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«. «edakttwi k. Bkstwer Gasse 4. Dte Zetttmg erschevtt rte»fta,, Lsm»erftOD ««» Bmrnadent früh. Udo»«e«e»t»- Pretsr W-rteliilhrl «k.1^0. 8« beziehe« durch die kaiserlichen Post» «astalten und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung in» Hau» erhebt die Post noch eme G» Uhr von 2S Psg. äffische DochtilMI Ein unterhaltendes Blatt für deit Bürger und Sandmann. Amtsblatt für die kgl. AmtShauptmamischaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften de« kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. ForstrentSmter Dresden, Tharandt und Moritzburg. verantwortlicher Redakteur und Verleger Kttrma«« Müller in Dresden. S«fer«to werden bi» Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und tosten: »ie1spalt.Zeile1SPfg. Unter Eingesandt: »Psg. Inseraten» Annatz»estele»r Die Arnoldische Buchhandluna, . Jnvalidtndank, HaajensteinSdBogln^ Rudolf Mosse, G L. Daube « Ea. in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt aM. u. f. w. Mr. 135. Sonnabend, den 14. Movemöer 1885. 47. Jahrgang. Politische Wellschau. Deutsches Reich. Die „Nordd. Allg. Ztg." pvlemisirt in einer ihrer letzten Nummern gegen das Cr- kenntniß deS Landgerichtes zu Halle, welches bekanntlich den FiSkuS mit seiner Klage auf Herausgabe der von dem Reichstagsabgeordneten Hasenclever aus dem social demokratischen Parteifond bezogenen Diäten abgewiesen hat. Wir haben keinen Anlaß, auf die Erörterungen des officiösen BlatteS näher einzugehen, da eS in dem gegenwärtigen Stadium dieser Angelegenheit nicht darauf ankommt, waS die Presse, sondern waS die Gerichte darüber denken, insbesondere die Ober landesgerichte, vor welche diese Processe — eS sind be kanntlich derartige Klagen gegen viele ReichStagsabge- ordnete angestrengt worden — in zweiter und daS Reichs gericht, vor welches sie in letzter Instanz gelangen werden. Diejenigen, welche den „FiSkuS" zur Beschreitung deS KlagewegeS bewogen haben, scheinen allerdings dem weiteren Verlaufe dieser Processe mit einiger Unruhe ent- gegenzusehen, die in dem von der „Nordd. Allg. Ztg." veröffentlichten Artikel deutlich zum AuSdrucke gelangt. Es wird darin der Satz verfochten, daß der Zweck deS Art. 32, nemlich die Ausschließung unbemittelter Per sonen vom Reichstage, durch Gewährung von Partei diäten ebenso vereitelt werde, wie durch Zahlung von EtaatSdiäten — eine höchst anfechtbare Behauptung, da Jedermann, ohneiseinem Selbstgefühle Eintrag zu thun, StaatSdiäten annehmen kann, während zum Empfange von Parteidiäte« sich doch nur verhältnißmäßig wenige Abgeordnete verstehen dürften. Zur Charakterisirung deS ToneS, in welchem der Artikel der „N. A. Z.- gehalten ist, heben wir folgenden Satz hervor: „ES liegt die Gefahr sehr nahe, daß der Leistende sich dem zuwendet, der am Besten zahlt, d. h. daß der Abgeordnete seinen parlamentarischen Einfluß dem Meistbietenden verdingt." Eine derartige Verdächtigung unserer Abgeordneten sollte sich ein officiöfeö Blatt am allerwenigsten zu Schulden kommen lassen. Während die bislang in die Oeffentlickkeit ge drungenen Mittheilungen über den ReichöhauShaltSetat für vaö Jahr 1886/87 nur einige wenige Punkte be trafen und auch zu unzusammenhängend waren, als daß man sich daraus ein vollständiges Bild von der Finanzlage d«S Reiche- hätte zusammensetzen können, wird jetzt von wohlunterrichteter