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Nr. Üt40 — V. JaHrnang TonnerStag de» LO Oktober IVIo o»«n d?1. eol»«l > ?i. i» "S -1. ^Blöcken iSkk. «SM. tNl! WkKI «rbringer die« von »Pfund j ncd" » Z«««be. !S. 0U. 1910 SiilhßslhkNolksMng «rscheiiii tigltch nachm, «tt «utnahme der Eon», und Festtage. -WL" N«"L?'LL'WL-N« Unabhängiges Tageblatt DeuNchIand?ret Hau» »,L» ^ —' —' —' 7zZ für Wahrheit, Recht und Freiheit MsSaab« Ohne illustrierte Betrage viertel! 1,80 Dr-rden d. Boten In ganz ^ ».»» Ft. - «tnzel-Br. IO 4 - Inserat« werden die «gespaltene PetttzeUc oder deren Raum intt 1L Reklamen mit 8« 4 dte Zeile berechnet, bei WIederhotungra entsprechenden Rabatt «uchdrnlkeret, Redaktion und tSeschiiftSftelle, Dresden, Ptllot»er «traft« 4». — Fernsprecher I»«« Für Rückgabe nnvrrlau Redaltion» ,uat. «chrtststücke keine Verbindlichkeit .Sprechstunde: 11—IS Uhr. kitte probieren 5ie unseoen lioettfeinen Familien-Kaffee per ?fun<^ /V^s-ck 1.35. Gerling 8- siocßstroti, ffresäen. Piiocssi'IgkdN In sllsn 8t:scitts»«n. Ntö 'MSSSSSSSSSSSSSSSSS^S^SS'SSSSWÜ^WS^SSSS « Portugiesische Lehren. Dresden, den 19. Oktober 1910. Man darf es nach den bisherigen Meldungen als Tat sache aussprechen: Der Thron des Hauses Braganza-Koburg ist von der anti monarchischen Presse zer trümmert worden. Und die grauenvolle 'barbarische Verfolgung der katholischen Priester durch die revolutio näre Soldateska und den Lissaboner Pöbel ist die Folge einer jahrelangen systematischen Verhetzungsarbeit der kir chenfeindlichen Freimaurerpresse, die in Portugal die Massen beherrschte, während die monarchische und besonders die positiv katholische Presse ein Aschenbrödeldasein fristete. Jene Kreise, deren erste Pflicht es gewesen wäre, die Mon archie vor den Wühlereien der Republikaner zu schütz«':!, zeigten nicht das geringste Verständnis für die außerordent liche Wichtigkeit der Prefscfrage. Sie sahen ruhig zu, wie die Bevölkerung von der hauptstädtischen Presse Tag für Tag für den Umsturz bearbeitet und reif gemacht wurde. Auf alle möglichen Pläne verfiel man, um die Pläne der Freimaurer zu durchkreuzen. Auf den Nächstliegenden Ge- danken, nämlich die Bevölkerung der systematischen Verfüh rung und Verhetzung durch die umstürzlerische Freimaurer- presse zu entreißen, darauf verfiel man nicht. Man sah zu, wie die Uinstnrzpresse allmählich die ganze Bevölkerung in ihren Bann zog. Ja, man brachte der wilden Hetze gegen Kirche und Klöster sogar ein gewisses Wohlwollen entgegen, weil man sich der stumpfsinnigen Hoffnung hingab, daß auf Liese Weise die Angriffslust der Menge von dem Throne ab und auf die Klöster hingelenkt würde. So verblendet kön nen Staatsmänner sein! Das berühmte Wort des alten Schweden Oxenstjerna wird da wieder einmal lebendig: Es ist unglaublich, mit wie wenig Vernunft die Welt regiert wird. — Beglaubigte Meldungen aus Portugal besagen, daß die reichen monarchisch gesinnten Familien schon seit Monaten über Hals und Kopf ihr Vermögen, unter großen Verlusten natürlich, ins Ausland brachten, da sie den Umsturz kommen sahen. Diese mehr vorsichtigen als tapferen Fami lien hätten sich die Verluste und Mühen ersparen können, wenn sie von ihrem Vermögen nur einiges darauf verlven- det hätten, um dem portugiesischen Volke eine starke monarchische Presse zu geben. Aber sie haben ver mutlich in ihrer Verblendung die giftige Schlange, die sie fürchteten, am eigenen Busen genährt, sic »varen wahr scheinlich selber die eifrigsten Leser der Umsturzprefse. Mit solchen Freunden der Monarchie lassen sich freilich keine Throne retten. Mit Leuten, die mit ihrem eigenen Gelds aus purem Unverstände oder ans sträflichem Leichtsinne den grimmigen Feind der Monarchie unterstützen, ist einem Könige wenig gedient. So kam es, daß allmählich ganz Lissabon von den republikanischen Freimaurern unter wühlt war. Die Freimaurerpresse dehnte ihre Herrschaft auch auß die Armee aus, so