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Sächsische Elbzeitung Bad Schandau, Donnerstag, den 5. Februar jY2? Nv. 28 ffür eilige Leser. * Bei der außcrordcnilichc» Revision sämllichcr Akicnbcständc im Moabiter Iustizpalast wurde fcstgcstcllt, das; nicht weniger als 117 Strafakten gestohlen worden sind! * Bei der Insel Malta stiegen Wei Flugzeuge zusammen und stürzten ins Meer. Nähere Einzelheiten fehlen »och. * Der Emir Hassan, das Haupt der Familie des Drusen- sultans, hat sich nach einer Meldung aus Beirut de» französischen Behörden unterworfen. Der Drufcnfiihrcr selbst befindet sich als Flüchtling i» Transjordanicn. * Nach einer Meldung aus Washington hat der amerikanische Senat de» Dau vo» drei neuen Kreuzern mit ü> gegen 27 Stim men genehmigt. Die Bereinigten Staaten nnd Nikaragua. Washington. Die Regierung der Bereinigten Staaten bat dem Führer der Liberalen in Nikaragua, Saeasa, mitgctcNl, sie würde ihn nickt anerkennen, selbst wenn cs ibm gclänac, das ganze Land zu unterwerfen. Der konservativ Präsident, Diaz, werde bis zu den Wahle» des nächsten Jahres »Ls rechtmäßiger Präsident anerkannt bleiben. V Der mexikanische Aufstand noch nicht niedergeschlagen. Nach einer Mcldnng aus Mexiko hat am 1. Februar im Staate Jalisco ein heftiger Kampf zwischen Ansständischen und Ncgicriingssoldaten getobt, dem 21 Ausständische und mehrere Ncgierungsfoldaten zum Opfer gefallen sind. Die Zahl der Der- mundeten ist ebenfalls hoch. Ständige Wockenbcilagen: .M°N. „Vas Leben im Bild" Nichterscheinen einzelner Nummern infolge höherer Gewalt, Streik, Aussperrung, Betriebsstörung usw. berechtigt nicht zur Kürzung des Bezugspreises oder zum Anspruch auf Lieferung der Zeitung Tageblatt für die Enthält die amtlichen Bekanntmachungen für den Stadtrat, da» Amtsgeriqr das Hauptzollamt Bad Schandau, Finanzamt Sebnitz. — Bankkonten: Stadl- bank: Bad Schandau 12 — Ostsächfische Genossenschaftsbank Zweigniederlassung Bad Schandau Po;tjchelkkonto: Dresden SS 827 Fernsprecher: Bad Schandau Nr.'22 — Drahtanschrift: Elbzeitung Bad Schandau Erscheint täglich nachm. b Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. — Bezugs preis (in RM.) halbmonatlich ins Haus gebracht 90 Pfg-, für Selbstabholer 80 Pfg. Einzelnummer 10 bzw. 15 Pfg. — Bei Produktionsverteuerungen, Erhöhungen der Löhn« und Materlallenpreise behalten wir uns das Recht der Nachforderung vor «erstanden, das; die Bereinigten Staaten das Recht der Inte r- vention ausübc», um die Unabhängigbeit Niliaragiins zu sichern nnd eine Negierung aufrecht zu erhalten, die in der Lage ist, Leben, Eigentum und persönliche Freiheit zu schützen." Präsident Wilson stimmte diesen Vertragsbestimmungen mit Begeisterung zu: ratifiziert wurden, sic. trotz heftigen Wider standes in den anderen amerikanischen Republiken, erst im Februar 1010. Seitdem ist Nikaragua wie Haiti amerikanisches Schutzgebiet. Von ihrer Schutzhcrrschaft macht die Union setzt in ihrem Interesse in vollem Matze Gebrauch. Sic wird nor Mexiko gcwitz keinen Schritt zurückwcichen, (Mexiko aber wohl keinen Krieg mit der Union wagen im Angedenken seiner Kriegsverlustc — Kaliforniens, Ncumexikos und Texas' — an die Union). Der Nikaraguakanal wird jedoch wohl in den mich- sten Jahren vollendet werden, da der steigende Verkehr Nord amerikas ganz besonders mit Südamerika — wohin der euro päische durch den Weltkrieg lahmgelcgt wurde — von dem Pa- namakanal allein nicht mehr bewältigt werden kann. - Sächsische Schweiz Tageszeitung für die Landgemeinden Altendorf, Kleingießhübel, Kleinhenyer». dors, Krippen, Lichtenhain, Mittelndorf. Ostrau, Porschdorf, Postelwitz, Prossen, Rathmannsdorf, Reinhardtsdorf, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wendischfähre, sowie für das Eesamtgebiet der Sächsisch-Böhmischen Schweiz Druck und Verlag: Sächsische Elbzeitung, Alma