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Nr.L»L Sonnabend den 28. Juli 1817 «osaad« X mit Ululk. BeUnne »ierlkNthrllch !i.«0 ^». In Dresden und amu Deutsch land frei Hau« L.8li in Oesterreich S.8« X. In frei Haus AoSoade » dleetelMrllch ». I« Dresden und gmu DeutMand «.»» in Oesterreich 4.»« X. ikinzel-Nummer 1« Die ESchstsche BollSzettmig erscheint an allen Wochentage» nachmittags. Sächsische UolKSMtllNA »«schäftSfteL« «»» rNsdaktL»»» Ore«chs»»A. 1«, Hsldeinstrahe ck» Fernsprecher 213S6 Gostffheckkonto Leipzig Sk. 147S7 K»z«>«en > Annadme von ScichoitSan-elnen di« IN IIln von jdamittenanjeigen bis 11 Uhr vorm. Preis iil, die Pctil kpo»reiie»N z.im Sieka- «»teil «U Kür »„deutlich gelchricbene, sowie durch Kern, wrecher aniaeaedkiie din-eigen kSmien wn die BetauiworlliMIcil silr »irRichliglril dee r>ite« nicht >ld> riicbnicn. ch Lprechslunde der Redaktion; I I—l!t Udr vorm. Einzige katholische Tageszeitung im Königreich Sachsen. Organ der Zentrumspartei. Ausgabe ä mtt illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wocheubeilage Feierabend. Ausgabe » nur mit der Wochenbeilagr. Weshalb müssen wir durchhalten? Immer miss neue ruft der .Urieg Bilder ins Gedächtnis Zurück, wie sie das friedgewohnte deutsche Volk nur aus der beschichte verflossener Zeiten kennt. An den Zug der Ver triebenen in (Goethes Hermann und Dorothea denkt inan, wenn man die Einwohnerschaft ans französischen Ort schaften, deren Beschießung durch die Franzosen und Eng länder begonnen hat oder bevorsteht, ansziehen sieht. Fa, die Leute haben's noch schlimmer als die in dem deutschen Gediclst, denn ein Geschirr und Vieh mitznnehmen, ist ihnen meist nicht möglich, das haben in den Dörfern mir noch die wenigsten und in den Städten niemand. Ein einziges Paket, das ist alles, oder höchstens ein zweirädriger Handwagen, vielleicht ein selbstgezimmerter, ein einfacher Lasten mit zwei Stangen als Handhaben und mit zwei irgendwoher ge holten Nädern. Ties Fahrzeug schiebt ein alter Mann oder ein junges Mädel mit kaum zureichenden Kräften über daS holperige Pflaster, beladen ist es mit einer Matratze, einem Bündel Wäsche und zwei Regenschirmen. Dies, nebst dem besten Anzug auf dem Leib, ist alles, was die Auswanderer, oft bei Sturm und Rege», mitnehmen ins unbekannte Land, soweit das Auge reicht, schleicht die Landstraße hin der bunte Zug der Heimatlosen, die, wenn sie je ihren Grund und Boden Wiedersehen, nur noch eine entwertete Stätte voller Trümmer finden. Ein Bild des Jammers ist's, »nd nngemindert dadurch, daß es Feinde sind, wäre unser Mitleid, wen» man nicht dann und wann iälie, wie diese Leute bei Gelegenheit ihr letztes Brot vorbeikommcndcn englischen Gefangenen znstecken, womit sie beweisen, wie tief selbst ihnen noch, nun erst gar den Franzosen jenseits der Front, der Haß gegen die Deutschen eingeprägt ist: er ist ebenso unversöhnlich, wie die Feindschaft Englands stark. Glaubt man etwa, den Unsrigen würde es um ein Haar besser gehen als diese» Vertriebenen, wenn der Feind je unser Land beträte? Weiter! Die Kriegsschäden im Westen gehen ins Nn- gemessene und höchstens entfernt erinnern