daß das .Heer und die Marine des Kö- nigs allmählich zu einer Wehnnacht der Freimaurer wirr- den. Wie der Frosch, der angesichts der herannahenden Giftnatter wie gebannt regungslos bleibt, so ähnlich war es mit den maßgebenden Kreisen in Portugal gewesen. Sie waren zu faul oder zu feig oder zu dumm, um sich vor den Umtrieben der Freimaurer zu retten. Statt sich offen und tapfer mit dem königstreu gebliebenen Volke zu verbinden, paktierte man lieber mit dem Feinde, um eine Galgenfrist zu erhaschen. Mit solchen Mitteln werden natürlich keine Monarchien gerettet. Als vor z>vei Jahren Dom Carlos und Kronprinz Louis einem revolutionären Attentate zum Opfer fielen, da haben viele gehofft, daß nun der portugie sische Hof vielleicht doch zur Einsicht kommen und das feige Paktieren mit den Revolutionären aufgeben werde. Aber statt dessen opferte man den Revolutionären den einzigen Mann, den sie fürchteten, Ioao Franco, der allein im stande gewesen wäre, der feigen Mordbuben Herr zu wer den. Die republikanische Presse ließ nun weiter das Volk nach Herzenslust verhetzen und verführen. Niemand kümmerte sich um die von einigen Opferwilli gen, für die gute Sache begeisterten Privatleuten heraus gegebene monarchische Presse, die ihr schwaches Stimmlein für die Sache des Königs erschallen ließ und die angefein dete Kirche verteidigte. Niemand rührte sich, als die Re- dakteure deS „Portugal" — das ist das monarchische Blatt der portugiesischen Hauptstadt — fort und fort von dem republikanischen Pöbel bedroht wurden und für die Wahr heit und Gerechtigkeit nur mehr unter täglicher Lebensge fahr Zeugnis geben konnten. Die republikanischen Frei maurer wußten genau, daß ihr einziger ernster Gegner das kafhylische monarchische Blatt sei. Nur bei Hofe merkte mau nichts hiervon. Als daun die Revolution losbrach und die Königliche Familie, verlassen von England und ver raten von der Regierung, deren Schutze sie sich anvertraur hatte, im Schatten der Nacht nach Gibraltar floh, da war es eine der ersten Taten der Revolutionäre, daß sie die ihnen so unangenehme und gefährliche Stimme der Wahrheit und Gerechtigkeit „Portugal" stumm machten. Sie zerstörten die Druckerei und das Redaktionsgebäude und ermordeten den Redakteur des Blattes de Mathos, der als Blutzeuge der Kirche und der Monarchie gestorben ist. So sehr haben die Freimaurer die Macht des kleinen Blattes „Portugal" gefürchtet, sie, die eine tausendmal stärkere Presse in Lissa- bon ihr eigen nannten. Sie wußten eben, was die Presse heute bedeutet, nur die Kreise, für die sich Mathos ermorden ließ, kennen diese Bedeutung noch immer nicht. Sie haben kein Verständnis für den Wert einer ruhigen, den Umsturz bekämpfenden Presse. Die Tage von Lissabon sind auch für andere Länder überaus lehrreich. Auch dort kämpfen einige wenige opfer- niütig für eine starke christliche und monarchische Presse, für die Befreiung der Bevölkerung von der Freimaurer- Presse. Aber auch hier zeigen gerade die Berufenen einen erstaunlichen Mangel an Verständnis für das große Befrei ungswerk. das zugleich ein Dersicherungswerk ist, nicht nur für die christliche Kultur und Kirche, sondern auch für die Monarchie- Politische Rundschau. Dresden, den 19 Oktober 1910. — Der Vorstand des Deutschen Städtetages hat auf 'Antrag des Rates zu Dresden beschlossen, eine Petition an Äen Reichskanzler, den BundeSrat und den Reichstag um 'Ergreifung von Maßregeln zur Behebung der Fleischteuerung zu richten. Die Vorschläge werden sich in der Richtung ijener Petition bewegen, welche die städtischen Körperschaften an die sächsische StaatSregieruug eingaben. — Da» Kurpfuschergesetz ist ausgearbeitet und vom BundeSrat auch bereits angen«mmen worden; es wird dem Reichstage schon vor der Wiederaufnahme der Sitzungen zugehen und wahrscheinlich am ersten Sitzungstage beraten werden. — Die reichsgesetzliche Regelung de» AbdeekrreiweseuS steht bevor. Das