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WcheiMnsttlMMMr Tageblatt für Kohenstetn-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Kirchberg, Erlbach, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Küttengrund re. Der .Kohenstein-Ernstthaler' Anzeiger «rlchrtiü n<k Ausnahme der Sonn- un^ Festtage t-glich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bet freier Lieferung ins Kaus Mk. > .50, bet Abholung in der Geschäftsstelle Mk.1.25, durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) Mk. 1.50. Einz^ne Nummern lv Psg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Pvftanslalten und die Landbrtesträgcr entgegen. Als Extra beilage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das .Illustrierte Eonntagsdlatt'. — Anzeigengebühr für die Sgespallene Korpuszeile oder deren Raum 12 Psg., für auswärts 15 Psg.: im Reklametetl dte Zeile 30 Psg. Sämtliche Anzeigen finden gleichzeitig im .Oberlungwitzer Tageblatt' Aufnahme. Anzeigen-Annahme für die am Abend erscheinende Nummer bis vormittags 11 Uhr, grdtzere Anzeigen werden am Abend vorher erbeten. Bet Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt, jedoch nur bei alsbaldiger Zahlung. Dle Ausnahme von Anzeigen an vorgeschriebenen Tagen und Plätzen wird möglichst berücksichtigt, eine Garantie jedoch nicht übernommen. — Für Rückgabe cingesandter Manuskripte macht sich die Redaktion LrerereriserlsvrLLiLlSLLiLlLLLLLrlLSlLererlLLlLerlLererLtLLlLerLiLL nicht verbindlich. ererersLiLiLiLi-reriLkrlsiLiLkrLLeLkssLLrkkLcrererererereiercLiLLrerLLer Nr. 208 S'r>st?r^r Är !Sl. Donnerstag, den 8. September 1910. H-schDG-a- Bahnst., z. 31. Jahrgang. Truppenübungen. Von den in den nächsten Tagen stattfindenden Truppenübungen wird möglicherweise auch der hiesige Bezirk mit berührt werden. Zur Verhütung unnötiger Flurschäden wird daher folgendes angeordnet: Wertvolle Feldstücke init Raps, Kleefarnen, Kraut, Runkeln, sowie Schonungen und Gartenan lagen sind mit weithin sichtbaren Warnungszeichen (Strohwischen, Tafeln usw., jedoch nicht mit Flaggen) zu umstellen. Bei Stoppeln, Kleestoppeln, Rüben usw. hat eine derartige Bezeichnung zu unterbleiben Drainierte Grundstücke sind durch Tafeln (auf 1.75 in langen Pfählen aufgcnagelt) mit der Aufschrift „Drainiert" zu bezeichnen. Zur Verhütung vou Nnglücksfälleu find Steinbrüche und Gruben, tiefliegende Teiche, Sümpfe oder sonstige morastige Stellen und gefährliche Geländehindernisse durch Umzäunen mit Strvh- seilen deutlich wahrnehmbar abzugrenzen und durch schwarze Fahnen kenntlich zu machen. Alle Gerät schaften, sowie Pflüze, Eggen, Walzen usw find während der Manövertage von den Feldern zu entfernen. Grenzsteine, die auS dem Boden beträchtlich hervorragcn, sind durch an hohen Pfählen befestigte Stroh- scilc zu verwahren. Drahtvermachungcn im Gelände sind zu beseitigen und in der Nähe der bewohnten Grundstücke durch Strohseile leichter sichtbar zu machen. Entschädigungsansprüche für Flurschäden sind sofort nach beendeten Truppenübungen dem Stadtrat anzuzeigen. Durch Zuschauer entstandene Flurschäden werden von der Militärbehörde nicht vergütet. Das Publikum wird deshalb vor unbefugtem Betreten der Felder, Wiesen und Gärten gewarnt Zuwiderhandelnde werden weggewiesen bez. festgcnommcn und bestraft und sind außerdem für Schäden ersatzpflichtig. Hohenstein-Ernstthal, den 6. September 1910. Der Itadtrat. Urmilt i« WMMOU Montag und Dienstag, den 12 und 13. September 1310. Der Stadtrat. Die sür das I. Halbjahr 1910 noch rückuändigc Wassersteuer ist zur Vermeidung der Zwangs vollstreckung bis spätestens den H September zu entrichten. Oberlungwitz, am 7. September 1910 Der Gemeindevorstand Obere Freibank Oberlungwitz. Donnerstag, de» 8 dss. Mts, von vormittags 8 Nhr au Schweinefleisch, ü Pfund 45 Pfg. Die Kaisermanöver im Osten. Diese Woche gehört den grohen deutschen Manövern, im Osten des Reiches, im Gebiete