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" - - Staatsanzeiger für das Königreich Sachsen. » . X bitweise Nebenblätter: Landtag-bellage, Synodalbeilag«, Ziehungslisten der Verwaltung der K. G. Staatsschulden und der K. S. Land« und Lande-kulturrentenbank-Verwaltung, Jahresbericht und Rechnungsabschluß der Landes«Vrandverficherung-anstalt, Verkaufsliste von Hol-pflan-en auf den K. G. Staatsforstrevieren. Nr. 226. > Beauftragt mit der Oberleitung (und Preßgesetzlichen Vertretung): Hoftat Doengs» in Dresden. <x Dienstag, 29. September 1914. Lttugsprets: Beim Bezuae durch die Geschäftsstelle, Große Zwinaerstraße 1s, sowie durch di« deutschen Postanstalten 3 Mark vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint Werktags nachmittags. — Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr. 3t »05, Schriftleitung Nr. 14571. Ankündigungen: Die Ispaltige Grundzeile oder deren Raum im Ankündigung-teile 30 Pf. die »spaltige Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 75 Pf , unter Eingesandt 150 Ps Preisermäßigung auf Geschäftsanzeigen. — Schluß der Annahme vormittags 11 Uhr. (Amtlicher Teil siehe 1. Beilage.) Nichtamtlicher Teil. Bom Königlichen Hofe. LreSde», 29. September. Jhte König!. Hoheit die Krau Prinzessin Johann Georg, H. z. S„ besichtigte «ster» nachmittag 5 Uhr 40 Min. in Begleitung Ihrer Exzellenz der Frau Oberhofmeisterin Freifrau v. Finck tdenjülls die inS Feld abgehenden Liebesgaben auf dem Keusläkter Güterbahnhof. — Ihre Lönigl. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg, Herzog und Herzogin zu Sachsen, besuchten heute nachmittag die Verwundeten im itöuigl. Lazarett auf der Parlstraße. Mitteilungen aus der öffentlichen Verwaltung. - Seit kurzem sind Nachbildungen der alten ftichsbanknoten zu 100 M. zum Vorscheine ge- bniMtn. Tie Nachbildungen sind insbesondere daran zu illennen, daß sie auf der linken Halste der Schrijtseire m Stelle ker auf den echten Nolen stark in die Augen Druden, etwa drei Finger breiten, roten Faserung nur »in leichte rötliche Tönung und erst bei genauer früsung entweder ganz kurze, leicht ablösbare Fäserchen »der aber Stellen zeigen, aus denen solche kleine Faser ten geiessen haben. Hält man eine echte Note gegen üs Licht, so tritt die große Menge der roten Fasern wffallend scharf hervor. Hält man eine Nachbildung pgen das Licht, so ist von der Faserung so gut wie nchts zu sehen. Ferner ist die bedruckte Fläche von lehmenleisle zu Rahmenleiste auf beiden Seiten der siljchung in der Breite 3 bis 4 mm kürzer als auf den chlen Noten. Auf der Bildseite der Fälschung erscheinen sie auf den echten Noten in der Zeichnung und am lande weiß bleibenden Stellen leicht bläulich gestreift, lei den bisher angehaltenen Stücken ist an denjenigen stellen, an denen die Schriftseite rote Stempel und kümmern zeigt, ans der Bildseite ein mehr oder minder i-rker rötlicher Schimmer bemerkbar. Da sich der -eldverkehr jetzt zum großen Teile in Papiergeld ab- »ickelt, besteht die Möglichkeit, die Fälschungen leichter luden Verkehr zu bringen. ES ist deshalb besondere Vorsicht geboten. * In verschiedenen Greifen, insbesondere unter den landeslirchlichen Geistlichen selbst, ist neuerdings dir Frage der Heranziehung der evangelisch- lutherischen Geistlichen im jetzigen Kriege zum dienst mit der Wasfe besprochen worden. Die große hligiöse Bewegung unserer Zeit und die Einrichtung der Heimatlazarette hat naturgemäß den Bedars an »klsorgerischen Kräften im Lande nur noch gesteigert. »1 dem Kreise der