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Es steht nunmehr soviel fest, daß der BundeSrath, resp. die Militärausschüsse desselben eine Reform der deutschen Artillerie für unbedingt nöthig erachten, und daß höchst wahrscheinlich noch in dieser Session eine entsprechende Vorlage an den Reichstag gelangen wird. Zwei Gründe sind es, wie man aus gut unterrichteten Kreisen erfährt, hauptsächlich gewesen, welche beim stehenden Heere eine Vermehrung der Artillerie noth- wendig machten, es ist dies erstens der höhere Friedens bestand an Geschützen und Mannschaften in Frankreich und zweitens der Umstand, daß man im Kriegsfälle viel mehr Neuformationen der Artilleriewaffe brauchen wird als früher. Gegenüber den kolossalen Ver stärkungen des deutschen Heeres hinsichtlich der Jn- santeriemaffen, wie solche zumal durch die Errichtung von 40 neuen Bataillonen im Frühjahr 1887 und durch die Errichtung der Landwehr zweiten Aufgebotes im Jahre 1888 stattsand, ist ja auch die Artillerin hin sichtlich ihrer Vermehrung bedeutend zurückgeblieben. Giebt es nun auch zweifellos unter der Landwehr zweiten Aufgebots viele tüchtige Artilleristen, so können aus denselben rasch und sicher doch nur dann die nöthigen Artilleriesormationen gebildet werden, wenn entsprechende Stämme an ausgebildeten Mannschaften und Pferden der Limen - Arüüerre vorhanden fiud. Diese Stämme kann die gegenwärtige Linien-Artillerie aber nicht in genügender Anzahl abgeben, da eben für die gewaltigen Jnfanteriemafsen auch viel mehr Ar tillerie nöthig ist. Deshalb geht der Reorganisations plan für die Artillerie auf das Ziel los, daß der Friedensstand um circa 5000 Artilleristen und circa 500 bespannte Geschütze zu vermehren ist, und will man dadurch eben die nöthige Verstärkung an aus gebildeten Mannschaften und Pferden, sowie auch an Geschützen erreichen. Wie schon erwähnt, kommt diese Resorm dann nicht nur der bisherigen Feldarmee, sondern auch der Bildung von Reserveheeren außer ordentlich zu Gute. Falls sich die betreffende Nach richt bewahrheitet, wie die Reform dec Artillerie durch geführt werden soll, so wäre die geplante Art und Weise finanziell recht tröstlich. Wie man hört, sollen nämlich, um den erhöhten Stand der Artillerie zu er reichen, künftig jährlich 5000 Infanteristen mehr zur Disposition beurlaubt, also nach zweijähriger Dienst zeit bereits entlassen werden. Für die 5000 Ar tilleristen, welche künftig das stehende Heer mehr be sitzen soll, würde also bezüglich der Verpflegungsun kosten keine Mehrausgabe entstehen. Anders steht es freilich bezüglich des Mehrbedarfs an Pferden und deren Verpflegung für die erhöhten Bestände der Ar tillerie. Die nöthigen Pferde können nur durch An kauf beschafft werden, auch müssen die Stallungen, Remisen und Depots vermehrt werden, sodaß die ein malige Mehrausgabe für die Artillerie doch auf 7'/, Millionen Mark und die jährliche Mehrausgabe auf 2'/« Millionen Mark berechnet wird. Die Reorgani sation der Artillerie und die entsprechende Mehr forderung für das Militärbudget ist aber, wie jeder einsichtige Patriot zugeben muß, erstens eine nöthige Maßregel für die Sicherheit des Vaterlandes gegen über etwaigen kriegerischen Gelüsten des Auslandes, und zweitens eine durchaus nothwendige Folge der großen Vermehrung der Infanterie, resp. der Reserve heere, welche Deutschland im Kriegsfälle zu bilden ge denkt. Das Deutsche Reich wird ja im Kampfe um Ruhe und Ordnung in Europa nicht ohne Verbündete sein, aber im Kriege muß man sich, wie Generalfeld marschall Graf Moltke.einst erklärte, vorzugsweise auf die eigenen Machtmittel stützen können; deshalb ent spricht ein in jeder Hinsicht seiner Aufgabe gewachsenes Heer lediglich den Lebensinteressen des Vaterlandes, und von diesem Gesichtspunkte aus müssen wir auch