Seite eine Korrespondenz veröffentlicht, welche einen tieferen Einblick in das Reichsbudget ge stattet. Danach betragen die Mehrforderungen bei der ReichSdruckerei 360,000 M., beim StaatSsekretariate deS Innern 4,580,000 M. an dauernden und 900,000 M. an einmaligen Ausgaben, bei dem Posten der Pensionen 440,000 M., bei der Marine 4,300,000 M. an dauernden und 1,800,000 M. an einmaligen Ausgaben, bei dem Kapitel der Reich-schuld 1,200,000 M., beim Militäretat 22 Mill. M. und endlich beim Ressort deS Auswärtigen AmteS 300,000 M. Zusammen er geben diese Summen gegen das laufende Etatsjahr eine Steigerung der Ausgaben um 36 Millionen Mark. Inwieweit dieser Betrag durch Anleihen gedeckt werden soll, ist noch nicht klar ersichtlich; eine vorsichtige Finanzpolitik dürfte nur die Deckung weniger Millionen auf dem Wege der Anleihe suchen; aber auch wenn man nach den etwa- laren Grundsätzen verfahren sollte, welche in neuerer Zeit in dieser Beziehung bei uns herrschen, werden immerhin noch etwa 25 Millionen Mark mehr, alö im laufenden Jahre, durch die Ein nahmen zu decken sein. WaS die letzteren betnfft, so ist deren Steigerung veranschlagt bei der ReichSdruckerei auf 1,000,000 M., bei den Zöllen und Verbrauchs steuern auf 44,000,000 M.,^bei den Stempelsteuern auf 9,900,000 M , bei den Pcst-Ueberschüssen auf 1,800,000M., bei den ReichS-Eisenbahnen auf 770,000 M., beim Ressort deS Innern auf 1,300,000 M, zusammen also auf rund 58,270,000 Mark. Don diesem Plus müssen jedoch nach der sogen. Frankenstein'scheu Klausel etwa 53 '/, Millionen Mark den Einzelstaatrn überwiesen werden. Nimmt man die Summe der aus den Ein nahmen zu bestreitenden Mehr-AuSgaben nur auf 25 Millionen Mark an, so bleiben von den Mehr-Ein nahmen rund 33 Millionen Mark alS derjenige Betrag übrig, welcher infolge der Zellerböhungen und ter Bkrsenstever — vorausgesetzt, daß die Lhatsachen den Voranschlägen entsprechen — mehr, alS bisher, den Cinzelstaaten überwiesen werden kann. An sich würde daS ein erfreuliches Ergebniß sein; dasselbe erscheint jedoch weniger befriedigend, wenn man sich erinnert, daß die von dem letzten Reichstage bewilligten neuen Einnahmen deS Reiche- in erster Linie zur Deckung t,S Desicits keS laufenden JahreS, welches rund 38 Millionen Mark beträgt, bestimmt sind; hierzu reicht nun aber ter Ueberschuß von 33 Millionen Mark noch nicht einmal auS. Man sieht also, daß die Finanzen deS Reiches keineswegs glänzende sind und eS steht zu befürchten, daß sich dieselben von Jahr zu Jahr ver schlechtern werden, da die Einnahmen mit der Zeit immer mehr hinter den enorm wochsenten Ausgaben zurückbleiben müssen. Gelegentlich des Einzuges deS neuen Statthalters in Straßburg erregte es große Verwunderung, ja in gut deutschgesinntrn Kreisen peinliche Verstimmung, daß kein einziges militärisches Gebäude geflaggt hatte. Zur Erklärung dieser eigentlich kaum glaublichen That- sache, an welche sofort die schlimmsten Kommentare ge- ' knüpft wurden, wird von wohlunterrichteter Seite Fol ¬ gendes geltend gemacht: .Bei der Militärverwaltung bestehen ganz bestimmte Vorschriften darüber, wann und wo geflaggt werden frll u. s. w. Der Fall, daß ein kaiserlicher Statthalter in die Landeshauptstadt einzieht, ist aber in diesen Vorschriften nicht vorgesehen (!). Also wurde an dem betreffenden Tage seitens der Militär verwaltung auch nicht geflaggt. Dem Buchstaben