abkömmlichen Geistlichen hat zunächst stt Pedars an Feldgeistlichen, deren Zahl dankenswerter- Seife erheblich verstärkt werden soll, entnommen werden hissen. Bon den zum Heere eingezogenen Geist ichen ist sodann eine nicht geringe Zahl im EauitäiS- benste tätig. Soweit dies nicht der Fall ist, stehen die Unierten Geistlichen (zurzeit sieben) im Dienst mit in Waffe. Um Zweifel zu beseitige», läßt da» Eva»- stltsch«lutherische Laudeskonsistorium a«S- Ter Kaiser hat dem Fürsten von Hohenzollern da» Eiserne Kreuz 2. und 1. Klasse verliehen. Ter deutsche HandelStag, der deutsche Landwirtschafls, nt, der KriegSautzschuß der Industrie und der Hand- Verls- und Gewerbekammertag habe« gestern in Berlin ei»e erhebende Kundgebung für die kraftvolle Durch- fiihrnng des Krieges veranstaltet. Ein französisches Kanonenboot hat Locobeach im »ertschen Muni-Gebiet besetzt. * Ler albanische Senat hat gestern den Prinzen Emhan ed Din, einen Sohn des entthronte« Sultans Ehdnl Hamid, zum neue« Kürsten von Albanien gewählt. * In der Gegend von Dibra in Albanien ist ei« Auf, Send ausgebroche«, der sich gegen die dort ansässigen Serben richtet. * Aus Nisch wird von einer allgemeinen Gärung in Serbien berichtet. drücklich erklären, daß es vom Standpunkte der evangelisch-lutherischen Kirche aus gegen solchen Dienst Bedenke« nicht für begründet er achtet, daß die Landeskirche vielmehr nur mit Daut und höchster Anerkennung begrüßen kann, wenn im Kampfe um Existenz und Freiheit des Vaterlands auch die Theologen Schulter an Schulter mit den Volks genossen an der ihnen vorgeschriebenen Stelle Leib uud Leben einsetzen. — Da» am 26. September ausgraeben« 24. Stück de» Gesetz- und Verordnungsblattes für das Königreich Sachsen enthält: Verordnung, «in« Ernennung für die Erste Kammer der Ständeversammlung betr. (Staatsztg. Nr. 208); Verordnung, eine Abänderung der Ausführungsverordnung zur Reich-gewerbeordnung betr.; Verordnung zur Vollziehung der vom BundeSrat erlassenen AuSfahrungsbestimmungen zum Reich-stempelgesttze; Bekannt machung, die Postordnung betr.; Verordnung zur weiteren AuS« führung de» Weingesetzt»; Verordnung, die Einfuhr von Wieder« läuern und Schweinen zu Schlachtzwecken au» den Niederlanden und die Schlachtung der au» Dänemark, Schweden und Norwegen eingeführten Rinder betr., sowie Verordnung, di« Verleihung de» EntetguungSrechte» wegen Durchführung der Leitung einer Uber« landzentrale betr. Deutschland und Bulgarien.*) Von Corneliu» Gurlitt. In Dresden studierende bulgarische Studenten haben mir die Ehre angetan, mir eine schön ausgestattete Adresse zu überreichen, in der sie mich als einen Freund Bulgarien» bezeichneten. Ich habe die Adresse mit herz lichem Dank angenommen und den jungen Männern, die sie mir brachte», bestätigt, daß ich als guter Deutscher mit Freude beobachtet hätte, mit welchem Ernst und Fleiß, mit welcher Opferfreudigkeit Bulgarie« sein Aus« blühen fördere und mit w«lchem Mut eS seine Selb ständigkeit und Größe zu verteidigen gewillt sei. Freund- schast kann nur auf Achtung begründet sein, und diese Achtung hat mir Bulgarien eingeflößt in allen seinen Kreisen vom Könige bis zum letzten fleißigen Bauern. Als Freund Bulgariens spreche ich also; jedoch nicht als ein um bulgarische Freundschaft Bittender, sondern al» ein Mann, der seine- Vaterlandes Ehre gegen Ver leumdung vor dem Freunde verteidigen will. Ich weiß, daß man in Bulgarien ein geschärfte» Gefühl dafür hat, welche Leiden einem ehrenhafte« Volke au- de» Lügen seiner Verleumder