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Zum dritten Male seit der Wiedervereinigung Elsaß- Lothringens mit dem deutschen Mutterlande weilt Kaiser Wilhelm anläßlich der Manöver des 15. Armeekorps in den wiedergewonnenen Provinzen und mit erhöhtem Interesse richten sich daher gegenwärtig die Blicke von Altdeutschland auf die südwestlichen Grenzmarken des Reiches. Hat doch die Anwesenheit des greisen Schirm herrn des Reiches auf elsaß-lothringenschem Boden ihre fast von selbst in die Augen springende besondere Bedeutung, denn sie beweist besser als alles Andere, wie fest verknüpft das Schicksal der Reichslande mit dem des großen Vaterlandes ist und der glänzende Kreis von Fürstlichkeiten, welcher Heuer den erlauchten Monarchen bei seinem Besuche Elsaß-Lothringens um- giebt, kann diese Bedeutung nur verstärken. Und wie sollte es auch anders sein? Gerade bei den Kaiser- manövern im Elsaß gelangt die militärische Einheit der Nation zu ihrem glücklichsten Ausdrucke, denn Truppenkontingente aus den verschiedensten preußischen Provinzen, aus Schlesien und dem Rheinland, aus Ostpreußen und Schleswig-Holstein, erscheinen da im Verein mit bayrischen, sächsischen, württembergischen, badischen und braunschweigischen Regimentern vor dem allerhöchsten Kriegsherrn und bekunden so die Zu sammengehörigkeit der verschiedenen deutschen Stämme in der denkbar ausdruckvollsten Form. Aber nicht nur durch das glänzende militärische Schauspiel, das die bevorstehenden Mänöver abgeben werden, erhält die Anwesenheit Kaiser Wilhelms in der jüngsten deutschen Grenzmark ein hervorragendes Relief, sondern auch durch den begeisterten Empfang, der ihm und den übrigen Fürstlichkeiten von der reichsländischen Bevöl kerung bereitet worden ist und an welchem vor Allem Straßburg, die unter deutscher Herrschaft wie verjüngte Metropole des Oberrheins, einen so hervorragenden Antheil genommen hat. Vor zehn Jahren war es gerade, als Kaiser Wilhelm zum ersten Male in die Mauern des wieder deutsch gewordenen Straßburg einzog und schon damals fanden sich, trotz so manchem noch bestehenden Haders, Altdeutsche und Elsässer ein- müthig in der Begrüßung des greisen Herrschers zu sammen, heute aber, wo diese Gegensätze erfreulicher Weise mehr und mehr schwinden — die letzten Ge meinderathswahlen in den neuen Provinzen haben dies ja schlagend dargethan — ist die Aufnahme, die da selbst dem erhabenen Schirmer des Reiches zu Theil wurde, noch eine weit begeistertere und man kann wohl hinzufügen, auch äußerlich fast glänzendere gewesen und alle Kreise der Bevölkerung Straßburgs wetteiferten in ihren Sympathiebezeugungen für den greisen Mo narchen. Und wie letzterem die Hauptstadt des Elsasses ihre Huldigungen darbrachte, so ist dies auch seitens der Bevölkerung der ländlichen Bezirke geschehen, in welche die Truppenübungen den Kaiser führten und gerade hier, in der ländlichen Bevölkerung des Elsasses, wo das Franzosenthum trotz seiner 200 jährigen Herr schaft nie hat Wurzel fassen können, abgesehen von manchen Aeußerlichkeiten und wo die deutsche Verwal tung sich daher viel rascher einbürgerte, als in den größeren Städten des Landes, hat man von Anfang an dem Hohenzollernhause und seinem ersten Reprä sentanten die aufrichtigsten Sympathien entgegengebracht. Von Straßburg aus begiebt sich bekanntlich der Kaiser nebst den ihn begleitenden Fürstlichkeiten, hohen Mili tärs rc. nach Metz, der altehrwürdigen lothringischen Hauptstadt. Auch die Einwohnerschaft von Metz hat sich längst gerüstet, das Oberhaupt des Reiches in möglichst glänzender Weise zu empfangen und mit be sonderer Theilnahme kann man diesmal den Kaiser tagen in der alten Hauptstadt Lothringens entgegensetzen. Hat doch gerade sie, die bis jetzt als das stärkste Boll werk des Franzosenthums im Reichslande