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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.02.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-02-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188602060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860206
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860206
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-02
- Tag 1886-02-06
-
Monat
1886-02
-
Jahr
1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.02.1886
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Rrtzartiou und Lr-rtzttioa IoKaaneSgasse 6. Lvrrlhkuildrn -rr Ut-ariisv: Vormittags IS—12 Uhr. Nachmittag 5—6 Uhr. Fttr tzt« ULSgad? ein^el--dtcr Manulcrtpte ««B die Red^crion r-tchr verLurLkch. TmMM >«««»»« »er für »re »ächktf«l»e»De N«««rr »eftimmtcn Znser«te «» Wochen»«,ei" »is S Uhr Nachmitt,,-. ««Loun-und Festtage,, früh »ts /,SUtzr. In -rn /ilialrn für Ins.-Änuahmn Otto klemm. Ue-iversuät-ftrabe 1. Louis Lösche, kttkarineastr. 23, p. «iir bi» ' Uhr. Anzeiger. Lrsa« für Politik, Localgeschichte, Kandels- und Geschäftsverkehr. Auflage IS,20«. Aboilnemrntgprri» viertelt. 4'/, Mtz. incl. Brmgcilolin 5> Mk., duict, die Post bt<o,ca «i Mk. Irre ejn.z-lne Auwmer 20 Vs. V !egexen>o>-ir 10 Pf. »!ebükrcii für Extrabeilagen (in Tog-Ilail-sioriiiU gcsalzl) ohne 'Kl-ümlSedermig ->0 Mt. Mit Toiwriörorru», 60 Mt. Inserate Lgespaltene Petitzeile 80 Pf. Größere «chrisica laul uns. Lrci-vcrzeichaih. labeüarijcher u.Ziss-'ri.sap nach hühcrmTarif. Nttlamrn auter dem RedactioiiSsirich die »arspalt. ZeckedOPs. vor den Fannliennachrtchre» die 6gttpaliene Zeile 40 Ps. Inserate sind an vir skrpevltton z» ieiidcn. — Raiatl wird nicht gegeben. Zaylung pr»-->! nn<-rani!a oder durch Post- »achnahme. 37. Sonnabend den 6. Februar 1886. 8V. Jahrgang. Zur gHllige« Veachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 7. Februar, Vormittags nnr bis S Uhr geöffnet. Lxpeilltlon ä«8 ^elp2lx«r ^LKvdlattes. Amtlicher Theil. ?kbmnt«tich»iA. Mit den von biesigen Schänkwirtben Vielfalt veranstaltete« Bockhterfestrn und e»r>ev«ltgtf«he» Narre»« flldeade« sind in Folge der damit verknüpfte« Musik häufig Störungen der Nachtruhe und Belästigungen der Umgebung der Wirtschaften, in welchen solch« abgehalten werven, verbunden. Muflkerlaubntst wird daher für solechr Arstltch»- tettr« von jetzt ab nur bt- tt Uhr Atze»-- — mit alleiniger Au»nabnie des Fasching-Dienstage« — ertheilt werden, auch ist die Gebühr für diese Erlaubnis auf H ^ S0U festgestellt worden. Zur Ab-altun- »o» carueva« ltsttschen Narren - Abende» »och «indrste»» fl Lage vorher besonder- um GrlanbatG »a«h« gesnrht werden; alle übrigen Gesuche um Musilerlaubniß und spätesten« a» den, der Aufführung vorhergehende» Tage, sofern aber die Musik Montags oder am Tage nach einem Feiertage abgekallen werden soll, am Sonnabend beziehentlich an dem dem Feiertage vorhergehenden Tag« einznreichen. Leipzig, am 2. Februar 1886. Der Natb der Stadt Leipzig V< Herrn Paul Richard Schnabel, sollen di, an der Lchenftndorsstraße unter Rr. 3 uad 6 gelegeuen, vor etwa 4 Jahren neaerbanleu. im besten baulichen Zustaude befindliche» HauSgrundstücke, »a« «t»e eiur Villa mil «arten rejp. Bauplatz, da« andere eia vier Geschah hohe« in«hauS «ü Garte», al« Ganze« »der auch jede» Hau» skr sich, verkauft werden. Wege» Besichtig«, derselbe» we»d« mau sich « de» Hansmaan iu Nr. ö. Gebote fi,d bei dem Zostaudsvarmund«, Herr» Rachtckmwalt puhetse» hier, Schulstraße Nr. 1, abzugebe», do» welchem auch weiter» Auskunft ertheilt