschien ein Flugzeug über Sheerneh an der englischen Ostküste in groher Höhe. Es worden vier Bomden ab geworfen, von denen drei in der Nähe des Hafens und die vierte am Bahnhof niederste!. Sie beschädigte «trüge Eisenbahnwagen. Englische Flugzeuge stiegen zur Verfolgung des Feindes auf, der in nordöstlicher Richtung verschwand. Es gab keine Opfer. Dr. Adler über seine Tat (r.) Wien, 23. Oktober. lDrahtberlcht unseres Son derberichterstatters.) Dl« .Zeit* meldet: Bel dem Verhör, das die Polizei nach dem Attentat mit Dr. Adler vornahm, gab dieser zu, daß er schon seit längerer Zelt fich mit dem Gedanken getragen hab«, den Ministerpräsidenten aus dem Wege zu schassen, und dah das Ver bot der Sonntagsversammlnag den Entschluh in ihm zur Reise gebracht habe. Er hab« in dem Lokal mit dem Anschlag« noch einige Zelt gewartet, da zwischen ihm und dem Ministerpräsidenten eine Dame gesessen hab«, ond er uknützeS Blutvergießen vermeiden wollte. Einer seiner Zeit la der Schweiz mit einer rusflschen Studentin ein gegangenen Ehe find drei Kinder entsprösse»,, di« bei ihrer Mutter in der Schweiz lebe». (r.) Wien, 23. Oktober. (Eigener Drahtbericht.) Die „Moatagszeltuag* meldet: Die polizeilichen Erhebngen über den Anschlag gegen de» Ministerpräsidenten Grasen Stürgkh find zum Abschluss« gebracht worden. Das Verhör mit dem Täter wurde vom Polizeipräsidenten von Gorup bereits vorgestern am Tatorte selbst begonnen ond nach der Uebersührung im Polizeigesängnishaus« fort gesetzt. Die Aussagen des Täters find derart lückenlos und geschloffen, dah feine Einlieferung ins Landesgericht bereits erfolgen konnte. Dr. Friedrich Adler ist. ebenso wie sein Vater, der Abgeordnete Dr. Viktor Adler, konfessionslos, wogegen sein Grobvater vor mehr ass 4ü Jahren in Rom zum Katholizismus übergetreten war. (r.) Wie«, 23. Oktober. sDlohtbertcht unseres Sonder. bertchterstatterS.) Dor dem Konzerthaus, in dessen Großem t Saale gestern die verbotene Versammlung mit der Tages ordnung .Unser Parlament" stattsinden sollte, hatte sich vor mittags eine Anzahl Personen, die von dem Verbot keine Kenntnis hatten, eingesunden, entfernten sich jedoch, ohne dah es zu dem ge ringsten Zwischenfall gekommen wäre. Ministerbesprechung in Wien (r.) Wien, 23. Oktober. (Eig. Drahtbericht.) Die «MontagSzeitung" berichtet: Gestern abend fand im Minister- ratspräsidium eine Ministerbesprechung statt, an der sämtliche Mitglieder des Kabinetts teilnahmen. Die Be sprechung trug keinen formellen, sondern einen ganz persönlichen Charakter, so dah die Frage deS Vorsitzes wegfiel. Den Gegen stand der Besprechung, die bis A9 Uhr abends dauerte, bildete lediglich die Feststellung fllr die Leichenfeier des verstorbenen Ministerpräsidenten. Seine Leiche wird Dienstag 3 Uhr nach mittag in der Mtchaeler-Kirche eingesegnet und dann nach Hal benrain in Steiermark übergeführt und dort in der Familiengruft belgesetzt werden. Präsident Dr. Sylvester erschien gestern vormittag tm Ab geordnetenhause, um Anordnungen bezüglich der morgigen Konfe renz zu treffen. Sylvester hakle mit den Vertretern des Abgeord netenhauses sowie mit den Mitgliedern des Herrenhauses Be sprechungen Aus Grund der Besprechung mit den für heute ein- aeladenen Abgeordneten werden sich heute um 11 Uhr vor. mittag die Mitglieder des Präsidiums, nachmittag um 3 Uhr die Vertreter der politischen Parteien im Präsidialsaale des Abgeord netenhauses versammeln. Doch wird von Beschlüssen abgesehen werden. Die Abgeordneten werden nur eine Trauersitzung abhalten, und die Beratung über die aus der Tagesordnung sieben den Gegenstände wird auf einen späteren Termin verschoben. Man glaubt, dost eine neuerliche Sitzung nicht vor 14 Togen abgehalten werden wird. Dom Uebergang zur Friedenswirtschaft vr.z. Friedenswirtschaft? Fast sträubt sich die Feder, bat Wort niederzuschretben. Nicht als ob wir gerade jetzt an dem siegreichen Ende des Krieges — dies und nichts anderes bedeutet unS: Frieden! — zweifelten. Im Gegenteil. Eett den Mlßerfyl- gen unserer Verbündeten in Galizien und in der Bukowina m eine unverkennbare Wendung eingetreten. Wir wissen, welcher starken Hand sie zu verdanken i,». Wiederum sind eS die «Barbaren', -te dem Feinde das Gesetz des Handelns vorschreiben, eln günftlger Wind schwellt unser Segel, das Barometer der Stimmung steigt wieder, die weise zurückhaltenden — vssU^a terrootl — Meldun gen von der stebenbürgischen Grenze und der Dobrudlcha lassen herrliches ahnen. In solchem Augenblicke aber von Freden zu sprechen, widerstrebt vielleicht vielen, die darin eine Herausforde rung deS Schicksals erblicken möchten. Noch regiert, so hören wlr ste sagen, MarS die Stunde, und noch mehr als je, mehr als t« den Sommermonaten, ist unsere gesamte Volkswirt schaft aus den Krieg