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Amts- M Aiimckatt für den MM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung 4? 41 LN«L Abonnement viertel,. 1 M. 20 Pf. einschließl. des.Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage »Seifen blasen* in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeil- 30 Pf. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. 48. S-ßr,«»«. Donnerstag, den 4. April Die Landes-Brandverstchernngsbeiträge auf den 1. Termin 1901 — 1. April — sind nach einem Pfennig für die Einheit bei der Gebäude- und nach ein und einem halben Pfennig für die Einheit bei der freiwilligen Versicherungsabtheilung nebst den fäll igen Stückbciträgcn innerhalb der zur Zahlung nachgelassenen 8tägigen Frist bei Vermeid ung der zwangsweisen Beitreibung anher zu entrichten. Die Ortssttuercillliahmc zu Schönheide. W-h Hplz-Verfteigerrrrrg der in den hiesigen städtischen Anlagen aufbereiteten harten Rutz- u. Brennhölzer Dienstag, den 9. April 1901, Nachmittag 3 Uhr. Zusammenkunft an der Meichsner scheu Konditorei hier. Zur Versteigerung gelangen gegen Baarzahlung und unter den vorher bekannt zu machenden Bedingungen: 51 Ahorn - Klötzer von 9—40 ein Oberstärke, 14 Eschen - 60 Linden - * 9—39 9—26 -- * 3 Buchen - 11—20 4 Birken - 9—16 2 Aspen - 26 u. 35 1 Ulmen - Klotz 12 hierüber 1 Lärchener e» 17 ferner 23'/, ein harte Brennknüppel, 2 . „ Beste und 31'/, „ hartes Reihig. Eibenstock, den 3. April 1901. Der Rath der Stadt. I. V.: Iustizrath Landrock. Müller. Htußtands innere Anstände. Kein Volk Europas ist in seiner Gesammtheit kulturell so wenig vorgeschritten als das russische. Zwar hat man genau ge nommen nicht da» Recht, von .einem russischen Volke" zu reden, denn e» sitzen auf dem Boden de» europäischen Rußland minde sten» zwanzigerlei Völkerschaften. Aber trotz ihrer verschieden artigen Abstammung und sonstigen ethnologischen Unterschiede sind sie durch das Band der Sitte, der Sprache, der Religion und der. . . Unkultur vereint. Abgesehen von der Türkei ist Ruß land der einzige noch despotisch regierte Staat in Europa. Ob wohl auch in ihm seit etwa dreißig Jahren zahlreiche Be strebungen an die Oberfläche getreten find, welche den Erlaß einer Verfassung und Theilnahmc einer Volksvertretung an der Regierung und Verwaltung de» Lande» fordern, so ist nach dieser Richtung hin bisher noch nicht« erreicht worden. Der zweite Alexander, der 1863 die Leibeigenschaft der Bauern aufhob, war dem Plane nicht abgeneigt. Man sagt, daß sich nach seinem, durch die Pcrowskaja und ihrer Mordgesellen herbeigeführten gewalt- iamen Tode aus seinem Arbeitstische der vollständige Entwurf einer Verfassung vorgefunden habe. Sein Sohn Alexander III. hatte für eine Verfassungserklärung keinen Sinn. Die Prokla mation, mit der er seine Regierung antrat und die man wohl al« da» klassischste Dokument der zarischen Selbstherrlichkeit be zeichnen darf, legt Zeugniß dafür ab. In einem Lande, in dem jegliche freie Meinungsäußerung unterdrückt ist, ist es kein Wunder, wenn politische Verbrechen in die Halme schießen. Der Ueberschwang auf der einen, erzeugt den Ueberschwang auf der andern Seite. Daher sehen wir auch, daß eine Zeitlang in Rußland der Nihilismus, der alle« Be stehende verneint, die blutige Propaganda der That betrieb. Durch eine Schreckensherrschaft sondergleichen gelang e« den russischen Behörden der fanatischen Bande Herr zu werben, nach dem der Henker seine blutige Arbeit verrichtet, die Kasematten der StaatSgefängnisse, die Bergwerke de» Ural und die Ver