Volltext Seite (XML)
uer Tageblat rs. Jahrgang Nr. 130 Donnerstag» äen 7. Juni 1923 .MW Mnzeiger für -as Erzgebirge WZW ! «mw^ch.fiughlug «,y»,,»«,»« m»«u. g-mm«, rao,»l,tt fimeqvM^. Eathalteab -k amtllchr« Sekaaktmachtta-m» Atz» Nate» -er Sta-1 «ab ör» -Amtsgericht» /io«. p»M*S'«»ot»' fimi ttpzt, «». reee französische Wünsche — äeutschs Gegenwünsche. «» ist nicht uninteresssant, angLfichtS de» Garantie- angebvt» des deutschen Zndustrie an die Reichsrest«- runs and der sich anbähnenden Möglichkett einer end- gültigen Regelung de» Reparationsproblems einen Blick auf ««wisse Vorgänge SU Wersen, di« sich in Pa- rÄ hinter den Kulissen absptelen und irgendwie auf eine taktische Schwenkung der französischen Politik Le nen Deutschland.hinzudeuten schienen. »Zwei verschie den« Strömungen ringen in Frankreich schon seit Mo naten miteinander: die nationalistische, für die e« nur eine Eroberungspolitik gibt, und die in du- strielle, .die eigener Interessen und Vorteile wegen den Weg der Verhandlungen mit Deutschland für den verständigeren hält, um zum Ziel zu kommen. Tie Auswirkungen dieses inneren Kampfes haben sich in letzter Zeit mehrfach gezeigt: Einmal ist es innerhalb der Industrie insofern Hu einer Klärung und Scheidung aelvmmen, al» die «im Ruhrkoks und an der Erhal tung HeS rheinisch-westfälischen Absatzmarktes hervorra« «end interessierte de Wendel-Gruppe sich durchsetzte und den Stea Mer die zur nationalistischen Richtung und militärischen Eroberung HeS Ruhrgebietes neigende Schneider-Gruppe davontrug, die dann auch aus dem Komitee austrat. Infolgedessen hat nun de Wendel die Führung und beginnt energisch für eine Verständigung am arünen Lisch Stellung zu nehmen. Ta die de Wendel. Grupp« wie überhaupt die im Komitee des Forges zu- sammengefaßte französische Schwerindustrie zu einer der^ mächtigsten und einflußreichsten Gruppen in Frank- reich.gehört, darf die Verschiebung, der Verhältnisse keineswegs unterschätzt werden, zumal auch Präsident Millerand dem Standpunkt der Industrie zuzuneiaen scheint» wenigstens wurde so etwas in der.tzcanzöstjchen Press« wiederholt anpedeutet. Und Poincare selbst scheint sich nicht mehr ganz sicher zu fühlen, zumal industrielle Kreise heftig gegen ihn Sturm laufen und kein Lao veracht an dem ihm die Presse der Indu striellen nicht vor Augen hält, wie kläglich die Ergeb- nisse seiner Ruhraktion sind, und daß «S doch wohl besser wäre. Menn ein Geeigneterer seinen Platz ein-! nehmen würde. Tas Vertrauensvotum nach der mehr- tägigen Ruhrdebatte in der Kammer, in der der na tionalistische Block den Ausschlag, gibt, hat allerdings erneut gezeigt, hast die Wünsche der französischen IM dustrie im Parlament noch keinen Widerhall finden. ES ist.natürlich schwer vorauSzusagen, wann die französische Industrie auf dem Plan erscheinen wird, um mit Erfolg die wirtschaftlichen Interessen Frank reichs gegen die nationalistischen Wünsche des Herrn Poincare und seiner Getreuen in die Wagschale zu werfen. Man würde sich, jedoch einer bitteren Täu schung hingeben, wenn man annehmeu wollte, daß. diese wirtschaftlichen Interessen Frankreichs zu annehmbaren Forderungen an Deutschland führen würden: soviel ist bereit- zu uns gedrungen, daß.man in Frankreich , ernst- haft mit dem Plan umgeht, «ine Beteiligung an der deutschen Industrie zu verlangen, d. h., die deutsch« Industrie soll sich zu einem erheblichen Teil dem französischen Rentner dienstbar machen. Ein sgl- cher Plan wird jedoch! auf deutscher Seite auf entschie- denen Widerstand stoßen, da es nicht angeht eine Ueberfremdung der deutschen Industrie durch französi sches Kapital Linzunehmen. ^Infolgedessen liegt es letzt an de« deutschen Regierung, Hervorzutreten und Frank reich ein durch, die Jndustriegarantie besonder» wert volle- und gesicherte» Reparationsangebot zu machen, dessen Ablehnung Frankreich, nach Möglichkeit zu.