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Kernsprechstette^. 22, Die „Süchsilche Elbzeitung" erscheint DienSIng, Donners tag und Sonnabend. Die Ausgabe deS BlattcS erfolgt TagS vorher Nachm. 4 Uhr. AbonnementS-PreiS viertel« sShrlich 1 Mk. 60 Pf., zwei- monatlich 1 Mk., einmonat« lich 60 Pf. Einzelne Nummern 10 Pf. PostzeitungSbestellliste 6669. Alle kaiserl. Postanstalten, Postboten, sowie die ZeitungStriiger nehmen stets Bestellungen auf die „Sächsische Elbzeitung" an. MM MitilU. AmiMlltt siir dar König!. AMsgerW nud den Aadtrath jn Kihandau, smic siir den AMgeincindttalh in Hoyngein. Mit „Mustrirt. Sonntagsbratt". Mit Humor. Beilage „Seifenblasen". Mit „Landwirtyschaftt. Weitage". Inserate, bei der iveiteil Berbreitung d. Bl. von großer Wirkung, sind Montags, Mit twochS und Freitags biSpütestenS vormittags 9 Uhr aufzugeben. Preis sür die gespaltene CorpuSzeile oder deren Raum 10 Pf. Inserate unter fünf Zeilen werden mit 60 Pf. berechnet (tabellarische und complicirte nach Uebcreinkunft). „Eingesandt" unterm Strich 20 Pf. die Zeile. Bei Wiederholungen ent sprechender Rabatt. Inseraten-Annahmestellen: Jn Schandau: Expedition Zaukcnstraße 134, in Hohnstein: bei Herrn Stadtkasstrer Reinhard, in Dresden und Leipzig: die Annoncen-BureauS von Haasenstein ck Vogler Jnvalidendank und Rudolf Moste, in Frankfurt a. M<: G. L. Daube L Co. und in Hamburg: KLroly L Liebmann. Hr. 8S. Schandau, Donnerstag, den 19. Juli 1900. 44. IghlglNIg. Amtliche Michtseuerwehr! Die Maiinschafteii der Zubringers-Abteilung, Arbeiter-Abteilung und Wacht-Abteilung werden hierdurch geladen, sich r Theil. Donnerstag den 1U. dieses Monats abends 8 Uhr in den, hinter dein Bade gelegenen früher Bahr'sche» Grundstücke behufs Abhaltung einer Uebnng pünktlich einzufinden. Die Binden sind anzulegen. Schandau, am 13. Juli 1900. Der Stadtrat. Wieck, Bürgerin. Die Katastrophe in Peking und die Mächte. abge vou heil seit ! Höchstens das) der indische Sepohanfstand der Jahre 1857 nnd 1858 durch die gräßlichen, hierbei von d,n Rebellen an den in ihre Hände gefallenen Engländern nnd Engländerinnen verübten Gräuel- thaten ein entsprechendes Seitenstück zn dein jetzigen Blutbad in Peking geliefert hat. Angesichts der kannibalischen Niederlnetzelung der Mitglieder der Pekinger Fremdencolonie dürfte es für die Mächte denn doch schwer werden, die Fiction, als ob sie sich keineswegs mit dem officiellen China im Kriegszustände befänden, noch länger aufrecht zu erhalten, da sich unter den hingeschlachteten Opfern ja auch die sümmtlicheu fremden Gesandtschaftschefs nnd ihr Personal befinden. Jedenfalls erheischt aber das fast beispiellose Verbrechen gegen die Humanität und das Völkerrecht, welches jetzt in der chinesischen Haupstadt begangen worden ist, die strengste und schärfste Ahndung, eine Sühne, bei welcher nicht mehr die geringsten Rücksichten auf die bisher noch immer ganz umerdienter Weise geachtete Stellung China's als eine- Enltnrslaates genommen werden dürfen. Vor All m jedoch mnß die Erwartung ausgesprochen werden, daß nunmehr wenigstens die gegenseitigen Eifersüä celeien und McnnmgSverschiedeuheit^ welche bislang tt das Auftreten der Mächte in China Hinein spielen md namentlich ihre dortigen militärischen Operativen bedenklich erschwerten, wie z. B. die Kämpfe hei Tientsin zeigten, aufhören. Die Maffa- erirung u-r Fremden in Peking ohne Unterschied des Alterch Geschlechtes und Standes ist ein blutiger Hohn, dm die Chinesen der gesummten abendländischen Civilisation zufügen und fordert die gemeinsame Znrncrwcisnng und Rache der westlichen Culturwelt heraus. Wer Racheruf, deu Kaiser Wilhelm iu Wil- helmsharen