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Dresdner Journal : 24.10.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188710241
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18871024
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18871024
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-10
- Tag 1887-10-24
-
Monat
1887-10
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 24.10.1887
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W 247. Monta,, de» Sä. Oktober, abend«. . t. t. »«» ». L. IktdrUok, . ... l8 H«b. tritt?o.t- onä ^Mriiol»: 4 »0 pk 8tEp«i.°"kt^ dümu. kroaoln« ttummoru: IO 9L 4ubüiickIxuugUU«dNbr«» r k'ür Uon tiuum siu« ssvipuibvosv 2»il2 bleiu« 8oiuik AO kk. Hot« „Liojs«»oät" äi« 2«U« bv l^k. U«i Dabollvo- «o6 Llli«ru»»t» «otipr. ^os,oll»^. Lr»eUel,»u, ll^Ii^b mit ituimutuu« 6« 8ooo- aoä koiortu^o ubouäa. b'mm-prvob-^uovtttu«: Ur. USK. Dres-nrrZomMl. Für dir «SesamtlettmiG v«annv»NUchl Otto Banck, ssrofeffor der kitteratur- and Aunstgeschichte. 1887, » Lr«xti««««, OommumouLr ä« l-roxtuor 4ourrml»; «»»dur, Vorlm-Mto» r»tpMM Uuoot Iroolu» »ruutt«» ». ».: et -«U»-Vio»-Su»v«, ^r»U rr»ok7«» ». >.- NL»«L«>! -tom«, kort» roockou >«rU» rr»»kt«t » N - «tottAort: /)aub« «- LÄ,' >«rU»t /»veU,ei«^tia«,t, SitrUt»! v. LtUU«« s»»»««: v Lenkst«,- L»u« ». ».r ««»t «» Oo 9»r»»m«b«r, Lvoi^l 8»p«titu>o <t« l-roxtu« 4ooro»l», vr«xt»o, Lvillgorotr »0 V«rn,pr»od-^,»od.u«: Nr. 1«». Nichtamtlicher Teil. Aetegvaphifche WacHrTicHten. Wien, 23. Oktober. (W. T. B.) Der König von Serbien machte dem Kaiser heute seinen Ab- schiedübesuch und begab sich alSdann nach Laren- durg, um sich von dem Kronprinzen und der Kron- Prinzessin zu verabschieden. Paris, 24. Oktober. (Tel. d. Dresdn Journ.) Die heutigen Morgenblätter sprechen sich über die Meldung von dem erzielten Einvernehmen zwischen England und Frankreich bezüglich der Neutralisierung deS SuezkanaleS sehr befriedigt ans. Die „Mpublique francaise" hofft, Alouren» werde eS verstehen den 1882 von der Regierung und der Kammer begangenen Fehler wieder gut- zumachen. Der ne«trale Kanal bedeute künftig ein neutrales Ägypten und die Anbahnung einer Herstellung freundschaftlicher Beziehungen zwischen Frankreich und England. London, 23. Oktober, abends. (W. T. B.) Auf dem Trafalgar-Square fand heute nachmittag wiederum eine Versammlung von mehreren Tau send beschäftigungslosen Arbeitern statt. Dieselbe beschloß, sich mit der Bitte um Beschäftigung an die Regierung zn wenden. Die Menge zog sodann ^iach der Westminister-Abtei, wohnte daselbst dem Gottesdienste bei und begab sich hierauf nach Trafalgar-Square zurück, wo sie sich in Ruhe zer streute. Dresden, 24. Oktober. Zum Stande der Sozialreform in England. L? Die wirtschaftliche Gesetzgebung deS deutschen Reiches hat vielfach in andern Ländern das Verlangen rege gemacht, auf entsprechendem oder wenigstens ähn lichem Wege soziale Reformen anzubahnen. Auch die Regierung und da- Parlament Großbritannien- nehmen sich der darauf hinzielendcn Bestrebungen mit Eifer an. Im Jahre 1885 erwählte das Unterhaus einen Ausschuß, welcher ein den englischen Verhältnissen an gemessenes System der allgemeinen Krankenversicherung und der Voriorge gegm Verarmung ausfindig machen sollte. Die Arbeiten dieser Kommission wurden durch die Auflösungen des Parlamentes zweimal unterbrochen, indessen immer wieder von einem neugewählten Aus schüsse ausgenommen. Der letzte derselben hat, unter dem Vorsitze Sir Herbert Maxwells, seine Aufgabe zu einem Abschlusse gebracht und das erhaltene Re sultat in einem für das Unterhaus bestimmten Berichte niedergelegt Von feiten der Regierung Deutschlands war die Kommission in ihren Arbeiten durch die Ent sendung des