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Mj -er nisslscheil Wmins z«m Kommandanten vo« Petersburg ernannt worden tW. T. B.) der Massen, welche fast als offene Revolution mizufehen sei. llrsache seien lemessall vor- rungen des Bolle» in ganz anderer Weise Rechnung lehnung umschlägt, läßt sich bei der unlerwüifigen tragen muß, als bisher. Ob dem russischen Koloß^Knechtseligkeit deS russischen Volkes nicht Voraussagen. ergreifen wird. Frisch. a u- eiuem Kriegsschauplatz. Tas Volk slünm dis ihnen aber tzervor, das; in allen Unruhen herrschen. lerung, das derzeitige Ministerium zu eut- Die Petersburger Telegraphenagentur ver zu aus dem hervorgeht, daß im ganzen Militärbezirk Der an. und am i ii an- zwang. Das Eine aber steht fest, daß das morsche Regiment des heut'gen Rußland in seinen Grund festen erschüttert ist und daß der Zar, wenn er über haupt an der Spitze deS Reiches bleibt, den Forde- Stimmung der russischen Front oon Niederdrücken- dem Einfluß sein, ob aber die russischen Heerführer nicht mehr imstande sind, diese Siimmunv zu meistern, ob unter Umständen daS Unbehagen in offene Auf- des Landes sonders au Poli aus- DaS eine aber steht mit Sicherheit fest, daß die Dinge in Rußland den Bestrebungen für einen deutschen Frieden nicht ungelegen kommen, daß die Kriegs- und RegieiungS-Unzufriedenen in Frank reich und Italien neue Hoffnung auf Durchsühcung ihres Wollens schöpfen werden und daß in England, dem eigentlichen Träger deS Krieges, der alles zu verlieren hat, blaffrS Entsetzen die führenden Geister LWNN- Wäh- Brot- L0UU- die pro- Le- Kerlen Tie be- tatsächlich eine neue Morgenröte winkt, ob das Alte endgültig gestürzt ist und neues Leben sich aus den Ruinen entwickeln kann und wird, daS sind im Augenblick müßige Fragen, die sich der Beantwortung entziehen. Man wird abzuwarten haben, welchen Verlauf die .Umsturzbewegung nimmt. Auch Ruß land gehört zu den Ländern der unbegrenzten Mög lichkeiteu. Welchen Einfluß die Umwälzung auf den Fortgang deS Krieges haben wird, ob sie etwa bestimmend für einen Sonderfrieden zu werden vermag, ist heute unter dem frischen Ein» druck der ersten Meldung nicht ohne weiteres zu beantworten. Man wird sich zu erinnern haben, daß zunächst die Mehrheit der Duma, Kadetten, Oktobristen und andere mit ihren Führern Milju kow und Gutschkow an der Spitze, zu den eifrigsten Kriegshetzern gehörten, freilich nicht auS Willen zum Kriege, sondern aus Haß gegen die Regierung, der oorgeworfen wurde, in einzelnen ihrer Mitglieder einem Frieden mit den Mittelmächten das Wort zu reden. Die Logik der Miljukow und Genoffen ging dahin, daß ein FriedenSschluß zu leidlichen Bedin- gungen die Macht der reaktionären Regierung so stärken werbe, daß für liberale Bestrebungen kein Platz bliebe. AuS diesen Gründen müsse man für den Krieg arbeiten, um die Regierung unmöglich zu machen. Nachdem dies anscheinend in radikalster Weise gelungen ist, haben die Regierungsgegner ei- gentlich kein Interesse mehr an der Fortführung der Kriege-, Lei den, ja Rußland nichts mehr gewinnen kann. Wir haben schon gestern darauf hingewtesen daß in einer der wenigen Sitzungen der Duma es Miljukow selbst war, der als einziger Heilmittel gegen die inneren Schäden die Beendigung der Krie ger empfahl. Und auch die Meldung, daß der eng lische Botschafter sich mit Fluchtgedanken getragen habe, läßt vielleicht die Mutmaßung zu, daß die revolutionäre Bewegung sich gleichzeitig für den Frie den eiuzusetzen gewillt sei. Aber hieraus irgend welche Schlüffe zu ziehen und Hoffnungen nachzu- hängev, daß mit der Umwälzung die erste Bresche in die Einheit und den KrtegSwillen unserer Gegner gelegt sei, ist heute kaum angängig. Sicherlich wer den die Vorgänge in Petersburg, Moskau, Odessa, Kiew, Mtn»k — denn in diesen Städten Haven gleichfalls Volksbewegungen stattgefunden — auf die Ueber