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Aukchal -Zeitung Lokalblatt für Aue, Auerhammer, Zelle-Klösterlem, Nieder- u. Oberpfannenftiel, Lauter, BoSau, B-rnsbach, Beyerf-Id, ««chfenfeld imh die umliegenden Ortschaften. Erscheint «ittwoch», Kreitag» u »-««tag». Ubonnementsprei» incl. der 3 werldvollcn Beilagen vierteljährlich mit Bringerlohn 1 Mk. LV Pf. durch die Post 1 M. 88 Pf. Mit 3 iLustrirte« Aeittätter«: Deutsches JamiN-nSratt, Kute Heister, Zeitspieget. Verantwortlicher Redakteur: Emil chtgemeister in Aue (Erzgebirge). Redaktion u. Srpeditivn: Äee«, Marktstraß«. Inserat« die «inspaltig« Earputzeile 1V Pf., die volle Seite 30, >/, S. 20, >/« St.« Mk. bei Wiederholungen hoher Rabatt. Alle Postanstalten und Landbriestriger nehmen Bestellungen an. No. 38. Mittwoch, den 29. März 1893. 6. Jahrgang. bei Ueuiieidung zwang-weiser Beltreibung an die hies. Stadtsteuer-Einnahine a bzusühren sind. Aue, am 24. März 1893. Der WcrLb der Stcrdt. vr. Kretzschmar. K'ch. Bestellungen aus die er wieder als Kandidat ausgestellt wercen. Seine Teilnahme an der zweiten Lesung der Militärvorlage im Reichstage ist unwahrscheinlich. — Acht Generale tes preußischen Heere» sind zur Disposition gestellt worden. Bon einigen wußte man, daß sie ihr Abschiedsgesuch eingereicht hatten, von der Mehrzahl war dies jedoch nicht bekannt. — Der Sultan ist ein nobler Mann. Die Brillanten zum Orden EapriviS las er selbst au». Sie kosten 100 OVO Fl cs. — In diesem Jahre werden 60000 Reservisten und 60VV0 Landwehrmänner zu Hebungen eingrzogen werden. Uebungen von Elsatzreiervistrn finde» in diesem Jahre zum erstenuiale nicht statt. Es ist das ei» Zeichen dasür, daß man das Institut der Ersatzreseive auszugeben beab sichtigt. — Die Kriegsschiffe werden meersarben ängstlichen. Der zweckmäßigste Anstrich sür Panzerschiffe und Fahrzeuge der Nvreseestation ist hellgrau mit gelblicher Mischung, sür Panzerschiffe und Fahrzeuge der Ostseestation hellgrau mit etwa» bläulichem Ton. Für Torpedoboote beider Stationen schwarz. — DaS Kammrgericht in Berlin hat in einem Prozeß al» oberste Instanz den Grundsatz ausgesprochen, daß Schank« und Gastwirte »ährend ve. Sonntagsruhe keine Waren zur Mitnahme über die Straße verlausen dürsen, d. h. sie dürfen sie nicht verlausen, wenn ihnen bewußt ist, daß der Käufer sie nicht im Lokal verzehren will. zur Ausspielung gelangen. »on der Kommission als geregelt erklärt werden. Alle — Der Reichstags WahlauSfall in Olpe-Arn-berge ist übrigen Geschäfte gelten als gesperrt! Es ist offenkundig, ein klaffender Sprung im festen Turme des Zentrums. Der daß die Löhne der Berliner Schneider und Schneiderinnen Bekanntmachung. Am 31. März bez. 1. April d Z-. werden die ersten Termine der Landren te« und der Lande-brandkaffe (nach Höhe von 1>/o PlS- sür die Einheit) fällig, welche innerhalb der gesetzlichen Zahlungsfristen und zwar, die ersteren Abgaben bis zum 1. April 1893 Die Sparkaffe -er Stadt Aue ist jeden Wochentag von 8—12 Uhr Vormittags und 2—6 Uhr Nachmittags geöffnet u. verzinst die Einlagen mit 3'/, Prozent. (No. 665 der ZeilungSpreieliste) für das 2 Quartal 18S3 werden in der Expedition (Aue, Marklstraße), von den Aus trägern des Blattes, sowie den LLNdbriesträgeru jederzeit gern angenommen. Hrpe-ilio» der „Fuertyat-Aeituug," I da- LelbständigkeitSgefühl. Da- bewies HiglS Angriff auf Kelheim und beweist FusangelS Sieg in Olpe. ' — Die Zeitungen beschäftigen sich seit einiger Zeit mit !der epochemachenden Erfindung eines Schneidermeister- s Dowe