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NÄE its»» IDühr «m-rnoM- Martenstraße 1L. L"' t . «idmtaell Fn«^Vur« . KrltchURßr. «n^ «»im 1 R-r. »r! I Z im N für UnterhaltiiiU und Geschäftsverkehr. Mitredaeteur Theodor Drobffch. ff 1. U«. 8». Dienstaa. dm 24. Mm t8«S. L«r Beim nahen Ablauf des Quartals laden wir die geehrten Abonnenten und Freunde un seres Blattes höflichist ein, ihre Bestellungen ans die „Dresdner Nachrichten" zu erneuern. Der Preis bleibt unverändert der bisherige. Dresden, März 1863. Die Expedition der „Dresdn. Nachrichten." Dresden, den 24. März. — t Oeffentliche Gerichtsverhandlung vom 2l. März. Ein Monstre-Prozeß entwickelt sich heut im Gerichtssaal. Die GerichtSdiener führen acht Angeklagte vor den Richterstuhl — vor diesen sitzen vier Vertheidiget, deren Bank für heut verlängert Herden mußte. Vor dem Gerichtstisch figuriren eine Menge Kupferwaaren, als Röhren, Blasen, Kessel. Sämmt- liche Angeklagte fast sind kaum dem Knabenalter entrückt, theils ärmlich, theils gut gekleidet. 1) Emil Kurze, der ältere Bruder, ist 1844 geboren, wegen Unterschlagung schon mit 5 Monat Gefängniß bestraft. 2) Der jüngere Bruder Woldemar Kurze ist 1845 geboren, bereits wegen Diebstahls mit 14 Tagen Ge fängniß bestraft. 3) Oswald Gerhard, 22 Jahr alt, treibt Handarbeit; schon als Knabe erhielt er wegen Diebstahls 10 Nuthenhiebe und saß im Jünglingsalter schon im Gefängnis, und Arbeitshause. 4) Friedrich Schubert, 21 Jahr alt, erlernte die Schuhmacherei und ist bereits zweimal mit Gefängniß und einmal mit Arbeitshaus bestraft. 5) Der Handarbeiter August Lange, 19 Jahr alt und noch unbestraft. 6) Julius Kadner, 21 Jahr alt, bereits wegen Diebstahls mit einem Verweis und zweimal mit Gefängniß bestraft. 7) August Hofmann, 21 Jahr alt, Fabrikarbeiter und trotz seiner Jugend schon viermal mit Gefängniß und einmal mit Arbeitshaus bestraft. Endlich 8) Carl August Drechsler, 34 Jahr alt, aus Strehla bei Oschatz gebürtig, noch nicht in Untersuchung gewesen, betreibt als Bür ger Dresdens auf der Webergasse seit 2 Jahren einen Eisen Handel. Der erste Theil der Gesammtanklage trifft die Ge brüder Kurze allein. Auf der Wasserstraße Nr 8 besaß im December 1862 ein dort wohnender Particulier, dessen Namen ich nicht verstand, 2 Kupferröhren, 4 und 2 Ellen lang, mit messingenem Hahne, ein kupfernes Becken, eine Kupferblase mit beweglichem Ventil. Die Sachen lagen im Bodenraum eines Seitengebäudes. Am 24. December stieg der ältere Kurze über die Mauer, während der Jüngere außerhalb wartete und machte den Weg nach der Bodenkammer zweimal, da dies Metall auf einmal nicht gleich wegzubringen war. Beide schleppten das Gestohlene hinweg, in der Absicht, eS bei dem Händler Starke zu verkaufen Jndeß ein Gendarm schöpfte Verdacht und arre- tirte sie. Es wurden Dietriche bei ihnen vorgefunden, die aber nach gemachter Probe keineswegs geeignet waren, das Schloß der Bodenthür zu öffnen. Die Gebrüder gestehen diese That vollständig zu. Die gestohlenen Gegenstände find auf 14 Thl». - 3 Ngr. ö Pf. taxirt. — Die zweite Anklage trifft Gerhard