werde» wirb. Leipzig, de» 4. Februar 1886. «»»»gliche» «mts^rscht. Adtheiiung V. Sertia» 1. Ma»a»jrld. llr. Lrvndlia. ichariu» wird der Schneidergeselle Gesucht Julia- Gdaard Gustav Loa*. geh. den 25. Juli 1849 in Tilsit, welcher zur Hürkorge für feine Familie anzuhatken ist. Leipzig, deu 23. Januar 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. («r»ena«t.) Ludwig-Wolf. Poppe. Gesucht wird der am 11. Juni 1851 in Mahli« bei HubertuSburg geborene Dachdecker ikarl Ara»; Thiele, welcher zur Fürsorge für seine Familie anz»halten ist. Leipzig, de« S. Februar 1886. Der Nath der Stadt Leipzig. (Arweuanrt). Ludwig-Wolf. Feiler Schule zu Gohlis. Die Anmeldungen der für nächste Ostern schulpflichtig werde»den Rinder nimmt der Unterzeichnete entgegen tu der Zeit vom 8. bl» 12. Februar und zwar Vormittag» von 19—13 uad Nachmittags von 3—1 Uhr. Schulpflichtig sind diejraigeu Kinder, welche b,S Oftern d. I. da» 6. Lebensjahr erfülle»: auch käonea aus Wunsch der betreffende» Erzieher solch« Linder aufgenommrn werdea, welch« bis zum 30. Juni 1680 gebar«» stad. Bei der Anmeldung ist vorzuzeigeu der Impfschein u»d außerdem nach für jede« ««»w-rl» geborene ki»d eiur Geburt«- oder Laus beschemigung. Anmeldullgen »nrch Kinder werde» nicht äugen ommen Der Tchnidirecl»r. I. Latze. Holr-Auclion. Im UntverfltitS-Kalhe bei Liebertwolkwiß solle» Minwoch. »en l 7. Februar diese» Zgtzrr« l. non Varwittag« » Utzr an. 9 Raummeter kieferne Breunscheite» 10? . . Brennknüppel und SO Wellrnhandrrt kieferne« Reisig; II. «au varmtttag« I- Utzr an, 81 fichieae Stämme von 11—22 em Mittcnstärke und 11—14 w Länge, 28S . Derbftangen von 8—IS cm Unterstbrkr und 7—11 m Länge und 1170 - ReiSstaage» van 3—6 «w Unterstärke and 3—b m Länge gegen Erlegung der geordneten Anzahlung und unter den sonst be kannt zu macheudru Bediuaungea meistbietend versteigert werden Versammln«, r ans de« vaduanftzted tztnter de« Farftdanfe Leipzig, am 1. Februar 1886. llni»crsttät»-Reut««1. Gebhardt. Hoh-Lüctis» Mittenstirke «ch » bis S » Länge, im «ersetznraer Dawtzal, bei Schkeuditz. Mantag, den 16. Februar tz. P, von Bormittag« s Uhr an solle» »achftehrnde Ratz- u»d Brra»h«lzer, als: 2 eichene Klötzer von 40—44 am. 38 eschene » » 12—29 » 6 - « . SO—34 . SZ rüsteru« » . 11—29 » 4? » « » 90—62 » 5 ahoru« » » 16—21 70 erlene - - 14-29 19 . . . 30—40 97 ob» harte vren äscherte, 6 » » Vreankaävoel. tü6 » . Abraumreffig, 664 » » Laughausr», SO . . Stöcke an Ort «ud Stell« meisttueiend gegen sofortig« Bejaht»»- and »»«rr de» vorher brüwnt za machenden Vedingnnge» versteigert werde» Zusammenkunft am Domhtusche». ^ UwrnSa»« am S, Wrdnwr Dektmnkmuäimra ! U-immersitzunge» unter dem Ministerium Frehkinet zu VtzUUUUlIUUUzltUN. I ersehen. Laß d»e Radikalen «ehr und mehr da» Heft in Ja Fol« ei»grt«tca«r Geisicstrankhei» de« Mitbesitzer», de« j pix Hände bekommen. Der krieg-minister Boulanger ha» " ' die Bewegung in Fluß gesetzt, da» Svstem der verschämten Republik ist an seinem Ende angrlangt, und die «»«gesprochene Republik mit allen Schlußfolgerungen soll jetzt an »dre Stelle treten. E? ist unzweifelhaft, daß die Dinge so nicht weiter gehen onnten, wie bisher. daß die Republik frei von allen be engenden Schranken und Rücksichten gegen alle Uebrrlieseruugcn der Vergangenheit, ihre Lebenskraft erweiftn oder der Monarchie wieder da» Feld räumen mnß. Da» Tbier«'sche Wort von der conservaliven Republik batte zu ker Heil, als e» gesprochen wurde, seine volle Berechtigung, aber nach 15 Jabren muß eine Slaat-form von Dauer entwcker aus ester Grundlage