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Aden-Aussabe 77. tzahrgang. Nr. 28» Dienstag, 2«. stunt i»zz kll Gegründet 18S6 v^n^gevasr »«« »all» »werm^a« «I»- Druck u. Verlag! Ltepsch S: Rclchardt, Dreeden-A. l, Marten- WnUaemntil-: »a mm beeile «rund,eile 3» Pis., »eilun, m-naiii» ««. s.r« <ein,chilei»i» g^ßc ZS/*2. Fernruf 252*1. Postscheckkonto ISÜ8 Dresden -u«wS-l« «c, «,g. »nienabichl-s u. «absiie noch ?'m Vie» Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der *1"'-, »-mMen°n».ia,n und Lt.neng.iuch. er- ««.3.30 einlchttebttch d« PIq. PostsebNlir mSbiglcPreiie. o s.-Gedühr LoPIg.-«ochdruck (ohne P°st,ufteIIung«gebI>he> bei „edenmal timtspauptmannschast Dresden und des ^chiedsamte« beim ,ni, Ouellenonsobe ree.dne, Rochrichten. N-Sch«ntllch»m verland. ainjelnummer lv Ps«. «vververlicherungsamt Dresden Unverlonsle -chriilftücke werden nichl aulbcwabrt Angeblicher Kremier Hauvttäter verhaftet RM Bcrbvtc der IMch -Sittalm Weiterer Later flüchtig Wien, 20. Juni. Der Haupttätcr an dem Kremser Alten- tat ist noch tn der Nacht in der Person des 21jährigcn Handels- angestellten Herbert-M o s e l ö feststcnoinmen worden. Dieser hatte die beiden zusammengebundencn Handstranaten von seinem Bruder HanS, der der Garnison KrcmS als Wehrman n angchört, erhalten. Die dritte Handgranate war von einem 17jährigen Burschen geworfen worden, der aber noch flüchtig ist. Hans Mosel« war Zeuge de» Anschlags und gab den beiden Tätern Anweisung zum Wersen der Hand granaten. Eine Verlautbarung beü Sicherheitsdirektors für Nieder österreich zn dem Vorfall in Krems besagt, das, der verhaftete Haupttäter, Herbert Mosel», dcr SA.-Lcharsllhrer des national sozialistischen Pionlcrstnrms 7/4» sei, ein G cständniö ab gelegt habe. Mosel, der selbst durch Sprcngstltcke eine leichte Verletzung an der Wange erlitten hat, soll weiter zugegeben haben, das, an dem Attentat ein zweiter SA.-Mann des PionicrsturmS, Adols Weichsel bäum, mitgcwirkt hat. Nach Weichselbaum wird gefahndet. Bei all diesen offiziösen österreichischen Mitteilungen ist zu beachten, das, sie natürlich den Zwecken der Dollsust- Propaganda entsprechend gefärbt sind. Noch in der Nacht wurde die gesamte Bezirkspartei- leitung der NSDAP, in ihren Wohnungen verhaftet und heute sriih im Milttärkraftwagen tn bas Landgericht nach Wien gebracht. Unter den Verhafteten befindet sich ein aktiver Oberleutnant der Garnison Krems, Brandner, und der Chefredakteur der „Lande»,eitung" in Krems, Dr. stab er. Insgesamt wurden 20 führende Personen der NSDAP, in Krems verhaftet. Neuer Sprengstoffanschlag bei Wien Wien, 20. Juni. Auf eine Holzbrttckc über die Mitgel bahn L t e si n g — K a l t e n l c u tg e b e n am Rande des Wiener Walde», südlich von Wien, wurde heute »acht gegen 1 Uhr ein S v r c n g st o s s a n s ch l a g verübt, der die Holz brücke zerstörte und auch das Manersundament stark be schädigte. Die Eisenbahnschiene» blieben unversehrt. Die Täter sind entkommen. Au» ter steierische Selmatwich verbeten Wien, 20. Juiri. In einer Nachtragöverlautbarnng zn dem gestrigen MinisterratSbcschlus, wird sestgestcllt, das, auch der steirische Heimatschntz verboten ist. In einer halb amtlichen Veröffentlichung de» SichcrheitSmtnisterö Fey zur Auflösung der nationalsozialistischen Partei wird gesagt: „Im Interesse der Bevölkerung und der Sicherheit de» Staates konnte die Regierung daher nicht weiter warten und hat dar um über meinen Antrag das Verbot und die Anflösnng der nationalsozialistischen Partei und aller ihrer Hilfs- und Nebensormationen tn Oesterreich