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A Vesper in -er SliMenkirchc. i Dresden, Sonnabend, den 12. März 1898, nachm. 2 Uhr. 1. H^räkudium und Auge für Orgel sl'-moll» von Ludw. Krebs. 2. Motette von Immanuel Fa ißt. Fürwahr, er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen. Er ist um unserer Missethat willen ver wundet und um unserer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, daß wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilet. 3. Arie aus der „Aoliarmes-H'asston" von I. S. Bach, gesungen von Frau Tilly Braun. Zerfließe, mein Herze, in Fluthen der Zähren dem Höchsten zu Ehren. Erzähle der Welt und dem Himmel die Noth, dein Jesus ist todt! — -t. Gemeinde: Gesangbuch Nr. 86, I. Jesu, meines Leben, Jesu, meines Todes Tod, der du dich für mich gegeben in die tiefste Seelennoth, in das äußerste Verderben, nur daß ich nicht möchte sterben: Tausend tausend mal sei dir, liebster Jesu, Dank dafür. Vorlesung. 5. Geistliches Lied von Job. Wolfgang Franck, gesungen von Frau Tilly Braun. An deinem Kreuzesstamme, Herr Jesu, laß mich steh'n und heil'ger 'Andacht Flamme durch meine Seele geh'n. Ach, daß du hast vergossen dein theures Gottesblut, das ist auch mir geslossen, das kommt auch mir zu gutl Obgleich auch mein Verschulden dich solche Qual und Noth, mein Heiland, ließ erdulden im bittern Kreuzestod, soll ich doch nicht verzagen um meine Sünd' und Schuld: ich weiß, du willst mich tragen mit göttlicher Geduld. So sprießt aus deinen Wunden die sel'ge Wunderblüth', die löstet sanft gesunden inein sehnendes Gemüth: das Heil ist mir gegeben, seit du, Herr, für mich starbst und mir das ew'ge Leben durch deinen Tod erwarbst. 6. Achill. Motette (op. 99, Nr. 5) von Ost Wermann. O Liebe, die die blut'gen Hände vom Kreuz nusbreitet aller Welt, daß sie ihr Heil und Rettung spende, gequält, gelästert und entstellt; v Liebe, die sich selbst geboten für diese Welt, die sie erwürgt, zum Tode schritt, ach für die Todten, und sterbend Leben noch verbürgt. O Liebe, die auf reinem Herzen die ganze Last der Sünde trägt, und deren Herz in Todesschmerzen noch für die eignen Mörder schlügt, o Liebe, ich sinke überwunden vor deinem hohen Throne hin! Ich neige mich auf deine Wunden und fleh', o Liebe, nimm mich hin! Zu deinen Füßen laß mich weilen; durch deiner Liebes- thaten Macht laß meiner Seele Wunden heilen, bis du mir sagst: Es ist vollbracht! Mit deinem Geist vom Kreuzes stamme schwing auch den meinen himmelwärts; mit Fener- gluth, mit Gottesflamme belebe dies verarmte Herz. O laß aus den gebrochnen Augen, womit du liebend auf mich siehst, mich Kraft, dir nachzuschreiten, saugen, bis du mich gänzlich zu dir ziehst. Halt' du mich fest an deiner Seite, ich flehe, Herr, gedenke mein, bis du auch mir sagst: du wirst heute mit mir im Paradiese sein. (Viktor von Strauß.)