l)r. Aschrott aus dem ReichsversicherungS- amte unterstützt worden, welcher Herr der Kommission jeden gewünschten Aufschluß über die einschlägige deutsche Gesetzgebung und ihre Ausführung zu teil werden ließ. Der Parlamentsausschuß, dessen Untersuchungen sich ursprünglich auf alle gegenwärtig im Gebrauche stehenden und als bewährt empfohlenen Versicherungs systeme erstrecken sollten, hat sich unter dem Drucke der öffentlichen Meinung Englands und zahlreicher dem Parlamente zugegangenen Petitionen, in Wirk lichkeit nur mit einem vom Pfarrer Blackley aus Winchester ausgearbeiteten Projekt eingehend beschäftigt. Der Plan dieses englischen Geistlichen hat aus den ersten Anblick viel Bestechendes, und daraus erklärt sich die ungewöhnliche Teilnahme, ja Begeisterung, welche ihm m weiten Kreisen des englischen Volkes entgegengebracht wird, aber mit seiner Ausführbarkeit ist es schlecht bestellt. Doch vergegenwärtigen wir uns Zunächst die Grundzüge des ganzen Projektes! Feuilleton. Zum hundertjährigen Jubiläum von Mozarts „Don Juan." Mozarts Genius und seinen „Don Juan" preisen zu wollen würde nach hundert Jahren andauernder Liebe, Verehrung und Bewunderung seiten der musi kalischen Welt verspätet erscheinen. Diese Ausgabe ist literarisch vielseitig und seit langer Zeit erschöpfend gelöst. Interessanter für die Musikfreunde wird eS sich vielleicht erweisen, aus der Entstehungsgeschichte des genannten Meisterwerks, dieser „Oper aller Opern", wie sie u. a Hoffmann nennt, und mit Beachtung der Originalpartitur und späterer Aufführungen einige Mitteilungen zu machen, teils allerdings bekannte, teils aber auch noch unbekannte. Zwei neu erschienene Werke ergeben dafür schätzenswerte Vorlagen. Oskar Teuber hat eine auf sorgfältigsten Studien beruhende „Geschichte deS Prager Theaters" erscheinen lassen, in welcher natürlich des „Don Juan" und Mozarts An wesenheit in Prag ausführlich gedacht ist. Von Rudolf v. Freisauf liegt uns eine anläßlich der jetzigen hundertjährigen Jubelfeier durch die internationale Stiftung „Mozarteum" in Salzburg herausgegebene Schrift über Mozarts „Don Juan" 1787—1887 als Bettrag zur Geschichte dieser Oper vor. Freisauf hat Teuber, Jahn und überhaupt die reiche Don-Juau- Litteratur gewissenhaft benutzt, auch der Original partitur der Oper (deren schon in diesem Blatte kürz- lick gedacht wurde), dem Texte und dessen Übersetzungen, besonders auch den seitherigen Aufführungen de» „Don Mr Blackley geht von der wohlbegnindeten An sicht aus, daß eS unbestreitbar die Pflicht jede» Menschen sei, Vorsorge für die Zeit der Krankheit und deS Alter» zu treffen und daß, wenn die Mehr heit des englischen Volkes diese Pflicht nicht erfülle, der Staat die Berechtigung habe, sie dazu zu zwingen. Berücksichtigt man, daß kein Mensch, auch der nicht, welcher heute in den glänzendsten VermögenSumstäa» den lebt, voraussagen kann, ob er seinen Reichtum noch in der Zeit des Alters besitzen werde, so gelangt man zu dem Schluffe, daß die obligatorische Alters versicherung für jedermann in der That ein erstrebens wertes Ziel sei. Demgemäß verlangt Mr. Blackley, daß alle Engländer und Engländerinnen ohne Aus nahme gezwungen würden, einer staatlichen Bersiche- rungekasse beizutreten, sobald sie das 18. Lebensjahr überschritten haben. Zu dieser Kasse hätten sie auf einmal oder auch durch Abzahlung, aber jedenfalls innerhalb drei Jahren, 10 Pfund Sterling, also etwa» über 200 Mark, beizusteuern. AuS dieser Einzahlung erwüchse ihnen das Recht, wenn sie erkrankten, 8 Mark wöchentliche Unterstützung zu erheben, und nach vollen detem 70. Lebensjahre eine wöchentliche Pension von 4 Mark zu beziehen; in beiden Fällen aber nur, sobald die Unterstützung begehrt wird. Diese