sowie des steirischen Heimat schutzes lFtthrnng Kammerhosers verfügt." Der steirische Heimatschutz veröffentlicht zn diesem Verbot einen vom Führer Kammcrhofcr unterzeichneten Aufruf, in dem cs heiht: „Ich erivarte, das, scdcr von euch in der Zukunft als deutscher Ocsterrctchcr am Platze sein wird, wenn die Not unseres Volkes ruft. Nach scdcr dunklen Nacht bricht immer wieder Heller Tag herein. Auch für uns wird der Tag der Auferstehung kämmen. Oesterreich wird erwachen." Sie österreichische BerbotSverorbnung Geld- und Arreststrafen — Rundfunkrede de» Justiz ministers Wie«, Ist. Juni. I« der Berordnung der Bundes regierung werben im Paragraph 1 die bereits gemeldete« Verbote ausgesprochen. Im Paragraph 2 werde« Zu, widerha«jungen gegen diese Vorschristeu mit einer Geldstrafe bMz« 2000 Schilling ober mit Arrest bis zu sechs Monaten bedroht. Diese Strasen könne» jedoch auch gleichzeitig verhängt werde«. Ferner kann ans Ein, ziehnug der Gegenstände, aus die sich die strafbare Hand lung bezieht, erkannt werden, «nd zwar ohne Rücksicht darauf, wem sie gehören. Auch der Bersnch wird als straf, bar erklärt. Straffällige, die nicht österreichische Staats» biirger sind, sind nach dem Schnbgesetz fdaS ist Ausweisung) zu behandeln. Im Paragraph S wird festgesetzt, bah eine Berufung gegen eine« derartige« Strafbescheid nur z«, lässtg ist, wenn ans eine Geldstrafe von mehr als tOOO Lchil. ltng oder aus Arrest vou mehr als sechs Wochen erkannt worden ist. Justizminister Schuschnigg sprach im Wiener Rund- funk über die Beschlüne de» MinisterratS. Er erklärte u. a., die Regierung habe immer wieder betont, das, sie den Frieden wolle. Nun seien die Bombenerplosionen erfolgt. Oesterreich sei im Verlaus seiner Geschichte mehr als ein- mal der Vorwurf gemacht worden, batz e» zu spät gekommen fei. Die BnnbeSregterung habe einen solchen Vorwurf nicht aus sich und auf Oesterreich laben können. Daher der Be- schluv des MintsterratcS. Starke Erregung in Lirot Innsbruck, 20. Juni. Das Verbot der NSDAP, hat in Tirol eine starke Erregung hcrvorgcrnse«. Die nationale Presse verweist daraus, dast der Handgranaten, anschlag bei Krems durchaus nicht von nationalsozialistischer Seite verübt worden sei» müsse. Die „Innsbrucker Nach richten" schreiben zum Verbot: „Die nationale» Oester reicher werden auch diese Zeit überdauern und es wird sich zeigen, dast Gesinnungen stärker sind als Ber» bote aller Art." „Deutschöfterrelchtfche Tageszeitung" verboten Wien, 20. Juni. Die „Dcntschösterrcichische Tages zeitung", das Hauptblatt der NSDAP., ist verboten worden. Der in Gang befindliche Druck der Morgennummcr wurde von Kriminalbeamten angchalten. Dem verantwortlichen Schriftleiter wurde anfgetrageu, sich zur Verfügung der Polizei zu halten. Berlin, 20. Juni. Daö ans Oesterreich auSgcwtescnc Mitglied der deutschen Gesandtschaft in Wien, Oberleutnant CohrS, machte heute vor Pressevertretern Mitteilungen über die Vorgänge, die der Ausweisung vorangingcn. Da nach wurde CohrS am Dienstag früh 6,80 Nhr in seiner Privatwohnnng von zwei Kriminalbeamten ausgesucht. Ob wohl er daraus hinwicS, das, er im Besitz eines Diplomaten passes sei und dast mithin auch seine Wohnung nicht den österreichischen Gesetzen unterstände, wurde doch eine Durchs» ch u n g vorgenommcn. CohrS selbst wurde v c r- hastet und zur Polizei gebracht. Nach etwa vierstüudigcr Wartezeit sollte ein Verhör beginne», bei dessen Beginn CohrS nochmals aus seine D i p l o m a t c n e i g e n - schäften hinwic» und erklärte, bas, er nur den deutschen Behörden, aber nicht den