Volltext Seite (XML)
VORANKÜNDIGUNGEN : •Nharmonie EVP —.25 M den Einzug des kaiserlichen eines Hary zusehen. Harys Quijote, Münchhausen oder die innersten Regungen der Freiheit träumt, auch in der ihres sehr anspruchsvollen Solopartes bis heute der Gunst der Pianisten. Ob wohl das geistvoll-virtuose, fröhlich-charmante d-Moll-Stück in seiner musikali schen Sprache noch deutlich den Einfluß großer Vorbilder — namentlich Brahms' — erkennen läßt, zeigt es in vielem doch bereits den originellen Stil des jun gen Komponisten (der allerdings später meinte, daß es „miserabel instrumen tiert 1 ' sei und ihm keine Opuszahl zuerkannte). Zwischen Soloinstrument und Orchester kommt es zu einem munteren, launigen Wettstreit, wobei das kecke Pauken-Kopfmotiv des Anfangs eine große Rolle für den Verlauf des Werkes spielt. 8. ZYKLUS-KONZERT UND 8. KONZERT IM ANRECHT C 1977/78 (Freiverkauf) (AK/J) Rodion Schtschedrin (Jahrgang 1932) beendete 1955 das Moskauer Konservatorium in den Fächern Komposition bei J. Schaporin und Klavier bei J. Flijer. Er ist einer der profiliertesten Vertreter der mittleren sowjetischen Kom ponistengeneration und ein ausgezeichneter Pianist. Zu seinen bedeutendsten Werken gehören u. a. die Ballette „Das bucklige Pferdchen", „Carmen-Suite" und „Anna Karenina", die Oper „Nicht nur Liebe" sowie zwei Sinfonien und drei Klavierkonzerte. 1972 wurde ihm der Staatspreis der UdSSR verliehen. Die Folkore hat einen nachhaltigen Einfluß auf sein Schaffen. „Zu den Arten von Musik, die mir besonders nahe steht, gehört das Volkslied", sagte er in einem Interview, „ich liebe es, vor allem dann, wenn ich es nicht ganz aus der Nähe höre, sondern wenn es z. B. von weit her zu mir herüberklingt. Dazu kommt die Atmosphäre von Wald, Luft, Wiese, und das gibt dieser Musik den Hauch von Natürlichkeit, den ich so liebe. Man kann dabei eine merkwürdige Erscheinung feststellen, daß nämlich ein und dasselbe Lied, von verschiedenen Orten aus aufgefangen, ganz unterschiedliche Eigenschaften aufweist. Man kann das etwa mit bestimmten kontrapunktischen Schichtungen oder auch mit dem Prinzip der Aleatorik vergleichen." Immer wieder begegnen wir in den Werken Schtschedrins den Tschastuschki, das sind weitverbreitete russische Scherzlieder und -tänze, die gesungen und gespielt werden, etwa vergleichbar unseren Schnadahüpfeln. Wir finden sie im Finale des 1. Klavierkonzertes, als mehr lyrisch betontes Liedthema im Va riationssatz der 1. Sinfonie, als Gesangsnummer in der Oper „Nicht nur Liebe" und als selbständiges Orchesterstück „Osornyje tschastuschki", wörtlich: aus gelassene, übermütige Tschastuschki, frei übersetzt: „O r c h e s t e r s c h e r z e". Das meisterhaft instrumentierte, knapp geformte, virtuose Werk, im Untertitel Konzert für Orchester genannt, besteht nur aus einem Hauptabschnitt, Allegro assai, in dem in bunter Folge Tanzmelodien auftauchen und wieder verschwin den. Träumers, ein geborener Schwärmer und Dichter. Seine Erzählungen sind nicht wahr, aber darauf kommt es ja auch nicht an. Es sind Früchte seiner lebhaften Phantasie, die für ihn selbst und für andere eine schöne Traumwelt schafft." Koddlys Musik zum Singspiel „Hary Jdnos" ist bald volksliedhaft, bald illustrie rend, immer aber von erstaunlicher Mannigfaltigkeit: lyrisch, humorvoll, spöt tisch. Die Häry-Jdnos-Suite vereinigt in sechs Sätzen charakteristische Stücke aus dem