Reichsamt deS Innern hat einen Entwurf auögearbeitet, der noch diesen Herbst dem Reichstage zu gehen wird. — Ehrungen für Admiral v. Prittwitz und Gaffron. Dem bisherigen Stationschef Admiral v. Prittwitz und Gaffron wurden bei seinem Scheiden aus dem Amte außer gewöhnliche Ehrungen 'dargebracht. Das Wachtschiff feuerte Salut, die Kriegsschiffe'hatten die Sonntagsflaggen gesetzt, und die Besatzungen begrüßten den Scheidenden mit drei fachem Hurra. Das Admiralspaar fuhr nach Berlin, wo es seinen nunmehrigen Wohnsitz nimmt. — Die deutsche Regierung gegen französische Schmutz literatur. Vor einigen Tagen war die Nachricht in Um lauf gefetzt worden, daß die deutsche Negierung in Paris Schritte getan habe, um die Einfuhr fremder Schmutzlite ratur nach Deutschland und ihr Angebot an Schüler höherer Lehranstalten zu verhindern. Es ist zu bedauern, daß die Meldung überhaupt in die Oeffentlichkeit gedrungen ist. und dazu der Name einer der in Betracht kommenden fran zösischen Verlagsbuchhandlungen genannt wird. Denn da es sich uni ein beantragtes Belchlagnahiueverfahren handelt, liegt nun die Gefahr nahe, daß die beteiligten Buchhand lungen gewarnt worden sind und Vorkehrungen treffen werden, daß man bei etwaigen Haussuchungen kein Mate rial vorfindet. Zwischen den Regierungen Deutschlands und Frankreichs herrscht in der Frage der Bekämpfung der Schmutzliteratur und -er durch sie erfolgten teilweisen Verseuchung der Jugend die größte Uebercinstimmung, und es ist daher mit Sicherheit anzunehmen, daß es beiden Ländern gelingen wird, diesem Unwesen, das einen sehr be trächtlichen Umfang angenommen hatte, wirksam entgegen zutreten. — Die Deutsch-Südwestafrikanische Bodenkreditbank. Es war gemeldet worden, daß die Deutsch-Sdüwestafrika- nische Bodenkreditbank unter der Firma „Südwestafrika- nische Bodenkreditgesellschaft" mit dem Sitze in Berlin ins Leben getreten sei. Als Gegenstand des neuen Unterneh mens wurde die Gewährung von Boden- und Kommunal- kredit in Deutsch-Südwestafrika bezeichnet, und gleichzeitig wurde mitgeteilt, daß nach Maßgabe der Satzungen die Gewährung hypothekarischer Darlehen und die Ausstellung von verlosbaren und unverlosbaren Hypothekenpfandbrie fen gestattet sei. Ebenfalls sei das Institut zur Gewährung nichthypothekarischer Darlehen an Vezirksverbände und Kommunen der Kolonie unter bestimmten Bedingungen befugt. Wie uns mitgeteilt wird, sind diese Mitteilungen unzutreffend, da die Deutsch-Südwestafrikanische Boden kreditbank bisher noch nicht ins Leben getreten ist. Ihre Errichtung war vor kurzem Gegenstand einer Beratung im Reichskolonialamte, an der außer den Interessenten auch Vertreter mehrerer preußischer Ministerien teilnahmen. In diesen Verhandlungen wurde zwar die Notwendigkeit, dem Bedürfnisse Südwestafrikas nach Hypothekar- und Kommunalkredit abzuhelfen, allseitig als dringend aner kannt, anderseits aber gegen die Organisation des Insti tuts in Form einer selbständigen Hypothekenbank von ver schiedenen Seiten so schwerwiegende Bedenken geltend ge macht, daß zunächst noch in eine weitere Prüfung dieser Frage eingetreten werden muß, die selbstverständlich nach Möglichkeit beschleunigt werden wird. Der Kolonialkon greß hat sich in einer anderen Richtung festgelegt: er wünscht eine staatliche Bodenkreditanstalt, damit das Großkapital nicht zu übermächtig werde. — Wie dte protestantische Mission unterstützt wird, sah man an einer großen Missionsversammlung, die un- längst in Berlin stattsand. Im Aufträge Ihrer Majestät der Kaiserin erschien dort der Kabtnettsrat Dr. v. Behr- Pinnow, die Oberhosmeisterin Gräfin Brockdorf und die Palastdame Gräfin Keller; im Aufträge der Frau Kron prinzessin deren Oberhosmersterin Freifrau v. Thiele- Winkler. Weiter sah man die beiden Präsidenten des Evangelischen OberkirchratS Wirk!. Geheimrat O. VoigtS und Oberhofprediger O. Dryander, den Präsidenten de» Brandenburgischen