brecherkolonien Sibirien» überreich gefüllt waren. Seit dem Eisenbahnunglück von Borki ist der Name der Nihilisten au« der russischen Tagesgeschichte verschwunden. Statt seiner setzt neuer ding» die studentisch-sozialistische Agitation ein und dar ist ein Zeichen von der wachsenden industriellen Bedeutung Rußlands. Die Arbeitsverhältnisse eine» Lander müssen sich nämlich schon bi» zu einer gewissen Stufe entwickelt haben, bevor eine Arbeiterbewegung überhaupt eintrelen kann, und die Eigenart Rußland» ist es, daß sich bei ihm die Bewegung mit einer starken Gälung unter der Studentenschaft verknüpft. Die leidenschaftliche Unzufriedenheit, die vielfach innerhalb der russischen Intelligenz herrscht, verzehnfacht selbstverständlich die Gefahren, welche er fahrungsgemäß vielerorts die Anhäufung einer starken Fabrik bevölkerung mit sich bringt. Die russische Regierung hat trotzdem in den letzten Jahren sehr viel für die Entwickelung der heimischen Industrie gethan. Um sich nach und nach vom Auslande unabhängig zu machen, wurde der Zustrom von Kapital, da« industrielle Anlage suchte, gefördert. So ist denn an einzelnen Punkten de» WelttheilcS, den man da« russische Reich nennt, in der That eine Industrie entstanden — in Polen, Petersburg, Moskau, am Ural re. — eine Industrie, behaftet mit ollen Mängeln, die dem in den Kinderschuhen steckenden Gewcrbcfleiße eigen sind. Die direkt vom Pfluge hergeholten Fabrikarbeiter sind ungeschult; sie ge brauchen zur Verrichtung ihrer Arbeit unendlich viel Zeit, ver schwenden da» Material und verderben die Maschinen. Trotzdem Hungerlöhne gezahlt werden und da» Drucksystem die Arbeiter aussaugt, kommen die Fabrikate infolge jener Uebelstände recht «Heuer und lassen noch obendrein an Güte viel zu wünschen übrig. Die Arbeiter aber sind noch nicht an regelmäßige Thätigkeit gewöhnt und müssen häufig geradezu durch Linsperren und andere Maßregeln physischer Gewalt vom Entlaufen in ihre Heimath- dörser abgehalten werden. Die Kontrakte, durch die die Arbeiter sich zur Arbeit verpflichten, laufen sehr lange, und der Streik ist unter strengsten Strafen gesetzlich verboten. Der innere Gegensatz zwischen dem modernen großindustriellen Betriebe und den Zuständen de» Lande« tritt an manchen Stellen überaus grell zu Tage. In der Amtssprache heißt der Arbeit geber der .Vater" de» Arbeiter», und gemäß diesem patriarchalischen Verhältniß verhängt da« russische Strafgesetzbuch über mancherlei gewerbliche Vergehen de» Arbeiterstander die Prügelstrafe. Im Innern Rußland» würden die Fabriken von Arbeitern überhaupt völlig entblößt sein, wenn nicht die HungerSnoth in einzelnen Gouvernement» und der gänzliche Mangel an Saatgut die Ar beiter daselbst entbehrlich machten. Weder StaatShilfe noch private Wohlthätigkeit vermögen dann die durch die Kargheit der Natur und die Unbildung der Menschen geschlagenen Wunden fämmtlich zu heilen, und die ehemaligen Studenten und Studentinnen sozialistischer Richtung, die sich in Ackerbaustädten und Dörfern, sehr häufig bloß zu Agitationszwecken, als Acrzte, Heilgehilfen, Lehrer, Dorsschreiber, Lehrerinnen, Hebammen und Pflegerinnen niedergelassen haben, finden dann die günstigsten Vorbedingungen für ihre fanatische Bearbeitung der bäuerlichen Gemüther. Aus allen diesen Ver hältnissen und Strömungen erwächst dem russischen Volk eine erhebliche innere Gefahr, die erst vor Kurzem wieder zu gewalt samen Ausbrüchen geführt hat. Tagesgeschichte. — Deutschland. In nächster Zeit werden Vertreter aller Bundesstaaten in Berlin zu einer Konferenz