die bevorstehende Reorganisation der Artillerie beur- theilen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Der Schneesturm der letzten Tage, der im Freien fast jedes Fortkommen zur Un möglichkeit machte, hat selbstverständlich Verkehrs stockungen bei den Staatsbahnen im Gefolge gehabt und zwar war merkwürdiger Weise diesmal hauptsäch lich die Dresden-Bodenbacher Linie davon betroffen, wo die Frühzüge bei Reik und bei Mügeln im Schnee stecken blieben. Auf andern Linien traten zwar keine Stockungen, wohl aber ganz bedeutende Zugsverspä tungen ein. — Mit großer Genugthuung können wir dahingegen konstatiren, daß es diesmal, wenn auch jedenfalls unter großen Anstrengungen des Personals, gelungen ist, auf der Linie Hainsberg-KipSdorf den Verkehr völlig regelmäßig, ohne jede Verspätung, auf recht zu erhalten. — 8. Februar. Je weniger man etwas erwartet, je entschiedener man bereits darauf Verzicht geleistet hat, desto größer ist die Ueberraschung, unter Um ständen auch die Freude, wenn es dennoch erschein:. In diesem Falle befanden wir uns mit der uns nach träglich und völlig unverhofft bescherten Schlitten bahn. Ja, ja, Lichtmeß hatte doch einen Umschwung in der Witterung hervorgebracht und, der Bauernregel nach, konnten wir uns nun auf einen tüchtigen Nach winter gefaßt machen. Der scheint denn nun auch zu kommen. Nachdem sich durch den ganz unerwarteten Schneefall am Sonntage unsre ganze Umgebung rasch in ein winterliches Gewand gekleidet hatte und eine herr liche Winterlandschaft hergestellt war, erhob sich in der Nacht von Dienstag zu Mittwoch ein Schneesturm, der die Mittwoch über und dazu den Donnerstag bis in die späteren Nachmittagsstunden unausgesetzt an hielt und den Aufenthalt im Freien freilich verbot. Dennoch sind durch denselben, soweit wir Kunde davon erhalten haben, wesentliche Verkehrsstörungen nicht eingetreten; selbst die wackeren Landpostboten haben ihres Amtes gewaltet. Jetzt, wo sich der hochfahrende Herr Blasius beruhigt hat, erfreut man sich der herr lichen Landschaft, die es werth wäre, auch aus den nie deren Gegenden, wo man dergleichen höchst selten sieht, besucht zu werden. Eine Fahrt durch das Weißeritzthal in das Bärenselser Revier ist wahrhaft erquicklich. Ob die Herrlichkeit lange anhalten wird, können wir, trotz der alten Bauernregel, nicht sagen, und so wäre es denn angezeigt, die Gelegenheit zu benutzen, so lange sie da ist. Gewöhnlich aber denkt man an Schlitten fahrten erst dann, wenn der Schnee selbst „abfährt". Unterkommen, auch für größere Schlittenzüge, ist in Schmiedeberg, Kipsdorf und Bärenburg in vorzüglicher Weise vorhanden und auch für die Insassen der Schlitten ist in den betreffenden Restaurationen und Gasthöfen bestens gesorgt. — Bei unfern Jungen hat der un erwartet gefallene Schnee die Baulust rege gemacht und an verschiedenen Plätzen entstehen Schneegrotten, die sich, wie wir aus Erfahrung wissen, bei Beleuch tung mit bunten Laternen recht hübsch ausnehmen. — Krankenversicherung. Wie seiner Zeit das kgl. Landgericht zu Köln, so hat neuerdings auch das Grobherzogliche Hessische Oberlandesgericht zu Darm stadt dahin entschieden, daß das Krankenversicherungs gesetz vom 15. Juni 1883 auch auf diejenigen Ar beiter Anwendung finde, welche in dem Betriebe ihres Vaters beschäftigt seien und für ihre Arbeitsleistung den Lebensunterhalt im Hause ihres Vaters erhielten. Die Naturalgewährung könne nicht als eine gnaden weise Zuwendung, als eine Erziehungs- und Alimen- tationSleistung der Eltern angesehen werden, sondern es müsse dies als ein ver Vermögenslage angepaßtes Entgelt für die Arbeitsleistung des vollerwachsenen arbeitsfähigen und -willigen Sohnes gelten. Ein Fall der Erfüllung der gesetzlichen Alimentationspflicht Seiten de» Vaters könne nur dann