erwachsen können. Daher erteile ich der bulgarischen Presse einen Rat: Glaubt an die Wahrheitsliebe der deutschen ossi- ziellen Bekundungen. Ich habe im Kriege 1870/71 mit gefochten und dessen Geschichte gern studiert. Ver gleicht diese Geschichte mit den gleichzeitigen Meldungen de- Deutschen GeneralstabeS, wie sie in zahlreichen Sammlungen gedruckt vorliegen: Ihr werdet nicht eine Lüge darin finden, wohl aber hundertfach, daß die ersten Nachrichten von Siegen den Erfolg zu gering einschätzte«. Heute stehe« die Dinge nicht ander-: In Belgien sind keine Grausamkeiten von deutscher Seite verübt wordeu, wohl aber solche von der belgischen Zivil bevölkerung, die dann freilich de« vollen Ernst der Be strafung kennen lernen mußte. In Deutschland sind Ausländer nicht belästigt worden, soweit die» die mili tärische Vorsicht zulieb, Eben heute veröffentlicht der amerikanische Konsul in Dresden seinen Dank für die großmütige Behandlung, die selbst Engländer und Fran zose»» in Dresden erfuhren. Tie Schlappen, die da- deutsche Heer uud die Flotte erfuhren, sind von unserem Generalstabe stet» sofort gemeldet worden. Zum Glück wäre« sie nur un bedeutend. Der unvergleichlich rasche SiegeSzug der deutschen Truppen in Frankreich, die Vernichtung der russische» Armee in Ostpreußen sind kriegerische Taten, an denen kein Makel klebt und die keine Lüge verschleiern kann. In endlose» Zügen treffen im mittlere» Deutschland von beiden Grenzen französische, russische, englische bel gische Gefangene ei», die, zu Zehntauseuden in Lagern vereint, eine schwere Sorge hinsichtlich ihrer Verpflegung für die Lokalbehörden bilde». Wer e- mit erlebte — und »ine Anzahl meiner bulgarische« Schüler vo« der Dresdner Technischen Hoch schule hat e» ja erlebt — wie da» Deutsche Volk sich erhob, wie die Tauseude ohne Marren, ernst und dock» sreaoig zu den Waffen eilten, wie sich in wenige» Wochen *) Hr. Geh. tzoftat Prof. vr. Lor»«liu» Gurlitt hat gut« v«- liehungen zu Bulgarien. -« gibt im Auftrag« d«r bulgarischen Regierung ein Werk über „Di« Kimftdenkmäler Bulgarien»' heraus, hat bet seinen Studien an Ort und Stell« Land und Leut« gründlich kenne»» gelernt und ist anch durch sein« hiesigen bul- garischru Echüt«r aufs beste über di« Stimmungen i» Bulgarien gegenüber Deutschland unterrichtet. Sei« Appell an da- bul garische Volk in den flammende« Worten biese» Aufsatz«- wird sicher überall in Bulgarien Helle» Widerhall finden. über 2 Millionen KriegSsreiwillige meldeten, welche Ordnung, welches Pflichtgefühl, welche Ruhe iu den Daien höchster Anspannung herrschte, der hot das Gefühl mi iaenommen, daß wir siegen werden, weil wir siegen in ü Nen. Bulgarien hat — das ist mir durchaus klar — seine eigenen Interessen zu vertreten. Es kann am beste» ieibst entscheiden, wohin diese r» sühreu. Ich z veifle auch nicht daran, daß es leicht erkennen wird, von welcher Seite der Entwicklung eines selbstäntige» bulgarischen Staate- größere Gefahren drohen. Ater angesichts der unerhörten Lügen unserer Feinde scheint es doch »nichtig, das bulgarische Volk darauf hinzuwerjen, auf welcher Seite Wahrheitsliebe und sittlicher Ernst die Leidenschaften und die flackern e Phantasie im Zügel ru halten vermag, auf welcher Seite auch iu» Kampfe die sieghafte Menschlichkeit die Geister beherrscht. Ter Krieg als Erzieher. Den zweiten der zugunsten des Roten Kreuzes ver anstalteten Vorträge hielt gestern im Festsaole der Rönigl. Technischen Hochschule zu Dresden Hr. Prof. vr. Elsen- hanS über: „Der Krieg als Erzieher". Wie den» ersten Vortruge, so wohnte auch diesem Se. Könirl. Hoheit der Prinz Johann Georg, Herzog zu Sachsen, bei. Ferner bemerkte man unter den Zuhörern u. a. Ihre Exzellenzen Hrn. StaatSmiaister D. vr. Vr.