Hieke, Inh. Walter Hieke Verantwortlich: K. Äohrlapper Anzeigenpreis (in RM.): Dir 7gespaltenc 95 mm breite Petitzeile 15 Pfg., für an», wärtige Auftraggeber 20 Pfg., 85 mm breite Reklamrzeile 80 Pfg. Tabellarischer Satz nach besonderem Tarif. - Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt. Anzeigenannahme für alle in- und ausländischen Zeitungen * Im Laboratorium der Newporter Filmanlngc des Uni- vcrsal-Films verursachte eine Explosion ein Grotzfeucr, das zwei Film-Negative im Werte von 3 Millionen Dollar vernichtete. Das mittelamerikanische Kanalproblem. . Vo» Carl S ch m e l tz e r < Stettin Die gegenwärtige» politischen Verwickelungen in Nikara- gua zwischen der Union und Mexiko lassen cs geboten ersehet- ne», einen Blick auf die Vorgeschichte des mittelamerikanischen Kanalproblcms zu werfen, da cs doch lediglich die Kanalinter essen waren, welche die Union veranlatztcn, zuerst die Provinz Panama zu annektlcreu und dann in Nikaragua festen Futz zu sasscn. Schon 1850 kam ec- nach langjährigen Vorverhandlungen mit den Republiken Kolumbia und Nikaragua zwischen Amerika und England zu dem berühmten Kleryton-Bulver-Vertrag, der eine gemeinsame amerikanisch-englische Kontrolle des geplanten, den Pazifik mit dem Atlantik verbindenden Kanals sestsetzte. Je mehr sich aber das Selbstbcwutztsein und die Macht des jun gen Niesen hoben, desto stärker wurde gegen die seine Inter, essen cincngende Bestimmung der „gemeinsamen" Verwaltung Sturm gelaufen, so datz Blaine eine mit Beifall in der ganzen Union aufgcnommcnc Erklärung vom 10. November 1881 fol- genden Inhalts abgcben konnte: „Unsere Regierung wird sich nicht zur Verewigung eines Vertrages verstehen, der unsere ge- rechten und lange begründeten Ansprüche aus die Vorherrsckzaft aus dem Kontinent verkümmert." Diesem Druck mußte England schlictzlich weichen zu einer Zeit, da seine Weltmacht an mehreren Stellen bedroht war. Es hat sich 1001 in dem Hay- und Pauncccfote-Vertrag von der Kontrolle des Kanals zurückziehen und dessen Bau Amerika allein überlassen müssen: seine grötzte Niederlage aber erlitt es 1011 durch die Weigerung der Union, die Gleichberechtigung aller Schiffahrt treibenden Nationen im Panamakanal wieder einzuführe». Der Sieg des jungen Niesen über seine Mutter stärkte sei» neu Willen, allen Hindernissen in der Auswertung des Kanal- daucs mit dem rücksichtloscsten Nachdruck zu begegnen, so daß sich in der Union der Gedanke Bahn brach, den mittelamerika- nischcn Kanal nicht nur zu bauen, sondern auch gegen alle inter nationale Fälle für die amerikanische Schiffahrt territorial zu sichern. So kam es unter Roosevelts Präsidentschaft 1008 zu der gewaltsamen Losreißung der Provinz Panama von der Republik Kolumbia. Jenes, das sogenannte schwärzeste Blatt in der amerikanischen Geschichte, unterstrich Roosevelt 1911, als es sich um Festlegung der Geldcntschädigung Kolumbias handelte in einem öffentlichen Vertrag mit folgenden geflügelten Wor- ten: „Ich bin am Panamakanal Interessiert, denn ich brachte ihn in Gang. Hätte Ich die üblichen konservativen Methoden ein geschlagen, so hätte Ich dem Kongreß ein würdiges Staatspapier von vielleicht 200 Selten überreicht, und die Rederei würde jetzt noch nicht zu Ende sein. Aber ich habe die Kanalzone genom men, ich ließ den Kongreß reden, und während er redet, wird der Kanal gebaut." — Ein würdiges Stück des amerikanischen« «Imperialismus. Gleichzeitig interpretierte Roosevelt die schon vor Ihm ver- schieden ausgelcgte Monroedoktrin so, daß die Vereinigten Staa- ten auf Grund derselben das Recht und die Pflicht hätten, ame rikanische Republiken nicht nur vor einem Einschreiten von außeramerikanischen Mächten zu bewahren, sondern gegen jedes amerikanische Land, das sich schlecht führe, z. B. Schulden mache, oeren Wiedergabe nichi gesichert jel, emzmchrencm