der Passarge werden sich die Truppen ein ander gegenüberstehen. Der „Kriegsschauplatz" breitet sich aus im Regierungsbezirk Königs berg und angrenzenden Gebieten der Bezirke Allenstein, Danzig und Gumbinnen. Das „Frische Haff" begrenzt dies Küstengebiet. Das Manöverterram bietet in diesem Herbst wenig von dem romantischen Zauber der Gelände in den vergangenen Jahren. Damals kamen in Betracht Westfalen und der Teutoburger Wald, Elsaß - Lothringen und Württemberg und Bayern, Länder, die alljährlich von Tausen den von Touristen besucht werden, deren Ruhm manches Lied verkündet. Der Ackerbau trei bende Osten liegt weit ab von der großen Heerstraße, die Bewohner des Südens und Westens des Reiches gelangen kaum dorthin, und so ist viel Eigenart dort bewahrt geblie ben. Nicht zum Schaden ihrer Bevölkerung, denn viele, die aus dem Osten nach dem Westen des Reiches gewandert sind um mit einem anscheinend höheren klingenden Ver dienst eine unsichere Existenz einzutauschen, ha ben dies hinterher bereut. Von der russischen Grenze liegt das Manöverfeld noch eine er hebliche Strecke ab, so daß bei phantasievollen Gemütern nicht der Gedanke auftauchen kann, es sollte hier ein Stück deutsch-russischen Grenzkrieges probiert werden. Nur kriegsmäßig Ivird in jedem Falle geübt. Unbedingt kriegsmäßig, das ist das große Wort heute für jedes deutsche Manöver ge worden, niag es nun um die Hebung vor dem obersten Kriegsherrn oder um eine andere sich handeln. Die alte Instruktion, nach wel cher das Kriegsspiel im Frieden sich auf be stimmten Linien bewegen und an festgelegten Orten seinen Abschluß finden sollte, ist ausge schaltet, die beiderseitigen Heerführer sollen leisten, was die Lage erfordert. Damit sind an die Fähigkeiten jedes Offiziers, an die Tüchtigkeit jedes einzelnen Mannes erhöhte Ansprüche gestellt, und namentlich muß auch das Proviant- und Fouragewesen ollen An forderungen gewachsen sein. Wie unendlich wichtig das für den Ernstfall ist, ist noch aus dem letzten Kriege in Erinnerung. Es sind vor allem die fremden Offiziere gewesen, welche während der letzten Manöver die Leistungen der deutschen Armeekorps her vorragend gewürdigt haben. Da war keine einzige Stimme, welche nicht erstaunt gewesen wäre über das tadellose Funktionieren der militärischen Maschinerie und das exakte Jn- einandergreifen der einzelnen Rüder. Und da bei handelte es sich um gewaltige Truppen- koutiugente, die nst eine Feldarmee im Kriege hätten darstellen können. Außerdem waren z B. im Teutoburger Wald iu Folge vou Wet terunbilden Strapaze« zu überwinden, die de nen in einein regelrechten Kriege kaum nach standen. Der Wert von kriegsmäßigen Manövern sür die Truppen ist in allen Staaten zur Ge bühr gewürdigt worden. Erst in diesen Tagen haben französische Generale bedauert, daß ihnen nicht Truppen Uebungsplätze, diese ausgezeich neten Vorschulen für die Manöver, wie sie in Deutschland ein jedes Armeekorps besitzt, zur Verfügung ständen. Sie haben damit indirekt betonen wollen, wie die deutsche Schlagfertig keit unübertroffen sei. Das weiß auch der deutsche Soldat uud darum nimmt er auch alles, Ivas während der Manöver Tag oder Nacht — das Biwak hat große Bedeutung - bringt, freudig mit in den Kaus. Deutscher Handwerks und Gewerbekanrrnertag. In Stuttgart trat unter zahlreicher Betei ligung von Vertretern aller deutschen Hand werks- und Gewerbekammern, sowie von Ver tretern der Reichsbehördcn und amtlichen Ver trctern der bundesstaatlichen Regierungen die 10. Vollversammlung des Verbandes Deut scher Handwerks- und Gewerbekammern zu sammen. Das Reichsamt des Innern vertritt Geh. Oberregicrungsrat Jaup (Berlin), die preußische Staatsregieruug hat den Geh. Ober- rcgierungsrat Dr. Francke (Berlin), die bay rische Ministerialrat v. Rauck (München), die sächsische Oberregieruugsrat Dr. Lantzsch (Dresden), die württembergische den Oberre gierungsrat Schaefer und