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WSchenlli» erscheinen drei Nummern. Pränumeration--Preis 22j Tilbergr. Thlr.) vicrtcijährüch, Z Thlr. für Las ganze Jahr, ohne Erhöhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie. Magazin für die Pränumerationen werden oon jeder Buchhandlung (in Berlin dei Veit u. Comp., Iägeisiraße Nr. 25), so wie von alle» König!. Pofi-Acmtkrn, , angenommen. Literatur des Auslandes. »4/ 32. Berlin, Sonnabend den I». März 1843». Nord-Amerika Die Presbyterianer in den Bereinigten Staaten. ") Die Puritaner unter Karl I. — Alte und neue Puritaner. — Roger William Unter dein Namen „Puritaner", der ihre Anmaßung auödrückt, das Ehri- stenthum in seiner ursprünglichen Reinheit wieder hergestcllt zu Haden, waren die Presbyterianer die Helden und die Märtyrer jener Kriege der Covenants, aus denen Walter Scott durch seine begeisterten Schilderungen so diele drama tische Episoden verewigt hat. Feinde der Eeremonien und der anglifam'chen Hierarchie erhoben sie das Presbyterium dem Episkopat gegenüber, verwarfen die kanonische Ordnung der Geistlichen und gaben ihnen Allen eine gleiche Macht. John Knor, der Apostel Schottlanb's, hat den Presbyterianern ihre gegenwärtige Verfassung gegeben. Nach den Verfolgnngen durch Elisabeth war den Non - Konformisten von Jakob l. eine augenblickliche Ruhe gegönnt worden , aber unter Karl l. bewaff nete der ultramontane Einfluß der Königin Henriette, unterstützt durch dcn Eiker des Erzbischofs Laud, von neuem die Armee gegen sie. Nicht zufrieden, die anglikani chen Eeremonien einzuführen, stellte Laud, den Strom zu seiner Quelle znrüclsührend, die der römischen Kirche wieder her, welche unter Hein rich V Il>. unterdrückt worden waren, und zwang alle Dissidenten, fle anzuneh men: alle Geistlichen, die sich dem Befehle entziehen wollten, Iras der Bann. In kurzer Zeit sah sich das großentbeils puritanische Volk des Gottesdienstes und der Priester beraubt. Die große Masse leistete keinen Widerstand: Ame rika hatte sich so eben eröffnet, dahin zogen sie, um fern von der Macht Laud s ein freies Land aufzusuchen, wo fle ihr» UeberM»O«ng folgen durften?- Am l. Mai gtNAen sechs Schiffe mit zweihundert Passagieren und vier Geistlichen bei der Insel Wight unter Segel. Niemals wohl war das Schiffsvolk Zeuge von Scenen gewesen, wie diejenigen, welche diese Schiffe während der Ueberfahrt darboten. Zwei- oder dreimal täglich versammelten sich die Passagiere zu gemeinschaftlichem Gebete und hörten die Predigt eines aus ihrer Mitte: mit Predigt und Gebet wurde der ganze Sonntag vom Mor- gen bis zum Abend ausgefüllt. Am 24.Juni erreichten die Schiffe die östlichen Küsten Amerika's, und die Puritaner ließen sich in demjenigen Theile der Vcr. einigten Staaten nieder, welcher den Namen Salem führt. Die von jeder ersten Niederlassung untrennbaren Gefahren hätten den Eifer dieser frommen Abenteurer leicht abgekühlt, denn es fehlte nicht viel, daß dieser Zufluchtsort zur bloßen Grabstätte geworden wäre; es starben von den zweihundert Aus wanderern achtzig. Die Ucbriggebliebenen indessen malten das Land ihren europäische» Brüdern mit den glänzendste» Farben. Die Freiheit warf ihren Zauberschleier über das materielle Elend, die Zahl der Auswanderer nahm von Tage zu Tage zu. Zur Erinnerung an das Vaterland nannten die Puritaner ihre Kolonie Neu-England. Die größte Schaar, welche dieses Land bevölkerte, war diejenige, welche sich im Frühjahr 