über ein heitliche Rechtschreibung zusammentretcn. — Aus den Aeußerung en de» Kaiser» bei dem Früh stück de» Alexanderregiment», denen zufolge versucht worden sei, zwischen Deutschland und Rußland Mißverständnisse hervor zu rufen, ist mehrfach der Schluß gezogen worden, al» ob solche Mißverständnisse auch zur Zeit noch obwalteten. Die« wird in unterrichteten politischen Kreisen bestritten. Damit stimmt auch die Beurtheilung, welche die Rede de» Reichskanzlers Grafen Bülow im Reichstage mit der Stelle, wonach sich da« Aangtse- abkommen nach deutscher Auffassung in keiner Weise aus die Mandschurei bezieht, in Petersburg gefunden hat. Man ist sich dort vollständig klar darüber, daß Deutschland sich weder von England noch von Japan dazu verleiten lassen wird, al» Sturm bock gegen Rußland zu dienen. — Frankreich. Der ehemalige Marineminister Lockroy weist in einem .Die Deutschen in China" betitelten Ar tikel de» .TempS" auf die wirthichastliche und militärische Be deutung hin, welche die deutsche Regierung dem Gebiet von Klaut schou zu geben wußte. Er sagt, so habe Deutschland in dem kurzen Zeitraum von drei Jahren so festen Fuß in China gefaßt, daß man es von dort nicht mehr wird verdrängen kön nen. E» hat einen gut besuchten Hasen geschaffen, eine kleine Stadt gegründet, mit Deutschen bevölkert und mir VertheidigungS- werken umgeben, Eisenbahnen, Straßen und Schiffswerften ge baut. In 20 Jahren Hal e« einen großen Theil de« Handel» Ostasien« au sich gerissen und ist für England selbst ein höchst gefährlicher Concurrent geworden. E» hat für seine Industrie Absatzgebiete geschaffen, deren Bedeutung augenblicklich noch gar- nlcht zu ermessen ist. E» arbeitet erfolgreich an der friedlichen Eroberung China». Die« ist für viele ein beachtenswerthe» Beispiel von Kolonial- und Handelspolitik. — Rußland. An Unterschleise von Staatsgel dern ist man in Rußland zwar gewöhnt und macht nicht viel Aufheben» von derartigen Dingen. Jetzt aber ist der Skandal doch gar zu groß. E« hat sich nämlich herausgestellt, daß bei der Reichskontrolle, einer Art OberrechnungSkammcr, seit dem Jahre 1893 bis 1898 grobe Fehler in der Abrechnung vorge kommen sind, und zwar sollen 44 Millionen Rubel de« Barvermögen» de« Staate» weniger vermerkt sein, al» thatsäch- lich vorhanden sein müssen. Man erwartet von der Reichskon trolle eine schleunige Ausklärung dieser Angelegenheit. — Amerika. Große Betrügereien sind in New-Aork bei den Armeclieferungen für die Philippinen entdeckt wor den; 20 Personen wurden verhaftet, darunter 12 Militär«. — Indien. Die Pest wüthet in Indien schon so lange, daß man allmählich gegen die verzweifelten Nachrichten dorther abgestumpft ist. Die letzten Berichte de« indischen .Laneet"-Kor- respondenten klingen aber derart entsetzlich, daß sie noch ein be fördere« Aussehen verdienen. Ihr hauptsächlicher Inhalt läßt sich dahin zusammenfassen, daß die Pest in fast allen Thetlen Indien» in einer unerhörten Zunahme begriffen ist. Drei Jahre lang hat man an der Meinung festgehalten, daß die kalte Witterung die Verbreitung der Pest befördere, weil sie die Leute mehr zu Hause hält. Durch diese Annahme Hal man versucht, die auf fälligen NeuauSbrüche der Pest in Bombay zu erklären. Die jetzige Erfahrung hat diese Theorie völlig über den Haufen ge worfen. Während die Pest bei dem ungewöhnlich kalten Wetter im Dezember und Januar keine auffälligen Fortschritte gemacht hat, breiter sie sich jetzt bei dem Eintritt der warmen Witterung, etwa seit Anfang Februar, in allen Provinzen wieder mächtig