unter den Eindruck der Kunde von der Ermordmg des Freiherr» v. Ketteler gegen das Chi- pesenthmt nusgestoßen, er erhält jetzt infolge des Nnn ist es doch grauenvolle Wahrheit geworden, was bislang nnr immer als unbestimmtes Gerücht ausgetreten war, ja, dem man von officiellen chinesischen Stellen bislang noch stets widersprochen hatte, die sämmtlichen Ausländer in Peking sind von den ent menschten Horden der Boxer und der rebellischen chinesischen Soldateska erbarmungslos hingeschlachtet wor «en, vermutlich iu deu Tagen des 8. oder 9. Juli. Die schändliche, im Juni erfolgte Ermordung des deutschen Gesandten v. Ketteler ist also nnr das Vor spiel zu dem fürchterlichen Blutdrama gewesen, das sich fitzt in den Mauern der chinesischen Hauptstadt abge pielt, eiue Katastrophe, wie sie iu solcher Gestalt und ^nter solchen Begleiterscheinungen im Völkerlebcn wohl noch kaum dagewesen ist. Wochenlang sahen sich Ke in noch zwei oder drei stehengebliebenen Ge sand schaftsaebäuden znsammengedrängten Ausländer von >en wutheuden Schacircn her sremdenfeindlichen Boxcr nnd von regulären chinesischen Militär, das gegen die einfachen Gebäude sogar mit Artillerie vperitte, aufs Acußerste bedrängt, aber tapfer wehrten sich die Civilisten wie die noch unmittelbar vor der vollständigen Einschließung Pekings durch die Hebn- tauseide der Boxer zum Schutze der europäisch amcr kauischeu Fremdencolouie dort eiugetroffeueu ausländischen Truppendetachements gegen die un geheuere feindliche ltebcrmacht, jeden Tag noch ans Entsatz von außen hoffend. Aber dies Hoffen sollte ein vergebliches bleiben, den internationalen Truppen ist ja mxh heute der Weg nach Peking infolge ihrer nummerischen Schwäche gegenüber den ihnen die Stirn bietenden schier erdrückend zahlreichen Truppcnmassen der Chinesen versperrt, und so hat sich denn oaS gransc Geschick der Fremdencolonie in der Metropole des chinesischen Reiches erfüllen müssen. Nach einem letzten verzweifelten heroischen Widerstande, der schließ lich infolge oer Erschöpfung der Munition völlig aussichtslos wurde, sind die heldeumüthigen Ver- theidujer eines verlorenen Postens von den fanatischen Mäiucern der gelben Rasse überwältigt worden, und Alle, Alle, die Gesandten, ihre Familien, ihr Personal, die Diener, die sonstigen Weißen nnd wohl auch die Japcmer, wurden von den blutbernnschten Siegern chvnnngslos hingemordet, eine entsetzliche Tragödie, chier merhört in den Annalen der civilisirten Mensch- >eit! Höchstens daß der indische Sepoyanfstand oer Nichtamtlicher Theil. Gemetzels von Peking seine volle Berechtigung, und cinmiithiges festes Vorgehen aller Mächte gegen das halbbarbarische Chinescnvvlk wird jetzt zur gebieteri schen vornehmsten Pflicht. Es steht zu hoffen, daß oie ans allen Seiten in Vorbereitung befindlichen Trnppcnverstärknngen für China sich als genügend erweisen werden, nm die Chinesen für ihre ver brecherische Herausforderung der gesummten Cnltur- welt nach Gebühr zu züchtigen nnd dann die Ord nung in dem fernen Reiche der Mitte wieder herzu- stcllen. Hierbei erwächst allerdings der Feder des Diplomaten eine in ihrer Art ebenso schwierige Auf- gave, wie dem Schwert des Soldaten, nnd man kann nur aufrichtig wünschen, daß bei der Lösung der ver worrenen chinesischen Problems die Diplomatie nicht wieder verderbe, was die militärische Macht jetzt gutzumachen im Begriff steht. Politisches. Der Kaiser besichtigte im ferneren Verlaufe seines Aufenthaltes zu Drvntheiin am Montag den dortigen Dom; später unternahm Se. Majestät einen Ausflug nach Fjeld- saeter. Bislang hat sich der hohe Herr des denkbar besten Reisewetters erfreuen dürfen. Im Berliner Auswärtigen