Dieje Aus- legung lief auf eine Art Polizcigewalt der Union gegenüber den anderen amerikanischen Staaten hinaus — das war Roose velts berühmter „big stick" (großer Stock): dadurch gewcmn Man auch die Handhabe gegen Nikaragua zur Ausgestaltung des zweiten mittelamerikanischcn Kanalprojektcs. Staatssekretär Knox entwarf den ersten Nikaraguavertrag: die Finanzen der ewig bankerotten Republik sollten mit Unionskapital saniert werden; dafür sollte sie ihre Finanzvcrwaltung durch Unions- beamte anerkennen, und auf eine weitere Zahlung von 0 Mil lionen Dollar hin, sollte die Union das ausschließliche Recht erhalten, einen interozeanischen Kanal durch das Gebiet der Republik zu bauen mit der Ueberlassung der Fonsecabai als Flottenstützpunkt der Vereinigten Staaten. Obwohl sich gegen diese Bestimmungen eine heftige Opposition in den mittelameri- konischen Republiken und in Südamerika erhob, da diese Län- der ihre eigene Selbständigkeit durch die Union bedroht sahen, verschärfte Bryan 1918 diese Forderungen noch besonders durch den Passus: die Regierung Nikaraguas erklärt fick damit ein- Das Programm des neuen Kabinetts Der Inhalt der RegierungserMung. Die Spannung in bczng auf die für die Reichstags, sitzuug von Donnerstag angesagtc Erklärung der neuen Regierung war schon vorher ans das höchste gestiegen. Zahlreiche Gc te gingen in dicfcr Beziehung um, doch unterlief dabei ,.cher viel Unrichtiges. Nach Mitteilungen von in der Regel gut unterrichteter politischer Seite glie dert sich der Inhalt der Erklärung im wesentlichen wie folgt: Die Regierungserklärung des Reichskanzlers für das neue Kabinett beschäftigt sich zuerst mit der Austcn- Politik. Hcrvorgchobc« wird, das; der bisherige Kurs für gegenseitige Annäherung der Staaten weiterhin bci- behaltcn werden soll. Der Reichskanzler wird das Auf- Hören der Militärkontrollc und der damit von der Gegen- feite zugcstandencn vollkommenen Entwaffnung Deutsch- laudö erwähnen und dabei crnent ans daS Widersinnige einer weiteren Besetzung der Rhein lande durch fremde Truppen Hinweisen. Dann wird auch der Ausbau deö Handelsvertrag netz cs mit den fremden Völkern betont, wobei in erster Linie auf die jetzt schwebenden Verhandlungen mit Polen nnd Frankreich hingcwiescn wird. Bei den Fragen der inneren Politik wird die schleunige Änderung des Wahlrechts zum Reichstag als dringendste Ausgabe erwähnt. Ein Hinweis auf die Erfahrungen, die man infolge der Zusammensetzung des Reichstages unter dem jetzigen Wahlrecht gemacht hat, folgt, besonders unter Be rücksichtigung der Erfahrungen während der letzten langen Rcgiernngslrise. Ferner kommt die Ankündigung eine« weiteren Fortschrcitenö ans dem Wege der sozialen Ge setzgebung. Gefordert wird die Verabschiedung des ArbeitszcitgesctzcS, wobei cö gilt, die Interessen der Arbeiterschaft mit denen der Arbeitgeber zu vereinen und gleichzeitig dadurch die Ratifikation des Washing toner Abkommens zu ermöglichen. Für daS Rcichö- schulgesetz, das von allen Seiten so Heist umstritten wird, ist angeblich eine Form gefunden worden, die cö erlaubt, die Bedingungen der Ncichsverfassnng mit den Wünschen der einzelnen Konfessionell nnd dex Eltern schaft in Einklang zu bringen. > * Oie parlamentarische Behandlung. Abmachungen über das N e i ch s f ch u l g e s e h. > In parlamentarischen Kreisen sieht man mit Er wartung der Regierungserklärung des neuen Neichs- kabinetts am Donnerstag entgegen. Die Neichsregierung hat in ihrer Mittwochsitzung diese Regierungserklärung beraten. Sie soll, wie man hört, sehr umfangreich sein und sich im wesentlichen auf den Richtlinien anfbaucn, die zwischen den neuen Regierungsparteien vereinbart worden sind, ergänzt durch die Erklärung zu den Fragen der Steuer-, Finanz- und Wirtschaftspolitik, über die Dr. Brauns und Dr. Curtins in den Tagen vor der Er nennung des Kabinetts