errichtet sein, oder ihre Lebenskraft geht zu Ende. In diesem Sinne ist der AnSfpruch Lan,uinai1' sanz berechtigt, und die Republikaner haben durch ikre Aufregung üeer dir Worte Lanjuinai»' ihre Berechtigung nur bestätigt. Tie Republikaner spotten seit 15 Jabren über die Republik ohne Republikaner; wenn sie also etzl endlich Hand anlegen, um die letzten Spuren der Ronarckie aulzulvschen und dadurch die Hoffnungen der Monarchisten für nichtig zu erklären, so bandeln sie nur con- eguent. E» ist doch gewiß eine Anomalie, wenn in einer Republik die monarchistischen Bestandlheile der Arme« mit größter Rücksicht behandelt und gebegt werden. Da» hat einen Sinn, so lange die StaatSsorm noch neu ist; aber wenn sie ein halbe« Menschenalter hindurch bestanden bat. dann muß auch die Arme« Ford« bekennen, und die Osficiere, welche ihre Hoffnungen aus Wiederherstellung der Monarchie nicht ausgcben wollen, müssen ihre Chargen guittjren. Aber mit der Absicht unter republikanischem Commanko weiter dienen, jede Gelegenheit zur Wiederderstellung der Monarchie zu benutzen, ist kein ebrl ckeS Spiei. Da» gekört in dieselbe Kategorie wie die Aufführung von Gefangenen, die aus Ehrenwort, nicht weiter zu kämpfen, in die Heimath entlassen werden und dann bock die Watten aus« Neue ergreifen. General Boulanger setzt sich durch sein energische« Vo, geben gegen alle monarchistischen Bestrebungen in der Armee in directen Gegensatz m»t der Handlungsweise eines Tklbaudin und Lucrot, er verlangt als republikanischer Minist.r. daß die Osstciere entweder der Republik dienen, oder ibre Feindschaft arge» diese StaatSsorm offen bekennen. Ha» ist ^apz in de, Ordnung. « Nichtamtlicher Theil. Parkikämpfe in Frankreich. Al» Frevcinet am 7. Januar sei» Ministerium >« Stande gebracht Halle, wurde besonder» der neue KriegSminifter Bou langer als Derjenige begrüßt, welchen Frankreich seit 15 Jahren vergeblich gesucht habe. ES war zuerst zweifelbast. in welchem Sinne dies« Zustimmung-erklärung aufzufaflen ei; denn der Gedanke an die Hoffnung auf einen baldigen lkachekrieg gegen Deutschland lag am nächsten. Die Verhand lungen der französischen Depulirtenkammer seit de« ersten Februar haben jevoch gezeigt, Laß die sranzösischen Republikaner ihre Erwartungen vorläusig nur daraus gerichtet haben, stoulaugrr werde die Armee von den monarchistischen Be- kandtheilen reinige». An diese Sache hat bisher »och kein krieg-minister zu rühren gewagt; der einzige. welcher damit einen Anfang machte und sich dazu verstand, die Ordre zu unterzeichnen, durch welche di« Prinzen von Orle»n», soweit ie der Armee «mgebkrten. in den Ruhestand versetzt wurden. Thibailvin. wurde wegen seine» EhrrnwsrtbruchS nicht für voll angesehen uud mußte bald genug zurücklretr«. General Bou langer setzt den Hebel an derselben Stelle an und hat damit, wie die erregten kammrrverhandluugrn der letzte« Lage be weisen, in ein Wespennest gestochen. In der Sache hak Bou langer zweifello» Recht, wenn er die EorppETsivvantrn daran erinnert, daß die Armee sich unbedingt von der Politik er« zu halten habe, daß die Armee nicht urtheilen, solider» gehorchen müsse. E» war aber bisber stillschweigend« tleber- einkunst, daß e» genüge, wenn die Armee ikre politische Meinung nicht laut kundgebe, im Ilebrigen ließ man jedem Soldaten und Osficier seine Ueberzeugung, gleichviel, ob ie republikanisch oder monarchistisch war. Boulanger sieht diese heikle Angelegenheit auS einem anderen Gesichts punkte an, er will die Achtung vor dcn rcpublilanischen Einrichtungen sichern »nd in die