daran diejenigen Deutschlands im 30jährigen Kriege. Dörfer verschwinden vom Erdboden,. Städte werden zu Trümmerhaufen, die Aecker sind besät mit riesigen Granatlöchern und durchzogen von Gräben mit unterirdischen Bauten aus Holz, Eisen und Beton, und woher kommt daS Holz? Aus den dadurch schwindenden Wäldern. Jin Februar 1916 wurden die Kriegsschäden im be setzten Frankreich abgeschützt ans 15, Milliarden. Das war vor fast zweieinhalb Jahren und lange vor Beginn der ver nichtenden Phase des Stellungskrieges. Seither werden die Sckfäden, die wir nicht tragen, wohl der Gesamtsumme unserer Kriegsanleihen gleichkommen. Einen einzigen Unterstand zu bauen, berechnete neulich jemand, erfordert Material im Werte von MO Mark. Uns kostet er freilch nur 30 Mark, denn das übrige Material entnehmen wir nach Kriegsrecht dem Lande des Feindes. Möge Deutschland für immer vor solchen Schäden be wahrt sein. Das ist.möglich, weil wir uns wehren. Krieg- sühren ist Naturnotwendigkeit, jeder muß einsetzen was er bat, Gut und Mut, Kraft und Geld znm gemeinsamen Ziele. Wer ^könnte es wagen, stark sein zu wollen ohne den Staat, den das Vertrauen aller stark macht? . Das gemeinsanie Ziel muß der kraftvolle Sieg sein und kein fauler Friede. Was würde werden, wenn beute dem Staat die Kraft zur Kriegführung ansginge? Der Krieg würde abgekürzt, ja, aber der Staat wäre auch ohnmächtig, Schäden zu beheben. Das Recht wäre beim Fremden, und die Freiheit des einzelnen viel schwerer als jetzt im Kriege gelähmt. Wissen denn manche Deutsche nicht mehr, was Knecht- jchast heißt? Hat sich ohne Grund Preußen 1812 gegen Napoleon erhoben oder die Schweiz einst, wie jeder ans der Geschichte vom Wilhelm Tell weiß, das Joch Geßlers abge- schüttelt? Darum durchhaltcn und immer wieder durchhalten trotz aller Schwierigkeiten und Sorgen. Gegenwart und Vergangenheit können »ns lehren, wo- bin wir kämen, wenn wir nicht erfassen würden, um was sich s für uns handelt. Gegenwart und Vergangenheit — denn noch schlechtere Zeiten als die jetzigen hat Deutschland durchgcmacht — haben uns aber auch bewiesen, daß wir im stande sind, dnrchznhalten, und somit werden wir es unbeug sam vollbringen. Die Wirren ?n Russland Ungchrnrrc Schwierigkeiten der russischen Regierung C b r i st i a a i a, 26. Juli. Nach einer Meldung von „Tidenstcgn" ans London sagte Minister Henderson, der nach sechswöchigem Aufenthalt in Rußland, begleitet von vier Mitgliedern des russischen Arbeiter- und Soldatenrates. ««»»- -»««UM»»»? H Das Neueste vom Tage j! «»>»- -»»»»«««». M mW »Me MMW (W. T. B. Amtlich.) Großes Hanptauartier, den 28. Juli 1917. Westlicher Kriegsschuuptatz Heeresgruppe Kronprinz Rupp recht: Bis auf kurze Unterbrechungen blieb die Kcimpstälig- der Artillerien an der flandrischen Schlachtsronl unvermin dert stark. Heute morgen setzte auf breiter Front wieder heiliges Trommelfeuer ein. Auch iin Artois kam es zeitweilig zu lebhaften Feuer- tänipse.".. Heeresgruppe deutscher Kronprinz: Südlich von Ailles schlugen zwei neue französische Angriffe gegen die am Ehemin des Daines von uns ge wonnenen Stellungen verlustreich fehl. Sonst blieb die