eingestellt. Ist aber nicht gerade letzteres für uns Dahelmgebllebene etn Anlaß, schon jetzt an den Uebergang zur Friedenswirtschaft zu denken? Schließlich darf der «ausbrechenüe Friede», und wäre eS auch nur etn Tellfrieüen, uns ebensowenig, oder bessert noch weniger, überraschen, als eS seinerzeit in mancher Htnstckt der Aut- bruch des Weltkrieges tat. Es Lars keine «Paus«' geben, wo dhe Waffen an der Wand hängen. Auch für die Volkswirtschaft auch dem Kriege heißt eS: In Bereitschaft sein ist alles. In dtes« Last« wurde tm HaushattSauSschusse des Reichstages von den Pferd«, Fahrzeugen, Geräten und anderem Material gesprochen, -aS bei Beendigung LeS Krieges entbehrlich werden würde. Man MMte, dah alles dies möglichst schnell und billig der Loadwtrftchaft und dem Gewerbe wieder zugeführt werden müsse. Worauf eln Mit arbeiter deS KrtegLminislerS in der so wohltuenden Sprache d«S Militärs sagte: Die Demobilisierung ist schon fertig vorbereitet! Wir zweifeln nicht daran, daß unsere Zivtldehörden von gleich entschlossenem Geiste erfüllt sind. Davon zeugen dte Ausfüh rungen, die neulich der Stellvertreter des Kanzlers tm ReichttägS- auSschuffe für Handel und Gewerbe machte, als von dem sog. Uebergangskommissar die Rede war. Zunächst geht daraus her vor, daß unsere Regierung aus dem allein richtigen Standpunkt« steht: die Rückkehr zur Friedenswirtschaft soll unter staat licher Führung stehen. Nicht unter staatlichem Zwange. Dah eS nicht möglich fit, die Wirtschaft eines ganzen Volkes, wle des deutschen, durch Verordnungen zu regeln, Haden vnt bittere Erfahrungen während deS Krieges gezeigt. Gewisse Räder, wie z. B. der freie Handel, lassen sich eben nicht auSschalten. Wir dürfen sicher sein, dah diese Lehre mtt Riesenbuchstaden über dem Eingänge zum Arbeitszimmer des RelchSkommiffarS steht. Und dte soeben veröffentlichten Namen der Männer, die seinen Stab bil den sollen, bürgen uns dafür, dah auch sein ArbettS tlsch möglichst wenig von der so wenig beliebten bureaukratischen grünen Farbe an sich tragen wird. Schon dah der Kommissar auS einer Hanse- stadt herbeiaeholt wurde, halten wir für einen guten und ver heißungsvollen Griff. Dort weht vielfach ein freierer Geist als im Binnenlands. Auf jeden Fall unterzog sich das Reich, als eS die Führer schaft auf dem Rückwege zur Friedenswirtschaft übernahm, einer der gewaltigsten Aufgaben, die je -er Staatstätigkett gestellt waren. Der innere Staatssekretär hat sie mitaroßen Linien um rissen. Er verwies aus die Zerstörung von Mtlltardenwerten tu den Krlegsgebteten des Elsaß und Ostpreußens, auf den Kapital verlust der Reedereien, aus die Beschtagnahme der wichtigsten Rohstoffe, auf die notwendige Umstellung in der Verwendung deS Kapitals, das jetzt für den Krieg arbeitet, und aus dte dadurch be dingte Geldanhäufung in Sparkassen und Banken, die ja die ge waltigen Zeichnungen auf die Kriegsanleihen erst möglich machte. Das im Auslande arbeitende deutsche Kapital ist von unseren Feinden durch die berüchtigten Sequestrierungen und Liquidierun gen deutscher Anlagen schwer geschädigt, deutsche Forderungen an das Ausland sind gefährdet, ausländische Wertpapiere entwertet. Die Arbeit menschlichen Geistes und menschlicher Hände Ist zer stört durch die Todesopfer des Krieges und durch die Verkrüppe lungen, die der Volkswirtschaft gerade die Besten und Frischeste» entziehen. Wobei zu bedenken ist, daß jetzt dte in der Heimat verbliebenen Arbeitskräfte fast ganz für Krtegsarbeiten verwendet werden. An ihre und der Feldgrauen Stelle sind lnzwtschen Frauen und Jugendliche in gewaltigen Zahlen getreten: eine not gedrungene Entwicklung, die möglichst bald wieder abzubauen eine gebieterische Forderung unserer nationalen Zukunft ist; et gilt hier die zum Teil aufgehobene Arbelterschuhgesetzgebona wie der in Kraft zu sehen. Sehr wichtige und schwierige Aufgaben werden ferner sein die Kreditbeschaffung für gewerbliche Anlagen aller Art und für den städtischen Grundbesitz, die Wlederbelebua- des setzt zurückgedrängten Handels, die Wiederherfiellnna der deutschen Valuta, die Flüssigmachung der in den Kriegsanleihen festgelegken Kapitalien. Man könnte in dieser Aufzählung «och lange fortfahren, ohne zu Ende zu kommen. Vor allem aber einS! Wenn einmal der Tag kommt, von dem der Dichter sagt: O schöner Tag, wenn endlich der Soldat 3 Ins Leben heimkehrk, in die Menschlichkeit; - dann müssen auch unsere Krieger wieder «ingereihk werben in di friedliche Volkswirtschaft. Namentlich muh ihnen Arbeitsgelegen heit geschaffen werden, wo Bekriebsstäkten zerstört oder deS Krieges wegen stillgclegk worden sind. Wobei wir übrigens mtt besonderem Danke die Tatsache hervorbeben dürfen, daß unsere Heere den Krieg im wesentlichen in dal feindliche Land getragen haben, daß