1030 scgclfertig machte und aus allen Theilen Englands zusammcngekommen war. Sie bestand aus siebzehn Schif fen mit mehr als 150t) Passagieren, die in Betreff ihrer Bildung, wie ihrer Stellung in der Gesellschaft, gleich bedeutend waren. Ehe sie abfuhren, ver öffentlichten sie die Gründe, welche sie nöthigten, ihren Freunden in England Lebewohl zu sagen, und richteten an diese die Worte: „Unsere Augen werden Thräneuquelle» seyn, um für euer Heil zu flehen, wenn wir unsere ärmlichen Wohnungen in der Wüste erreicht haben werden." Diese Schaar, welche von der Ungewohnheit deö Klima'S noch viel zu leiben hatte, breitete sich längs der Küste aus. Ein Theil wandte sich gegen Charlestown, ein anderer gründete, angczogen durch die günstige Lage, an dem Meerbusen, die Stadt Trimoun- tain, welche nachmals unter dem Namen Boston so bedeutend geworden. Kaum in Amerika angekommen, schickte die Kolonie den Puritanern in Eng land einen Bericht über ihre Reise und ihre Niederlassungen, wie es eins! die christlichen Kolonieen, den Kirchen des Orients gegenüber, nach ihrer Ankunft in Europa gethan hatten. Da der Strom der AuSwandernden immer mehr zunahm, so riß er auch bedeutende Männer mit sich fort, wie Cotton von Bo- ston, Winthrop, Henry Vanc, einen Freund Cromwell's und einen der auSge. zeichnetsten Männer seines Jahrhunderts. Jede neue Verfolgung führte neue Schaaren von Sektirern nach Neu-England hinüber. Die ganze Nation schien nach der jenseitigen Küste des atlantischen Meeres überzusiedeln, als die bc- stürzte Regierung Karl s D das Geschwader, welches Cromwell, Hampden und Ppm ebenfalls nach Amerika entführen sollte, in der Themse zurückhaltcn ließ, ') Dgl. über die Anglikaner, die Baptisten, die Quäker und die Katholiken tn den Bereinigten Staaten di» Nr. 7, 17, IS u. 2S de« Magazins befindlichen Artikel. so daß diese nachmals so berühmt gewordenen Revolutionsmänner gegen ihren Willen genöthigt wurden, in Alt-England zu bleiben. Die Emigranten waren in die Wüsten Amerika's gekommen, niehr um eine Kirche als um einen Staat zu gründen; auch wurde jede Verwaltungsfrage so betrachtet, als ob sie erst nach den NeligionSsachen zur Erwägung gezogen werden dürfe, und so ward auch das Bürgerrecht eine nothwendige Folge der Glaubensgemeinschaft. Alle Religions-Parteien, sowie alle philosophischen Schulen, haben mehr oder weniger den Grundsatz befolgt, welchen man dem Katholizismus so sehr vorgeworfen: „Außer der Kirche kein Heil!" Die Pres byterianer trafen in Amerika dieselbe Einrichtung, von der sie in ihrem Vater, lande so sehr bedrückt worden waren: sie schufen eine Rechtgläubigkeit, mit der man übcreinzustimmeu gehalten war. Ein Theil der in Neu-England gelande ten Anglikaner sah sich genöthigt, in daö Mutterland zurückzukehren. Würdige Prediger, wie Cotton und Wilwn, hatten sich beeilt, die verschiedenen Elemente der Kolonie zu organisiren und nach den, Muster der in England und Schott, land bestehenden Eongregationcn ähnliche zu stiften; abep ihre Versuche zeigten, wie weit diese Dissidenten, die nur in ihrem Haffe deS Anglikanismus über- einstlmmten, entfernt waren, sich unter einander zu verstehen; aus dem Bauche der englischen Schiffe war, wir aus dem des trojanischen Pferdes, eine Armee von Streitern hervorgegangen. Während die alten Presbyterianer beschäftigt waren, die Reformation, als schon vollendet, zu organisiren, behaupteten die neuen, unternehmender als ,ene, daß sie kaum