Volltext Seite (XML)
ilr. s. Ariedrich Heorg Wiecks ^64. Deutsche I-'. Ataschinen- und Handarbeit. «Wanderungen durch die Werkstätten der Fabrik- und Gewerbe-Industrie.) II Die Maschine tritt da ein, wo die menschliche Kraft zu klein und die menschliche Hand nicht fein genug ist. Eine frühere Zeit batte auch gewissermaßen ihre Maschinenkraft, nämlich in dem Mährchen- reiche, wo kolossale Riesen ungeheure Kräfte entwickelten, gewaltige, nur in kühner Phantasie damals mögliche Arbeiten bewältigten und namentlich in Riesenschmieden furchtbar große massenhafte Hämmer schwangen. Die Gegenwart hat diese Fabclwelt in die Wirklichkeit des alltäglichen Lebens gezogen und zur Wahrheit gemacht. Bei einer Maschine von sechs zusammengesetzten Hebeln, deren langer - Arm immer zehnmal so lang ist als der kurze, kann nach den Mitthei- lungen von I. G. Schulze ein Arbeiter mit einem Pfund Kraft ! 1 Million Pfund bewegen, ja eine cornische Pumpmaschine hat unter günstigen Umständen schon HO Millionen Pfund mit Verbrauch von 1 Bushel Steinkoklen 1 Fuß hock geboben. In Woolwich arbeitet ein Hammer von 80 Centnern, der ebensogut ungebenre Eisenklötze breitschlägt und je nach dem Willen des Lenkers 2—300 Schläge pro Minute thut, als er auch wiederum so sanft niederzufallen ver mag, daß er eine Nuß knackt, ohne sie zu zerquetschen. Bei Krupp in Essen arbeitet ein Dampfhammer,' dessen Block 800 Ctr. wiegt. Es giebt Blechwalzwerke, welche binnen einer Sekunde einen Eiscnwürfel von 1 Zoll zu einer Platte von 36 Quadratzoll aus dehnen. In den Drahtziehereien vermag die menschliche Hand nur die dünneren Sorten herzustellen und diese haben an sich noch den Nachtheil, daß die Zangenbisse an dem Drabt sichtbar bleiben. Mit Hilfe der Maschine können beliebig dicke Drähte gezogen werden, obne irgendwelche Zangennarben. Wo Baumwollenspinnerei und Weberei vereinigt war, vermochte man schon vor 30 Jahren in scbr kurzer Zeit die rohe Baumwolle zu einem fertigen Gewebe berzustellen. Schon damals wurde auf einem Maschinenwebstuhle ein Zeug von 72 Quadratzoll binnen einer Minute gewebt. Das frühere Handgarn war selten feiner als Nr. 18. Die Ma schine ist mit der heutigen Vervollkommnung bereits im Stande, die feinste Nummer zu erzielen und Nr. 200 ja über 250 gehören schon nicht mehr zu den Seltendeiten. Auf der Londoner Industrie-Aus stellung von 1851 waren von drei Spinnern, von HoulSworth Komp., von Gardner L Bazley in Manchester, sowie von Vo- trogcn <L Maltet iu Lille Garne Nr. 600 ausgestellt, als Spitzen-, Mousselin- und Näh-iSarne. E« enthielt also das Pfund ciuc Faden länge von 504,000 langen Ellen lDardS) ---- 815,674 leipziger Ellen — KW/, geographische Meilen. Ja eins der obengenannten Häuser, HoulSworth <L Comp, hatte sogar ein Garn Nr. 2150 gesponnen, welches zwar keine praktische Anwendung mehr finden kann, aber die Vorzüglichkeit der Maschine und die Geschicklichkeit der Spinner beweist. Das Pfund bat in solcher Feinheit also eine Fa denlänge von 2150 x 840 — 222^/,„ deutschen oder geographi schen Meilen — 14 86 Grad des Aequators. Man konnte von die sem Garne das eine Ende eines Pfundes in Leipzig, das andere in Konstantinopel befestigen, und ein Fußgänger würde, wenn er täg lich fünf Meilen marschirtc, l'/z Monat brauchen, um einen Weg von der Fadenlänge eines Pfundes zurückznlegeu. Der Versammlung von Naturforschern und Aerzten in Karlsbad zeigte Professor Czermak eine Probe von mikroskopischer Schrift, die ein Herr Patens in London vermittelst einer von ihm erfunde nen Maschine auf Glas gravirt bat. DaS Vaterunser nimmt einen Kreis von Zoll im Durchmesser ein, und auf dem Raume eines Quadratfußes würde der Text der heiligen Schrift Platz finden Die Maschine ist ein sogenannter Storchschnabel, der mit vollkommener Genauigkeit arbeitet. Höchst merkwürdig war auf der Londoner Industrie-Ausstellung eine Musterung der zahllosen neuen Werkzeuge, der automatischen zu mal. So weit ist man jetzt in diesem Stücke gelangt, daß ein gntcS automatisches Werkzeug eine Genauigkeit bis zu dem Tausendtcl eines Zolles erreichen kann. In dem Münzwcsen ist die bewunderungswürdigsie Maschine der Ublborn'schc Prägapparat. Er ersetzt gewissermaßen den mcnichlichcn Geist. Er wacht für den Arbeiter, wenn dieser bei leincr einförmigen Verrichtung, nur immer die robcn Platten in eine» vor der Maschine befindlichen Trichter zu werfen, eingeschlascn sein sollte. Damit, wenn er in einem solchen Falle keine Platte aufgegcben hätte, die Maschine durch das leere Anfeinanderschlagen der Prägstempel nicht diese und sich selbst zerstöre, kupvelt sie sich von selbst aus, sobald keine Platten mebr vorhanden sind Aber nur der arbeitende Tbeil der Maschine löst sich aus, das Schwungrad geht fort. Ebenso befin- det sich ein Organismus in derselben, der aller Beschädigung vor- beugt, wenn etwa die geprägte Platte nicht weggcschobcn würde, und eine neue darauf zu liegen käme, oder wenn die neue zugcbrackte