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MtkMi-öMkMWM früher Wochen- und Kachrichtsblatt zugleich AschD-AWM für ßchiidsrf, BöSük,, Bernsdorf, Büsdorf, St. Wdien, HeinrichSort, Mrmm nnd Mülsen. Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. AN. Jahrgang. —— —— ——— Nr. 6. Dienstag, den 8. Januar 1889. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis: 1 Mark 28 Pf. — Einzelne Nummer 5 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiserl. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die vier-gespaltene Korpuszeile oder deren Naum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Erlast, die Ermittelung der Ernte-Erträge für das Jahr 1888 betreffend. Die Herren Bürgermeister der Städte Callnberg und Ernstthal, sowie die Herren Gemeindevorstände deö Bezirks werden unter Hinweis auf die ihnen dem nächst nebst 2 Ernte-Ertragslisten zugehende Verordnung des Königlichen Ministe riums des Innern vom 5. Dezember 1878 hiermit veranlaßt, diese Listen unter Zuziehung von Orts- und Landwirtschaftskundigen den Vorschriften der ungezo genen Verordnung entsprechend in Rücksicht auf die Ernte des Jahres 1888 genau auszufüllen und hierauf ein Exemplar derselben gehörig abgeschlossen, sowie unterschrieben, spätestens bis zum 15. Februar 1885» anher einzureichen, das zweite Exemplar aber bei den Gemeindeakten zurückzu behalten. Glauchau, den 2. Januar 1889. Königliche Amtshauptmannschaft. Merz. Oeffemliche StaMwrsr^ Dienstag, den 8. Januar 18851, abends >28 Uhr. Tagesordnung: 1. Wahl des Vorsitzenden und dessen Stellvertreters. 2. Wahl des Schriftführers und dessen Stellvertreters. 3. Wahl der Mitglieder für die ständigen Ausschüsse. Zur Fortsetzung der Reichstagssession. Am Mittwoch nimmt der Reichstag seine durch die mehr als dreiwöchentliche Weihnachtspause unter brochenen Arbeiten wieder auf und es beginnt nun mehr der wichtigste und arbeitsreichste Teil seiner gegenwärtigen Session. Zunächst werden allerdings noch die Etatsdebatten ini Vordergründe der Parla mentarischen Thätigkeit stehen, aber der Schwerpunkt der Reichstagsarbeiten im neuen Jahre liegt dennoch bei anderen Materien als der Budgetberatung, denn einerseits der Entwurf über die Alters- und Inva lidenversicherung der Arbeiter, anderseits die ange kündigte koloniälpalitische Vorlage werden die Auf merksamkeit des Reichstages am meisten in Anspruch nehmen. Mit der Altersversorgungsvorlage hat sich das Plenum allerdings bis auf weiteres nicht zu befassen, aber gewiß ist, daß man in demselben den Verhandlungen der mit der Vorberatung dieses hoch wichtigen gesetzgeberischen Stoffes beauftragten Kom mission mit ebensolchem Interesse folgen wird, wie im ganzen Lande. Nur erscheint es nach wie vor als sehr zweifelst.ft, ob das Altersversorgungsgesetz noch in der jetzigen Reichstagssession zur Verabschie dung gelangt, aber wenn dieser Zweifel berechtigt sein sollte, so würde dies schwerlich an der inneren Unvereinbarkeit der Anschauungen der Regierung und der auf dem Boden der Sozialreform stehenden Parteien liegen. Vielmehr würde die Verzögerung in der Durchführung des Altersversorgungsgesetzes darauf zurückzuführen sein, daß ein so großes, neues und schwieriges Werk naturgemäß einer längeren Zeit behufs seiner Reife nnd Klärung bedarf nnd daß deshalb der Reichstag bei aller Ärbeitsfreudig- keit wahrscheinlich nicht imstande ist, das große Werk in einer einzigen Session zu bewältigen. Jedenfalls sind die parlamentarischen Aussichten für die Jnvalidenversorgungsvorlage derartige, daß