vcrhatzdclt haben. Wie es heißt, wird am Beginn der Regierungserklärung ein starkes Be kenntnis zur Deutschen Republik abgegeben werden. Nach der programmatischen Erklärung des Reichs kanzlers wird in den Beratungen des Reichstages eine kurze Pause eintrctcn, die von den Fraktionen zur Be sprechung über den Inhalt der Regierungserklärung be nutzt werden wird. Es ist beabsichtigt, daß die Regie rungsparteien zunächst eine kurze gemeiusame Erklärung abgeben lassen, daß sie aber auch einzeln Gelegenheit zu längeren Erklärungen nehmen werden. Es ist vorgesehen, daß jede Fraktion zwei Redner vorschickt, um sich mit der neuen Regierung anseinanderzusetzen. Man rechnet damit, vag die Auchprachc im Reichstag am Sonn- abend beendet sein und daß dann über. die Vertrauens- und M i ß t r a u e n s a n t r ä g e, die von den Parteien eingebracht werden, abgcstimmt werden wird. Es ist zweifellos, daß die neue Rcichsregierung zunächst eine parlamentarische Mehrheit hinter sich haben wird. In parlamentarischen Kreisen verlautet, daß unter den neuen Regierungsparteien die feste Abmachung zu stande gekommen ist, unverzüglich nach dem Abschluß der Etatsbcraiung im Reichstag den Entwurf des neuen Reichsschulgcsetzcs vorzulcgc». Kber dieses Gesetz werden unter den Regierungsparteien noch eingehende Verhandlungen stattfinden, und zwar ist vor gesehen, daß hierfür ein besonderer interfraktioneller Aus schuß eingesetzt wird, dem die sachverständigen kultur politischen Mitglieder der Parteien angchörcn werden. * Amtsübernahme durch MchSjuffizmimster Herst. > Für unpolitische Rechtspflege. ' Der neue Ncichsjustizministcr Hergt hat nunmehr sein Amt übernommen. Nach einer Begrüßungsansprache des Staatssekretärs Joel wandte er sich in längerer Rede an die Beamtenschaft des Ministeriums. Er betonte, die Rechtspflege solle und müsse unpolitisch sein und unbe schadet sachlicher Kritik vom öffentlichen Meinungsstreit unberührt bleiben. Indessen ist cs leider eine Tatsache, daß Rechtsprechung und Nichterstand in zunehmendem Maße ungerechtfertigten und übertriebenen An griffen und Kritik ausgesetzt seien. Der Rcichs- justizministcr habe hier eine politische Aufgabe allerersten Ranges, nämlich, die Unabhän gigkeit der Justiz zu schütze», das Vertrauen zu ihr im Volke zu stärken und das Ansehen des Nichtcr- standes zu sichern — eine Aufgabe, der er sich mit allen Kräften widmen wolle. Der Geist der Gerechtig keit werde für ihn bei seiner Amtsführung das oberste Gesetz bilden. * Zwei Dementis. Berlin, 2. Februar. Amtlich wird deka»»! gegeben: Ein Berliner Spätabcndblatt läßt sich aus Paris melden, daß die deutsche Negierung heute am Quai d'Orsay zwei Noten habe überreichen lasse». I» der einen Note sei von der Auflösung der Berliner Sektion des Wehrwolfs Mitteilung gemacht worden, die zweite Note dementiert das Gerücht, wonach der Kabinelts- beschluß über die letzten Instruktionen in der Entwaffnungs- frage nicht mit Zustimmung der deutschnationalen Minister zu stande gekommen sei. Wie wir vo» zuständiger Stelle erfahren, sind derartige Mit teilungen von feiten der deutschen Regierung oder deutschen Bot schaft nicht gemacht worden. Damit entfallen auch alle an die Meldung gelnüpstcn Schlußsolgcrungen der Blätter. Insbeson dere ist darauf hmzuwcifen, daß in der amtlichen Mitteilung über die betreffende Kabinettssitzung vom 31. Januar ausdrücklich fest- gestellt worden war, daß die neu ernannten Minister, welche die Geschäfte noch nicht übernommen hatten, an der Sitzung nicht teil nahmen. Halbmast für den verstorbenen Kaiser von Japan. Berlin. Am 7. nnd 8. Februar werden anläßlich der Be- erdigungsseierlichkeiten für den Küfer von Japan das Palms des Reichspräsidenten, die Reichskanzlei und die Reichsmims c' ricn halbmast flaggen. Am 7. Februar setzt die Neichsmanne die Flaaaen auf Halbstock.