der Instruktion nach war also die Behörde zu ihrem passiven Verhalten vollständig berechtigt, von besonderer Um sicht und Rücksicht zeugte freilich dieses Verhalten nicht. Man hätte von einer Behörde, die auch dem Geiste des Gesetzes Genüge leisten soll, vielmehr er warten dürfen, daß rechtzeitig Schritte geschehen wären, um sür den vorliegenden Fall eine Vervollständigung bezw. Abänderung der einschlägigen Vorschriften her- beizuführrn. Ob daS vcn der Straßburger Militär behörde selbstständig verfügt werden konnte, ist unS nickt genau bekannt. Wir bezweifeln eS indessen und glauben, daß dazu die Erlaubniß höheren OrteS hätte eingeholt werden müssen. Daran aber zweifeln wir keinen Augenblick, daß, wenn das Kommando in Straßburg bei der Oberbehörde in Berlin einen diesbezüglichen Antrag ge stellt hätte, die Erlaubniß zum Beflaggen der Militärgebäude ohne jeden Anstand ertheilt worden wäre. Angesichts der Thatsacke, daß ter Kaiser selbst verfügt hat, eS sollten gelegentlich deS Einzuges seines Statthalters in Straß burg die Glocken geläutet werden, steht es außer jedem Zweifel, daß er auch erlaubt haben würde, daß bei dieser Gelegenheit die Militärgebäude flaggten, wenn er rechtzeitig darum arg,gange« worden wäre." DaS di,S nickt geschehen ist, darin erblicken wir ein for melles Verschulden der Militärbehörde, welches den deutschfeindlichen Elementen in Elsaß-Lothringen zu den gehässigsten Kombinationen Anlaß geben dürfte. „Eine der letzten Sitzungen der Madrider Akademie" — so lesen wir in dem in Paris erscheinenden katho lischen Blatte „L'UniverS" — „ist durch einen in teressanten Zwischenfall ckaraktrrifirt worden, welcher sich gelegentlich der Derathung über ein neu berauszu- gebendrs spanisches Wörterbuch ereignete. Bei dem Worte „Elsasser" war zunächst folgende Definition vor- geschlagen worden: „Eingeborener deS Elsaß, eines zum deutschen Kaiserreiche gehörigen Landstriche-." Auf den Derschlag einiger Mitglieder der Akademie wurde jedoch der zweite Theil dieses Satzes gestrichen, weil, wie ein gewisser Herr Castelar bemerkte, .die akademische Weih« einem Zustande versagt bleiben müsse, der gewaltsam und zwar infolge eineS Krieges hrrbeigeführt worden sei, zumal daS letzte Wort in dieser Angelegenheit noch nicht gesprochen wäre." ES ist vielleicht höchst bedauer lich, daß sich der Frankfurter Friede der Weihe der Madrider Akad,mi« nicht zu erfreuen hat, aber wir Feuilleton. W a l d e l < e. Eine Dorfgeschichte »on Laura Korn. (S. Fortsetzung.) „Ueber die Waldhütte", fuhr Hartmann fort, „könnt Ihr von morgen ab frei verfügen, Dank Eurer Für sorge würden Dach und Wände doch nächstens über der Alten zusammenbrechen und meine Sorge soll eS sein, Euer Gewissen vor solcher Sündenlast zu bewahren!" „Gott befohlen, Gevatter", nickte er dem Müller zu, pfiff seinem Hunde und erhobenen HaupteS, mit dem frohen Bewußtsein, diese Angelegenheit endlich erledigt t» haben, verließ er, die Müllerin keines BlickeS mehr würdigend, die Stube. AlS HanS die weinende Waldelse heimführte, sahen di» Kinder schon von Weitem die beiden Alten auf der MovSbank vor der Hütte sitzen, Hartmann hatte der Atey den Vorgang auf der Mühle berichtet upd sie be- wvgm, da- Stübchen, da- seit dem Tode feiner Mutter leer staub, im JägerhäuSchen z« beziehen und so gut es gehen wollte, Wer» Haushalt zu besorgen. Magda sträubte sich lange, sie war