vorliegen, wenn der Sohn nicht im Stande wäre, sich selbstständig zu ernähren und seine etwaige Arbeit nicht auch als an nähernde Vergütung für die Gegenleistung des Vaters an Wohnung, Kost, Kleidung, Taschengeld erscheinen könnte. Die Ausdehnung des Versicherungszwanges auf arbeitende Haussöhne enthalt« nicht einen bedenk lichen Eingriff in innere Familienverhältniffe, das Ge setz sei in ausgedehntester Weise zu handhaben. — „Silber hegen seine Berge wohl in manchem tiefen Schacht," so preist der Fürst von Sachsen sein Land in dem bekannten Gedichte JustinuS Kern«'-. Wie grob der Silberreichthum des sächsischen Erz gebirges ist, zeigt nun wieder die aus den Jahrbüchern für das Berg- und Hüttenwesen in Sachsen zu er sehende Thatsache, daß in den 25 Jahren 1862 bis 1887 die Erzgruben der Freiberger Bergrevtere 713,106 Kilogramm Silber aus den von ihnen ge lieferten Erzen gewonnen haben. Freilich ist in der selben Zeit der Preis für das Kilogramm von 178 Mark auf 131 Mark gesunken, was unserem viele Menschen ernährenden Bergbau schwere Schädigung gebracht und seinen Fortbetrieb zum Theil in Frage stellt. Der Preis für das Kilogramm Gold Kim in diesen 25 Jahren von 2784 Mark auf 2792 Mark. Gold wird jedoch in den Gruben des Erzgebirges nur in sehr geringen Mengen gefunden. Alle-, was an bezahlbarem Golds von dem sächsischen Bergbau (eS ist vornehmlich das Schwarzenberger Revier, welches hierbei in Betracht kommt) während der ganzen Zett von 1862 bis 1887 geliefert worden ist, hat sich nur auf 0,868 Kilogramm, also 868 Gramm belaufen. Wie viel Zwanzigmarkstücke haben sich daraus an fertigen lassen? Man wird auf diese Frage von den Wenigsten eine auch nur annähernd richtige Antwort erhalten; es sei daher bemerkt, daß nach dem Reichs gesetz über die Ausprägung von Goldmünzen (votn 4. Dezember 1871) aus einem Pfund feinen Goldes 69'M Zwanzigmarkstücke ausgebracht werden müssen, welche 900 Tausendtheile Gold und 100 Tausend- theile Kupfer enthalten. Die von unseren Gruben gelieferten 868 Gramm Gold haben also immerhin zur Herstellung von 121 Zwanzigmarkstücken aus- gereicht. Großölsa. Nachdem Se. Majestät der König Albert allergnädigst geruht, dem zeitherigen Gemeinde vorstande Karl Gottfried Patzig für seine langjährigen treuen Dienste als Gemeindebeamter das allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen, wurde dasselbe letzterem am vergangenen Dienstage durch Herrn Oberregierungs rath Amtshauptmann v. Keßinger aus Dippoldiswalde im Beisein der Herren Obergendarm Schneider und Gendarm Krause vor versammeltem Gemeinderathe unter feierlicher Ansprache überreicht. -j- Frauenstein, 6. Februar. Nach dem von de» Herren Herrmann, Brandmeister in Dresden und Franz Leser, Landesausschußmitglied und Branddirektor in Cölln, unterzeichneten Protokolle über die in Dresden erfolgte Prüfung der neuen Spritze der hiesigen frei willigen Feuerwehr ist dieselbe sauber und solid ge baut und genügt den Bestimmungen des LandeSauS- schusses sächsischer Feuerwehren allenthalben. Die Spritzensabrik von E. C. Flader in Jöhstadt, aus der dieselbe stammt, kann jeder Gemeinde, bez. Feuerwehr, welche einer neuen Spritze benöthigt ist, aufs Wärmste empfohlen werden. Flader hat für die Güte und Brauchbarkeit der Spritze schriftlich auf 12 Jahre Garantie geleistet. Gchmiedeberg. Zu der am 6. Februar in hie sigem Revier abgehaltenen Hochwildjagd, an der außer Er. Majestät König Albert auch die Prinzen Georg und Albert von Sachsen-Altenburg theilnahmen, hatten mehrere höhere Militärs Einladungen erhalten; dieselbe mußte aber des herrschenden Schneesturmes wegen zeitiger abgebrochen werden und kehrten die hohen Jagdgäste bereits gegen 1 Uhr nach Dresden zurück. Das Jagdfrühstück wurde im Walde und die Jagdtafeb im Dresdner Schlosse abgehalten.