Armee keine Eoterien hineinbringen lassen, welche eS für guten Ton kalten, der Republik Opposition zu machen. General Boulanger bat damit eine wunde Stelle getroffen, wie die Reken der Ab geordneten Gaudin, Armiral Dampierre und Raou! Duval erkennen lassen. Der Letztere sagte: inmitten der politischen Spaltungen sei der Gedanke tröstlich gewesen, daß die Armee >ecint bleibe, jetzt tbeile man ouck die Arm«. Die Mebr- >cit ließ sich aber nicht irre machen, sondern nahm mit 357 gegen 174 Stimmen eine Tagesordnung an. welche die Erklärungen des Minister» billigt und dem Vertrauen zu seiner Energie und seiner Ergebenheit für die Republik An druck giebt. Veranlassung zu der Debatte dom 1. Februar gab die Verlegung der Eavalleriebrigadc von Tour» nach Nantes und Pontivs. Da dieser erste Schritt zu einer strafferen Hand habung der DiSciplin die Billigung der Mehrheit ges-.inven hat» so ist General Boulanger weiter gegangen. Kat den Eommandanten dos 9. ArmeecorpS, Schmitz, weil er die Verlegung der Cavalleriedrigade getadelt hat, vom Fommando suspcndirt und Kat noch weitere Garnisonwechsel von Eaval- leriegimentern anarordnet. AuS ker Thatsache, daß sich die Maßregcl auf die Eavallerie beschränkt, ist ersichtlich, daß in dieser Waffengattung vorwiegend die Anhänglichkeit an die monarchische SkaatSsorm ihren Sitz hat, und man erinnert sich zugleich, daß General Gallifet als der Hauptvertreter dieser politischen Richtung in der Arme« gilt. E» ist ferner noch nicht lange der. daß die Osstciere des »n Rouen stehenden ChasseurregimrnI« ihrem scheidenden Oberst, dem Herzog von EhartreS. ikre Zuneigung in sehr deutlicher Form auSbrückten, indem sie ihm zu Pferde das Geleit bi-zur nächsten Eisenbahn station gaben. Diese Anbänglichkeit ist bisher stillschweigend von den republikanischen Regierungen geduldrl worden, es scheint jevoch, daß die Erfahrungen de- 4. Ociober dahin geführt haben, Liesen Verhältnissen eine größere Aufmerksamkeit zu zuwenden. Raoul Duval hat entschieden Unrecht mit seiner Auffassung, daß die Armee bisber von den politischen Spaltungen verschont geblieben sei, diese Spaltung bestand, aber sie wurde ignorirl. General Boulanger bat es zum ersten Male gewagt, diese wichtige Sache in öffentlicher kammersihung zur Sprache zu bringen und die Politik aus der Armee ou-zuschnden. Man sann da» Vergeben Boulangrr'S vom repudlilanischen Staodpuncte au» nur billigen, aber es läßt sich nicht ver kennen, daß c» gefährlich >0 Die der Monarchie ergebenen Elemente ianerhalk rer Armee werden dadurch zum Wider stand gereizt «nd die mit ihnen einverstandenen Thrile der Elviibevölkerung werten gleichfalls zu Thalen gedrängt. Wie die Sache jetzt stehr, ersehen wir au» de::, Veuau der Kammersitzung vom 4. Februar. In dieser wurden zwe Anträge gestellt und der eine bereit- angenommen, welcher die Anhänger der Monarchie in ihren Gefühlen aus da» Tiefste verletzen muß. Die kroadiamantcn sollen verkauft werden, um aus dem Erlös eine ArbeitervcrsorgungScasse zu gründe», und di« Prinzen von Orleans sollen au-gewiesen werden. Da» find Vorgänge ernstestrr Art, «elche kaum so qlalt verlausen werden, wie sie eingeleitet worden sink. Das Mitglied der Rechten Lanjuinai- that seine» Gefühlen keinen Zwang an, sondern sagte seine Meinung gerade heraus, das Frankreich die Republik bald über den Hausen geworfen habe werde. Die Republikaner antworteten mit dem Antrag an Ausweisung der Prinzen. Wen« nun auch die Auftegung der Revublikancr sich bis zum.heutigen Tage, an welchem rer Amnestieantrag zur Verhandlung