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Mittwoch, rr 8««« iss« Verbeettung in -er ganzen Wett Vertreibet -er „Blüten" ein Kommunist - Fieberhafte Suche nach -er Zentrale Berlin, 21. Januar. (Eta. Drahtmeld.) Seit langer Zeit arbeiten die Krimtnalbehürben zweier Kontinente an der Aufklärung einer NotenfälschungSaffäre. die m ihren Ausmaßen vorläufig noch nicht zu übersehen ist. Es handelt sich um die Nachahmung hoher Dollarnote«. die so hervorragend gelungen ist, daß Ne von keinem der groben europäischen Bankinstitute als Fälschung erkannt würde. Erst bei der Einziehung von 1«»-Dollar»Noten durch die Federal Reserve Bank in Amerika wurde die Ent- deckung gemacht, daß zahllose Scheine, die wahrscheinlich schon jahrelang als echte kursierten, an einer Stelle einen kaum wahrnehmbaren Fehldruck aufwiesen. Die verschärften Kvntrollmastiiahmcn der amerikanischen Bankdetekttve und die Nachforschungen der europäischen Kriminalbehörden bringen fetzt von Tag zu Tag neue Fälschungen ans Tages licht. In Berlin haben die polizeilichen Ermittlungen nach der Fälschcrzentrale bereits zu einem positiven Ergebnis ge führt. Man kennt die Person eines der Banknoten vertreib er. ES handelt sich um einen Kommunisten namens Franz Fischer, der unter dem Namen Voigt aufzutrete« pflegt. Fischer hat früher einmal t» der Partei-ewegung eine Rolle gespielt, war dann nach Rußland gegangen und kehrte auf Um wegen schließlich nach Deutschland »mück. wo er im Oktober vergangenen Jahres mtt den noch unbekannten «ankfiilscher» in Verbindung kam. Zum Absatz der falschen Banknoten wurde das Berliner Bankhaus Lab L Martini gewählt. Dieses Bankhaus leistet? im November eine Zahlung von 24 MV M. in lvv-Dollarscheinea an die Dentsche Bank. Die Deutsche Bank gab daS Geld weiter an die Darmstädter und Naiionalbank und diese schickte es über die National City Bank in Ncuyork an die Federal Reserve Bank, die ln diesem Jahre gerade die lOO-Dollarschcine einzieht. Dort wurde dann bei mikroskopischer Untersuchung der Noien die Fälschung an der minimalen Verschiebung eines winzigen Buchstabens erkannt. Da es sich um einen geschlossenen Posten handelte, konnte die Federal Reserve Bank den Weg, den die Noten genommen halten, zuriickverfolgen und so gelangte das Falschgeld wie der an die Deutsche Bank zurück. Scho» die ersten Ermittlungen brachten sehr interessante Dinge zutage. Das Bankhaus Sah L Martini war im »ergangenen Herbst in die Hände einer amerikanisch-kanadischen Gruppe übergegangen. Diese Gruppe mar im Jahre 1028 in England aufgetaucht und hatte dort wertlose kanadische Maschinen öl t t e n in den Verkehr zu bringen versucht. Das Vorhaben mar mißlungen und die Amerikaner libcrsiedeltcn nach Berlin. Hier kauften sie für angeblich 250 000 M. den Hauvl- antetl an dem Bankhaus Sah L Martini und erwarben gleichzeitig die bekannte Wtrtschaftszeitung „Der wirt schaftliche Ratgeber". Der Chefredakteur der Zeit schrift war gleichzeitig Leiter des Bankhauses. Sein Kom pagnon in der Bankitrma fungierte ebenfalls als kaufmännt- scher Leiter -er Zeitschrift. Man versuchte wieder, die kana dischen Maschtnenaktten in Deutschland untcrzubringcn. Die Zeitschrift forderte zum Kaufe der Aktien aus. Das Bankhaus erklärte sich bereit, die Aktien zur Zeichnung auszulegen. Es wurden auch in kurzer Zeit annähernd KNN VVV M. gezeichnet. Mitte Dezember warnte jedoch das „Magazin der Wirtschaft" vor