galt, durch den herrlichen Sieg der deutschen Sache bei den Ge meinderathswahlen, durch welchen die Altdeutschen die unbestrittene Mehrheit in der städtischen Vertretung errangen, gezeigt, daß auch in ihr der Pulsschlqg des deutschen Lebens, des deutschen Wesens und Empfin dens sich mächtig zu regen beginnt und der Besuch des Kaisers in Metz kann daher nur dazu beitragen, diese wachsende deutsche Gesinnung zu stärken und sich immer kräftiger entwickeln zu lasten. — Elsaß-Lothrin gen steht erst im Anfang seiner heurigen Kaisertage, aber schon jetzt läßt sich ermessen, daß sie an äußerem Glanz wie an innerer Bedeutung sich zu einem hoch- bemerkenswerthen Ereignisse gestalten werden, das in erster Linie auf die innige Verknüpfung der Reichslande mit Altdeutschland seinen segensreichen Einfluß aus üben wird. -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 15. September. Nachdem der hiesige Stadtrath am 14. September beschlossen hat, die an der hiesigen Wasserleitung geplante Er weiterung noch in diesem Jahre vollenden zu lasten und mit der Ausführung der Arbeiten den hiesigen Schlostermeister H. Schmidt zu betrauen, sind die Stadt verordneten in der Sitzung am heutigen Tage diesem Beschlüsse beigetrete». — Die Jahresversammlung der Lehrer des Schul- inspektionsbezirks Dippoldiswalde wird am 24. Sep tember im hiesigen Nathhaussaale abgehalten werden. - Mit heute Mittwoch erreichen die Gerichts- ferien ihr Ende und es tritt dann hinsichtlich der Erledigung der gerichtlichen Angelegenheiten wieder der regelmäßige Geschäftsgang ein. Die bei den Ober behörden gebildeten Feriensenate und bei den Land gerichten gebildeten Ferienkammern sind mildem heutigen Tage wieder aufgelöst worden. — Falsche Zehnpfennigstücke kursiren augen blicklich in vielen Orten. Ein solches Falsifikat, das jetzt in Leipzig angehalten wurde, bestand aus zwei von einander zu trennenden Theilen (Avers- und Reversseite), die aber, zusammengefügt, genau auf einander passen. Es ist sehr sauber gearbeitet und kennzeichnet sich nur durch den hohlen Klang beim Aufwerfen des Geldstückes, das in der Mitte hohl ist. — Dem im Bureau des Landeskulturrathes zu sammengestellten Saatenstand- und Ernteberichte aus dem Königreich Sachsen für den Monat August ist zu entnehmen, daß auf den sehr nassen und kühlen Juli während des ganzen August große Wärme folgte, die sich gegen Ende desselben bis zur übernormalen Hitze steigerte. In Folge dessen konnte die Ernte gut und trocken eingebracht werden, nur im oberen Erzgebirge ist dieselbe noch im Gange, trotzdem aber 3—4 Wochen gegen andere Jahre voraus. Im Wintergetreide bleibt die Schockzahl vielfach hinter den gehegten Erwartungen zurück. Die Druschresultate sind noch zu vereinzelt, um maßgebend zu sein, doch ist anzunehmen, daß die selben besser im Sommer- als im Wintergetreide fein werden, obwohl ersteres besonders im Gebirge durch die übermäßige Hitze zu schnell reifte und deshalb leicht im Korn geblieben ist. Am ergiebigsten ist fast ohne alle Ausnahme die Haferernte, nur aus 3 Bezirken wird über Zweiwuchs, d. i. sehr ungleiches Reifen, geklagt. Die Klagen über kranke Kartoffeln bestehen trotz der Trockenheit fort, besonders sind hiervon die schweren Böden und die feineren Sorten betroffen, während anderseits durch den Regenmangel die Knollen vielfach klein bleiben, so daß ein ziemlicher Ausfall im Ertrag zu erwarten steht. Am meisten haben die Runkelrüben durch die Hitze gelitten, die im Wachs- thum sehr zurückgeblieben sind; besser stehen die Zucker rüben. Am schönsten steht durchweg der Stoppelklee, der einen prächrigen Herbstschnitt liefert;.auch mit der Grummeternte ist man fast allenthalben zufrieden und ist gefürchteter Futtermangel beseitigt. Die junge Rapssaat ist schön aufgegangen, besonders die zeitig gesäte, doch