kommen wird, ein weinc adgeküblt haben wird, so ist doch aus dem bisherigen verlaus Leipzig, 6. Feoniar 1886. * Es ist bezeichnend, daß die .Germania" über den Antrag aus Verlängerung de» S ocialistengesetze», der nun schon seit einer Woche in der Presse besprochen w»rd, noch nicht ein einziges Wort au» ihrem Eigenen geäußert bat. Sonst ist da» leitende Blatt de- Cenlrnm» doch so rasch mit ker Sprache bei der Hand. Man denke nnr on da- Branntweinmonopol, über welche» die „Germania" schon die vernichtendsten llrtboile brachte, al» noch nicht das Mindeste von dem Inhalt de- Projektes bekannt war. Gegenüber dein Socialisten^rsetz wird sich da-* Centrum aller dings wieder in großer Verlegen!,eit befinden und voran» ichil'ch wieder dasselbe klägliche Bild eine» mitten durch die Hrnction gebenden Risses darbieten, wie in> Jahr 1884. Damals stimmten 39 CentrumSmitglieder für, 5,3 gegen die Vorlage. Jehl müßte, da die Deulschsreisinnigen aller Vor auSstcht nach geschlossen gegen da» Gesetz stimmen werden, die Mehrheit der CentrumSsraction sich dafür erklären, wenn dasselbe eine Majorität finden soll. Ob da» der Fall sein wird, weiß vennuthlich Herr Windlhorst beute selbst noch nicht. * Zur Charakteristik der nltramontanen Presse liefert solgenoc Auslassung de» »konstanzer Tageblatt»" einen ergötz lichen Beitrag: .Äillinge«, 27. Januar. Der .liberale .Schwarzwälder" widmet dem nach.tzerbolzheim verziehenden Herrn Pfarrer Thummel folgenden, ikn al» Priester und Katholik beleid»genden Nachruf: .Wir be dauern lebhaft, diesen ebenso pslichtgetrenen wie humanen und friedliebenden Seelsorger verlieren zu müssen. Stet» das Beste wollend, verstand er es, durch Maß halten und taktvolles Benehmen zu verhindern, daß der Same r eligivsen oder bürgerlichen Zwie spalts hier aufwuchern konnte. Für die Ausschmückung der Pfarrkirche verwendete er eisriqfle Sorge und hat sich dadurch für spätere Zeiten ein gute» Andenken bei der hiesigen Ein- wobnerschast gesichert." — Dazu bemerkt die .Straßburger Post": „Also wenn man einem katholischen Pfarrer nach» rühmt, daß er ein humaner und friedliebcndrr Seel sorger gewesen, durch Maßbaltrn und tactvolleS Be nehmen da» Aufwuchern des Samen» religiösen oder bürgerlichen Zwiespalt« verhindert Hab«, so be leidigt man ihn als Priester und katholikl Jeder Eommentar ist überflüssig." * Die schroffeForm, welche diegriechische Regierung für die Ablehnung des übereinstimmenden Verlangen» der Großmächte gewählt bat. scheint nach den neuesten in Wien eingetrotteiien Nachrichten einen neuen Kitt für die seit Sali» bury'S Rücktritt schwankend gewordene Einigkeit der Mächle geben zu sollen. .Immer mehr tritt allen Mächten ins Bewußtsein, — so wird der.KölnischenZeitung" au»Wien geschrieben — daß sie, nachdem sie in ihrer Gesommtbeit eine bestimmte Forderung al» Len riamüthigen Willen Europas ausgestellt haben, nicht von einem kleinen Staate sich ver spotten und verhöhnen lasten dürfen, wie da« neuerdings die griechische Regierung gethan hat. So nimmt man jetzt auch hier an. daß die Ernennung Lord Rosebery's zum englischen Minister des Auswärtigen dazu ^beitragen wirv -Herrn Glatstone von eine« Verlassen der Bahnen zurück zuhalten, die Salisburv in der augenblicklichen Lag« der englischen Politik mit klarem Blicke und festem Ziele vor» geschrieben hat. Roseberv gilt vier als rin energischer Mann, der schwerlich in Lord Graaville's Spure» eintreten wird Damit dürste ein fernere« Zusammengehen der Mächle wesentlich erleichtert werden. Heute wird mir zudem ver bürgt, daß