diesen Aktien und weitere Zeichnungen blieben auS. Um die Zeit, als die amerikanisch-kanadische Gruppe Bankhaus und Zeitschrift übernahm, erschien der angebliche Boigt und lieferte etwa 240 falsche 100-Dollarnoten. Ange führt wurde Fischer durch einen ehemals komm« »isti- schien Stadtverordneten, der jetzt in Thüringen lebt Fischer ist »erschwunde«. Woher die Banknoten selbst stammen» ist nicht bekannt. Jedoch gehört zur Herstellung derartig falscher Noten, die nicht nur auf dem gleichen Papier, wie die echten gedruckt sind, sondern von denen jede sogar eine andere Nummer und bisweilen sogar andere Unterschriften trägt, ein anßerordeat- lich grober Apparat. Bisher ist es noch ein Rätsel, wie die Fälscher überhaupt in den Besitz des echten Notcnpapiers gelangen konnten. Nach Ansicht der Untcrsnchiingsinstanzen kau« ein solcher Betrieb nicht in Deutschland liegen, sondern mub sich in einem Lande befinden, wo er nicht leicht kontrolliert werden kann. Tie Fälscherbande scheint nicht nur 100-Dollarnoten nachgeahmt zu haben, sondern auch 10-, 20-. 50- sowie >ooo-Dollar»oten. Die Haiiptaktcnrc in der erwähnten amerikanisch-kanadi schen Gruppe, die jetzt das Bankhaus Tab L Martint be herrschen, sind ein gewisser Shapiro. ein gewisser Moritz Singer und ein gewisser Joses Edwin Dorm Ser „Kommissar sw BoMewisiermis Sachsens" Urheber -er jüngsten Anruhen Berlin, 21. Januar. tEtg. Drahtm.» Di« „Berliner vörsenzcitung" gibt heute einen Bericht aus Chemnitz wieder, in dem es heibt: Die blutigen Zusammenstöße. die in den letzten Tagen in mehreren Städten Sachsens von kommunistischer Seite planmäßig herbeigesllhrt morden sind, hoben die Ausmerksamkeit der Oessentlichkeit aus die Person eines Führers der KPD. gelenkt, der von der Parteileitung vor einigen Wochen als „Kommissar" mit einer „besonderen Mission" hierher geschickt worden ist. ES ist dies ein Herr Bruno Goldhammer. der laut Beschlub der komm», nistischc» Landcöverbandstagnng vom 22. Dezember 1020 als »Kommissar" tn den Bezirk Chemnitz t. E- entsandt wurde, um die drei Landesverbände Dresden, Leipig und Chemnitz zu „mobilisieren und in die bolschewistisch« Linie zu bringen". Koldhamiiier entfaltete vom ersten Tage seiner Tätigkeit eine Aktivität, die alle bisherigen Methoden des Ausputschens der Masse» in den Schatten stellte. Das Ergebnis blieb nicht aus In Hartmannsdorf und anderen Orten seines Wirkungsseldes kam eö. wie ja schon gemeldet, zu schwere» kommunistischen Ausschreitungen, die sämtlich einen vor- bereiteten Eindruck machten. Der erfolgreiche Or- ganisator dieser „Aktion" befindet sich — diese Tatsache mub hcrvorgchobcn werden — noch in sehr jugendlichem Alter «r zählt ganze 22 Jahre. Offenbar war es gerade diese seine Jugend, die ihn seinen höheren Auftraggebern besonders geeignet erscheinen lieg. Befehle kritiklos durchzufttüren »nd noch kritiklosere Arbeiter in den Tod z» Hetzen, et» Musterbeispiel verbrecherischer Berantivortungslosigkeit. Die Sozialdemokratie Ostsachsens für «„Stritt aus «er ReichSregterung Die Steuersenkung soll hlnterlrieben werden! Dresden, »1. Jannar. Der erweiterte BezirkSoorftand brr SPD. Ostlachseus «ahm in Anwesenheit der »ftsächsischen Reichstagsabgeordneten Stellung zu den politischen Vreig, »isse» im Reiche. Es wurde einstimmig «ine Entschließung «genommen, in der es «. «. heißt: „Das in der Erklärung -«r Regier««, no« 1b. Dezember 122» «ttgeteilte Programm zur