Konsistoriums Steinhaufen, den Direktor der Berliner Stadtmission Hofprediger Ohly, den Regie rungspräsidenten v. Schwerin au» Frankfurt a. O.. Direktor D. Spieker und viele andere bekannte Persönlichkeiten. Wollte man nicht auf katholischer Seite auch hieraus lernen? — Tic Glanzforderung des Hansabundes zertrümmert. Als der Hansabnnd auf den Handwerkerfang ausging, da legte er den Speck recht dick auf. Als eine Glanznummer des Hansabundes wurde gepriesen: Diskontierung der Buchforderungen! Die Redner des Hansa bundes gaukelten den Handwerkern alle möglichen Dinge vor; so sahen diese im Geiste schon die Kassen sich öffnen und einen befruchtenden Geldstrom für das Handwerk fließen. Alle Not sollte gelindert sein, denn Bargelds konnte nun der Handwerker nach Belieben haben. Wir wiesen sofort auf den Pferdefuß hin und sagten: die Banken diskontieren Vuchforderungen nur dann, wenn sie die gesamten Verhältnisse des Handwerkers genau kennen und dadurch koinmt dieser in Abhängigkeit von der Bank, die auch ihre Provision und Zinsen rechnen muß. Wir warnten die Handwerker vor diesem Märchenschloß und forderten vom Hansabunde, er möge seinem und dem Publi kum überhaupt die Notwendigkeit der Barzahlung vorführen. Aber dafür sind wir von der Presse des Hansa-« blindes bös angehaucht worden. Jetzt jedoch haben wir das Vergnügen, uns auf eine ganze Anzahl von Berichten von Handelskammern zu stützen, die alle unsere Be denken unterstreichen. Die Handelskammer von Chem nitz machte den Anfang; nun folgen zwei süddeutsche Kammern: Die Handelskammer von Augsburg sagt? „Die volkswirtschaftliche Wertung des neuen Kredit- zweiges wird davon abhängen, ob er gegenüber den bis herigen Kreditformen, also gegenüber dem Blanko- und dem Wechselkredit innere Vorzüge aufzuweisen hat, die ihn befähigen, an Stelle oder neben diesen Kreditformen be sondere Aufgaben zu erfüllen. Es wird nun auch bei reif licher Prüfung schwer halten, solche Vorzüge nachzuweisen, wenn man die Entwicklung und den heutigen Zustand des deutschen Kreditsystems ins Auge faßt. Es mag richtig sei», daß in besonders gelagerten Wirtschaftsverhältnissen, wie sie etwa in Oesterreich gegeben sind, die Diskontierung von Buchforderungen bereits ein gutes Mittel zur Ver flüssigung der vorhandenen Kapitalien, zu rascherein und befruchtendem Umsatz der Werte, zur Stärkung der Be triebsfonds der gewerblichen und kommerziellen Unter nehmungen bildet. Für Deutschland liegt die Frage aber doch so: Paßt die neue Kreditform in unsere fortge schrittenen Zahlungssitten, in unser bereits hochentwickeltes Kreditsystem? Bietet sie den schon üblichen Kreditformen gegenüber Vorzüge? Die Frage ist zu verneinen." Die Handelskammer Augsburg resümiert dann: „Für Deutschland besteht ein Bedürfnis, die Dis kontierung von Buchforderungen zu propagieren, in keiner Weise. Dieser Kreditzweig bringt keine Verbesserung unserer Kreditorganisation." Noch schärfer äußert sich die Handelskammer Reut lingen, die die Ansicht vertritt, daß die Diskontierung und Beleihung von Vuchforderungen so sehr den bis herigen Grundsätzen von kaufmännischer Ehrlichkeit und Solidität im Warenhandel widerspricht, daß nur eine all« gemeine entschiedene Stellungnahme aller soliden Kreise von Industrie, Handel und Gewerbe gegen diese Neuerung empfohlen werden kann. Würde sie dennoch allgemeinere Ausdehnung gewinnen, so müßte unbedingt und sofort ge setzliches Eingreifen verlangt werden durch Einführung dev Registrierpflicht für alle Arten Verschreibungen, Beleihun- gen und Verpfändungen von Buchforderungen, um zu ver meiden, daß Täuschungen hervorgerufen und eine Mehr zahl von Kreditgebern zugunsten einzelner benachtei ligt wird." Die Handelskammer Bonn erblickt in der systematischen Diskontierung von Buchforderungen wohl auch eine Schä digung der Gläubigerschaft, warnt aber vor gesetzlichen Eingriffen und proponiert nach österreichischem Muster