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Picnstag. M 38. IS Moi 1863. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Preis pr» Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg. Amts- und Anzeige-Klatt der Königlichen Gerichts-Ämter und Itadträthe zu Dippoldiswalde. Mucnstein und Attenberg. Verantwortlicher Redakteur: Carl Je h ne in Dippoldiswalde. . . . . 7. 77 . 77 775"" -- Tagesgefchichte. Dippoldiswalde. Bei der am 13. ds. Mts. im Gasthof zum Stern hier abgehaltenen Versammlung der Begräbniß-Soeietät, an welcher 40 und einige Mitglieder Theil nahmen, scheint diese letztere von dem ihr drohenden Untergang gerettet worden zu sein. Man war allgemein der Ansicht, der Auflösung der Gesell schaft aus jede Weise vorbeugen zu wollen, und soll nunmehr baldigst ein Patent unter allen Mitgliedern eirculiren, in welchem jedes aufgefordert wird, sich darüber zu erklären, ob es gewillt ist, fernerhin bei der Gesellschaft zu verbleiben und die in Rückstand gelassenen Beiträge abzusühren. Diesem Patente soll die Androhung beigefügt werden, daß jedes Mitglied, welches bis Ende dieses Jahres seine rückständigen Beiträge nicht bezahlt, als ausgeschlossen betrachtet werben wird. Schon bei der nächsten ordentlichen General-Versammlung zu Mariä Heimsuchung d. Js. wirb man sich hiernach klar sein, wieviel Mitglieder der Gesellschaft verbleiben und ob dieselbe überhaupt noch lebensfähig rsi. Indem wir schließlich bemerken, daß die abgelegte Rechnung noch einer Prüfung unter worfen und in der nächsten ordentlichen Generalver sammlung die Neuwahl eines Direktoriums erfolgen soll, richten wir nun an alle Mitglieder der Begräb- Societät die Aufforderung, das seit beinahe 100 Jahren bestehende wohlthätige Institut, welches die Sparpfennige mancher Armen enthält, nicht sinken zu lassen, auf dem Jedem zu behändigenden Patente seine Forttheil- nahme zu erklären, und etwaige Rückstände in diesem Jahre zu berichtigen. Der Vermögensbcstand der Gesellschaft ist bis jetzt noch keineswegs ein schlechter, wie sich Jeder durch Einsicht der Rechnung überzeugen kann, und bei einer statutengemäßen und sorglichen Eassenführung kann es nicht fehlen, daß das Unter nehmen sich bald wieder vollständig erholt und zu Nutz und Frommen seiner Mitglieder fortgedeiht. Dresden. Unsere Stadt will jetzt eine größere Anleihe machen, theils um ältere Schulden zu be zahlen und die gesammte städtische Schuld in eine Anleihe zu vereinen, theils um die Kosten mehrerer großen Bauten zu bestreiten. Zu den bereis begonne nen oder bevorstehenden großen Bauten ist das Gym nasium (Kreuzschule), die Annenrealschule, die Ver größerung des Rathhauses und noch mehreres Andere zu zählen. Auch die Röhrwasserangelegenheit, die Aus dehnung der Gasleitung, die Pflasterung div. neuer Stra ßen rc. werden nicht unbedeutende Summen absorbiren. — Das auf der Schillerstraße gelegene Restau rationsetablissement, welches vom RestaurateurFelßner gegründet, in kurzer Zeit in drei verschiedene Hände durch Kauf übergegangen ist, wird in Zukunft nicht mehr den Namen des jedesmaligen Besitzers führen, sondern in nicht unpassender Weise Schillerschlöß chen benannt werden. — Nach dem statistischen Bureau betrug die Zahl der schulfähigen Kinder im Königreich Sachsen 370802, wovon 127161 auf die Städte, 243611 aus das Land kommen. Die Zahl der Lehrer beläuft sich auf 3866 (1744 in den Städten, 2121 ans dem Lande). Die Zahl der Schulen betrug 2016 (275 in den Städten, 1741 auf dem Lande). — Vom Landgensdarmeriecorps sind im Jahre 1862 verhaftet worden 6691 Personen, zur Anzeige gebracht wegen Vergehen und Verbrechen 20216 Personen; darunter 9175 wegen Holz- und Feld-, einfachen und Einbruchdiebstahls, 2723 wegen Bettelns, 632 wegen VagabundirenS. Berlin. In der Sitzung des Abgeordnetenhauses am 15. Mai sind die Anträge der GeschäftSordnungs- commission (s. vor. Nr. d. Bl.) mit 295 gegen 20 Stimmen angenommen worden. Auch in den Kreisen der Abgeordneten herrscht die Meinung, daß der Landtag werde aufgelöst werden. Man erzählt zahlreiche, zum Theil sehr eigenthümliche Gerüchte über die zu oc- troyirenden Wahlenordnungen. Nach der einen Angabe handelt es sich nur um Festsetzung der Bestimmung, daß der Abgeordnete im Wahlkreise wohnen müsse; nach einer andern beabsichtigt Hr. v. Bismarck, Napo leon III. nachzuahmen und allgemeines Wahlrecht mit direkter Wahl und Aufstellung von RegierungScandi« daten zu octroyiren; nach einer dritten sollen dagegen 100 Abgeordnete von Hochbesteuerten und 250 durch die Kreistage gewählt werden. Bis diesen Augenblick scheint indeß nichts festgesetzt und nicht die Zustimmung des Königs gesunden zu haben; abgesehen davon, daß in der Octroyirung eines Wahlgesetzes der förmlichste Verfassungsbruch liegen würde, lassen sich kaum Be stimmungen denken, welche eine Volksvertretung nach den Wünschen des Hrn. v. Bismarck zu Stande bringen können. Warschau. Unsre zweite Regierung, die ge heime, nimmt täglich an Energie und Machtentfaltung zu, und man erkennt aus ihren Veröffentlichungen, wie ihr kein, nur irgend wesentlicher Umstand trotz ihrer vielfachen Beschäftigung entgeht. Ein Tages befehl des Stadtkommandanten bietet einen neuen Beweis dafür, daß Niemand ohne Erlaubniß der Na tionalregierung das Land verlassen dürfe. Dieselbe hat unterm 13. Mai einen Ausruf „an das polnische