Sanierung der Neichssiuanzen ist in fast allen Einzel heiten zugeschniiten aus die Wahrung und Förderung kapitalistischer Interessen. Bon der Sozialdemokratie muß es mit scharfem Protest znrückgewiesen werden... Die Rcichö- tagsfrakiion hat ans der Negierung ausznschciden. wenn die bürgerlichen Parteien ans der Durchführung des Steucr- scnkungsprogramms, insbesondere aus eine Herabsetzung der Bcfitzsteuern, beharren oder der Sozialdemokratie untragbare Znmutungcn stellen, die den Grundsätzen der Partei ent- gegenstehen. Angcsichts der gegenwärtigen Lage war es ein ernstes Warnungssignal sür die Gesamipartei. daß 28 Mit glieder der sozialdemokratischen Reichstagssraktion dem motivierten Bcrtraucnövotum sür die Negierung nicht zu stimmten. Diese Haltung »irL ausdrücklich gebilligt." Politische Schlägerei in Berlin Berlin, 2l. Januar. Zu großen Ausschreitungen kam es Dienstag abend tu einer von den Nationalsozialisten etn- bcrusenen Versammlung in einem Lokal am Friedrichshain In dem überfüllten Saale halten sich zahlreiche Kommunisten cingefundc», die wiederholt die nationalsozialistischen Redner durch Zwischenrufe störten. Auch vor dem Lokal hatten sich zahlreiche Kommunisten angesammelt, die mit den National sozialisten, die keinen Einlaß mehr gefunden hatten, in Streitigkeiten geriete». Die Polizei schritt ein und nahm zehn Sistierungen vor. Als gegen 11,30 Uhr nachts die Ver sammlung sür beendet erklärt wurde, begann im Saale ein ungeheurer Tumult und die Kommunisten sielen über die Nationalsozialisten her. ES entstand eine wüste Schlägerei, bet der von Biergläscrn Stuhl- und Tischbeinen ausgiebig Gebrauch gemacht wurde Das Lokal wurde vollständig demoliert. Die Schutz- volizei, die Verstärkung erhalten hatte, griff bereits während des Kampfes ein und nahm eine Durchsuchung sämtlicher Be teiligter nach Massen vor. Insgesamt 21 Personen, darunter zwei Frauen, wurden sestgcnommen und der Politischen Ab teilung des Polizeipräsidiums zugcführt, weil man bet ihnen Schlagwerkzeuse aller Art »orgcsundcn hatte. Wiederholt muhte die Polizei bet dieser Aktion, die um Mitternacht beendet mar. vom Gummiknüppel Gebrauch machen, da sie von der Menge angegriffen wurde bzw. zahlreiche Ruhestörer sich durch die Flucht ihrer Fest stellung zu entziehen suchten. Der Kampf um Sachsens Polizei Klägliches Fiasko -er kommunistischen Ber- leum-ungen im Lan-tag Großangriff gegen die Polizei. Das ist immer daS par- lamentartsche Nachspiel, wenn die Kommunisten bei ihren gröberen und kleineren Ausruhrversuchen mtt blutigen Köpfen nach Hause geschickt werden, wie man es kürzlich wieder in Hartmannödors erlebt hat. Da wird wochenlang gehetzt, die Nöte ber Zeit werden tn den Dienst der revolutionären Pro paganda gestellt, betörte Massen werden von verborgen 7i» Führern gegen die Karabiner der Polizei getrieben, und wenn dann das unausbleibliche Unglück geschehen ist, dann auf einmal wird der Spieß umgedreht. Dann schreit und tobt es tn der kommunistischen Presse und in den Versammlungen: „Das Trustkapital eröffnet den Bürgerkrieg." Warum? Weil sich der Staat unter Einsatz seiner Machtmittel dagegen wehrt lwie das übrigens die Machthaber tn der Sowjetunion noch viel entschiedener tu»), daß die Propaganda zur Tat und zum Umsturz werde. Nach ihrer Ausfassung vom politischen Kampf müßten die Kommunisten diese Abwehr des Staates als selbstverständlich htnnehmen. Aber nein! Das Hauen, Stechen