Amte ist bekanntlich eine an geblich offizielle chinesische Mütheiluug übergeben worden, in welcher versucht wird, die chinesische Negierung von der Ver- antwortlichkeit für die fremdenseindliche Bewegung in China reinzuwaschen. Das Eigenthümliche an der ganzen Sache ist nnr, das nicht blos das Auswärtige Amt, sondern auch der chinesische Gesandte am Berliner Hofe selbst, durchaus nicht weiß, von wem eigentlich diese Nechtfertigungsschrift ansgeht. Die unter Hauptmann v. Besser unternommene Slras- expeditivn gegen die rebellischen Eloi im nördlichen Kamerun lieferte denselben am 7. Juni ein glückliches Gesecht. Hier bei wurde Hauptmann v. Besser selber zweimal verwundet, doch scheinen die Verletzungen nicht ernstlicher Natur zu sein, da er die Führung des Expeditionscorps beibehalteu hat. Die mit den beiden Seebataillonen au Bord «ach China abgegangenen Lloyddampser „Wittekind" und „Frank furt" sind kurz hintereinander in Port Said, resp. in Suez ciugetrosfen, der „Wittekind" ist am 14. Juli in Port Said, die „Frankfurt" am 15. Juli in Suez ange kommen. Beide Schiffe setzten nach eintägigem Aufenthalt die Weiterreise fort. Auch Oesterreich-Ungarn hat sich, den bisherigen gegen- theiligen Versicherungen vou officiöser Pester Seite zu wider, zur Absendung maritimer Verstärkungen wie von Landtruppcn nach China entschlossen. Es werden zu die sem Zweck die Naiumkreuzer „Kaiser Karl VI." und „Kaiserin Elisabeth" nach China abgehen, ferner soll ein größeres Contingent österreichisch-migarifcherLandtruppen nach China auf drei Llvyddampfern abgeseudet werde». Im englischen Unterhause wurden am Montag regier ungsseitig wieder einmal eine Reihe von Auskünsten über die Vorgänge in China ertheilt. Hinsichtlich des fürchter lichen Blutbades unter den Ausländern in Peking ver mochte Uuterstaalssecretär Brodrick allerdings noch keine authentischen Mittheiluugen zu machen, er erklärte indessen, daß diese entsetzliche Katastrophe nicht mehr bezweifelt werden könne. Er gab dann auf Grund eines Telegramnies des Admirals Seymour eine Darstellung über die Stärke der am 10. Juli iu Taku und Tientsin vereinigten inter nationalen Truppen und verbreitete sich weiter über die dem ältesten britischen Marine-Offizier auf der chinesischen Station eriheiltcn Jnstruclionen. Dann fügte noch der Finanzminister Balfour verschiedene Erklärungen und Er läuterungen hinzu. Die Univusregierung hat auch ihrerseits beschlossen, namhafte Verstärkungen »ach China zu schicken. Wie es heißt, ist die Zahl derselben ans 8000 bis 10000 Mann festgesetzt. Falls es sich als nothwendig herausstellen sollte, noch mehr Truppen für den chinesischen Feldzug aufzu bieten, so müßte der Congreß einberufen werden. Feldmarschall Roberts wird jetzt sogar in Pretoria selbst von den Buren belästigt. Er entsandte am 16. Inti, wie „Neuter's Bureau" meldet, eine Streitmacht zur Ver treibung der Buren von den Kopjes im Norden nnd Nvrd- westen der Stadt; die Buren räumten jedoch ihre Stellungen vorher. Der Krieg in China. In Tientsin wird noch fortgesetzt blutig zwischen den chinesischen Trnppenmassen nnd den verbündeten Truppen gekämpft. Hierbei mußten die letzteren nach nicht unwesent- liehen Erfolgen, die sie am 9. und 11. Juli errangen, zu nächst wieder eine Schlappe verzeichnen, denn ein von ihnen am Morgen des 13. Juli unternommener Angriff auf die Chinesenstadt von Tientsin scheiterte, die Angreifer wurden zurückqeworfen und erlitten schwere Verluste. Die Ver bündeten scheinen aber dann einen zweiten und diesmal erfolgreicheren Angriff unternommen zu haben, denn in Tschisu war am Sonntag die Nachricht verbreitet, die die Verbündeten