begonnen habe und daß sie ihren Lauf fortsetzen müsse. Sie behandelten Alles, was die Tradition noch als geheiligt achtete, als pro fan, mW verlangten, daß die Reform eine gründliche sey, daß sie zu ihrer Voll endung weder PricsterweiSheit noch Bücherweisheit gebraucht: die augenblick liche Inspiration, nicht gelehrte Studien, sollte den Prediger bestimmen. Die Alten, welche wegen der seltsamen Prediger, die ihren Beruf nur durch ihren eignen Willen und ihre Laune empfingen, ihre Kirche verlassen sahen, begannen zu toben, indem sie denjenigen, welche Religionsfreiheit in Anspruch nahmen, erwiderten, daß Religionsfreiheit nicht in einer Freiheit deS JrrthumS und der Schmähung bestehe , die eifrigen Verfechter der freien Auslegung verurtheilten diejenigen, welche anders als sie auslegten, zum Banne, ja zum Tode! Ein Schisma brach damals aus, und das Banner desselben wurde getra gen von Roger William, einem jungen im Jahre I6ZI angekommenen Theologen, den seine großen Kenntnisse, eine hinreißende Beredsamkeit und lie- benSwürdige Manieren zum Götzen des Volkes und der Geistlichkeit gemacht hatten. Zum Prediger von Salem ernannt, nahm er bald ein eigenes System an; er trennte seine kleine Gemeinde von den englischen und amerikanischen Presbyterianern, denen er vorwarf, daß sie nicht schriftgcmäß sepcn, d. h. mit dem Buchstaben der Bibel nicht übercinstimmten. Von einigen Schriftstellern als ein Verfechter thörichter und überspannter Theorieen dargestellt, hat Roger William in Anderen und besonders in Bancroft, dem gelehrten Geschichtsschreiber der Vereinigte» Staaten, enthusiastische Lobrcdncr gefunden, die sich sogar nicht scheuen, ihn einem Sokrates und Newton gleichzustellen. UebrigenS war sein Wandel besser als seine Lehren. Der Hauptpunkt seiner Reform bestand in der Aechtung alles menschlichen Wissens bei den Dienern der Kirche und darin, daß er alle religiöse» Eeremonie» als ei»c Entweihung des Heilige» erklärte. „Wer kann," sagte er, „sich den ruchlosen Titel eines Jüngers Gottes an niaßen, ohne an den Heiligen und Gläubigen cmcn Rand zu begehen?" Als Befähigung zum Priesteramt erkannte er nur die wunderbaren Gaben der Gnade und eine besondere Sendung von Gott an. Ohne diese war cS ein Un- recht, die Welt zu belehren und zu taufe». Welche Achtung verdienten also diejenige» Kirchen in Europa und Amerika, die, ohne Rücksicht auf eine beson dere Sendung, sich die Ausübung der religiösen Gebräuche angemaßt hatten! Die göttliche Gnade, fügte William Hinz», habe in Wahrheit einige Aethiopier weiß gemacht, die Flecken einiger Leoparden abgcwaschen, und aus einem klei nen Reste von Zuneigung rechnete er Cotton unter diese Zahl: aber dies sey nicht genug, um eine Kirche zu gründen. Nach den gebräuchlichen Anklagen der römischen Kirche, als der einzigen Ursache des Verlustes der christlichen Ueber- lieserung, zog William veu praktischen Schluß, daß alle Parteien in gleicher Weise erkommunizirt werden müßten. Alle ReligionS-Partcien Neu-EnglandS antworteten hierauf ebenfalls mit dem Banne. Um die Wirkung der Pre digten deö jungen Reformators sogleich zu hemmen, hatte man beschlossen, ihn nach Europa zurückzuschicken; doch erhielt er Kunde davon und entging diesen Nachstellungen. Da er das Eril in den Wäldern dem Aufenthalt in seinem Vaterlande vorzog, vielleicht auch getäuscht von der Hoffnung, in diesen wü- sten Gegenden seine ephemere Republik zu gründen, zog er sich mit einigen sei-