in Mannheim, di« bezweckt, ihren Träger gegen s Gewehrkugeln zu sichern. E- handelt sich nm eine Art Schuhpanzer, der etwa 6 Psund schwer ist und den Leib de- Soldaten bedeckt, indem er über den Uniformrock ge knöpft wird. Der Panzer besteht aus Stoff, die Füllung ist Geheimnis de» Erfinder». Die Versuche, di« bei der 10. Kompagnie de» Mannheimer Grenadierregiment» vor genommen wurden, sollen gut au-gefallen sein. Sie wurden aus 400 Meter Entfernung vorgrnommen. Kein» der Geschosse konnte den Stoff durchdringen. Sie schlugen sich blatt und blieben stecken. Nur auf eine Entfernung von 100 bi« 200 Meter dürste nach Urteil Sachverständiger der Anprall d.S Geschosse- seine Wirkung dahin ausüden, daß der Soldat umgeworfe», vielleicht aus einige Zeit ohnmächtig, jedoch nicht getötet wird. — Am Mittwoch haben in Berlin an 4000 Schneider die Arbeit niedergeiegt. 26 Firmen haben die Forderungen bewilligt. Am Vormittag haben sich etwa 3000 Schneider und Schneiderinnen im „Feenpalast" eingefunden. Die die letzteren bis spätestens den 10. April 1893 ,vom Zentrum geächtete Redakteur FuSangel erhielt 12000 sehr gedrückt sind. Am schlechtesten zahlen die großen ! Stimmen und damit dreimal soviel, al- seine Grauer. Konftklivnsgeschäste. .Noch 1990 hatte der offizielle Zenlrumskandidat 15000 — Im Falle einer Reichskagsauflösung wird eine Kund- Stimmen erhalten, Auch in Zentrumswählern regt sich gedung des Fürsten Bismarck erwartet. Jeden,-Us wird Politische Nachrichten. Deutschland. Berlin, den 26. März. — Unter den Chicagoer Ausstellern befindet sich auch Kaiser Wilhelm. Er stellt eine Anzahl Kunstwerke au« seinem Privatbesitz aus. Ein amerikanischer Offizier kommt nach Berlin, sie abzuholen. — In der preußischen Klassenlotterie soll, wie es heißt, mit der nächsten Klosse eine ziemlich erhebliche Resorm Giltigkeit gewinnen. Daß die Zabl der Loose um 35 000 Stück, von 190000 aus 225000, vermehrt werden, ist b«kannt; zu gtricher Zeit sollen aber auch die großen Ge winne verringert, die kleineren Gewinne, namentlich die — — , - zu 5000 und 3000 Mk., so bedeutend vermehrt »erden/Versammlung erklärte, man werde dir Arbeit nicht aus- daß in Zukunft etwa 15 000 Gewinne mehr al- bisher nehmen, außer in den Geschäften, deren Lohnverhiltnisse zur Ausspielung gelangen. »on der Kommission als geregelt erklärt werden. Alle (Nachdruck verboten). Aeuilleton. Aus stürmischen Tagen. Roman von E. H. Sirgsriedt. (Fortsetzung.) „Wissen Sie denn nicht, daß der Polizeidiener, der für die neue Stelle in Aussicht genommen war, meiner Schwester Sohn ist?" Herr Franke erblaßte. „Nein," stammelte er, „da» wußte ich in der Thal nicht." L „Da- ist e- ja eben", rief Zapp wüthend, „daß Sie gar nichts wissen. Sie wollen Redakteur sein und erfah ren ni.ht, was in der Welt vorqeht! ES ist haarsträu bend l WaS nützt e», wenn Sie drei Mal wöchentlich eine Lokalnotiz schreiben, in der Sir versichern, daß ^u- pitsr xluvlus uns günstig oder ungünstig gewesen seil Wa« nützt da», wenn Sie sich um die wichtigsten Sa chen nicht bekümmern! Wissen Sie schon, daß »er Gesang verein „Concordia" sich eine, neue Fahne gnzuschafsen gedenkt?, . . Wiffen Sie, daß de« Bürgermeisters Nichte sich mit dem Eisenkaufmann Bämüster verlobt hat - . . , Natürlich, da» sind Ihne» alle» böhmische Dörfer! Statt solche, die Stadt tnteressirende Nachrichten zu pnbliziren, setzt er sich hin nnd benutzt mein eigene« Blatt, um ge gen mein« Berwandtschast zu »üthe» l Und dasür muß ich ihn noch obendrein bezahlen l . . . Herr, wenn