jetzt auch das russische Mlttetmeer-Geschwader unter Admiral Karfakow den Beseht erbalten habe, zur Sudabucht zu dampfen und mit den dort schon eingetroffenen englischen, italienischen und österreichischen Schissen sscd zu vereinigen. Das dürste schon in den allernächsten Tagen erfolgen. — Zwischen den Mächten finden Verhandlungen statt, u» möglichst gleichartige Weisungen für dir Eonferenz zu erzielen. Hier wird betont, daß tz. 3 des Berliner Vertrages ein Hinderniß sei. den Fürsten Aierander ebne Weiteres über fünf Jahre hinaus zum Generalgoliverneur von Ostrumelien zu ernennen. Doch dürste Oesterreich allein keinen Widerspruch erheben. In diplomatischen Kreisen ist der Glaube verbreitet, Rußland werde Aenderungen beantragen " * Aus Warschau, 2. Februar, wird un» geschrieben: Der Gcueral-Gouverneur Gurk» ist vor einigen Tagen plötz lich nach St. Petersburg algereist, wie eS heißt zu dem Zwecke, um dort an den Beraibungen über administrative Reformen theilzunehmen. Man bringt diese Reise sogar in Verbindung mit der der russischen Negierung polnischerseit» unlergeleglcn Absicht, gegen die in Rußland sich aushallcndcn remden Unterlhanen vorzugehen." * Der belgischen Depulirtenkammer liegt ein An trag aus Umänderung derjenigen Bestimmungen de- Stras- versakrens vor, welche sich ans den Gebrauch der Sprachen vor Gericht beziehen. Danach soll von denjenigen Beamten der Gerichtspolizei u. s. w., welche in den Landestbeilen mit vlämischer Zunge angestellt find, gesorderl werden, daß sie ibre Protokolle m letzterer ausnrhmen, wenn die Verhörten nicht ausdrücklich den Gebrauch der französischen Sprache verlangen. Wirv diesen Bestunmungen zuwikcrgebandclt, so haben die Protokolle keine Beweiskraft. Ein CommissionS- vorschlag gebt dabin, diese Anträge anzunehmen. Ein anderer Antrag zielt dakin, sowohl da» öffentliche Ministerium, als die Advocaten beider Tbeile überhaupt anzuhalten, vlämttch zu reden, wenn ein Theil der sranzösischen Sprache nicht mächtig ist. Dieser Vorschlag stößt aus vielsachen Wider- vruch seitens der Advocaten. * In Italien scheint die parlamentarische Lage wieder einmal gespannt zu sein. Me au« Rom gemeldet wird, haben tue verschiedenen Gruppen der Opposition sich »er- einigt, um den Sturz des Ministerium» Depreti« derbe»- zusübren. Man spricht sogar schon von einer Neubildung keSMinisterium», welche der gegenwärtige Kammer-Präsident Biancheri unternehmen solle. Depreti» selbst soll sich der' Einsicht nicht verschließen, daß die Lage gespannt sei; aber er hat sich für Italien seit dem Jahre t88> als der Unent behrliche erwiesen und schon eine ganze Anzahl von Krise» zlücklich üderftanden, die stet« damit endeten, daß der Köniz ihm die Neubildung des Eabinets übertrug. Diesmal bc» baupteten seine Freund«, daß rr im Falle einer entscheidenden Niederlage in der Kammer vom Könige sicher die Ermächtigung ^nr Auslösung der Kammer erhalte,, werde. Die bisherige« Erfahrungen machen es aber vorläufig »och immer wahr scheinlich. dech «6 Depreti- auch jetzt gelinge" »erde, die Majorität der Kammer im letzt« Augenblick zusammenznhaltea. * Der französische Ministerrath genehmigte zwei vom HandelSmimster Lockroy ausgearbeitete Vorlagen, die in der Kammer eingebracht werden: den Entwurf eine» Hast- pfl ichtges ehe« und eine Reform der gewerblichen Schieds gerichte (i'nni'kommes), deren Befugnisse auSdclmend. Einige Minister brachten die Mißständ« im Koblenbezirke von De- cazeville zur Sprache, welche die dortige Rubcstörung bervor- gerujen baben. Die Berichte de« Präsecten