leidet dieselbe durch Trockenheit und zum Theil auch durch den Erdfloh. Regen ist allseitig sehr erwünscht. Trotz der hohen Temperatur traten wenig Gewitter auf und nur aus einen; Bezirk wird über Hagelschlag berichtet. Dresden.' Fleisch und Bier gehören zu den wichtigsten Verbrauchsartikeln der Bevölkerung. Die Steuerlisten sind ziemlich sichere Quellen zur Erkennt- niß dieses Verbrauchs; jedenfalls sind nicht weniger, sondern eher mehr Zentner Fleisch und Bier verbraucht als versteuert. Wenn wir nun die Steuerstatistik der letzten 40 Jahre zu Rathe ziehen, so ergiebt sich nach dem vom königl. sächsischen statistischen Bureau heraus gegebenen neuesten statistischen Jahrbuch für das König reich Sachsen, daß im Jahre 1846 im Ganzen auf den Kopf der Bevölkerung in Sachsen nur 36,, Pfd., dagegen 1885 64,7 Pfd. Fleisch versteuert wurden. Erfreulich ist es, daß das von dem Mittel- und Ar beiterstande besonders verbrauchte Schweinefleisch am erheblichsten im Verbrauche gestiegen ist, von 21,» Pfd. pro Kopf im Jahre 1846 auf 40,s Pfd. im Jahre 1885, während von dem theurern Rindfleisch im Jahre 1846 vom Kopf der Bevölkerung 15 Pfd. und 1885 23,» Pfd. verbraucht wurden. — Eine noch höhere Steigerung des Verbrauchs zeigt sich beim Bier. Im Jahre 1845 wurden in Sachsen 376 573 und 1884/85 1 120962 Ztr. steuerpflichtiger Braustoff für die Bier brauer verwendet, davon wurden 1845 1588 826 Eimer Bier gebraut und im Jahre 1885 5080759 Eimer. Außerdem ist noch viel auswärtiges Bier in Sachsen verbraucht und jedenfalls mehr Bier importirt, als exportirt worden. Der Fleischverbrauch hat sich mithin in den letzten 40 Jahren pro Kopf der Bevölkerung ' in Sachsen noch nicht ganz verdoppelt, der Bierverbrauch aber mehr als verdreifacht. Da Bier von den breitesten Volksschichten verbraucht wird, so ist dieser Konsum ein ziemlich sicherer Gradmesser des gestiegenen Wohl standes. — Am 12. September verstarb nach langen schweren Leiden in Dresden im 62. Lebensjahre der kgl. sächs. Generallieutenant a. D. Kurt Haubold v. Einsiedel. Geboren im Jahre 1825, trat er aus Gesundheits rücksichten 1883 in den Ruhestand. — Das königl. Ministerium des Innern hat den Beschluß gefaßt, die Vorklassen der königl. Kunstge werbeschule von letzterer abzutrennen und eine beson dere Schule in Verbindung mit einer Zeichenlehrer- Bildungsanstalt zu errichten. Die Leitung ist dabei Herrn Direktor Clauß von der Dresdner Gewerbeschule übertragen worden. — Von den bei der Königlichen Altersrentenbank in Dresden-Altstadt, Landhausstraße 16 — im Land haus — in den ersten acht Monaten des laufenden Jahres eingezahlten 1 618334 Mark entfallen 56 o/«, nämlich 908 242 Mark auf solche Einlagen, welche zur Erwerbung sofort beginnender Altersrenten geleistet worden sind. Die Erwerbung derartiger Renten, deren Lauf mit dem ersten Tage des auf die Einzahlung folgenden Kalenderquartals beginnt und mit dem letzten Tage des Sterbequartals endet, empfiehlt sich nament lich für ältere Personen, welche auf das eingezahlte Kapital verzichten können. Denn solche Personen er halten unter gedachter Bedingung außerordentlich hohe Renten von der Altersrenten bank, die in dieser Be ziehung von keiner andern Rentenanstalt erreicht wird. Zur Erwerbung des Renten-Höchstbetrages von mertel jährlich 500 Mark z.B. bedarf es feiten des 75 Jähligen nur einer einzigen Einlage von 10010 Mark bei der Altersrentenbank. Freiberg. In der letzten Stadtverordnetensitzung machte die Mittheilung des Vorsitzenden Sensation, daß in dem erst vor wenigen Jahren mit großen Kosten errichteten Stadtkrankenhause der Krankenhaus- Pavillon baufällig geworden sei und mit Mauer stützen und ^-Trägern vor dem Einsturz behütet werden müsse. Die für diese Schutzmaßregeln erforderlichen 600 Mark wurden nach längerer Debatte einstimmig.