den Gang der Ereignisse Petersburg liegen noch folgende, freilich scheinend recht lückenhafte Meldungen vor: Am Donnerstag früh legten weiter T nehmlich gegen den Krieg gerichtet seien. Polizei versuchte die Volkserreguug ans Brot- und Fleischgeschäfte abzulenken und dozierte selbst Plünderungen von ge fache gesprochen werden kann, abend ließ sich besonders schlimm rend bis dahin lediglich Brotläden abriken gestürmt wurden, begann abend frühmorgens der Sturm anderen Läden, namentlich Buchanan, dem vom russischen Volke bestge haßten Mann, die beabsichtigte Flucht, von der wir weiter unten mitteilen, geglückt ist, steht dahin. Viel- leicht hat da» wütende Volk ihn inzwischen Bekannt- schäft mit einem Laternenpfahl machen lasten. Wo der Zar sich befindet, ist unbekannt; einmal heiß« eS, er weile im Großen Hauptquartier, das andere mal fall er in Peterhof, Zartkoje Selo oder gar in der Krim sein. Auch er wird nicht imstande lein, den Sturm zu beschwören. So sind die Dinge denn in Rußland zu Bruche gegangen. Nicht der Hunger ist eS letzten Endes, der die großen Masten deS Volkes zum Aufruhr trieb, sondern die bespiellose Mißwirtschaft im In nern und nicht zum wenigsten die Fortführung deS Krieges, für den in den weitesten K-eisen, bei Ge bildeten wie Ungebildeten, längst keine Begeisterung mehr besteht. Die schroffe Ablehnung deS deutschen Friedensangebots, die s.Z. der Minister Lrepow mit jenen bramarbasierenden Worten über den Besitz von Konstantinopel begleitete, die immer schärfer zutage tretenden Mängel in allen Zweigen der Verwaltung, die nichts tut, um der Not aller abzuhelfen, das völlige versagen jeder Maßregel, um der Schwierig, keilen auf den Verkehrsgebieten Herr ,u werden, die Rat- und Tatlosigkeit der herrschenden Reaktionäre, die jede entgegenstehende Meinung mit Gewalt unterdrückte, und schließlich die Gewaltakte gegen Duma und ReichSrat, welche Protopopow kurzerhand ausschaltete: all' diese Momente kamen zusammen, mn der Mehrheit der Volksvertretung die Waffen in die Hemd zu drücken. Noch ist man nur auf, Vermutungen angewiesev, was schließlich den Stein ins Nolls« brachte: ob bi« Duma den Aufruhr ver- , emlaßte ober der Aufruhr die Duma zum Handeln § aus die für Rah- Parlameutariem und Ministern * DaS also ist deS Pudels Kern I Jetzt wird aus einmal klar, weshalb der ehrsame Reuter so geschwätzig war und mit viel Aufwand von Harm losigkeit die Welt glauben machen wollte, daß in Petersburg einige bedeutungslose Krawalle stattze- funden hätten, die bereit« unterdrückt seien. In Rußland hat eine Staatsumwälzung aller größte» Stile- stattgefnnden. Die Regierung ist beseitigt und an ihre Stelle ein ExekutiV- A«Afch«tz der Duma getreten, die wenige Tage vorher oon den bisherigen Machthabern nach Haus« geschickt war. Die Garnison Petersburgs hat mit den Revolutionären gemeinsame Sache gemocht und sich damit auf die Seite deS Volke« gestellt. Die RegierungSgewalt ist in den Händen des Duma- Mitglieder Engelhardt, der als Kommandant von Petersburg sämtliche Minister hat ver haften taffen. Ob dem englischen Botschafter bestehende Kommission für Orduungs- und Ber- sorgungSfrage« begann unterdessen ihre Ar- beit und bewilligte der Stadt Petersburg die Selb st Verwaltung bereits am er- sten Tage ihres Zusammentretens, eine Frage, über die man seit 15 Jahrer streitet. Die Kom mission will die Verantwortung für die Rah- rungsmittelverforgung auf die Verwaltungen von einzelnen Städten abwälzen. In Schweden trafen die ersten Reisen -'von Minsk große Hungersnot >en aus Rußland ein, welche d i « herrscht und der Generalgouverneur sich genö- 'chrecklichen Tage dev Unruhe nötigt sah, gegen die zu Tätlichkeiten n Petersburg mitgemacht haben. Sie überlgegatzgenen Massen miss schärfste vorzu- schilderN die ständige Steigerung der Erregung gehen. rUngsmittel. Inzwischen hatte Rodzianko