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VL. Jatzrgans. 1VS. Mittwoch, IS. Apeü UU7. V8SS Drahtanschrtst: Nachricht«« »reSdmu Atrnsprrcher-Sammklnummer: LltLIL. Nur für RachtgesprScha» A>VU. - GevLtzr «ierlegihrltch In Dr»»den bei zweiiiuililiee Z>itt«zun<i ian Lonn. »nd V!onla,en nur ei«, mul) »,» M., In den Vororten »,S0 M. ««> eininaii,« Zulrellun, durch die Post ü,»» M. lohne BefteSzeld). An^i»«n - Preis«. DI« ein!»»«!«» Zeile (etina n Silben» !ib Ps.. v««juo-p»ce.r und «Nielsen in INuminern noch «»NN» UN» K»««e»,«n lau« r-ris. — »uewSnig« »usträ^ mirue^n B»r<iu»be»>»iun, «elegblall InPf. SchrPlertung und tzaupigefchSstaflelle: Manen,tratze »8 4« Druck u. Bering »an Liesch t Reich«»« m Dre«den. «achdruck nur mit deuilicher Quellen»»«,»»« (,Dl«idn«r Nachr", MSiit« — Unmrlangi« Schristitü«, werden nicht »uibewahrt. vor Heg ru uns loknt immer! ^SX KIsclislein sL'-L""L itnin ^uj-n — kein« 8vt»utsn»tor — nur l. unlj». 8toeli. vurok yrovo 8p««n krspnrnirse — billigste Verknukproise. i(»»se>«I.-Fbteil. tz'erckinsnckpl-tx. Kaffee lx35M05ee8tr. dlaesimittsg»: Salon- unck Opernmugstc, vdenckv: Ueiisra» Zeickenkans Programm. Uaalno-Aspelle, Leitung Uonrettmeiswr Aovt. ttr.iger Ltrssie I-t. Im beliebten sVeinsalon „Irisnon": r!eitgems6eiUusißvorträge. Die wirtschaftlichen Nöte in England. sinAe eogttsche Vesorgnlsie über die Rahrungsmittelzusuhr. — Die Wehrvsiichtsrage in Amerila. — Die Frledeusbesirebrmgerr in N»tlnad. — Die Sntwicklnng der russischen Revolution. — Die Alandssrage. - Der Sftmarkenverein über die polnische Frage. Der deutsche Abendbericht. Berlin, 17. April, abends. jAmtlich. W. T. B l Nach dem verlustreiche« Scheitern ihres Durchbruch-stoßes habe« die Franzosen an der Ais«c de» grvße« ««griff «icht erneuert. I« der Champagne wird de» Tag über beiderseits »s« ««berive erbittert gekämpft. A« de« Übrige« Fronten nichts Wesentliches Der Sfterreichisch'ungarische Kriegsbericht ist bereits im Vorabend-Blatte enthalten. MrtschnftNche Me in Kuala«». -. Dar deutsche Volk seufzt nach einem langen Winter und angesichts btr damit hinausaezögerten nächsten. Ernte Vehr ,»l« 4je, unter den durch die englische Secwillkür und Brutalität herbrigcftthrten Ernährungsschivierigkeiten. In der Entschlossenheit aber, an der es um so unverbrüchlicher festhält, auch dieser Schwierigkeiten bis znm siegreichen Ende Herr zu bleiben, kann es kein Umstand mehr bestärken, als dir freudige Gewißheit, daß unsere Unterseeboote, das treff liche Werkzeug der deutschen Vergeltung, im Begriffe sind, unseren erbittertsten Feind mit derselben Waffe, und zwar vernichtend, zu treffe», mit der er uns z» Bode» z» zwingen gedacht batte. Schon jetzt ist zu erketkNen, daß England die wirtschaft liche Not als Folge des verschärften Unterseeboot-Krieges in viel konzentrierterer Form fühlen wird als Deutschland, und daß England de» Druck des Krieges in den letzten zwei Monaten stärker zu spülen bekommen hat. als in den letzten zweieinhalb Jahren. Die Nahniugsmittelfragc ist aus dem Ltadium der Vorbrugungs- »nd Beruhigungsmaßnahmen in das der Befürchtungen iibcrgegangcn. Das beweisen die seither getroffene» Vorkehrungen und die Erörtes»»ge» des denkenden und sachkundigen Teiles der Bevölkerung. Die Sorgen über die Volksernährung bilden nicht wehr nur einen dankbaren Agitativnsstoff für die Sensations- presse oder den Anlaß für eine sportlich vaterländische Be tätigung der Heranwachsenden Jugend, der Klubienic, der Hausfrauen aller Stände. Daß eine vorsichtige Be urteilung der wirtschaftlichen Zustände, die solchen Ver anstaltungen zugrunde