und den jüngern Kurze. Wir finden sie auf der Badergaffe 7 rm Hofraum des Kupferschmiedmeister Carl Eckhardt thätig. Im dastgen Hofe stand am Eingang ein kupferner Kessel, alt und geschwärzt. Gerhard holte ihn heraus und trug ihn mit dem jüngern Kurze zu dem Eisenhändler Drechsler auf der Webergasse. Beide gestehen offen diese That zu. Für den auf 1 Thlr. 28 Ngr gewür derten Kessel lösten sie 2 Thir. 10 Ngr. — Den jüngern Kurze sehen wir auch beim dritten Theil der Anklage beschäftigt. Das Lorpoe öelioti, was hier fortzuschaffen war, bestand in einem kupfernen Kühlbecken, 150 Pfd. schwer. Die Gebrüder Kurze, Gerhard und Schubert bildeten diese- vierblätterige Kleeblatt. Es war am 10. December 1862, sie wollten ins zweite Theater gehen, um sich den „Goldneffen" anzusehen — was auch wirklich geschah Vorher mußte ge stohlen werden. Zwei von ihnen holten das Kühlbecken heraus. Der Eine meinte: ,,Das ist zu'schwer zum Fortbringen!" Der Andere meinte: „Na, 's wird aber riskirt!" Als sie das Becken forttragen wollten, machten sie sich noch Licht. Sie schleppten das Gestohlene zu Drechsler auf der Webergasse und verkauften es für 4 Thlr. Der Erlös wurde gelheilt und dann inö zweite Theater gegangen. Diese That gestehen Alle zu. Das 150 Pfd. schwere Becken ist auf 60 Thlr. taxirt. Leider hat es der Händler Drechsler bereits zusammengeschlagen und anderswo verkauft. — Lange, Kadner, Schubert und der jünger« Kurze entwickelten ihre Wirksamkeit am 19. November 1862 auf der Annenstraße. In der unverschlossenen Laube des eben falls unverschlossenen Gartens eines dasigen Badebesitzers lag ein 7 Ellen langes Zinkrohr mit einer Messingschraube und ein etwa 3 Ellen langes Kupferrohr. Einer langte die Gegenstände über die Staketen des Zaunes hinweg, die Uebrigen nahmen sie in Empfang und trugen es gemeinschaftlich wieder zu dem Handelsmann Drechsler auf der Webergaffe. Die gestohlenen Gegenstände sind auf 5 Thlr. gewürdert. Die Diebe verkauften sie für 1 Thlr 10 Ngr. und Jeder erhielt bei der brüderlichen Theilung 10 Ngr. Kurze hat übrigens einmal, als er den Verkauf bewerkstelligte, eine größere Summe erhalten, als er seirten Kameraden angegeben Also ein Dieb betrügt den an dern. — Den Schlußtheil der Anklage bildet der Diebstahl von 4 Shawltüchern, den Gerhard in Gemeinschaft mit Hofmann ausgeübt. Bei dem Kaufmann Theodor Richter und Zwirn händler Schöne am Allmarkt hingen zur Weihnachtszeit einige Shawltücher vor den Ladenthürcn. Von den beiden Diebes- kümeraden wurden bei Richter und Schöne je 2 Shawls im Werthe von 2 und Thlr. heruntergeriflen und gestohlen. Beide gestehen die That zu. — Zu allerletzt wird nun auch noch der Eisenhändler Carl August Drechsler vernommen. Er ist der Partirerei beschuldigt, weil er von den jungen Verbre chern soviel Metallwaaren gekauft. Als das Kühlbecken gestohlen war, wurde ihm dies von der Polizei angezeigt; aber er denun- eirte es nicht der Behörde, als er eS kastfte. Als öS schon sein Eigenthum war, kamen Gendärmen zu ihm und fragten, ob er rin solches Kühlbecken gekästst. Er verneinte ch er meint, A