man da ., Picht in Zorn gerathen sollte, müßt« man ja Fischblut haben . . . Aber da» sage ich Ihnen, mein Herr Franke, wenn Sie nicht endlich etwa« gegen das neue Schänd- blatt unternehmen, dann ist e» au» mit unserer Freund schaft." Herr Zapp ging und schlug wüthend die Thür hinter sich zu. „Ja, was sollte Herr Franke gegen da» „Schandblatt" — ander» wurde die noch namenlos«, bald zu erwartende neue Zeitung in den Räumen de» „Courier" nicht ge nannt — unternehmen? Dem am Ort« erscheinenden Kreilblatt hatte der „Cou rier" schon manche blutige Fehde geliefert. Mit diesem Blatte konnte man wenigsten» anbinden. War e» doch rinmal unter dem Datum de» 30. Februar erschienen? Hei, wie da Herr Franke seine gute Lanze gegen die Ignoranten vom Kreisblatt geführt hatte! Mit sprühen dem Witz und ätzendem Spott Halle er darauf hingewie- sen, daß da» Kreisblatt besser thäte, in der Frage der Verlegung de» Wochenmarkte- vom Petriplatz mit der Zeit lortzuschreiten, statt eine neue Datum-ordnung ein- zuführen. Der Seifensieder Kleemaan, der mit dem Besitzer de» Kreisdlatte» prozessirte, hatte ihm damal- die Hand ge drückt nn» erklärt, daß Mecklingen aus seine journalistische Vertretung, soweit sie durch den „Courier" und Herrn Franke repräsentirt werde, stolj sein könne. Der schmächtige Herr schritt lange Zeit sinnend in dem Redaklton-zimmer aus un» ab. Er brütete große Gedan ken au-. Endlich nahm er an seinem Schreibtische Platz, strich Mit einer majestätischen Handbewegung sein lang- »astende-Haupthaar zurück und griff dann nach der Feder. Der Artikel, den er unter mühsamer Geistesarbeit zu sktande brächte, hatte folgenden Wortlaut: „Unser« gute Stadt Recklingen erfreut sich im Allge ¬ meinen de» nicht hoch genug anzufchlagenden Segen» de Friedens und eine» geordneten, nur höchst selten von Par- teiltidenjchaften erbitterten und zeitweise unterbrochenen Lebenswandel». Die Tage folgen einander und sie glei chen auch zumeist einander, höchsten», daß Jupiter plu- vins hin und wieder eine mehr oder minder unliebsame Abwechselung hineinbringt. Ein großer Denker hat einst den beherzlgenswerthen Ausspruch gethan, daß diejenigen Staaten die gtücklichsten sind, von welchen am wenigsten gesprochen wird. Da» trifft auch auf die engeren Kom munal- resp. Gemeindeverbände zu, speziell in Bezug auf unsere Stadt Rccktingen. Wir teben im Frieden un» «ollen nicht» daran geändert wiffen. Mit um so größe rem Schmerz erfüllt e« un-, sagen zu müssen, daß dräuende Wolken am friedlichen Horizont unsere- städtischen Ge sichtskreises rmporfchiveben. ES wird allenthalben in di« Stadt davon gesprochen, daß hier ein neues Preßunterneh- me» — vulgo Zeitung — in'» Leben gerufen «erben soll. Die Bürgerschaft schüttelt unruhig den Kopf und fragt sich: „WaS soll »a» heißen? haben wir hier nicht bereit« zwei Zeitungen, die unseren Bedürfnissen genügen Was will da« dritte Blatt? kann e-andere Absichten ha ben, al» den Zankapfel der Eris in unser Mitte zu schleu dern, zumal ein Komitee (wahrscheinlich von Unzufriede nen und Hetzbrüdern) dahinter stehen soll?" Aber wir erwarten von dem gesunden Sinn unserer Bürgerschaft, daß sie sich voll Abscheu von solchem Begin nen adwendet. Zn Anbetracht der un« drohenden Zustände finden wir «» nunmehr allerding« begreiflich, wenn man städtischer feit- daran denkt, unsere Pvlizeimacht durch die Schaf fung eine» neuen Eergrantenposten« zu verstärken, und unter diesen Umständen nehmen wir alle«, n>aS wir ge stern gegen di« Neuerung gesagt haben, zurück.