österreichischen Behörde» gegen über Aussagen machen würde. CohrS wurde bann tn die Untersuchnngsräume zurückgebracht. ES wurden ihm alle Tasche« durchsucht nnd als man versuchte, ihm auch die Papiere des Auswärtigen Amtes zn nehme«, kam es zum Handgemenge mit den Polizeibeamtc«. Schliesslich wurden ihm diese Papiere belassen. Am Abend stellte er den Antrag ans Freilassung, er wurde aber abgelehnt. Ihm wurde der Ausweisungsbefehl zu gestellt und erklärt, er würde auf freien Fust gesetzt werden, wenn er sich verpflichte, Wien nicht zn verlassen und sich nicht politisch zn betätigen, bis über seinen Einspruch ent schieden sein würde. Diese Verpflichtung hat CohrS nicht unterschrieben. Er wurde nun tn eine gewöhnliche Gesa „gen zelle cingespcrrt und erst ans Eingrisf der deutschen Gesandtschaft trat eine Besserung insofern ein, als man ihm eine etwa» gröstcrc Zelle znwicS, die die Möglichkeit bot, sich am Tage hinznlcgen. Man verbot CohrS, sich von dem Gesandten zu verabschiede« und brachte ihn im Polizciauto zum Flugplatz. Neber die Stimmung in Oesterreich teilte CohrS noch mit, dast im PoltzcigesängntS um 7 Uhr morgens und abends rcgclmästig das H o r st - W c s s e l - L i c d in den Zellen ge sungen worden sei. Der österreichische Volköwitz nennt dieses Polizeigesängnis wegen der vielen verhafteten Nationalsozialisten das zweite Braune HauS. Charakteristisch für da» Anwachsen der Nationalsozialisten sei, das, der Wiener Flugplatz, als Bundeskanzler Dollfntz für seinen Fing nach London einen regierungstreuen Ptloteu verlangte, melden mnstte, dast alle Piloten und Monteure Nationalsozialisten seien. Der Pilot mnstte sich verpflichten, nicht über Deutschland zn fliegen und keinerlei Sabotage an dem Flugzeug, das den Bundes kanzler beförderte, zn verüben. Wohl, so schloss CohrS seine AnSsührnngen, könne man eine Partei verbieten, nicht aber die Stimmung, die sich gar nicht unterdrücken lasse. Schlecht verhehlte Freude der Wiener Kresse Wie«, 20. Juni. DaS BetätignngSverbot der österrei chischen Nationalsozialistischen Partei hat tn -en Morgen- blättern eine nur schlecht verhehlte Freude in fast, allen Zeitungen vornehmlich den sozialdemokratischen, chrtst- lichsozialen nnd den iüdilchen ausgelöst, aber es ist keine reine Freude, sie wird getrübt durch den Umstand, dast das B c we i S m a t e r i a l für die Schuld der Nationalsozia listen an den Anschlägen von beispielloser Dürftig keit Ist. das, offenbar falsche Zeugen« «Ssagen vor liegen und bisher auch nicht einem der führenden österrei chischen Nationalsozialisten ein auch nur loser Zusammen hang mit dem Attentat nachgcsagt werden konnte. Nach dem chrtstltchsozialen Regierungsblatt „RetchS- po st* sind alle Anschläge nachgewiesene Schandtaten der MasstnbemvnUmttvn Segen die marüftische SM Berlin, 20. Juni. Die Betriebsräte der Grotz-Ber» liuer nationalsozialistischen Betriebe und Werke haben sämt liche Berliner Belegschaften ausgeruscu, sich vollzählig morgen Mittwochuachmittag 8 Uhr zu einer groben Massendemonstration im Lustgarten gegen die Be« Handlung der deutschen Arbeitersiihrer in Gens nnd gegen die internationale marxistische Hetze zu ver, einige«. Aus der Kundgebung wird der nationalsozialistisch« Landtagsabgeorduete Engel sprechen. lkmvv MM des ReWstander »rv Mitstkie Berlin, 20. Juni. Wie wir erfahren, kann cs schon heute al» feststehend bezeichnet werden, dast der Präsident des bis herigen RcichSvcrbandcS der Deutschen Industrie, Dr. K rupp von Bohlen und Halbach, die Führung des soeben begründeten Reichsitandcs der Deutschen