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Donnerstag — 7. December 1843. ßMS Deutsche Allgemeine Zeitung. MAL Postamt« d«»Zn- uad I - r Ngr. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Zur Nachricht. Auf das am 1 Jan. 1844 beginnende neue vierteljährige Abonnement der , Deutschen Allgemeinen Zertung werden bei allen Postämtern und Zeitunqsexpcditioncn des In- und Auslandes Bestellungen angenommen. Der Preis beträgt in Sachsen vierteljährlich 2 Lhlr., in den übrigen Staaten aber wird derselbe nach Maßgabe der Entfernung von Leipzig erhöht. Leipzig, im December 1843. ' 8» BkStEhUttS. Ueberblick. Deutschland. * Von der Oder. Die Auswanderung Deutscher nach Polen. * Detmold. Hindernisse der Einführung der Städteordnung in Lemgo und Detmold. ' Frankfurt a. M. Der Großfürst-Thron- solgcr von Rußland. Der Bundestag. Graf v. Dönhoff. Die Anträge an den Senat. Die Beschneidungsfrage, -j- Bremen. Zeitungswesen. Bürgerwehr. Hamburgs Dank. Preußen. *- Bertin. Dienstjubiläum des geh. Obcrpostraths Pistor. Censurbeschwerde. Finanzabschluß von Berlin. * Von der Oder. Die verzögerte Wahl des Erzbischofs von Posen und Gnescn. »Uömgs-' berg. Sammlung für Jordan. Postdiebstahl. Bande junger Diebe. svesterreich. - Wim. Der ungarische Landtag. Spanien. * Paris. Das Ministerium. Der Senat. Neues Attentat gegen Narvaez. Barcelona. Figueras. Großbritannien. O'Connell's Proceß. Der Herzog von Bordeaux. Englands Bemühungen gegen den Sklavenhandel. Frankreich. Rückkehr de« Herzogs und der Herzogin von Nemours. Jahresfest der polnischen Revolution- Custine's Werk über Rußland in den königl. Bibliotheken. Die Vorgänge in Konstantine, s Parrs. De Lamartine über Staat und Kirche. Italien. Paris. Unter welchen Bedingungen Neapel die Königin Isabella anerkennen will. Griechenland, -j- Äthen. Postvertrag mit dem Oesterreichischen Lloyd. Die Lage der Deutschen. Mavrokordatos und Kolettis. Revue. Türkei, -fkionstantinopel. Reschid - Pascha. Tayar-Pascha. Nach richten von Erzerum. Truppenbewegungen. Handel und Bnbuskrie. »Frankfurt a. M. Börsenbericht. *Tre- bisond. Dampfschiffahrt zwischen Trebisond und Konstantinopel. — Wien. Berlin. Ankündigungen. Deutschland. * Von der Oder, 3.Dcc. Die Nachricht, daß deutsche Co- äonistcn, gelockt durch vielversprechende Aussichten, sich nach dem russischen Polen übersiedelten, hat aus mehrfachen Gründen Be fremden erregen müssen. An sich ist nämlich Polen weder in Ansehung seines Klimas, noch feiner Cultur, noch wegen der Nationalität sei ner Bevölkerung ein Land, welches dem Deutschen einen Tausch mit seinem Vaterland empfehlen könnte; andcrntheils sind die dortigen Ver hältnisse zwischen den Grundherren und den Ansiedlern sowie die ganze Gesetzgebung von der in den deutschen Staaten so sehr und zwar nicht ihrem Vortheile verschieden, daß man sich wundern müßte, wenn Deutsche bewogen werden könnten, ihr Vaterland Polen nachzusctzcn und in dieses letztere Land auszuwandcrn. Dazu kommt, daß die Er fahrung schon längst in dieser Rücksicht ihren Urtheilsspruch gefällt hat. Schon vor mehren Jahrzehenden lockten glänzende Verheißungen die Fremden nach Polen und Lithaue». Wir sahen demnach Schwaben, Pfälzer, selbst Lothringer dahin auswandern. Mit Wagen und Effec ten zogen sie bei u«S durch. Ohne dieselben, bloS mit einem Wan- der-, ja Bettelstab in der Hand kamen sie nur zu bald wieder zurück und machten traurige Beschreibungen von dem ihnen gezeigten gelobten Land und den dortigen Verhältnissen. Sollten diese Erfahrungen für die Deutschen verloren sein? Sollten Einige derselben, wie Andere in transatlantische Länder, ohne gehörige Vorbereitung und Untersuchung, von gewissenlosen Agenten getäuscht, nach dem unwirthlichen Polen auswandern wollen ? Roch hohen unsere Odcrgcgenden diese Auswan derer nicht «blickt, weshalb es fast zu vermuthen ist, daß die an sich unwahrichrmllche Meldung dieser Emigration (Nr. 238) wol nur ein Irr- thum sei» »ich; indessen ist es doch nöthig,daß die deutschen Regierun- gen daraus aufmerksam gemocht