au», und damit ist der Beweis geliefert, daß eine Epidemie sich bei heißem Wetter ganz ebenso gefährlich, wenn nicht noch ge fährlicher entwickeln kann al« bei kalter Witterung. In einer einzigen Woche sind in Indien nahezu 7000 Menschen an der Pest allein gestorben, fast doppelt so viel al» in der entsprechenden Woche de» vorigen Jahre». Die Zunahme gegen die vorauS- gegangene Woche betrug über 600. Die auffallendste und bedenk lichste Erscheinung bei dem diesmaligen Neuausbruch der Pest ist die große Steigerung der Sterblichkeit in der Hauptstadt Calcutta, wo die Zahl der Todesfälle in einer Woche von 287 auf 40b in die Höhe gegangen ist. In der Stadt Bombay sterben jetzt wöchentlich über 2600 Menschen, während die mitt lere Sterblichkeit nur 700 erreicht. In den Jahren l896 bi« 1900 sind in der Stadt Bombay 269,536 Menschen gestorben, während unter gewöhnlichen Verhältnissen die Sterblichkeit in dieser Zeit nur 140,000 betragen haben würde. Die amtlichen Berichte haben in den genannten Jahren 60,000 Pestkodesfälle verzeichnet, während es in Wahrheit fast 130,000 gewesen sein müssen. Bekanntlich hat die letzte Volkszählung festgestellt, daß Bombay jetzt 50,000 Einwohner weniger hat al« 1891 trotz der hohen Zahl der Geburten und trotz de« Auswanderungsverbots, die Einwohnerzahl beträgt jetzt 770,000. — Japan. Wenn der in Bau begriffene Panzer ,Mi- kasa" vollendet ist, wird Japan da» größte Kriegsschiff der Welt besitzen. Da« Schiff wird auf den Naval-KonstruttionS- werkcn von der Firma Vicker», Son» u. Maxim bei Darrow in Furneß gebaut und wird eine Gesammtlänge von 131'/? Meter bekommen. Mit Maschinen von 15,000 Pfcrdckräflcn soll e» eine Geschwindigkeit von 18 Knoten (4'/? gcogr. Meilen) in der Stunde entwickeln. Gewöhnlich nur 700 Tonnen (14,000 Zent ner) Kohlenvorrath führend, soll e« im Ernstfall die doppelte Menge aufnehmen und wird dann im Stande fein, bei mäßiger Geschwindigkeit (von 10 Knoten — 2'/, Meilen) gegen 15,500 Kilometer ohne Erneuerung seine» Brennstoff-Vorrache« zurück- zulegcn. — Südafrika. Amtliche Kapstädter Depeschen bestätigen die Vereinigung Botha« mit De Wet. Diese verfügen über 13,000 Mann und genügende» Artillerie-Material und be absichtigen eine große Operation gegen General French. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 3. April. Am Montag Nachmittag ver unglückte der 7jährige Sohn Willy de» HilsSweichensteller Her mann Gläß Hierselbst dadurch, daß er von dem Abhang über dem Möckel'schen Felsenkeller an der Bahnhofsstraße während de» Spiele» herabstürzte. Der Knabe erlitt außer einer Bein wunde noch einen complicirten Bruch de« linken Unterschenkel», wodurch er jedenfall» eine längere Zeit an da« Krankenlager gefesseln sein wird. — CarlSfeld. Wegen Sittlichkcit«verbrechcn«, begangen an einem 5jährigcn Mädchen, wurde am Sonnabend der 29 Jahre alte, ledige Handarbeiter Richard Sternkopf von hier ver haftet. Derselbe Hal die That unumwunden eingestanden. — Dresden, 31. März. Mit einer der von der Säch sischen Maschinenfabrik Chemnitz (vormal» Hartmann) hergestell- ten und von unserer sächsischen Staatsbahnverwaltung erworbe nen großen viercylinderigen Schnellzug«lokomotive wurden am Sonnabend auf der Linie Leipzig-Riesa-DreSden in einem Ber- such«zuge weitere Proben angeftellt. Der Versuchszug führte 6 große vierachsige Personenwagen mit einem Schutz- (Packmeister-) Wagen im Gesammtgewichte von etwa 200 Tonnen und hat die 116 Kilometer lange Strecke von DreSden-Neustadt bi« nach Leipzig in 1 Stunde 21 Minuten zurückgelegt. Ein Hallen