im Auftrage von zahlreichen Mitgliedern des pro gressiven Blocks, des kriegsindustriellen Zen- tral-Komitees und des Semstwc-Verbau des oh ne Wissen des Ministerpräsidenten einen Spe- zialkürier mit einer Eingabe an d e u Z a- ren ins Hauptquartier gesandt mit der For- uur die Teuerungserscheinungen; es handle sich uni politische Krawalle, welche sende von Arbeitern ihre Ar beit nieder, am Freitag belagerten schon um 7 Uhr groze Massen die Bäckereien und Brctfabriken. Als jedoch nach 8 Uhr bekannt wurde, daß der Brotver^auf auch an diesem Tage nicht ausgenommen werden soll, began nen wieder große Krawalle. Berittene Petersburg, 14. März. (Meldung der Petersburger Telegraphen-Agentur.) In Petersburg ist Revolution ausgebrochen. Ein aus 12 Duma-Mitgliedern bestehender Erekuttv-Ausschuß ist tm De sitze der Macht. Alle Minister find in» Gefängnis gefetzt. Die Garniso« der Hauptstadt, 30000 Mann, hat sich mit de« RevolntionSre« vereinigt. Am Donnerstag (Mittwoch?), dem dritten Tage der Revolu tion, war die Ordnung in der Hauptstadt wiederhergestellt. Der Deputierte Engelhardt ist vom Ausschuß teriufen. Widrigenfalls lehne die Volksvertre- öffentlicht einen halbamtlichen Bericht, ung jegliche Verantwortung ab. ; " ' ' Die Sturmuachrichteu aus Rußland meh ren sich. Tie S p r e u g u n g der patzen Eise n b ahnbrücke über die Newa halte zur Folge, daß dec Balmverkehr nach Finn land e i n g e st e l l t werden mußte. Aus den übrigen Teilen Rußlands geben die Nach richten nur äußerst spärlich ein, es geht aus bei etwa 20 Personen getötet und 100 ver wundet zur Strecke gebracht wurden. Um 12 Uhr versammelte sich die Reichsduma, und Prä sident Rodzianro hielt eine Ansprache. Tie Hungeruncklhen in Petersburg und dev Pro vinz hatten einen solchen Umfang angenom men, daß von direkter Vaterlands- zei schießt, in den Stichen sind Geschüpc gestellt. bens mittelläden. Uererei^stnumende Berichts zahlreicher Reisender ergaben folgendes Bild: In der ganzen vergangenen Wockw herrfchre in der Mehrzahl der Fabriken Streik. Ueberalk fanden geleime Arbeitervvrsannnlungcn wäh rend der ganzen Woche statt, außerdem wurden allenthalben in der Stadt Lebensmittelgeschäf te geplündert, was die Polizei stillschweigend duldete. Am Donnerstag verliefen die Ar- beiter die Fabriken und strömten in dichten Massen unter dem Ruse : „N ieder mit dem Zareu ! 0) e b t n n s Brot !" dem Ltadtzentrum zu : jedoch wurden sie von tchie- endcn Polizisten in gro'er Masse empfangen. Zahlreiche Arbeiter wurden getötet. Das war das Signal des allge in eine n Volk s- aufr u h r s. Bereits in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend flogen Speicher der Patronen Fabriken aus der Gvlodaio Straße in die L n f t. Am nächsten Morgen war in der Stadt allgemeiner Ausruhr. Petersburg gleicht nach übereinstimmenden Schilderungen lassen und ein neues Kabinett aus Mitgliedern, - * .... )ie das Vertrauen des Volkes genießen und HnngerkrawaÜe im Militärbezirk Minsk, vcn der Reichsduma gutgeheißen würden, Polizei und Gendarmen warst n s i ch m i t Lüden und 'ö-fentlichen Gebäude, b l a n k e n S ä b e l n i n d i e M e n g e, wo- 67. Jahrg. Nr. 61 Freitag, 16. März 1917 Postscheckkonto Leipzig S34S4l Vovttovto: Chemnitzer Bankverein, Chemnitz. Anzeiger fllr Hoheufteiu-Grustthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, GerSdorf, HermsdE Bernsdorf, Rüsdorf, Langenberg Meinsdorf, Falken, Reichenbach, Langenchursdorf, berg, Grumbach, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Wüstenbrand, Grüna, MitteLbrz' Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Rußd^ f. ßs Der Anzeigenpreis Ghkrägk in den obengenannten Vrtrn für dir sechsgrspalkenr Korpusse-^ . 18 Pfg.» auswärts 30 Pfg., im Reklamrlril 40 Pfg. Bei mehrmaligem Abdruck tarifmässig^ Lach la ff. 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