Industrie, der den ReichSvcrband der Industrie und die Bereinigung der Deut schen Arbeitgeberverbände umsastt, übernehmen wird. Nationalsozialistischen Partei, die mit heuchlerischen Legali tätserklärungen nur so herumwcrse. In Oesterreich sei der Nationalsozialismus nur noch eine kriminelle Angelegenheit. Die ..Wiener Neuesten Nachrichten" warnen vor dem Bersnch, eine Bewegung von solcher Kraft wte den Nationalsozialismus zu diffamieren, weil einige Verant wortungslose glaubten, politische Probleme mit Bomben lösen zu können. Bet dem „He im wehrmorgenblatt" löst der Ent» schlus, des PartciverboteS begreifliche Freude aus; eS er klärt, dast nunmehr der ruhige Wiederaufbau unter dem Schutze der weis,grünen Bataillone vor sich gehen werde. Die „Neue Freie Presse" schämt sich nicht, der Hoffnung Ausdruck zu geben, dast das Anöland begreife, wie sehr Oesterreich in dieser Situation nicht nur sympathischer Worte, sondern auch aktiver Handlungen bedürfe. Im „Neuen Wiener Journal" steht ein Leit artikel de» Bundeskanzler», in dem er die alten Forde rungen nach voller staatlicher Unabhängigkeit Oesterreichs wiederholt. Tie „Arbeiterzeitung" findet natürlich die schärfsten Töne und scheut auch vor den infamsten Verdächtigungen nicht zurück. Dagegen hat das Organ der sozialdemokratischen Partei ernste Be denken gegen die Auflösung der NSDAP. Den Zu- sammcnichlust von Menschen gleicher Gesinnung zu ver bieten, jc-c Tätigkeit, auch diejenige, die durch kein Straf gesetz bedroht ist, zu »erbieten, daö führe nach allen Er- sahrungcn der Geschichte nicht dazu, das, man eine solche Partei unterbindet, sondern dazu, das, man sie in baS ill e- gale Vcrstcck drängt nnd sic damit erst recht dazu treibt, ihren Kamps mit illegalen Mitteln zu führen. Der „BStMe Beo-Mer" zum «ertöt vraktmoicknng niweror vorlinor Sodriktloitn«« Berlin, 20. Juni. Mit dem Verbot der Nationalsozia listischen Partei in Oesterreich beschäftigt sich der „Völ kische Beobachter" heute in einem kürzen Kommentar. Darin hcistt es «. a.: „Mit dem jetzigen Schritt hat die Deut- schen-Vcrfolgung in Oesterreich durch Klerikale, Juden und Marristcnkncchtc ihren Höhepunkt erreicht. Man darf bei Veurteilnng der Lage nicht übersehen, dast die Dollfntz und Konsorten ja nicht für ei« Volks, oder Staatögestige kämpfen, sonder« bloß für ihre eigene Perso« anS Furcht vor einem künftigen Emigranten» lebe«. Da» österreichische Volk hat diese miserable Gesinnung längst durchschaut nnd die vom Gericht freigelasscnen Natio nalsozialisten mit Jubel empfangen und mit Blumen über schüttet. Sein Votum tn dieser tragischen Frage ist eindeu tig. Ebenso eindeutig aber ist auch der Abwehrkampf Deutsch-OesterrcichS gegen den wahnwitzigen Versuch einer jüdisch auSgehaltenen Habsburger Kltque. Mit hetstcster Sympathie wird ganz Deutschland diesen Kampf verfolgen «nd begrlttzen, wenn die Länder dem früher schönen, heute verpesteten Wien die notwendige Antwort er teilen werden. Ucber eine» aber darf kein Zweifel be stehen: ber Kamps wird nicht früher abgebrochen werden, als bis die UnglückSmä««er u«b ÄolkSverräter Dollfntz, Äa«goi« nsw.'davongejagt si«d aus einem Lande, dem sie schon jetzt so viel Unheil und Not gebracht haben. Oesterreich erwacht und daran wird baS Zentrum in Oesterreich sterben. Die Nationalsozialisten grüßen tn dieser KampfeSstunde unsere österreichischen Brüder und wissen, daß sie ansharren werden tn der Durch führung der Sendung, die ihnen das Schicksal auferle-t hat/ Wie Mrs in Wir« -r-andelt wmde vradlmolckuog «noorvr Lorlloor Svdrlttloltnug