un geachtet aller hierüber noch herrschenden Meinungs verschiedenheiten mit Sicherheit auf das endliche Zu standekommen dieses hochbedeutungsvollen Gesetzes gerechnet werden darf. Hinsichtlich des zweiten hervorragenden Arbeits stoffes für den bevorstehenden neuen Abschnitt der Reichstagssession, der kvlvnialpolitischen Vorlage, müssen erst noch nähere Mitteilungen abgewartet werden. Sie verdankt bekanntlich ihr Entstehen den Vorgängen in Deutsch-Afrika und der sich aus dem selben ergebenden Notwendigkeit eines nachhaltigen Einschreitens der Reichsgewalt zu Gunsten der deut schen Schutzgebiete in Ostafrika. Die betreffende Vorlage wird voraussichtlich eine geeignete Grund lage für die Parlamentarischen Erörterungen über den Umfang und die Folgen dieses Eingreifens der Reichsregierung abgeben nnd stehen aus Anlaß der ostafrikanischen Vorlage erneute wichtige kolonial- Politische Debatten im Reichstage zu erwarten. Bei der in letzterem schon der Debatte über die Sklaven- srage zu Tage getretenen Stimmung zu Gunsten eines kraftvollen Auftretens Deutschlands in Ostafrika kann man kanm bezweifeln, daß der Reichstag Be schlüsse fassen wird, die sowohl der Ehre und Würde Deutschlands, wie seinen kolonial- und handelspoli tischen Interessen in jenen Gebieten entsprechen nnd es versprechen somit auch die Verhandlungen über die ostafrikanische Frage schätzenswerte Resultate. Unter den sonstigen Gesetzentwürfen, die noch ihrer Erledigung harren, steht das Genossenschafts gesetz vbenan, doch wird dessen fernere parlamenta- tarische Behandlung kaum auf besondere Schwierig keiten stoßen. Noch immer nicht znr Vorlage gelangt ist die Novelle zum Kranke ckassengesetze, es heißt aber bestimmt, daß sich der Bundesrat in den näch sten Wochen mit derselben befassen werde und würde also der Reichstag doch noch zur Beratung und Beschlußfassung über diese notwendige Ergänzung des Krankenkassengesetzes gelangen, lieber die Dauer der Reichstagssession läßt sich noch nichts Bestimmtes sagen, sie wird indessen kaum schon im März zu Ende gehen, wie man hie und da annimmt. Tagesereignisse. — Heute wurden wir durch einen Neujahrsgruß aus Köln überrascht. Derselbe kam von der bekannten Stollwerk'schen Chokoladenfabrik und bestand in einem hübsch ausgestalteten Notiz-Kalender für 1889 mit den Bildnissen aller regierenden Fürsten, sowie der Reichs minister. Dieser Neujahrsgruß zeigt so recht die patrio tische Gesinnung der bekannten Firma und hoffentlich findet diese Gesinnung beim großen Publikum, welches sich noch immer nicht ganz von ausländischen Chokoladen und Kakao-Fabrckaten in dem Glauben trennen kann, daß solche besser seien, während sie in Wirklichkeit von der deutschen Chokoladen-Jndustrie in Bezug auf Güte und Preis weit übertroffen werden, die ent sprechende Würdigung. Möge die deutsche Industrie bei dem Publikum die Unterstützung finden, die ihr thatsächlich zukommt. — Wenn die Tage beginnen zu langen, dann kommt der Winter gegangen", diese alte Wetterregel scheint auch in diesem Winter den Beweis ihrer Rich tigkeit erbringen zu wollen. Seit mehreren Tagen ist in ganz Mitteleuropa der Eismann Ungezogen und hat hier Temperaturen zu Wege gebracht, die an das Innere Rußlands mahnen. So verzeichnete gestern Hamburg 10, München 11, Chemnitz 12, Berlin 13, Krakau 14, Memel 16, Lemberg 18, und Moskau 25 Grad Celsius, während merkwürdigerweise die hoch nordischen Stationen wie Petersburg und Haparanda nur 9 und 1 Grad Celsius melden. Es erstreckt sich also eine Zone hohen Luftdrucks