letztere Bestimmung ist eine der wesentlichsten des ganzen Projekts, denn Mr. Blackley hofft, und sicherlich mit Recht, daß alle Wohlhabenden auf die wenigen Shil» linge verzichten würden, dies aber bedeutete eine be trächtliche und, wie die Dinge liegen, unumgänglich notwendige Stärkung des finanziellen Untergründe» seiner Vorschläge. Die Einsammlung der Betträge und die Auszahlung der Unterstützungsgelder sollen die Postanstalten übernehmen. Die Ansichten über die Durchführbarkeit und den Nutzen des geschilderten Projektes gehen in England weit auseinander. Einflußreiche Kreise, vor allem die Geistlichkeit, haben sich Mr. Blackley enthusiastisch an geschlossen, die Volkswirtschafter und Statistiker da gegen, nicht minder die privaten Versicherungsgesell schaften und die freien Hilfskassen, welche sich in Eng land einer hohen Blüte erfreuen, erküren den Plan für schädlich und kaum durchführbar. Der Parlaments ausschuß hat den Vertretern beider Ansichten reichlich Gelegenheit geboten, ihre Meinung darzulegen. In seinem Berichte lenkt er die Aufmerksamkeit besonder» auf die Aussagen der befragten Arbeiter, weil an» ihnen unverkennbar der heiße Wunsch hervorleuchte, daß man ihnen bessere Mittel an die Hand gebe und sicherere Wege als die bisherigen zeige, wie sie sich gegen Not in der Krankheit und im Alter schützen könnten In der That, so vortrefflich die freien HW- lassen auch immer sein mögen, eS giebt nur zu viele Arme, welche sich ihrer nicht bedienen wollen. Ent weder weil sie fürchten, bei eintretender Arbeitslosigkeit ihren Verpflichtungen nicht nachkommen zu können und damit all ihrer Einzahlungen verlustig zu gehen, oder weil die in Rede stehenden Kassen nicht selten zu sammenbrechen und ihre Teilhaber dann hilfloser sind als je zuvor, oder endlich weil der betreffende Arme gar nicht die intellektuelle und moralische Kraft besitzt, um sich einer der Kassen anzuschließen. Die Unter suchungen der Parlamentskommission haben leider nur zu sprechende Beläge für diese Thatsachen ans Licht gebracht. Man fragte Mr. Charles SymeS, einen Droschkenkutscher, welcher im Armenhaus erzogen wor den und demselben auch im Alter wieder anheimgefallen war, warum er sich niemals an eine ,Frisos suciot^, wie die Unterstützungsvereine aus Gegenseitigkeit in England heißen, angeschlossen habe. „Diese Idee, antwortete er, ist mir erst gekommen, als ich alt wurde, und es zu spät war. Denn unglücklicher Weise bin ich den Gedanken an das Armenhaus niemals losgeworden, mir war immer, als ob ich ihm unentrinnbar angehöre. Juan" ausführliche Berücksichtigung zugewendet. Sein höchst verdienstliches, mit liebevollem Fleiß auSgrführteS Werk wurde in letzterer Hinsicht von etwa 100 Büh nen des In- und Auslandes durch statistische Mittei lungen bereitwilligst unterstützt. Aus diesen Vorlagen sei mit freier Benutzung und verbunden mit eigenen Bemerkungen in möglichster Kürze zusammengestellt, was auf besondere Teilnahme in musikalischen Kreisen Anspruch machen dürfte. Die Oper „Don Juan" wurde von Mozart für Prag und zunächst für da- Personal der Bondinischen Opern gesellschaft geschrieben. Ter andauernde Lnthusia»- mus, mit welchem in Prag die „Entführung au» dem Seratt" und „Die Hochzeit deS Figaro" ausgenommen waren, die liebenswürdige Gastfreundschaft, die Be wunderung und begeisterte Verehrung, welche Mozart bei seinem Besuch in Prag anfangs deS Jahres 1787 sand, ließen ihn gern auf den Wunsch de» Direktor» Bondini eingehen, eine Oper für da» Prager Theater zu schreiben. Weitere Gründe dafür ergaben sich au» seiner bedrängten und pekuniär drückenden Lage in Wien. Dort sand er sich von Widerwärtigkeiten aller Art, von Brot- und Kunstneid und sebr wirksamen