liegen, geboten war, darauf ist in Deutschland häufig hingewicscn worden. Jetzt aber bilden die Nahrungsmittelsorge« den immer breiter werdenden Gespräch»- und BeratungSstosf der verantwortlichen und denkenden Männer: und zwar ist das nicht nur auf die be hördliche Vorsicht des Nahrungsmittel-Kontrolleurs und «einer Presse zurückzusühren. Zwar müssen auch seine Wahrnehmungen ernst genommen werden — das zeigt ihre Ausnahme in Parlament und Presse —, aber darüber hin aus beschäftigen sich Parlament, Wochen- und Monats- ichriften und auch der ruhigere Teil der Presse dauernd und eingehend mit allen Kragen der Bolksernährung und geben ihren Besorgnissen unverhohlenen Ausdruck. — Der Ver irrter des Food Controller sNahrungsmittel-Kontrolleursi im Unterhaus warnte in zwei Tagen dreimal vor dem Ein- iritt einer Panik; Lord Devonport selbst sagte von der Brot- inappheit. daß sie durch den Kartoffclmangel wesentlich ver schärft sei, und daß sehr unruhige Jetten für die Negierung in den nächsten zwei Monaten bevorständen. Lord Bcres- sord nannte di« SituaRon ebenfalls höchst ernst und bas UnterhauSmitglied Mr. Hvggc meinte, di« Nation sollte Kenntnis davon erhalten, baß mit Bezug auf Jucker, Kar- iosseln und Brot die Lage sich nur wenig von einer Hungers not unterscheide» werde. Und Mr. CollinS wieS auf die Er fahrungen In Rußland hin: das Gespenst der Hungersnot schreite durch die Welt und es sei notwendig, den Tatsachen inS Gesicht zu sehen, wenn man einem entehrenden -rirbenSschluß Vorbeugen wolle. Den dieser besorgten Stimmung zugrunde liegenden Tatbestand bildet folgende Sage auf dem Lebrnsmittel- markt: Kartoffeln. Die Sartosfelvvrräte sind so erschöpft — bi» Ende April voraussichtlich völlig —. daß in den Städten nur ein geringer Teil -er Hunderte von warten, den Käufern eine» Bruchteil seiner Forderung erhalte» .kann. Tie Wohlhabenden sind daher ausgcsvrdcri worden, l ganz auf Kartoffeln zu verzichte». Bei einem Gesangs .Wettstreit in Cambcrwall wurde ei» Sack Kartoffel» als Preis ausgesctzt. Jnsolac der Kariosselnot siiea auch de» Preis für Ersatzmittel, Steckrüben, Nübrn. Zwiebeln, Artischocke», in wenige» Tagen io — bei de» Steckrüben um 10M> Prozent —, daß Höchstpreise festgesetzt werde» muß ten. Wie weit die Gctreidebestände herniigezoge» worden sind, läßt sich zurzeit noch nicht übersehe». Brot. Eine Zwanasrativniei »ng ist noch nicht erfolgt: die Notwendigkeit einer Einschränkung wird dringend be tont. Das Brot tostet jetzt I Schilling, den doppelten Preis ivic in Fricdenszeite». Ueber die vorhandenen Vorräte werden keine genauen Ziffern bekannt gegeben. Nach einem Aufsgtz von „Politik»»" hat das ntte Kgbinctt, i» der leicht sinnigen Hoffnung, ögst die Iliitersccboot-Gesahr vorüber sei, weil damals gerade mehrere Boote versenkt worden seien es unterlassen, sich einen einjährigen Wcizrnvorrnt zu niedrigen Preisen anznlcgen, wie Sachverständige emp fahlen. Die Bemühungen der Negierung, die australiickx Wrizcnrriite, die für l8 Millionen Pfund gekauft worden ist. nach England zu verschiffen, sprechen dafür, daß die be- gncmeren Märkte — Nordamerika, Argentinien, Indien — zu sehr erheblichen Lieferungen nicht imstande lind. Durch sein Weizenausfuhrverbvt hat inzwischen Argentinien die englische Hoffnung ans eine» Urberschuß von 4 Millionen Tonnen zunichte gemacht. Auf die Verschissnngsmöglich- keitcn Englands wirst die Notiz, daß in Australien noch Wcizcnbeställdc von der vorigen Ernte lagern, ei» eigen tümliches Licht. Zucker. Die Zuckerveriorgiing ist völlig »»'zulänglich >t»d gibt zu Klagen »nd Mißstimmungen Anlaß. Ta