mit der elenden Hütte eben zu innig verwachsen. Etwas wie der Zorn gegen die Enkelin stieg in ihr auf, diese hatte also ihr strenge- Gebot übertreten und ihr solch' Herzeleid bereitet. Hart mann hatte Mühe, ihr da- auszureden und ihr begreiflich zu machen, daß sie über kurz oder lang doch ein andere- Dach suchen müsse, da die Hütte einem heftigen Sturme kaum Widerstand leisten könne. AlS er die Kinder kommen sah, hielt er <S für gerathen, sich zu entfernen, er kannte die Alte und wußte, daß sie eS nicht liebte, wenn Jemand ihre Hand lungen beeinflussen wollte. Bevor sie sich trennten, waren sie überein gekommen, daß morgen in aller Frühe ein Holzhauer die wenigen Geräthschasten auS der Wald hütte nach dem ForsthäuSchen schaffen sollte. Kaum war die hagere Gestalt de- treuen Freundes hinter den Bäumen verschwunden, so traten die Kinder auf Magda zu. „Großmutter", sagte HanS, der sich wohl bewußt war, wie gerne ihn die Alte hatte, „Ihr dürft die Waldelse nicht schlagen, sie ist ganz unschuldig an dem Streite mit der Grete und meine Mutter hat sie ge schlagen, weil — weil — ich de« Schmetterliva haben sollte, den sie gefangen und nicht die Grete, Ihr wißt doch, di« Mutt«r liebt mich nicht." — AlS Else sah, daß dir Großmutter gar nicht so böse alS si« vermachet, dreinschaute, trat sie entschlossen vor die alte Frau hi«, erfaßte eine der runzeligen Hände und bedeckte si« mit Küssen und Thränen; sodann er zählte sie Wort für Wort de« Vorfall mit der Grete und fiel bittend der Großmutter um den HalS. „Gieb Dich zufrieden", wehrte diefelbe ab, „ich kenne den Vorfall und seine Folgen bereit-, Du, HynS, troll Dich nach Hause, damit eS nicht neuen Aerger giebt und Du", sprach sie zur Enkelin gewendet, „schütte Dein Lager auf und erwarte mich drinnen." Die Kinder wußten, daß eS da keine Widerrede gab, schweigend reichte HanS der Else, dann der Alten die Hand und eilte von dannen. Zagenden Herzen- betrat Else die Hütte. An der einen Wand stand daS Bett der Großmutter, ihm gegen über war Elsen s Lager, auS einigen Decken und frischen duftigen Kräutern bestehend; so ärmlich die ganze Ein richtung auch war, so lächelte doch die Abendsonne durch da- kleine Fenster darüber bi« und zeichnete von einem Gegenstand zum andern hüpfend allerlei Figuren. Der Auftrag der Großmutter war kaum erfüllt, alS diese eintrat. „Weißt Du auch, garstige- Kind, was Dein Unge horsam angerichtet?" fragte sie mit drohender Miene, vor der Enkelin stehen bleibend. „Hieß ich Dir nicht, jeden Streit mit der Gret« zu vermeiden?" Else hatte ihre Händ« fest ineinander geschlungen und blickte ängstlich zu Boden. „Du gehst morgen mit Sonnenaufgang auf die Mühle und bittest die Müllerin hübsch um Verzeihung,, ich will nicht deinetwegen obdachlos umherirren, ver standen?" Ueber Elsen'S Züge zuckte eS wie Tro- und schnell erhob sie den Kopf. „Da- kann ich nicht, Großmütter, ich wurde von der Müllerin und Grete gemißhandelt, ich that ihnen kein Leid." „DaS kannst Du nicht?" rief die Alte zornig; „ich will e- haben und damit basta und nun marsch in'- Nest." „Großmutter, liebe Großmutter, heiße mich nur nicht auf die Mühle gehen", bat Else weinend, „sie würden mich nur höhnen und mit Schimpf und Schande vom Hofe jagen, ich will ja AlleS thun, nur da- ver lange nicht!" „Ei, sieh einmal", schalt die Alte, „also so viel gilt Dir mein Gebot! So viel ich weiß, haben die