Jntriguen — namentlich von Salieri und seinem An hang ausgehend — umgeben. Einen Schutz dagegen gewährte selbst die Anerkennung und ein gewisse» Wohlwollen des Kaiser» Josef II. spärlich, welcher doch eigentlich an den Opern von Dittersdorf und Martin ein größeres Gefallen fand und Mozart» Verhältnisse erst dürftig verbesserte, al» e» zu spät war und der Tod seiner irdischen Gnade für den gott begnadeten Herrscher im Reiche der Töne den Rang abgewann. Wenn man mich gezwungen hätte, mir auf meine alten Tage eine Rente von 4 Schillingen zu sichern, wenn mir dadurch die Gewißheit geworden wäre, daß ich das Armenhaus vermeiden könne, fo würde ich viel leicht auch einer „trienül^ nooiet^" beigetreten sein. Aber ich war nun einmal in der elenden Gemüts stimmung, welche ich Ihnen geschildert habe, und die Tausende mit mir teilen." — Ein schottischer Gärtner, Mr. Nesbitt, erklärte, daß seine sieben Kinder, als sie von dem Plane Mr. Blackleys hörten, sogleich jeden Pfennig gespart und auf die Bank gebracht hätten. ,Lch bin glücklich", fügte er hinzu, „daß meine Kinder das nötige Geld beisammen haben werden, sobald das Gesetz in Kraft tritt". — Von den zahlreichen anderen Aussagen zu Gunsten deS Projektes seien noch die jenigen Sir Edward Walters erwähnt, des Gründers und Vorstehers einer Dienstmannsgenossenschaft in London, welche gegenwärtig 1600 Mitglieder zählt, und Mr. John Airds, eines Fabrikanten aus Bir mingham, der gegen 14000 Arbeiter beschäftigt. Diese beiden Herren haben unter ihren Arbeitnehmern eben falls obligatorische Versicherungskassen gegründet, welche auf dem Prinzip einer kurzen Besteuerung — hier 7 dort 9 Jahre — beruhen, sich vortrefflich bewähren und von den Teilnehmern sehr geschätzt werden. Die Einwände, welche gegen Mr. Blackleys Plan geltend gemacht werden, sind allerdings nicht weniger zahlreich und nicht minder schwerwiegend als die Be fürwortungen. Sie gehen wesentlich von den privaten Versicherungsgesellschaften aus und den Vorständen der weitverbeiteten „tneoäl^ sooivties". Jene legen dar, daß bei einer einmaligen Zahlung von 10 Pfund jedes Versicherung-pflichtigen die staatliche Kasse den Anforderungen, welche an sie gestellt werden würden, nicht genügen könne. Nimmt man an, daß die ein gezahlten Kapitalien sich mit 3 Proz. verzinseu, so würde sich eine einmalige Zahlung von 18 Pfund nötig machen; bei einer Verzinsung von 4 Proz. könnten vielleicht 11 Pfund 3 Schilling reichen, in dessen darf man für ein solch riesiges und verwickelte» Unternehmen auf keine höhere Verzinsung als 3 Proz. rechnen. Die Parlamentskommission hat nach ein gehender Prüfung diese Ansicht zu der ihren gemacht. Die frienäl^ »oeioti«« erklären, daß ihre Ent wickelung schwer leiden würde, wenn der Plan Mr. Blackleys zur Ausführung gelange. Sie berufen sich dabei aus den Niedergang der ffeien Kranken kassen in Deutschland, welche mit Mühe nur den Wettbewerb mit den staatlichen Kassen auszuhalten vermöchten. Diese Vergleichung ist, wie Or. Aschrott treffend auSsührte, nicht gerade glücklich gewählt, denn zwischen der deutschen Gesetzgebung und dem Plane Mr. Blackleys besteht denn doch ein gewaltiger Unter schied. Jene erstreckt sich nur auf die Arbeiter und kleinen Gewerbtreibenden, dieser dagegen will das ganze Volk, Arme und Reiche, Männer und Frauen, Arbeiter und Arbeiterinnen zur Versicherung zwingen. In Deutschland haben alle, die Beiträge zahlen, ein Anrecht auf Unterstützung und machen im Bedarfsfälle von diesem Rechte Gebrauch, der englische Geistliche dagegen gründet gerade seinen Plan auf die Voraus setzung, daß nur ein Teil der Versicherten seine An sprüche verfolge. In Deutschland werden die Beiträge aufgebracht durch Abzüge vom Lohne, sie