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Erscheint wöchentlich «drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag . und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich 1 Mark so Pf. prssnumvrsnäo. Anzeiger Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehende» Tages des Erscheinen- erbeten und die Corpusspaltenzeile mit io Pf., unter „Eingesandt" mit so Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. LI. Dienstag, den 6. April 1880.5. Jahrg. Bekanntmachung. Die am SL. März ». «. fälligen eommunlichen Abgabe» pro 2. Termin sind binnen 14 Tagen und spätestens bis zum 2«. April d. I. an hiesige Stadtcasse pünktlich zu entrichten. Gegen Zahlungssäumige wird nach Ablauf dieser Frist das Mahn- resp. Executionsverfahren eingeleitet. Zwönitz, am 27. März 1880. Der Stadtgemeinderath. Schönherr. Bekanntmachung. Die am I. April a. «. fälligen Beiträge zur Jmmobiliarbrandversicherungskasse werden mit 1 Pfennig von der Gebäudeversicherung lind mit 1^/e Pfennig von der freiwilligen Versicherung pro Einheit erhoben. Dieselben sind innerhalb der gesetzlich zulässigen achttägigen Frist, spätestens aber bis zum I«. April I88V bei Vermeidung executivischer Beitreibung an die hiesige Stadtsteuer-Einnahme zu entrichten. Zwönitz, am 27. März 1880. Der Bürgermeister. Schöuherr. Bekanntmachung. Vom I. April d. I. ab gelangen die Geschäfte der Stadt-, Kirchen- und Schulkasse wieder in der Cassen-Expedition des hiesigen Nathhauses zur Erledigung. Zwönitz, am 27. März 1880. Die Stadt-, Kirchen- und Schulkassenverwaltung. Pelz. Der Werth einer deutschen überseeischen Colonie. „Deutsche pflegen sich ebenso wie Engländer überall zu Hause zu fühlen, nur mit dem Unterschied, daß jeder auswanderude Eng länder seine Nationalität mit in die Fremde nimmt, während die Deutschen mit Sack und Pack zu den fremden Nationen übergehe»." So schrieb vor einigen Wochen ein australisches Blatt und mir Deutsche müssen leider gestehen, daß in diesen Worten bittre Wahrheit enthalten ist. Wer jene Engländer gesehen hat, die alljährlich in großen Schaaren Deutschland durchziehen, wird bemerkt haben, daß sie sich nicht die geringste Mühe geben, deutsch zu sprechen, noch sich deutschen Gebräuchen anzuschmiegen. Uebcrall tragen sie eine gewiße Ursprünglichkeit, die zuweilen an Unverschämtheit grenzt, zur Schau, und zwar oft in einer Weise, die ihnen in dein eigenen Lande nicht gestattet wäre. Der Engländer will auch in der Fremde Engländer bleiben, will als Engländer überall bezeichnet werden. Und der Deutsche? — So rasch als möglich sucht er sich los zu machen von seinen deutschen Sitten und Eigcnthümlichkeiten und vor Allem von seiner deutschen schönen Sprache, sobald er die Grenzen des Vaterlandes verlassen hat. Unter Franzosen will er Franzose seiit, unter Engländern ein Engländer, unter Russell ein Russe. Mag auch der eine oder andere diese Vielseitigkeiten als einen Vorzug der Deutschen betrachten, als einen Beweis ihrer höheren geistigen Be gabung — vom nationalen Standpunkt aus ist sie als eine Schwäche zu bezeichnen, die nun als Gefühl der Ohnmacht berechtigt ist. Durch namenlose Opfer von Blut und Geld haben wir uns eine Stellung im Rathe der Völker erworben. Zu einer Quelle von Ansehen und Bewunderung ist uns diese Machtstellung geworden, könnte sie uns aber nicht auch zu einer eben so großen Quelle des Reichthums werden? Was war England vor wenigen Jahrhunderten? Eilt armes, wenig geachtetes, Land, während Deutschland reich lind mächtig! Mächtig, durch deir Handel, welcher Norden und Süden verband, mächtig durch Ackerbau und Gewerbefleiß! Glaubt man nun aber, daß England reich geworden ist, indem es die Hände in den Schoß gelegt hat und daß Deutschland seine frühere Machtstellung, den früheren Weltverkehr wieder gewinnen werde durch ein paar glück liche Schlachten? Die Entdeckung Amerikas, des Seewegs nach Ostindien entzog uns Macht und Neichthum, indem wir anderen Völkern jene Gegen den überließen, die von der Natur so reich gesegnet sind. Nun ist nichts mehr zu entdecken! kein neuer Erdtheil inehr vor handen. Nur dem Eroberer ist Platz gegeben, aber glücklicher Weise nicht allein dem, der mit Feuer und Schwert seine Züge unternimmt, son dern auch dem, der durch Unternehmungsgeist und Kühnheit fried liche Siege erringt. Jahr aus, Jahr ein verschwenden wir nutzlos deutsches Blut und deutsches Gut, entsenden ohne Entgelt unsere Bauern in alle Welt, und lassen Engländer und Amerikaner hinter unserm Rücken über die dummen Deutschen lachen. So kommt es, daß es wenige Länder giebt, in denen Deutsche nicht in großer Anzahl zu finden wären, Deutsche die aufgehört haben ihrem Vaterlande, dem sie Bildung und Vermögen verdanken, anzugehören. Die schönsten Kriegsschiffe, deren Ausrüstung dem Staate jähr lich hunderttausende von Thalern kostet, werden in die Südsee ge sandt, und ist in irgend einer Ecke einem Deutschen ein Haar ge krümmt worden, so werden Consul und Kriegsschiffe telegraphisch in Bewegung gesetzt, um dessen Recht nachdrücklich zu wahren. Könnten diese Kriegsschiffe nicht aber eben so gut Tausende von Deutsche, vie auf deutschem Boden ihrem Erwerb nachgehen, zur Verfügung stehen, mit einem Wort Eine deutsche Colonie beschützen? Spricht man aber von Colonien, von überseeischen Erwerblingen, so erwidert man lins: Deutschland sei nicht geeignet zu einer Colonial politik. Wehe! wenn spätere Jahrzente einst über die Jetztzeit zu Gerichte sttzen und den Staatsmännern den Vorwurf machen, vor einer Goldgrube gestanden und nicht zugegriffen haben! Deutschland besitzt überflüssige Kraft in allen Kreisen, tausende junge Landwirthe und Kaufleute laufen stellenlos umher und ver fallen dem Müßiggang. Ohne Aussicht auf eine Besserung muß sich der schlesische, ponnuersche und westfälische Bauer von Morgens früh bis Abends spät im Schweiße seines Angesichts quälen, während unter dem verschwenderischen Himmel des Südens ein träges Volk gott vergessen in den Tag hineinfaullenzt lind unermeßliche Ländereien