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ZlhSubilM LmMM Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster- scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. irnd Waldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich L Mk. 5« Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. —— Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. ^195. Mittwoch, den 23. August 1882. vorgenommen, zu jedem einzelnen Termine jedoch noch besondere Vorladungen an die betreffenden Ellern, resp. Vormünder und Pfleger impfpflichtiger Kinder ergehen, und behufige Anmeldungen zur gedachten Zeit ebendaselbst beim Jmpf- arzt, Herrn vr. moä. Funkhänel vorzubringen, sowie daß die Impfscheine der bereits geimpften, im vorhergehenden Kalenderjahr geborenen Kinder bei ge nanntem Jmpfarzte zu produciren sind. Waldenburg, den 21. August 1882. Der Stadtrath. Cunrady. N. II. *WaIdenburg, 22. August 1882. I thätig zu sein, ferner durch Massenverbreitung von Flugblättern Aufklärung über wichtige Fragen der inneren Politik in weiteren Volkskreisen zu schaffen. Aus „gut unterrichteten Kreisen" wird dem „Hamb. Corresp." mitgetheilt, daß Fürst Bismarck der eben Bekanntmachung. Die im hiesigen Ttadtbezirke wohnhaften Eltern, bez. Vormünder und Pfleger impfpflichtiger Kinder werden darauf aufmerksam gemacht, daß die gesetzlich vorgeschriebenen unentgeltlichen Impfungen bis auf Weiteres jeden AkkilaH Nachmittags von 4 bis 5 Uhr — also das erste Mal nächsten Freitag den SS. dieses Monats — im hiesigen Conferenz-Zimmer Nr. 6 Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser empfing am 21. d. den preußischen Gesandten beim Valican, Herrn v. Schlözer, und fuhr mit demselben nach Babelsberg. Nach im Laufe dieses Jahres dürfte über die Maßnahmen zum Schutze der Arbeiter in den Fabriken gegen Gefahren für Leben und Gesundheit eine Verordnung seitens des Bundes raths, wie sie bereits früher geplant, aber nicht zu Stande gekommen war, zu erwarten sein. Die auf diese Materie bezüglichen Erhebungen sind nicht nur auf die inländischen Fabriken, sondern auch auf die Verhältnisse im Auslande ausgedehnt worden. Gegenüber der in den Berliner Arbeiter-„Fach- vereinen" beschlossenen und sehr eifrig zur Unter zeichnung colportirten Petition an den Reichstag um Einführung eines gesetzlichen Normalarbeits- tages haben sich die „deutschen Gewerkvereine" zu folgender Resolution geeinigt: „Die Regelung der Arbeitszeit im Sinne der allmählichen Verkürzung ist eine unerläßliche Bedingung des körperlichen, geistigen und sittlichen Wohls der Arbeiter, insbe sondere des gesunden Familienlebens und der poli tischen Bildung und liegt nachweisbar zugleich im Interesse der Unternehmer, als Schutzmittel gegen die verderbliche Ueberproduclion und Schleudercon- currenz. Daher erklären sich die deutschen Gewerk vereine mit aller Entschiedenheit für die allgemeine Herbeiführung einer geregelten kürzeren Arbeitszeit durch freie Vereinbarung zwischen Arbeitgeber und Arbeiter; sie verwerfen dagegen den gesetzlichen Zwangs-Normalarbeitstag als Eingriff in die per sönliche Freiheit und als undurchführbar und ge meinschädlich und ohne gleichzeitige Garantie der Arbeit und des Normalarbeitstages." Die Resolution, welche auf dem am 16. d. stattge habten „Parteitage der rheinischen Conser- vativen" angenommen wurde, hat folgenden Wort laut: „Die Mitglieder des ersten conservativen Parteitages