sind dauernd und werden das ganze Leben hindurch bezahlt, Mr. Blackley dagegen fordert eine Beisteuer nur vom 18. bis zum 2l. Lebensjahre, oder sieht eS am liebsten, daß die 10 Pfund auf einmal entrichtet werden, da mit der Arbeiter über nene Ersparnisse nach seinem Gutdünken verfügen kön e. So schön das klingt und so gut es zweifelsohne gemeint ist, ausführbar dürfte eS kaum sein. Einmal werden in so jugendlichem Alter sehr viele Arbeiter und Arbeiterinnen gar nicht im stände sein, die 200 Mark aufzubringen, und wenn sie es sind, so werden sie Ausflüchte suchen, um sich der Zahlung der doch immerhin beträchtlichen Summe zu entziehen. Denn junge Leute lieben es nun ein mal im allgemeinen nicht, für die späte Zukunft zu sorgen, und die Entrichtung der 10 Pfund würde ihnen nur als eine überaus lästige Steuer erscheinen. (Und ferner die schwerwiegende Frage: sind denn alle Leute, welche ein hohes Alter erreichen, vom 70. Jahre an nur einer Unterstützung bedürftig, fobald sie krank sind? Werden nicht viele schon 10 Jahre früher ohne krank zu sein altersschwach und arbeitsunsähig? WaS böte diesen Hunderttausenden, die doch eingezahlt hätten, die neue Versicherung? Wer aus solchen Gründen z. B. im 68 Jahre anfängt zu darben, würde sich nur dann wieder erholen können, wenn es ihm gelänge, sich glücklich bis ins 70. Jahr hineinzuhungern. D. Red.) Neben diesen begründeten und allerdings den ganzen Plan Mr. Blackleys in Frage stellenden Befürchtungen hat sich der Parlamentsausschuß, dessen Mitglieder fast ausnahmslos Anhänger der Manchesterlehre waren, auch alle jene Einwürfe zu eigen gemacht, mit denen in Deutschland der Freisinn die soziale Gesetzgebung bekämpft hat. So giebt er in seinem Berichte unter anderem der Befürchtung Ausdruck, daß die staatliche Verwaltung der Unterstützung-kaffe zu kostspielig und die Simulationen von Selten der Versicherten zu zahl reich sein würden. Das Endresultat seiner Erhebungen ist ein völlig negatives. „Die Schwierigkeiten aller Art", heiß es in dem Berichte, „welche sich auf dem Wege einer allgemeinen Versicherung gegen Krankheit und Unfälle anhäufen, lassen eS der Kommission an gemessen erscheinen, irgend ein Gesetz, welches die obligatorische Versicherung fordert, nicht zu empfehlen. Dagegen hält sie es für ihre Pflicht, das Parlament darauf aufmerksam zu machen, daß es nötig sei, die Anstrengungen aller derjenigen zu regeln und zu er mutigen, welche den Arbeitern selbst Mittel an die Hand geben wollen, sich vor Not im Alter, in der Krankheit und bei Unglücksfällen zu schützen. Ja gleicher Zeit fordert sie, daß in den Volksschulen die Grundsätze des Spar- und Versicherungswesens gelehrt werden, und daß man vor allem die Jugend darauf aufmerksam macht, sich eine Rente für das Alter zu sichern." Also ganz das alte manchesterliche Rezept, dessen Wirksamkeit am besten durch eine Thatsache illustriert wird, welche wir demselben Kommlssionsberichte ent nehmen: Im Jahre 1885 beschlossen sämmtliche Arbeiterkrankenkas'en Englands, mit mehr als 600000 Mitgliedern, auch die Altersversorgung in ihr Pro gramm aufzunehmen. Und wie viel Arbeiter erklärten sich zu den nötigen Zahlungen bereit? V^er! Es steht zu erwarten, daß die zahlreichen Freunde der Vorschläge Mr. Blackleys eine lebhafte Debatte über den Kommissionsbericht im Parlamente selbst erheben werden. Es ist aufrichtig zu wünschen, daß diese Ver handlungen zu einem praktisch verwertbaren Ergebnisse gelangen. Tagesgeschichte. Dresden, 24. Oktober. Vom Reichs-Gesetzblatt ist das 41. Stück des Jahres 1887 heute hier ein getroffen. Dasselbe enthält lediglich: Nr. 1752) Be kanntmachung vom 20. Oktober d. I., die Einfuhr von Pflanzen und sonstigen Gegenständen des Garten