hätten am 13. Juli unter japanischem Oberbefehl das Fort und die Chinesenstadt von Tientsin mit schwerem Verlust eingenommen, welchen Sieg der internationalen Truppen ein in Brüssel eingegangenes Telegramm des bclgifchen Vertreters in Schanghai bestätigt. — Recht bedenklich ist der Beschluß der Gouverneure von de» Provinzen Hope, Hunan und Honan, den Weisungen des fremdenfeindlichen Prinze» Tua» zu gehorchen: es sind denn auch bereits zahlreiche Christen in diesen Provinzen niedergemetzelt worden. Weiter bezeichnet es eine Schang haier Meldung als eine der ernstesten Merkmale der Lage, daß de» Boxern nahegelegt worden sein soll, sich nach Süden zu begeben; wie cs heißt, wollen sie Tschinghangpo am Großen Canal zum Sammelpunkt von fünf Regimentern machen. Kritisch ist nach wie vor die Lage der Russen in der Mandschurei, wie aus verschiedenen neueren Meldungen erhellt, die Chinesen trete» dort immer herausfordernder gegen die Russe» ans; haben sie doch sogar die Einstellung der russischen Schifffahrt auf dem Amur gefordert. Die Boxer und die chinesischen Truppe» mache» auch in der Mandschurei gemeinsame Sache. Uebrigens sind auch in Kuldscha, also im russischen Grenzgebiet an der West mongolei, Unruhe» ausgebrochen. In Niutschwang steht ei» ernster Kampf bevor, da die Boxer eine» Angriff auf die dortige Fremdcnuiedcrlassimg planen sollen. — Japan bat eine weitere Division mobil zu machen begonnen; mit der Emschiffiing derselben nach Taku ist bereits am 12. Juli begonnen worden. London. Die „Daily Mail" meldet von heute aus Schanghai: Die verbündeten Truppen nahmen am Morgen des 14. Juli deu Angriff auf die ummauerte Stadt von Tientsin wieder auf. Es gelang ihnen eine Bresche in die Mauer zu schießen und sie nahmen alle Forts. Die Chinesen waren m voller Auslösung. Die Verbündeten ergriffen von der Eingcbvrcnen-Stadt nnd allen Befestig ungen Besitz. Die Gesammtverluste der Verbündeten in den Gefechten am Donnerstag, Freitag und Sonnabend betrugen etwa 800 Manu au Tobten und Verwundeten, die meisten Verwundete» hatte» die Russe» »iid die Japaner. — Dem „Globe" wird ans Schanghai gemeldet, daß 1000 Chinesen mit Mausergewehrcn und moderner Artillerie auf Schanghai aumarschireu. Gegenwärtig seien drei Colonnen 40 Meilen von dort im Biwak. Als sich Admiral Seymour gezwungen sah, seinen Vorstoß auf Peking aufzugeben und, hart von den Chinesen bedrängt, de» Rückzug nach Tientsin antrat, war es ihm, so erzählt der „Schanghai Mercury", unmöglich, alle Ver wundeten mitzunehmen. Er richtete daher an die Schwer verwundeten die Frage, ob sie lieber einen raschen Tod durch Erschießen sterben wollten oder ob er sie der Gnade und Barmherzigkeit der Chinesen überlassen sollte. Alle haben, dem genannte» Blatte zufolge, deu Tod durch Freundeshand der Marterung durch den Feind vorgezvgen. Wie der „Mercury" weiter berichtet, wurden zwei britische Matrosen von den Chinesen auf gräßliche Weise verstümmelt. Kameraden, die ausgesandt wurden, die Vermißten zn suche», fanden erst die Finger, dann Arme und Beine; überall lagen'Stücke mciischlichen Fleisches zerstreut. Lokales und Sächsisches. IMNWcNimncn aus bcm Lcscrlrrisr sind der MdacNon sictS willkommen. Der Name des Einsenders bleibt unter allen Umständen Geheimnis« der Rcdaction. Anonyme Zuschriften lömicn nicht beriickstchtigt werden.) Schandau. Vom 8. bis mit 14. Juli dieses Jahres vassirteu das Königliche Hanptzollamt Schandau 186 mit Braunkohlen, Sand- und Basaltsteine», sowie 77 mit Stück güter» beladene Fahrzeuge. Vom 1. Januar bis mit 14. Juli ds. Js. sind insgesammt 4065 beladene Fahrzeuge beim König!. Hauptzollamte Schandau zur Abfertigung gelangt,