und der Gendarmerie bestätigen, daß die Gesellschaft durch Willkür liche Aenderungen der abgeschlossenen Accorde. sowie durch ein ausgedehnte« .Truck"-System zu allgemeinem Mißvergnügen Anlaß gebe. Der Bautenminister Baibaut wurde erniächtigl, mit den Ingenieuren der BergwcrkSgcscllschast über die Ab stellung der vorhandenen Mißbräuche zu verhandeln. * In der Näh« von Toulon sollen in nächster Zeit große Seegesechtsübnngen stattstnden. um die resprclivc Kauip> Tüchtigkeit der Kreuzer und Torpedoboote einer» und der großen Panzerschiffe andererseits festznstellen. Zur Tbeil- nahme an diesen Uebungen werden l8 Torpedoboote von Brest. Cherbourg, Lorient und Rochesort über Gibraltar nach Toulon sabren und sollen aus diese Weise zugleich ihre häufig bestrittene Fahrtüchligkeit aus hoher See erproben. Diese lS und die 12 im Mittelmeer stationirten Kanonenboote erster und zweiter Classc werven unter der Leitung de» Contre- Admiral« Layre, dem ein Kreuzer al» Flaggenschiff dient, zu einem Geschwader vereinigt. Gleichzeitig wird da» Mittel- meer-Geschwaver aus da« Meer hinau-sabrea und bei der Rück kehr nach der Küste einen Schein-Angriff aus den Hasen vcn Toulon und die benachbarte Küste auSsühren, zuvor aber lO—12 Tage aus dem hoben Meere zubeingen u»k> bei Tag und Nacht die etwaigen Angriffe seiten- der Torpedoboote von seinen Panzern abzuhalten suchen. Letztere Nedung be zweckt namentlich. Mulh und Disciplin der Mannschaften unter der Wirkung einer beständigen TodeSdrcbuiig eines, wenn nicht rechtzeitig wabrgenoinuiene», unmiderstebbaren Angriffs ausrecht zu erhalten. Natürlich werden aiicb die Mittet zur Abwehr der Torpedo-: Drahtnetze. Gegen torpedos ,c.. sowie elektrische Signale erprobt werde». Ferner soll eine Reih« von Uebungen auSgesührt werden, bei welchen die Torpedoboote die von ib»en erreichbaren KüstenbesestigungS- werke (Strantbatterien, E>se»bah»vämme u»v Tunnels rc.) zu zerstören suchen werden. Endlich wirv eS sich sür die Panzerschiffe darum handeln, trotz der gelegten Torpedo» die Einfahrt in den Hasen zu erzwingen. Von dem Ergebnis; aller dieser Uebungen soll e» abhänqen. ob noch weitere Panzerschiffe gebaut oder auch die schon vorhandenen ent- panzert werden. * Die Unterhandlungen zwischen Frankreich und China über den im Friedensvoeumente von Tientsin in Aussicht gestellten Handelsvertrag rücken nur lanasain vorwärts. Der französische ConseilSpräsident und Minister deS Auswärtigen, Freycinet, hat deshalb laut einer telegraphischen Mittheilung der .Time«" den mit der Führung der Verhandlungen in Tientsin betrauten Agenten Gogordan durch eine Depesche davon benachrichtigt, daß der neue chinesilibe Gesandte da» Verhallen de» Marquis Tseng wieder aufzunehmen scheine, invem er jeder die Auaelegenbeit fördernden Erörterung auS- wriche. Der französische Unterhändler Gogordan wurde veShalb ersucht, mit dem Viceköuig L'-Hung-Tschaug direct zu unterbandeln. beziehentlich zu erwirken, daß den offenbar beabsichtigten Verzögerungen de» chinesischen Gesandten ein Enke gemacht werde. Jin Hinblick aus da» bisherige Ver kalten der chinesischen Regierung muß allerdings bezwriselt werden, daß der Handelsvertrag zwischen Frankreich und China in nächster Zeit bereit- zum Abschlüsse gelangen werde. I * Nach Madrider Nachrichten sollen die spanischen ICortes bereit» gegen Enve März einbcrusen werden, doch I werden sich biS dalun wabrscheinlicb schon die neuen Corte» I eonstltuirt haben, da da» Eabinel entschieden abgeneigt sei»
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