Ministerialrat v. Mosthaf entsandt. Der Präsident Obermeister Plathe (Hannover) eröffnete die Tagung mit einer Begrüßung der Teilnehmer und Ehren gäste, indem er betonte, daß es gelte, die In teressen des deutschen Handwerks und Gewer bes gegenüber der Gesetzgebung und Verwal tung zu wahren und damit gleichzeitig dem Handwerke die ihm gebührende aber bisher noch recht oft bestrittene Stellung als einem vollberechtigten Gliede im Erwerbsleben der modernen Volkswirtschaft zu erringen. Hier auf uahm Staatssekretär des Jnueru Geh. Oberregierungsrat Jaup (Berlin) das Wort Das Reichsamt des Innern habe sich bisher noch mit Ausnahme eines einzigen an jedem deutschen Handwerks- und Gewerbekammertag beteiligt. Das sei nicht etwa geschehen, um einer übernommenen Pflicht nachzukommen, sondern vielmehr infolge eines großen und lebendigen Interesses, das die Neichsregicrung den Arbeiten dieser Tagung entgegenbringe, und aus dem Gefühl heraus, daß die deut schen Handwerker wegen der Tüchtigkeit ihrer Leistungen und wegen der Zuverlässigkeit ihrer Vertreter in demselben Matze geachtet und ge hört zu werden verdienten, wie die Vertreter anderer Berufsstände. Er könne gleichzeitig im Namen der Vertreter der Bundesstaaten die Versicherung abgeben, daß die deutschen Bun desregierungen der Tagung mit Aufmerksam leit uud Interesse folgen würde». Im Mittel punkt der diesmaligen Verhandlungen stehe der Entwurf der Rcichsversicheruugsorduung. Nicht alle seine Bestimmungen hätten den Beifall der deutschen Handwerks- und Gewerbekammern gefunden. Allein, er sei überzeugt, daß die Beratungen hierüber getragen sein würden von dem Grundsätze „Jedem das Seine". Das Wappen des Landes, in dem der Deutsche Handwerks und Gewerbekammertag tage, zeige die Inschrift „Furchtlos uud treu". Diese De vise sei auch diejenige des deutschen Handwerks und Gewerbes. Unbeirrt durch Hindernisse und Widerwärtigkeiten stehe es treu zu Kaiser und Reich und furchtlos nehme es seine Stel lung im Erwerbsleben der Gegenwart ein (Lebhafter Beifall.) Namens der württcmbcr- gischen Staatsregieruug begrüßten sodann Staatsrat v. Mosthaf und Oberregierungsrat Schaefer de» Tag. Lebhaften Beifall fand die Ansprache des Dr. Lamprecht (Brüssel), der mit seiner Begrüßung einen Ileberblick über die vom Internationalen Institut zum Stu dium der Verhältnisse des Mittelstandes er reichte» Erfolge verband. Der Syndikus der Handelskammer Breslau, Dr. Pöschke, sprach über das Thema: „Reichsversicherungsord uung". Es wurde folgende Resolution äuge nommen: „Der Deutsche Handwerks- und Ge werbekammertag ist aufs äußerste befremdet darüber, daß der dem Reichstage vorgelegte Entwurf der Neichsversicherungsordnung trotz der Ablehnung, die der frühere Entwurf ge funden hatte, in seinen Hauptpunkten sich die sem anpaßt. Der Kongreß erneuert seiue For derungcu in der Erwartung, daß Reichstag und verbündete Regierungen ihnen eine der Interessenvertretung des Handwerks entspre chende Würdigung zu teil werden lassen wird Der Kongreß fordert die Aufnahme folgender Punkte in das Gesetz: 1. Der Vorsitzende der .Krankenkasseuorganisationen muß den selbstän digen Gewerbetreibenden entnommen werde». 2. Die Halbierung der Stimmen ist bei allen Abstimmungen unbedingt zu gewährleisten. Nur bei Erfüllung dieser Forderungen kann der Handwerks- und Gewerbekammertag der Hal bierung der Beiträge und dem Gesetz über haupt zustimme»." — Hierauf berichtete Rämm ler (Weimar) über das Meisterprüfuugswesen. Er legte hierzu folgende Resolution vor: „Der 11. Deutsche Handwerks- und Gewerbekammer tag hält im Interesse des Wertes und der Be deutung der Meisterprüfungen die tunlichste Zentralisation des gesamte» Meistcrprüfuugs- wesc»s für »»bedingt erforderlich. Im einzel nen empfiehlt er die Beachtung folgender Grundsätze: l. Die Zahl der Meisterprüfungs- komnüssioneu ist tunlichst zu beschränken. Sie sind so zu gestalte», daß eine ordnungsmäßige, < würdige Abnahme der Prüfung gewährleistet wird, damit die Prüfungen immer mehr an Wert und Bedeutung gewinnen. Eine gewisse Gewähr für die ordnungsmäßige und würdige Abnahme der Meisterprüfungen sind die stän digen Prüfungskommissionen der Handwerks- vder Gewerbekammern. 