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oigttändischer Anzeiger. Sechszigster Jahrgang. Verantwortliche Redaction: vr. G. Aa « Dev« aad »erlag voa Moritz Wieprecht ta Plauen. !»>-, «« jcher AbonnemeutSpreiS für dieses Blatt, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 6 Ngr. — Die JnsertionSgebühren erden mit 1 Ngr. für die gespaltene EorpuS-Zeile berechnet, größere Schrift nach Verhältniß deS Raumes. — lag» 88. 31 Ix« »8«S rankstlrt. Die Meinung, daß der Reichsverweser vor. ichl nach Frankfurt zurückkehren werde, gewinnt immer Bestand; wir man hört, will er von Gastein oder mark aus die Reichsangelegenheiten durch sein Mi- um in Frankfurt leiten. So hat er durch ein Schreiben Istrien vom 11. Juli dem Generalleutnant v. Peucker lnerkennung für die ausgezeichnete Führung der Reichs- n in Baden, die von den letzteren bezeigte Tapferkeit lüderliche Eintracht ausgesprochen. In Frankfurt hofft dagegen immer noch nach glücklich vollendeter Cur auf Skückkehr, woran man jedoch wohl mit Recht zweifeln denn Preußen, die Hauptmacht Deutschlands, will von Eentralgrwalt nichts mehr wissens und eine Centralge- hne Gewalt ist ein Schatten, der auf die Leitung der m Angelegenheiten keinen Einfluß üben kann. Dabei uns O'sterreich und Rußland wieder zum alten Bundes- klhelfen. Sie behaupten, daß derselbe einen Bestand- n europäischen Slaatsverfassung auömache, widerrechtlich ngt worden fei, ihn jedoch, da es ihm an Kraft zum stand gefehlt, eine engere Zwangsjacke in die Hände n werden müsse, um ste den ungeduldigen Völkern an- >. Deutschland soll in einen kaiserlichen und fünf che Kreise getheilt werden und Fürsten und Völker i die guten Dienste, die sich Rußland dabei zu leisten !, gewiß um so bereitwilliger hinnehmen, je mehr sie hochherzigen Hilfe allein die Befreiung von der revo- lrm Pest zu danken hätten. — Wir wollen dazu nichts bemerken, üls ausrufen: „Deutsche, seht euch >ß ihr von dieser Affenliebe nicht erdrückt werdet! Ver- tuch mit euren Fürsten und steht mit ihnen Mann an gegen das Ausland, das von allen Seiten her seine mme ausstreckt, um uns in seiner Umarmung zu er- ittlt. Soweit die auf sicheren Wegen -ingegangenen Hungen reichen, hat Baiern die von Preußen gewünschte «zu dem Waffenstillstände mit Dänemark vom 10. ck ertheilt, vielmehr dabei lediglich auf die zum Ab. allein berechtigte provisorische Centralgewalt sich be- Baiern wird zwar seine Truppen zurückziehen, indem >ms Verbleiben derselben in Schleswig nutzlos er» und Conflicte mit anderen Staaten erzeugen könnte. « soll die Versicherung geschehen sein, daß Baiern m werde, für die definitiven Friedensunter. Handlungen den Beitritt von Vertretern der Herzogthümer zu erwirken, damit wenigstens deren unzertrennliche Verbindung gewahrt und die Jncorporirung von ganz Schleswig in Däne- I mark vermieden werde. Wie man jetzt hört, will BaiernS Regierung im Vereine mit Oesterreich und Würtemberg energisch gegen Preußen auftreten., Die Wahlen zu dem nächsten Landtag fallen überwiegend konservativ aus. Baden. Die Uebergabe Rastatts auf Gnade und Un gnade, nach zweistündiger vergeblicher Unterhandlung über bessere Bedingungen, haben wir bereits im vorig. Bl. ge meldet. Nach Entwaffnung derselben zogen die Preußen unter Beglückwünschungen der so lange von ihren angeblichen Freunden mißhandelten Bürgerschaft mit klingendem Spiele in Rastatt ein, und versicherten sich augenblicklich der Jn- surgentenführer Tiedemann, Willich u,Corvin. Dergroße Haufe der Gefangenen wurde in die Kasematten verwiesen. Ueber die Uebergabe Rastatts selbst bringt die D. Ztg. folgendes Nähere: Nach Rückkehr der Streifpatrouillen setzte sich die ganze Belagerungsarmee um 5 Uhr von allen Seiten gegen die Festung in Bewegung. Kurze Zeit darauf war ringsher das Glacis erreicht; es wurde Halt commandirt. Ein bis zum Grauenvollen feierlicher Moment trat ein. Das Mili tär hielt die Waffe in Arm, die Festung scharf im Auge; lautlose Stille herrschte ringsum. Da öffneten sich drrt Thore und die Besatzung bewegte sich schweigend und mit voller Wehr gegen das Glacis, wo sie sich den Truppen gegenüber in Reih und Glied aufstellle. Als es geschehen war, erhielten die Insurgenten Befehl, die Waffen vor sich niederzulegen, und nachdem auch dieser Act der Unterwerfung vollzogen, machte das Militär Spalier, nahm die Entwaffneten in die Mitte und führte sie colonnenweiß gefangen in die Festuüg zurück. Das klingende Spiel des 31. Linien-Regi ments eröffnete den Zug. In der Stadt angekommen, wurden die Insurgenten zu je 500 bis 600 Mann nach den einzelnen Abthrilungen der Kascmatten dirigirt und dort in Gewahr, sam gebracht. Nach erster AbtheÜung sollen nicht unter 12,000 Mann als Besatzung in der Festung gewesen und zu Gefangenen gemacht sein. Man «ar ieber diese Zahl nicht wenig erstaunt. Wirklich zum Entsetzen fand man das Aeußere der Rebellen, ihre Haltung, den Trotz ihrer Mienen? die an Stumpfsinn grenzende Gleichgiltigkeit Vieler, ergreifend nur den Ausdruck der Angst und der Verzweiflung; der fich^ namentlich bei den Jüngsten, zum Theil Knaben von 15 Jahren, in Weinen und Händeringen zu erkennen gab. Auch