dieser Notstand — wenigstens nnch de» Versicherungen der Be hörde^ — aber mehr dnrch Verteilung»- und Transpori- schivicrigkcitcn verursacht sein soll, ist seine Bedeut»»» eher als ein vorübergehendes, die Stimmung beeinstiisiendeS Element zu bewerten. Um die Hamster sestziistellen und zn bestrafe», schreckt Devvnport »icht einmal davor zurück, in den aeheiligtcn englischen Wohnungen jelbit Nach forschungen »»stellen zn lasse». Fleisch. Die Flcischvcrsvrgnng bereitet der Negie rung am wenigsten Kummer, nnd die Erörterung beschränkt sich ans die Empfehlung von „Flcijchersgtz" durch Kanin chen, Spatzen, wilde Taube» nnd Wiid. Ktagen werden laut wegen der übermäßigen Abschlachtnng von Jungvieh und über spekulative amerikanische Machensclnistcn, de son ders auf dem Geflngelmarkt. Bier. Tie angekündigtc Einschränkung des Bier Verbrauchs auf 10 Millionen Faß erregt bei den beteiligten Konsumenten und Produzenten großen Unmut und wird wahrscheinlich die Schließung von 30 000 Kneipen zur Folge habe». I w a n g s r a t i o n i c r u n g. Trotz der beginnenden Knappheit von Lebensmitteln — hier sei auch der voraus sichtlich bald eintretcnde Mangel eines anderen wichtigen Berbrauchsgcgenstandes, des Oeles, erwähntbat sich die Negierung auch in den letzten Tagen nicht zu durchgreifen den Maßregeln aufzuraffeu vermocht. Wider aller-Er warten hat vielmehr Lord Devvnport dis Einstthrung der Zwangsrationierung, die er als ein nationales Unglück bezcichnete, noch einmal hinansgcschobcn» trotz des zugc- standenen Versagens der freiwilligen Rationierung. Er erwartet die Erreichung seines Zieles von einer neuen, noch ausgedehnteren Werbe- und Aufklärungskampagnc. Seine ganze Hoffnung knüpft sich an Mr. Kenncd» Jones, M. P., einen erprobten Nortycliffcschen Zrttungsmann und Werber für die Kriegsanleihe. Mit diesem als Leiter »nd 2000 Lokakbehürden und War SavIngS Cvinmittecs als Nnterorganen hofft er, jeden Engländer und besonders die Munitionsarbeiter, von der Dringlichkeit seiner Beschrän kungen zu überzeugen. Diese unerwartete Wendung hat auch die „Times" zu einer ausnehmend elegant ausge führten Drehung im Wechsel ihrer Ueberzeugung genötigt, und während sie noch am 24. März Zwangsmaßnahmen in Aussicht gestellt hatte, begrüßt sie am 28. den Wcrbe- feldzug ihres Vertrauensmannes für freiwillige Erspar-^ nissc mt» begeisterten und hoffnungsvollen Worten. Die neue, der freiwilligen Rationierung gewährte Gnadenfrist wird kaum au den bisherigen Ergebnissen etwas ändern und stellt amchllnrnü ein BerlegenheitS- Mtttvl dar, Ae s«cht ML «k Ltetv» welche die Zwangsrationierung bedingt, führt zu der Hoffnung, daß man sich bis zur neuen Ernte wohl auch vhncdem werde bchctsen könne». Allem Anschein nach wird sirie Hoffnung eine trügerische sein. Ernste Besorgnis über die Getreidezufuhre» in England. „Seolsman" schreibt im Leitanssatz: Wir stihren ver hältnismäßig viel mehr Gctreide, als Fleisch ein. Ter ver- schärsic Unterseeboot Krieg ha! deshalb unsere Ge- t r e idez u s u h > v i e I m e hr a I s u n j c r e F leis ch -> zusn h r b e tras s e n. I» "Verbindung mit der aincrita- niichcii Minernte des letzten Jahres ist eine Lage geschaffen wurden, die z » e r n strr Besorgnis Anlaß gibt. Es ist durchaus möglich, dciß wir vor der neuen Ernte einer e mpsindIi ch e » G eireide und B r v t l n a p p he i 4 gegeuübrrstehen werde». Die Negierung gibt dem Volke keine vssizicllc AnSkuiist über die Menge unserer Einfuhr. Die Ziffern der Weizenzuttihr waren in den letzten lieber- sichte» ausgelassen. Dies geschah, weit man dem Feinde unsere Verluste dnrch