-Inz. Beck und Hrn. v. Grafen Vitzthum v. Eckstädt. Gewaltige Umwandlungen, sührte der Hr. Redner au-, hat unser Volk trotz der erst kurzen Tauer de ll liege- erlebt. ES ist ja Menschenart, der Welt, die uns umgibt, die Farbe unsre- eiane« Erleben-, unsrer eigene» Stimmung zn verleihe«. Wen» durch die Schuld unsrer Gegner ein Weltkrieg entbrannt ist, so fordert auch unser Gefühl, daß alles um und in uns erzittert unter den gewaltigen Sch itten der Ereignisse, die auf uns ein stürmen. Zwiespalte der Stimmungen und Gedanken tuen sich auf. Wenn wir unserer heldenmütigen Krieger gedenken, die draußen im Felde in furchtbarer Schlacht dem Baterlande ihr Leben opfern, erscheint e- uns fast al» ein Unrecht, wenn wir Zurückgebliebenen lediglich in alltäglicher Pflichterfüllung oder gar in tatenloser Ruhe das gewohu'e Dasein führen. Überall Zeichen, daß die Seele unseres Volkes in ihre»» tiefsten Diesen erregt ist in der Vorahnung vor einer weltgeschichtlichen Ent scheidung! Alle diese Zeiten tiefer Erregung deuten darauf hin, daß sich wichtige Änderungen »in Geistesleben u seres Volkes vorbereite»» und noch weitere Entwickelungen vor sich gehen. Alles verursacht durch den Krieg, der sich bereits al» erfolgreicher Erzieher des Volkes gezeigt hat. Schon dadurch, daß er Millionen von Menschen, die sonst in ihren Eigenwünschen vielfach auseinander zu streben drohen, in einem gemeinsamen großen Erlebnisse vereint, tritt er als Erzieher auf. Diese mächtige Wirkung der Einigung hat sich ja im deutschen Volle vo» Ansang an iu herrlicher Blüte gezeigt, die Parteien, die Stande« unterschiede sind verschwunden, Hcldenjinn uud Auf opferung treten i« wunderbarer Snljaltuug hervor. Auch an anderen Nationen wird der Krieg als Erzieher wirken. Er kann es aber nur tun, nenn da- deutsche Volk den Sieg erringt, denn dieses allein kämpft für Eoles und Großes. Bei unsere»» Gegnern dagegen vom Morde in Serajewo an bis zu den Verleumdungen uad der Hinterlist Englands noch in den heutigen Tagen nichts alS eine Kelte verbrecherischer Taten. Ter Krieg ist kein sanfter Erzieher, sonder« er stellt uns vor eine harte Notwendigkeit. Hunger und Ent behrung, Trauer uud Lummer, Wunden und Tod sind die Milte', deren er sich bedient. Aber e» sind alte be währte Erziehungsmittel. Ter religiöse Glaube hat Leben und Tod in den Mittelpunkt seiner ErzrehungS- mittel gestellt, aber auch im Leben oeS einzelnen sind Selbstverleugnung und Hingabe die besten Erziehungs mittel und geben seinem Leben einen tieseu Inhalt, stärken de» Willen und machen den Weg frei für die Be tätigung edlen Menschentums. Wie solche Opfer den ganzen Menschen umwaadela, haben uns die Mobil machung uad di« Vorbereitungen zum Kriege gezeigt, und zeigt jetzt da- Verhalten de» Volkes iu seiner starken, stolzen und opferfreudige« Haltung. Ter Krieg bedient sich aber noch eine» besonderen Hilfsmittel». Die Lichtseite» der Masseuwirkung kommen durch ihu zum volle» Dnrwbruch, die Arbeit des einzelnen wir» durch sie zu ihrer höchsten Kraft ge steigert, uad durch sie »rerdea auch die Lauen «ad Giei.h- oültigeu zu Heller Begeisterung fortgerissen. Die innersten Wandlungen bringt der Krieg in seiner erziehenden Wirkung dervor. Währead der Mensch gewöhnlich i» seinen Handlungen sich durch die Aussicht ans Belohnung und