der Rheinprovinz sprechen freudig ihre Zustimmung aus zu dem vom Vorstande vorgelegten Programm, dessen Inhalt unter der Devise: „Mit Gott für König und Vaterland" gipfelt in den drei Sätzen: „Festhalten an dem positiven Christenlhum als Grundlage für unser Volks- und Staatsleben, — Wahrung der verfassungsmäßigen Rechte der Krone unter Abwehr der auf Parlamentsherrschaft zielenden Bestrebungen, — Unterstützung der durch die kaiserliche Botschaft vom 17. November vorigen Jahres in ihren Zielen dargelegten Reformpolilik." Sie richten daher an alle Gesinnungsgenossen der Provinz die dringende Bitte, auf der Grundlage dieses Programms für die conservative Sache nach Kräften einzutreten und an allen Orten Vereinigungen conservativer Männer ins Leben zu rufen, wo solche noch nicht bestehen. Sie weisen vor Allem auf die Nothwendigkeit hin, durch kräftige Unterstützung und Verbreitung der befreundeten Blätter, sowie durch regelmäßige Parteiversammlungen für die Weckung und Belebung conservativer Gesinnung begonnenen Wahlbewegung seine ganze Aufmerk samkeit zuwendet. Er will, wie es heißt, Nichts davon wissen, daß ein besondeter Druck auf die Wähler geübt wird. Auch den Beamten soll die Ausübung ihres Wahlrechts durchaus unbeschränkt bleiben; doch drängt er allerdings darauf, daß die selben im Sinne des kaiserlichen Erlasses sich von jeder Agitation fernhalten. Fürst Bismarck erwartet einen größeren, wenn auch nicht augenblicklichen Erfolg für seine innere Politik von der langsam reisenden Gewalt der Ueberzeugung als von einer Pression auf die Wähler. Die „Kreuzzeitung" schreibt: Gerüchtweise ver lautet, es werde in sächsischen Regierungskreisen die Frage discutirt, ob der für Dresden angesagte Antisemiten-Congreß zuzulassen oder zu hinter treiben sei. Ist es ^auch nicht gerade wahrscheinlich, daß ein förmliches Verbot des Congresses werde ausgesprochen werden, so wird aus Andeutungen, die in maßgebenden sächsischen Kreisen laut werden, entnommen werden müssen, daß der geplante Con- greß nicht gerade erwünscht sei. Jedenfalls würden sich die Dresdner Versammlungen einer scharfen polizeilichen Controle zu unterwerfen haben. Die officiöse „Post" wendet sich in einem Artikel: „Die Mächte und Egypten" gegen die „Köln. Ztg.", indem sie sagt: „An die Spitze der Tadler des in Deutschland unpopulären Vorgehens der Eng länder in Egypten hat sich die „Kölnische Zeitung" gestellt, Englands langjährige Lobrednerin. Wir stehen nicht in dem Rufe, für englische Politik zu schwärmen; aber in der Politik dürfen weder Sym pathie noch Antipathie die Handlung beeinflussen, dies vergesse die „Kölnische Zeitung", indem sie Opposition gegen den Kanzler eröffnet, weil er nicht die Wache in Egypten beziehen wolle. Die „Köln. Ztg." war so erfreut über die deutsch-türkische Freund schaft, und nun lassen wir Deutschen zu,^daß Eng land auf brutalste Weise Anstalten trifft, Egypten in Besitz zu nehmen. Wir, das mächtige Deutsch land! Darob empfindet die „Kölnische Zeitung" Trauer und Aerger. Die wahren Antagonisten in Egypten sind Frankreich und England. Das be ginnende englisch-französische Condominat wurde den Engländern bedenklich. Gewisse Wahrnehmungen stützen die Vermuthung, daß Arabi erst das Werk zeug Englands war. Anscheinend unternahm dann Arabi den Versuch, mit den Rivalen Englands ge meinsame Sache zu machen. Genug, die englische Politik erkannte von einem gewissen