Gefechlstätigleit abgesehen von vorüber, gehender Steigerung des Feuers in der Champagne und cm der Maas gering. Heeresgruppe Herzog Albrecht' Keine besonderen Ereignisse. In zahlreichen Lnflkämpfen verloren die Gegner l3 Flugzeuge. Bahnhöfe und militärische Anlagen von Paris wurden heute Nacht mit Bomben beworfen. Trcsier und Ziel wurden erkannt. Unsere Flieger sind trotz starker Abwehr unversehrt zurückgekchrt. Örtlicher Heeresfront des Veneralf eld marschalls Prinzen Leopold von Bayern: Heeresgruppe des Generaloberst v. Bo eh in- E r,n o l l i Unsere Divisionen gawanncn östlich und südöstlich von Tarnopol weiter Gelände. Beiderseits des Dnjestr setzten die geschlagenen rus- sischen Armeen unter zahlreichen Straßen»- und Eisenbahn zerstörungen ihren Rückzug fort. In der Verfolgung haben unsere Armeekorps die Linie Jagielnica-Horodenka-Zablotow überschritten. Front d«s Generaloberst Erzherzog Joseph: Die Truppen des Nordflngels nähern sich der Pruth- Niederung unterhalb Kolonien. Westlich der Straße Seletis—Fundul—Moldowi in den Waldkarpathen entrissen deutsche und österreichisch-un garische Truppen den noch haltendem Feinde einige Höhen stellungen. An der oberen Putna gingen Kräfte des Südflügels vor überlegenen feindlichen Truppen auf die Osthänge des Bereczker Gebirges zurück. Bei der Heeresgruppe des Geueralseldm»rsch«Ils v. Mackensen und an der Mazedonischen Front blieb die Lage unverändert. Der eiste General,niallieimeister: Ludendorsl. Ein französisches Granntcnlagcr in dir Lust geflogen Bern, 27. Juli. Der „Temps" meldet: Ein Granaten- iager in Mitry-Elaye «Departement Seine et Marne) ist in der Nacht vom 25,. ans den 26. Juli in die Luit geflogen. Ein benachbartes Raketeistager ist in Gefahr. Der Brand ist schon vor zwei Tagen ansgebroclzen. Ein Uebergreifen ans ein Barackenlager tonnte trotz der Bemühungen der Pariser Feuerwehr nicht verhindert werden. Der Feuer- schein der Erplononen wurde in dem 25, Kilometer ent fernten- Paris wahrgenommen. lleil« Kk/ugsguolloI Vui-LugriLkv PIK«Ik«08 USUS uock s-sbrniieUlo, »Ko Kol»- uuä 8til»rtvll, sorvio »»et, Asiclmung von V0 kl a-k »n Riosixo -1>isrv»lil, xiinstigo TsLIvoisv, koksr XüSiwnisdstt! S'roil.LLkiML:«« - vncsvc« nach England ziirückgetehrt ist: Tie Schwierigkeiten der vorläufigen Regierung seien ungeheuer. Die radikalen Sozialisten bebei richten, die Lage und demoralisierten Heer und Flotte. Sie behanpiste», daß die Offensive nur den lussiichen. amerikanischen, sranzvaschen und englis-ban Kapitalisten nützen würde. Er bezweifle, d oaii ei NIMU. e Keer mit größerer >irast tämpsen werde, bevor die alliierten Regielimgen die Kneaszi ie sestaesiellt hätten und die Sl'k- holmer Konferenz gesichert sei. Haag, 25. Juli. Der .Korrespondent der .Daily E-vres," sagt i»> Zusammenlmvge mil der Meldung, ltt.z; eine riimicbe Division durch die eigene Arlillenc aus Be fehl zum'umeugeichonen wurde, daß duze Division völlig ans I'aisonu tragenden Polilikern zusammengesetzt war und darum vernichtet werden mußte, weil die loyalen Truppen, besonder, die Arlilleiie, sieb üher die Gefahr klar war, wcl'cha die Leninisten süi: die uüliiäeische Lage bedeuten. Aus einem Telegeamm der revolutionären Kommissare- bei dem 7. und V Armeekorps ergibt sich, daß eine ganze Division an der Trott Barauoivilichi Krewo den Dienst verweigerte., den OßZieren ieine» Gehorsam mehr leistete und ol M- sebl zliri'ichwich. Das rönne mir einer b.