die Unterseeboote zu verbergen be- inijlht ist, aber tatsächlich wird dadurch dem eigenen Land« die Läge der Weizenzufuhr verheimlicht. Das Blatt fordert schtießlich äußerste Einschränkung im Weizenver- branch und Streckung des Brotes mit Ersatzstoffen, da mit dem Lällgerivcrden der Tage »och stärkere Untersee boot-Tätigkeit zu erwarten sei. tW. T. B.t „Brotpotonäfcn" in England. Tic „Times" vom b. d. M. schreibt: Daß in London die Leute Polonäse sichen, »m Kartoffeln oder Kohlen zu lausen, war man schon gewöhnt. "Aber seit dem 7. April geschieht es auch, »in "Brot z» lause». Der Mangel wird jetzt ichaes empfunden. , Die Fleischversorgnng in Frankreich. Wie der „Matin" meldet, ist die monatliche Ver- s o r g » ii g der f i a » z ö s i s ch e » BevöIker u n g m i t G e s r i e r s I e i s eh infolge der Zunahme der überseeischen Transportschivieisgieilen von tt»i» aus '<>»« Tonnen zurück- aegange». Nach der neuesten amtlichen Beringung sollen nur noch stillt Tonne» mongtlich zur "Verteilung gelangen. Englische Versicherung gegen den Friedeiisschluk. Englische "Blätter melden: Infolge der sich immer mehr in der Presse bemerkbar machenden Fiiedcnsivmptome: wurde in England eine "Versicheriiiigsgeseilichast gegründet. Sic will g e g en Verl n st e versichern, die durch plötz liche» F r i e d c n s s ch I nß den zahlreichen Kricgsgesell- schaftcn entstehen könnten. Tie Presse steht dieser Ncu- grttndung sehr zweifelnd gegenüber, imß zwar nicht mit Unrecht, da die versicheiinigstechi,ssche Berechnung eines solchen st! iss los so g»> wie »iimöglich ist. Weitere versenkte Schisse. Der norwegische Dampfer „Paris" ist in der. Nordsee versenkt morden. Ein Dampfer brachte Ist Mann von dem in der "Nordsee versenkten Dampfer „Levno re" ein. Ein evaliicher Tor pedobootzerstörer teilte mit, er sei drei Ncttuugsbootcn von z ivci versenkten n v r iv casschen Sch >- ffc » be gegnet und habe sie bis an die Tcrritorialgrcnze begleitet. Es verlautet, daß der Damvser „Zero" der Wilionlinie mit 18b Passagieren versenkt morden sei. Die Kopcnhagcner „Politiken" meldet, daß das vermißte Boot des versenkten norwegischen Schoners „Frcmad I". in dem sich acht Mann, nämlich fünf Dänen und drei Nor weger, befanden, nachdem es stk Stunden im Meere ge trieben batte, von der schwedischen "Bark „Magda" gerettet worden ist. Dir acht Mann sind >» Götebvra gelandet worden. Sic erklärten, daß die Bciatzuna des Untersee bootes vollkommen korrekt aniactreten lei. tW. T. B.t Die Wehrpflichtsragc in Amerika. b. Nach einer Meldung des „Renvorl Herold" nrerde WiUon künstin »ur mit großen Schmierigkeiten die Zu stimmung des Kvngresies zu einer weitgehenden lriegerischen Unterstützung der Entente erhalten. Nach der Meinuiia er fahrener Parlamentarier würde die Beratung der Wehr» pflichtvvrlage mindestens einen Monat in Anspruch nehmen. Das Wahrscheinlichste ist die Annahme eines Kompro misses: Die Einführung der Wehrpflicht erst nach dem Scheitern des Freiwilligensnstems. — Wie das „Petit Jour„ nal" aus Nculivrk erfahrt, stellt Wilson für die Rooscveltsche Division Offiziere aus der regulären Armee zur Ver fügung. SlllM Deutsche in Amerika verhaftet? b. Nack der «Daily News" sollen seit der Erkläruirq des Kriegszustandes 60 000 Deutsch« in den Vereinigten Staaken angeblich wegen Spionage oder anderer Delikte verhaftet worden sein. — Wilson erließ eine Prokla mation, in der alle Bewohner der Verciniaten Staaten. "Bürger wie Fremde, vor staatsfeindlichen Handlungen ge warnt werden, da iede landesvcrräterische Tat ,rnd jede Begünstigung dazu streng bestraft werden.