werden, um ähnliche traurige Erfahrungen, wie sie vor dreißig Jahren gemacht worden, von den minder einsichtsvollen ihrer Unterlhanen durch diesfallsige Belehrungen fern zu halten. Eher dürfte cs zu empfehlen sein, daß deutsche Auswanderer sich in Ost- und Wcstpreußen, wo die Bevölkerung noch dünn ist, niederlicßen. Wie einst die Salzburger und Mennonitcn, würden auch sie hier gedeihen. Die humane preußische, ihre Freiheit ehrende Gesetzgebung, daS deutsche Element, was sie hier überall umgibt, würde sie eher als die Institu tionen des russischen Polen über ihr verlorenes Vaterland trösten. * Detmold, 1. Dec. In der von unsern Landständcn zu An fang dieses Jahres berathencn und nachmals pubiicirtcn Städteord nung. war rücksichtlich mehrer Gegenstände Vorbehalten, daß diese in einem besondcrn Ortsstatute bestimmt werden sollten, so z. B. daS Nähere über die Schutzverwandlcn, die Anzahl der Stadtverordneten, nähere Bestimmung über deren GeschäftskrciS und Geschäftsführung, Zahl des Magistrats, Stellung und Dienstcinkommcn des Bürgermei sters, Besoldung des Syndikus oder Stadtrichters. Die Städte dcS Landes haben dieses Ortsstatut entworfen, haben cs unlängst der Regie rung eingereicht, und man hoffte, daß nun nach Bestätigung der be treffenden Entwürfe auf Neujahr die ganze neue Städtcordnung all gemein in Wirksamkeit treten könnte. Dies wird dann auch wol mit den Städten außer Lemgo und Detmold Ler Fall sein. Indessen Lemgo und Detmold werden im künftigen Jahre vorerst wol ohne die neue Städtcordnung bleiben. In jenem ergänzte sich der Magistrat bisher nicht nur selbst, sondern wählte auch die Gemeinde, d. h. die Vertreter der Stadt, und da er auf diese Weise nur angenehme Leute im Regiment hatte und nirgend Widerspruch fand, so scheinen sich viele Misbräuche cingeschlichen zu haben, sodaß er den zu erwartenden Widerspruch der Stadtverordneten nach der neuen Städteordnung fürchten mag. Deshalb sind in das Ortsstatut von dort her Ver fügungen über die Stadtverordneten gekommen, die dem Geiste der Städtcordnung ganz zuwider sind, andererseits sind mehre Protestatio- nen von einzelnen Bürgern bei der Regierung eingegcbcn, und alles Dies gibt erst zu vielfachem Hin - und Herunterhandeln Veranlassung. In Detmold ist die Vereinigung der Neustadt mit der Altstadt ein Hin derniß geworden. In der publicirten Städtcordnung heißt es nämlich: Alt- und Neustadl Detmold werden zu Einem Stadtbezirke vereinigt; somit ist die Neustadt bei dem Entwürfe dcS Ortsstatuts betheiligt und geht dieser Hand in Hand mit den Bedingungen der Vereinigung; bei diesen machen aber die Neustädter bedeutende Federungen; weil sie näm lich auf Kammergrund vor der Stadt gebaut halten und deshalb einen Canon an die Kammer geben, so glauben sie, ferner der Contribution überhoben sein zu müssen, auch wollen sie sürs Bürgerwcrden gar nichts geben und von mehren bürgerlichen Lasten frei sein, und hiernach hat die Negierung die Sache zu weitläufigen Unterhandlungen zwischen den beiden Theilen ausgesetzt, anstatt mit Genehmigung oder theilwciser Veränderung des Ortsstatuts und mit Feststellung des PrincPs über die Vereinsbedingungen die Vereinigung mit . Neujahr gleich eintre- tcn zu lassen und dann hinsichtlich der nähern Bedingungen eine wei tere Vereinbarung den Parteien vorzubehaltcn. Es kann über jenen jetzt eingelcitetcn Unterhandlungen, besonders wenn sich noch Privatintereffen hineinmischcn, dahin kommen, daß die Vereinigung ganz unterbleibt, waS übrigens sehr beklagenswerth wäre, da die Lheilung der Stadt in zwei Gebiete mit zwei verschiedenen Gerichten re. zu vielen Reibun gen und Jnconvcnienzcn führt, deren Beendigung sehr zu wünschen ist. — Für die Jordan'sche Familie ist hier und im Lande subscribirt wordin und hat die Subskription den Ertrag von 135 Thlr. gebracht, welcher in diesen Tägc» abgehcn wird. "Frankfurt a. M., 3. Dec. Nach den äußerst beträchtlichen Geldsummen zu schließen, die zur Verfügung des G roß fürsten- Thronfolgers von Rußland bereit zu halten das Haus Rothschild;