Bühnenwerk, über die der ungarische Musikwissenschaftler Zol- tdn Gärdony im einzelnen schrieb: „Das Vorspiel ist betitelt: ,Das Märchen beginnt'. Hary fängt an, in der Dorfschenke von seinen erträumten abenteuer lichen Heldentaten zu erzählen. Wie Harys Hirngespinste, so beleben sich all mählich die Stimmeneinsätze des Fugato, bis dann im Moment der höchsten Spannung das Traumbild wie Rauch verschwindet. Das Glockenspielrondo des zweiten Satzes kündet an, daß der Schauplatz der Erzählungen die Wiener Hofburg ist. Die einzige Wirklichkeit ist Harys Liebe zu seiner örzse. Aus dem Duett mit der Geliebten besteht der dritte Satz der Suite. Thematisch ist ein altungarisches Volkslied verwendet. Der vierte Satz schildert mit grotesken Mitteln die Schlacht und die Niederlage Napoleons, wie sie sich Hary vorstellt. Das Intermezzo (der fünfte Satz, auch im Bühnenwerk reine Zwischenaktmusik) ist ein stolzer ungarischer Werbungstanz (Verbunkos) mit einem gesanglichen Thema. Die steife Pracht des sechsten Satzes stellt Hofes dar, dem wir hier mit den Träumeraugen Gestalt hat nur oberflächliche Ähnlichkeit mit Don anderen populären Figuren. In ihm verkörpern sich ungarischen Volksseele, die von Heldentaten und bitteren Zeit der Unterdrückung." Zündenden Abschluß des heutigen Konzerts bildet die längst volkstümlich ge wordene Suite aus dem Singspiel „Hary Jdnos" des ungari schen Meisters Zoltdn Kodäly, die auch als Schallplattenproduktion der Dresdner Philharmonie unter Leitung Carl von Garagulys bei Eterna vorliegt. Kodälys erstes Singspiel entstand 1925/26 und wurde am 16. Oktober 1926 in Budapest uraufgeführt, über den Helden dieses Bühnenwerkes, Hary Jdnos, eine historische Figur aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts, ein Veteran der napoleonischen Kriege, berichtet der ungarische Dichter Jdnos Garay, der selbst ein episches Gedicht über dessen Heldentaten verfaßte, folgendes: „Hdry ist bäuerlicher Herkunft, ein ausgedienter Soldat. Tag für Tag sitzt er in der Schenke und erzählt von seinen unerhörten Heldentaten. Da er ein echter Bauer ist, sind die grotesken Ausgeburten seiner Phantasie eine wunderbare Mischung von Realismus und Naivität, Komik und Pathos. Und doch ist Hary nicht einfach ein ungarischer Münchhausen. Dem Anschein nach ist er ein Maulheld und Aufschneider, ist er dem Wesen nach der Typ des begeisterten Programmblätter der Dresdner Philharmonie - Spielzeit 1977/78 - Chefdirigent: Prof. Herbert Kegel Redaktion: Dr. habil. Dieter Härtwig Die Einführung in das Werk R. Schtschedrins schrieb F. Dreißig Druck: GGV, Produktionsstätte Pirna - 111-25-12 2,85 T. ItG 009-15-78 Sonnabend, den 22. April 1978, 20.00 Uhr Sonntag, den 23. April 1978, 20.00 Uhr Festsaal des Kulturpalastes 8. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Jin Belohlävek, CSSR Solist: Theo Adam. Dresden/Berlin, Baßbariton Werke von Zämecnik, Dvorak, Brahms Mittwoch, den 12. April 1978, 20.00 Uhr (B) Donnerstag, den 13. April 1978, 20.00 Uhr (C 1) Festsaal des Kulturpalastes Einführungsvorträge jeweils 19.00 Uhr Dipl. phil. Sabine Grosse 9. ZYKLUS-KONZERT und 9. KONZERT IM ANRECHT C Dirigent: Johannes Winkler Solisten: Gudrun Fischer, Sopran; Peter Menzel, Tenor; Wolfgang Heilmich, Baß Chöre: Philharmonischer Kammerchor und Kinderchor der Dresdner Philhamonie, Leitung: Herwig Saffert, Wolfgang Berger Werke von Rathgeber, Lukowsky, Mozart, Bach