-denren: den Z u - s a m in e ii b r n eh dee j e h i g e n R e g i - r n n g. DaS Fehlschlagen de-? aal,zischen Vormärsche-: ist ein g,a I- tigerD o n u e r i cb I a g iür Rußland, )ioch niemals zu-, vor in einem uii. e i,at Rifftand ein so nnaeheneres --«-v an bestimmten F ronten loa zentriert, ivie bwr, und so : sch lich mit allen technischen Milteln zur Kriegführung ver sehen. Es ist auch t e i a e H o s s n n n g ehr, i ui die Artillerie und da-, Material der 7. und R Armeekoipr ar letten. Dazu ist die Auslösung und die Verwirrung im. Heere viel zu groß geworden. An der Zersehuno des russischen Heeres ist gewiß nicht zu zweifeln: aber daß die amtlichen rnssisclfe» Stellen die Minderwertigkeit der Armee so überstark betonen, ericheint doch verdächtig. Mit der geflissentlichen Bloßstellung der noch vor kurzem ans? höchste gepriesenen Truppen soll osieu- har zweierlei erreicht werden: die Rechtfertiguno der Kreu'slischen Blutberrschaft und nicht zuletzt eine Verkleine rung der deutschen Erfolge. Lenins Plänc Budapest. 26. Juli. Wie der Stockholmer Bericht erstatter des „A Vilag" meldet, verfolgt Lenin de» Zw-eck, daß der Arbeiter- und Soldatenrat die ganze Macht in seinq Hand nimmt. Die provisorische Regierung soll sich in einen- Am-schuß des Arbeiter- und Soldatenrates iinlgestalten. Lenin wird den Präsidenten des Arbeiter- und Soldaten rates, Tscheidse, wenn es sein muß, mit Waffengewalt zur Uebernabme der Mackst zwingen. Wahlen znr gcsrtzgrbc»drn Versammlung >i a iI s r u h e. 26. Juli. „Toily News" melden aus Pelersbnig: Der Arbeiter- und Soldatenrat besckstoß infolge: der veränderten Lage den sofortigen Beginn der Wahlen zur gesetzgebenden Versammlung, welcher die politischen und militärischen Entscheidungen, die von der provisorischen Regierung gefordert werden, vorbelwlten werden sollen, Zürich, 26. Inli. U»S Petersburg wird gemeldet.- Die Za bl der Abgeordneten für die gesetzgebende Versarmw, limg wurde auf 800 festgesetzt. Ein Abgeordneter entfalt» ans je 200 000 Köpfe. Wahlkreise sind Gonverneincnts, dis mindestens fünf Abgeordnete vertilgen. Petersburg und Moskau bilden besondere Wahlkreise. Genen die meuternde Flotte Wien. 26. Inli. Die Korrespondenz „Rundschau" meldet ans Stockholm'. Das Organ der Marimalist.u, „Prawda", veröffentlicht nunmehr den Wortlaut des von Helsingsorser Revolutionären ansgesangenen Radio-Tels- gramms des Gehilfen des Marinennnisters Dndnrow an den Koimnandanten der Baltischen Flotte. „Die provisoi ische Regierung bat im Einvernehmen mit: dem Eretiitivkumitee des Arbeiter- und Soldatenrates alls Maßnahqien z» treffen, um die Ausfahrt von Kriegsschiffen nach Kronstadt zu Verkündern. ES ist vor dem Befehl zun Versenkung durch Tauchboote nickst znrückznschrecken. Ich balle es für nötig, daß die Tanck'boote rechtzeitig eine ent sprechende Stellung einnebmen,"