Zeitpunkte an, Arabi vernichten zu müssen. Die französischen Re vanche-Politiker wollen in der egyptischen Frage mit England gehen, in der thörichten Hoffnung, dadurch werde eine Coalition gegen Deutschland entstehen. So ist England in der überaus günstigen Lage, den Beistand Frankreichs zurückweisen zu können, allein vorzugehen, ohne Widerspruch zu fürchten, weil die am Widerspruch meist interessirte Macht weder allein widersprechen noch mit Europa widersprechen will. Wie lange wird dies fortgehen, wie wird es enden? In dieser Fülle der Möglichkeit wäre der größte Fehler, wenn Deutschland, gedrängt von Gefühls politikern, voreilig Partei ergreifen wollte. Wenn Andere warten können, die an Egyptern das un mittelbarste Interesse haben, so können auch wir warten, denen das Warten auf keinen Fall Schaden bringen kann. Es ist eine recht überflüssige Furcht, daß England die Besitzergreifung Egyptens, bei der es noch allen Wechselfällen unterworfen ist, alsbald so eonsoldiren werde, um Deutschland mit dem übrigen außerrussischsn Europa von jedem Einfluß auf alle künftigen orientalischen Besitzveränderungen auszuschließen. Der Staalssecretär im Reichs-Schatzamt, Burchard, hat sich vor wenigen Tagen auf Urlaub begeben. Wie verlautet, sind unter seiner Leitung die Vor arbeiten für den Reichshaushalts - Etat pro 1883/84 so gefördert worden, daß der Etat dem Bundesrathe bei dessen Wiederzusammentritt sogleich wird vorgelegt werden können. Es bestätigt sich, daß zugleich „probeweise" der Etat pro 1884/85 an den Bundesrath und Reichstag gelangen soll. Nach Mittheilungen Berliner Blätter ist hinter dem Banquier Max Levenstein, dem Inhaber eines viel Reclame machenden Bankgeschäfts in Berlin, welches Jahre lang in verschiedenen Blättern das Publikum zu Spekulationen animirte, ein Steck brief erlassen worden, nachdem schon vorher die Criminaluntersuchung wegen Unterschlagung und Betrug eingeleitet worden war. Wie die „National zeitung" schreibt, sollen die wiederholten Unterschla gungen, welche der Banquier Leoenstein gegen seine Auftraggeber ausgeführt, über 1 Million Mark be tragen. Derselbe hat die Gelder, welche er für den Verkauf ihm anvertrauter Werthpapiere erhalten, sowie die ihm übergebenen Depots unterschlagen, und ist nun flüchtig geworden. Er stand lange Jahre in näheren Beziehungen zu dem Redacteur der Allg. Börsenztg., I. Hollander, welcher sich durch die Emission verschiedener sog. Partial-Obligationen nicht gerade berühmt gemacht hat. Ungarn. Der „Westungarische Grenzbote" vom 16. August enthält aus dem Saroser Comitat folgende Ori- ginal-Correspondenz: Der Stadt Bartfelder Wirths- hauspächter Lichtig Samuel in Zabawa bei Bartfeld hat die Christin Sendek Halsa aus Klyuzo (Bart felder Gerichtsbezirkes) als Amme zu seinem Kinde ausgenommen. Dieselbe Amme machte es zur Be dingung, daß sie ihr eigenes Kind, einen Knaben, an ihrer Brust mitstillen könne. Aber schon wenige Tage, nachdem Sendek Halsa das Judenkind des Lichtig Schmul stillte, hat die aus nur vier Familien bestehende Judengemeinde zu Klyuzo die Köpfe zu sammengesteckt, und deswegen, weil die christliche Amme Sendek Halsa nicht koscher sei, um das Juden kind des Lichtig Schmul anstandslos säugen zu können, haben die orthodoxen Inden diese Amme unter einem listigen Vorwande vom Hause entfernt und während ihrer Abwesenheit das christliche Kind der Sendek Halsa durch den Bartfelder Beschneider