von Irland ostwärts über das südliche Nord- und Ostseegebiet hinaus nach dem Innern Rußlands und scheidet demgemäß ein über nuferer Gegend lagerndes Gebiet mit meist östlichen Winden und sehr kalter Temperatur von einer wärmeren Witterung im Norden mit lebhaften bis stürmischen südwestlichen Winden. Die über der kalten Zone liegenden Stationen melden daher Wärme: Corck 2, Aberdeen 4, Skagen 2, Bodö 5 Grad Cel sius. Im Gegensatz hierzu hat das weit südlicher liegende Triest einen Grad Kälte. Nach der gegen wärtigen Verteilung des Luftdrucks dürfte der heiteren Frostwitterung eine längere Dauer zu prophezeien sein. — Jin Norden Spaniens sind alle Eisenbahnen eingeschueit, in anderen Provinzen regnet es ganze Wolkenbrüche herab, in Südthrol, Mailand rc. liegt fußhoher Schnee, und bei uns scheint die Sonne so munter wie im Sommer auf die schneefreie Landschaft, freilich bei einer unangenehmen Külte, die am Donners tag und Freitag morgen — 9" R. betrug. — Es ist im Leben bekanntlich häßlich einge richtet, daß neben den Rosen gleich auch die Dornen steh'n. Aehnlich verhält sich Vie Sache jetzt wieder mit den ans die ausgesandten Neujahrswünsche als bald folgenden „Rechnungen", deren lange Zahlen reihen diesem oder jenem ein gelindes Gruseln bei bringen. Die Gratulanten genügen, um mit einem bekannten Humoristen zu reden, dem „Herkommen", während die andere Kategorie der Briefschreiber sehn- lichst unser Hinkommen wünscht. Wir benutzen die Gelegenheit übrigens zugleich, um im Interesse unserer Gewerbtreibenden allen Rechnungsempfängeru die thnn- lichst baldige Regulierung ihrerBerpflichtungen dringend an's Herz zu legen, da Handel nnd Wandel notwendig des Zuflusses von gemünztem Metall bedürfen. — Folgende Reichsgerichts-Entscheidung ist für alle Geschäftsleute hochwichtig: Da die Nichtüberein stimmung der gelieferten mit der bestellten Ware in Bezug auf die Menge, das Maß und die Qualität, demnach das Zuviel oder das Zuwenig, in der Regel bereits aus der Faktura ersichtlich ist, so ergiebt sich die Notwendigkeit der Beanstandung dieses Mangels auf dem Rechrssatze, daß der Verkäufer die Faktura und seine etwaigen Erinnerungen hiergegen ohne Ver zug dem Käufer mitteilen muß. — Das Bestehen dieses allgemeinen Handelsgebrauchs wurde vom Reichs gericht bestätigt. Denn eine solche Verpflichtung ent spricht dem Bedürfnis des Handelsverkehrs, die Ge schäfte möglichst schnell abzuwickeln und festzustellen. Nimmt der Käufer die übersendete Ware ohne Ein wendungen gegen die Faktura an, so drückt er nach kaufmännischer Nechtsanschauung dadurch sein Einver ständnis mit den gestellten Preisen —- sofern nicht eben geringere vereinbart waren — sowie seine An erkennung des fakturierten Warenpostens (Menge) aus. Schon aus der Notwendigkeit, die in der Faktura möglichen Irrtümer sofort aufzuklären, sowie nn Hin blick auf die gesteigerte Bedeutung des Prinzips von Treue und Glauben muß die unterlassene Faktur- prüfung der thätsächlichen Genehmigung gleichgestellt werden. — Die sächsische Schuhwarenfabrikation hat in den jüngst verflossenen Jahren einen sichtlichen Auf schwung genommen. Nach dem Eingeständnis des österreichischen Konsulatsbcrichts aus Köln sind die früher in den rheinischen «Ltädlen vorhandenen Wiener Schuhwarenlager mehr und mehr in den Hintergrund gedrängt worden und zwar besonders durch die Nieder lagen sächsischer Schuhfabriken. Das dortige Geschäft in fertigen Stiefeln und Schuhen, die in Sachsen ihren Ursprung haben, wird als ein sehr bedeutendes bezeichnet.