und Schieben soll nur ihnen erlaubt sein, und wenn Organe des Staates tn äußerster Notwehr die Waffe gebrauchen, dann heißt daS „organisierter Arbettermord". Dann beginnt eine neue, wüste Heye gegen die Polizei und ihre Befehlshaber sollen gar noch bestraft werden, weil sic sich ihrer Haut gewehrt haben und ihre Leute nicht zum höheren Ruhme Moskau» abfchtachten lassen. Eine sonderbare Logik! Ihr Ausfluh war die gestrige Debatte im Sächsischen Landtag, die sich, von Beschwerden über andere kommunistische Treibereien umrahmt, hauptsächlich um die Hartmannsdorfer Vorfälle drehte. Die Beweisstücke aus dem Tisch vor der Tri büne. schwere Holzprügel und wuchtige Ziegelsteine, mußten auch den ungläubigsten Thomas davon überzeugen, daß es sich dabei um einen Kampf aus Leben und Tod gehandelt hat. Trotzdem wagte es der kommunistische Redner, der die Beschwerde seiner Partei zu begründen hatte, die Absichten ber Demonstranten von Hartmannsdorf als harmlos hinzustellen »nd die Schuld an dem entstandenen Blutbad ber Polizei auf- zupacken. Dabct ging auch aus seiner Darstellung klar hervor, daß der Streik, der den Anlaß zu der mörderischen Hetze gegeben hatte,- ein von den Gewerkschaften abgelehnter wilder Streik war. Und auch sonst wurde der kommu nistische Angriff recht matt geführt. Denn es ist eine kindliche Methode, bewiesene Tatsachen zu leugnen und an längst widerlegten Märchen, wie dem von dem unprovozlerten Ucbcrsall der Polizei aus harmlose Demonstranten, hartnäckig scstziihalteir. In solcher Akrobatik mit Unwahrheiten und Verleumdungen bestand bas ganze kommunistische Plädoyer, und es mar deshalb dem Innenminister ein leichtes, alle diese Behauptungen tn einer bündtge» Erklärung aus das Nichts zurnckzuflihren, aus dem sie entsprungen sind. In der Aussprache machte der Redner der Sozialdemo kratie den Versuch, die Vorgänge von Hartmannsdorf aus ihr« wirtschaftlichen Untergründe zurückzusiihren. und dabei kam das Unglaubliche heraus, daß im Grunde der Retchsbank- präsident Dr. Schacht daran schuld ist, „wenn solche Sachen Vorkommen". Weil er das Reich zu einer gesunden Finanz wirtschaft zwingt, steige die Arbeitslosigkeit, und das ver größerte soziale Elend sei der Herd von Unruhen »nd Zu sammenstößen. So sagt die Sozialdemokratie, und bemüht sich, sogar aus Erwcrbslosenkrawallen Pfeile gegen den ver haßten Leiter der NctchSbank zu schnitzen. Znr Sache selbst hat die Sozialdemokratische Partei wenig zu sagen. Sie ver langt eine Untersuchung und spricht weder für noch gegen die nmkämpftc Polizei. Nur ein leiser Tadel: die t» HartmannS- dorf verwendeten Pollzeimaniiscl,asten seien zu jung ge wesen. Sonst keine Stellungnahme, kein Zoll für die Wahr heit. Ei» Eiertanz, aber kein klares politisches Bekenntnis, sei cs zur staatlichen Ordnung oder zur neuen Revolution. Ein paar Sctteiihicbe aus die kommunistische Konkurrenz können nichl darüber htnwegtäuschcn. daß die sächsischen Sozia listen auch bei dieser Gelegenheit in ihrer politischen Zwttter- stellung verharren. So blieb die V e r t e t d i g u n g d « r P o l t z e t, auf deren Seite tn Harlmaniisdors ebenfalls Blut geflossen ist. auch dies mal die Aufgabe der bürgerlichen Parteien. Sehr wirkungs voll, sachlich aber entschieden, war die Abfertigung der Kom munisten durch de» jungen volksparteilichen Abgeordneten Dieckmann. Er zerriß die „wirtschaftlichen Hintergründe", Neuis: itersrkcke Vni8ckau