2. Eine Kontrolle der Prüfungen durch die Vorstandsmitglieder oder Beauftragte der Kammern liegt nicht allein im informatorischen Interesse der Kammer, sondern auch im Interesse der Prüfungs kommissionen sowohl wie der Zöglinge. 3. Die Besetzung der Prüfungskommissionen, und zwar sowohl die Uebertragung des Vorsitzes, wie die Ernennung der Beisitzer erfolgt nach den Grundsätzen der Unparteilichkeit und der Befähigung. Wenn tüchtige und geeignete Handwerker im Bezirk vorhanden sind, wird ihnen der Vorsitz übertragen. Erforderlichen falls sind die Prüfungskommissionen durch Gewerbelehrer mit Stimmrecht zu ergänzen -1. Die regelmäßigen Prüfungstermine sind für Ostern und Michaelis festzulegen. Ausnah men sind nur iu außergewöhnlichen Fällen zulässig." Tagesgeschichte. Prinz .Heinrich in (England. Prinz Heinrich von Preußen hat gestern von Bremerhaven aus an Bord des Lloyd dampscrs „Kronprinzessin Cecilie" seine Reise nach England angetreten, um dort die Strecke sür die im Juni nächsten Jahres in Aussicht genommene Prinz Heinrich-Fahrt im Automo bil abzufahren. Außer seinem persönlichen Adjutanten, Korvettenkapitän von Usedom, be gleiten Fürst Münster von Derneburg, sowie der Generalsekretär des Kaiserlichen Automo dilklubs Konteradmiral a. D. Rampold und der Sekretär des Großbritannischen Automo bilklubs, Herr Julian Orde, den Prinzen. Das Bekenntnis des battriscken Thron folgers zur katholischen Religion „als der einzig wahren und echten" hat in der Oeffeutlichkeit nahezu ei» ebenso starkes Echo erweckt wie die Königsberger Kaiserredc; ja man hat die Rede des Prinzen Lndwig von Bayern vielfach sogar als eine Ent- gegnmig ans die Kaiserrede aufgefaßt uud ist nahe daran, von einem Religionskriege inner halb des deutschen Reiches zu sprechen, in welchem der Kaiser die Protestanten, der bayrische Thronfolger die .Katholiken führt. Zu solcher Auffassung und Besorgnis liegt natürlich nicht der mindeste Anlaß vor. Kaiser Wilhelm hat stets die Parität beider Konfessionen vertreten, und Prinz Ludwig hat die katholische Religion zwar als die einzig wahre und echte bezeichnet, gleichzeitig jedoch hinzugcfügt, daß sie jedem ihrer Angehörigen gestatte, gegen Andersgläubige Toleranz zu üben. Die freisinnige „Voss. Ztg." erinnert an alle Aussprüche, die unser Kaiser während seiner 22jährigen Regierung zum Lobe der Reformation gesprochen hat, um aus dem Altöttinger Bekenntnis des bayrischen Thron folgers eine Art Gegensatz zu der religiösen An schauung des Kaisers herauszukoustruieren. Dem gegenüber lasse» sich jedoch ebenso viele Aus sprüche herauzieheu, i» deiic» der Kaiser die Gleichberechtigung beider Konfessionen anerkennt. Der Einweihung des Luther-Denkmals in Berlin wohnte der Kaiser s. Z. nicht bei, obwohl dieses Denkmal dem kaiserlichen Schlosse ganz nahe liegt. Auch das Verhalten Preußens uud des Reiches gegenüber der Borromäus-Enzyklika be weist, daß der Kaiser von Einseitigkeit iu kvu- fessiouelleu Fragen frei ist; das deutsche Volk wünscht gleichfalls den konfessionellen Frieden. — Die bayrische Presse beschäftigt sich naturge mäß besonders eifrig mit der Vekeuutnisrede des Prinzen Ludwig. Die liberalen Blätter fühlen sich durch die überhcbende Lobpreisung des Katholizismus tief verletzt uud betonen, daß nicht nur ein starkes Drittel der Bevölkerung in Bayern evangelisch ist, sondern daß auch alle bayrischen Königinnen bisher protestantisch waren. Dem Münchner Hofbericht zufolge hielt Prinz Ludwig seine Altöttinger Rede, über die keinerlei schriftliche Aufzeichnungen vorliegcn, aus dem Stegreif. Man kann und muß auuehmcn, so