baues betreffend. * Berlin, 23. Oktober. Se. Majestät der Kaiser, welcher sich gestern Nachmittag von hier nach Pots dam begeben hatte, um Ihrer Königl. Hoheit der Frau Prinzessin Wilhelm anläßlich ihres GeburtS- festes seine Glückwünsche persönlich abzustatten, ver weilte über zwei Stunden beim Prinzen und der Prinzessin Wilhelm im Marmorpalais und kehrte ->-»> - . —''n Mozart kam im Herbst 1787 in Begleitung des Abbate da Ponte, des Textdichters zum „Don Juan", nach Prag zurück, zwar keineswegs mit der fertigen aber jedenfalls teilweise schon vollendeten oder doch entworfenen Partitur des „Don Juan". Als Honorar für die Musik waren 100 Dukaten, dazu freies Quar tier in Prag festgesetzt; Mozart wurde auf dem Kohl markt in den „Drei Löwen", da Ponte im Hotel „PlatteiS" einquartiert. Sein Hauptquartier aber schlug Mozart in der reizenden Villa des ihm innig befreundeten Fräulein Duschek in Kosir auf. Diese Billa, die eigentliche Geburtsstätte des „Don Juan" in dem Weinberge „Bertramka" (heute zur Prager Vorstadt Schmichov Nr. 109 gehörig) ist durch den Aufenthalt Mozarts zu unvergänglicher Berümtheit gelangt. Ihre Erhaltung ist der kunstliebenden Familie Popelka zu verdanken, welche das Andenken Mozarts in hohen Ehren hält, und alles was die Tradition als „Mozar- tisch" bezeichnet, sorgfältig bewahrt und vor jeder Ver änderung behütet. Mozart wird in Briefen aus jener Zeit als äußerst liebenswert, anspruchslos und herzgewinnend in seinem Wesen geschildert. „Mit Vergnügen," heißt eS in einem Briefe, „denken seine Freunde an die schönen Stunden, welche sie in seiner Gesellschaft verlebten. Sie können fein gutes argloses Herz nicht genug rühmen; man vergaß ganz, daß man Mozart, den be rühmten Meister, den bewunderten Künstler vor sich hatte. Mit aufmunternder Achtsamkeit hörte er die Besuche junger Künstler an, und weckte durch liebe volle Beifallsäußerung da» schlummernde Selbstbewußt- sein." Bei der Komposition de» Don Juan muhte natür lich das ausführende Opernpersonal sehr berücksichtigt werden; die besonderen Ansprüche der Sänger bereite ten den Tonsetzern damaliger Zeit viel Schwierigkeiten. Die Bondinifche Truppe besaß in Ponziani für den Leporello einen Bassisten ersten Ranges als Sänger und charakteristischen Darsteller komischer Partien, einen nicht minder bedeutenden Sänger und Schauspieler im Bnritoiwlen Bassi, der als junger, schöner Mann von noblen Manieren zum Don Juan wohl geeignet war.*) Lolli sang den Masetto und den Commendatore, Baglioni den Octavio. Schwächer war das Damenpersonal, jedenfalls müssen jedoch nach den Aufgaben, die ihnen Mozart stellte, Therese Saporiti (Donna Anna), die Gattin des Jmpressario Bondini (Zerline) und Cata- rine Micelli (Donna Elvira) tüchtige, wohlgeschulte Sängerinnen gewesen sein. Das Orchester der Prager Bühne unter der trefflichen Leitung Strobachs war »war an Zahl der Mitglieder sehr klein, gehörte aber durch seine Leistungsfähigkeit nach dem Ausspruche Mozarts und anderer Tonmeister seiner Zeit zu den vorzüglichsten in Deutschland. E« zählte nur drei erste und vier zweite Violinen, zwei Violen, ein Violon cello, zwei Contrabässe, zwei Flöten, zwei Obo n, zwei Klarinetten, zwei Fagotten, zwei Waldhörner, zwei Trompeten und einen Paukenschläger Posaunen wur den nur nach Bedürfnis hinzugezogen. Der Chor war in jener Zeit bei den italienischen Truppen höchst schwach und mangelhaft und eS mußte daher von einer Benutzung desselben möglichst abge sehen worden. Wir finden in der Originalpartitur *) Bassi wurde noch lSlü schon mit völlig reduziert« Stimme in Dresden engagiert und blieb dort zuerst al- Bünger, dann el- Regisseur bi- 182b thütig.
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