^er- schweren ist. Dafür mutz aper von deutscher Sette un bedingt die Forderung ausgestellt werden, un- nach jeder Richtung hin wirtschaftliche FreHeilen zu gewähr ren. Solche bestehen natürlich auch darin, un» von jeder überflüssigen Abgabe zu befreien, damit die ge samten deutschen Einnahmen erfaßt und zusammen««, halten und dem deutschen Wirtschaftsleben zur Muh- bringung der Reparation-Milliarden wieder zugeführt werden können. Auf diesen Punkt ist bet den bevor stehenden verhandlunaen das» grüßt« Gewicht zu legen, denn wenn es un» gelingt, jeden fremden Druck auf die deutschen Finanzen und di» deutsch« Wirtschaft zu beseitigen, dann ergibt sich ohne weitere» ein« Auch«'' bung der Milliarden kostenden «-einland' und Ruhr» bestOung. «ur tn diestm Sinn» ist. da» SndustrieangK- bot aufzuM« und nicht andarü w. S. Die Weltfrage der Reparationen. Zustimmung der Koalttionsparteien zur deutschen Rote. Lor Empfang der Parteiführer durch den Reichs kanzler hckt zu einer weitgehenden Klärung der Par- lamentärtschen Lage geführt. Los Kabinett Cuno hat in bezug auf Znhalt ursd Zielrichtung der menen Denk schrift die Zustimmung per drei Koalitions partei«» erhalten, Lite Sozialdemokraten ha ben erklärt, .daß .sie in diesem oder jenem Punkt viel leicht eine andere Auffassung verträten, doch, könne man darüber, wenn überhaupt es nötig, sein sollte, zu einem späteren Zeitpunkt sprechen, und jedenfalls stehe von ihrer Seite der Absendung, des Memoran dums nichts entgegen. Auch! die Bedenken der Deutsch nationalen sind Nicht solcher Natur, datz. st« mit Veröffentlichung Her neuen Note etwa in grundsätz liche Opposition gegen di« Regierung.Euno zu treten gedächten. Ihre Befürchtungen gehen anscheinend in der Richtung, datz -ie Reichsregterung sich Bindungen auferlegen lassen könnte, ohne zuvor der entsprechen den Gegenleistungen der anderen sicher zu. sein, aber diese Sorge wird auch in den anderen Parteien gehegt. Eine Debatte im ReichStKK. ist .erst zu erwarten, wenn die wettere Entwicklung ein« Stellungnahme des Parlament- ersorderltch machen sollte. 3n parlamen tarischen Kreisen nimmt man aber an, daß. da» zunächst nicht der Fall sein Coerde. Tte Veröffentlichung der deutschen Note findet erst am Lttettag-ftM statt. Die Brüsseler Konferenz. Wie die Agenc« HavaS aus Brüssel meldet, hat die französisch-belgisch« Mintsterkonherenz am Mittwoch im Außenministerium begonnen. _ Nach dem .Lournajl des Debets" wird in dieser ersten Sitzung, an der nur die Minister selbst teilneh men, ein Meinungsaustausch über die Reparationsfrage im allgemeinen Sjune des Wortes stattftnden. Ta- von der belgischen Regierung kürzlich, Ln Paris überreichte Memorandum werde naturgemäß, in den Besprech»»- gen einen breiten Raum einnehmen., Di« Minister würden sich auch mit bem bevorstehenden deutschen An ge bot.beschäftigen. Tie belgische Regierung hab« den lebhaften Wunsch, daß aus die deutschen Vorschläge eine aemeinsggne Antwort der Alliierten.erteilt werden könnte .« . Da« Brüsseler Kommunique. Nach der Unterredung zwischen Poincare, Theuni» undZasvär. Hie mehr als eine Stunde gedauert hat. sind die Sachverständigen zur Teilnahme an den Be ratungen berufen worden, Dio Sitzung, dauerte bis 6^ Uhr Sofort nach deren Beendigung ist das folgende Kommuniques ausgqgeben worden: Tie belgische und diq französische Regierung Hatzen heute die gemeinsame Prüfung Her verschiedenen durch di« Ruhrbesetzung aufgeworfenen Fragen fortgesetzt. Sie haben restlos alle ihre früher gefaßten Beschlüsse auf recht erhalten, namentlich was die Bedingungen betrifft, unter^denen die Räumung des Ruhrgebietes nach Zah lung Her Reparationen erfolgen wird, und was die Verpflichtung Deutschland- betrifft, vor jeder Prüfung seiner Vorschläge dem passiven Widerstand ein Ende zu bereiten. Tie beiden Regierungen haben da» Pro gramm .neu zu ergreifender Maßnahmen geregelt, um den Druck zu verstärken und um Deutschland zu einer raschen Erfüllung seiner Verpflichtungen zu zwingen. Daily Lrlegraph z«, vrüss«l«r Konferenz. Hinsichtlich der Brüsseler Konferenz wird in einem Artikel de» ^.Tailv Telegraph" betont, daß England eine Priorität der deutschen Zahlungen für di« zer störten Gebiete nicht annehmen könne. Ebenso hätte der Gedanke abgelehnt werden müssen, daß die Schul den der Alliierten gegenüber England auf Deutschland übertragen würden, jchon deswegen, weil Deutschland ein weniger leistungsfähiger Schuldner wäre. Ter bel gische Zahlung-Plan, soweit er sich auf die Sisenbah- nen und gewisse Monopol« bezieht, findet in England im allgemeinen Zustimmung. Zm übrigen aper hätten di« Sachverständigen immer die Au-fuhrabgabe al» beste Garantie betrachtet, weil sie Goldergebnisse abwerfe. Ak» Ergänzung könnten auch gewöhnlich« Zolleinnrch- men htnzuoezoge« werden, so datz dreiGrundlägen für einen soliden Reparation-plan gegeben feien: 1. Exportabgabe und Zölle, L. .Monopole für Getränke und Lab«. H. Eisenbahnen. fS» «I« ra-gültig» L-stmg. «a «usland-mtwabektG de- „Scho de Par«»", der fich iu London auMt um sich wer di» englisch« Auffassung der RevärationSsraLe zu unterrich ten, teilt mit: Di« von Baldwin chrgeordneten Sach- verständigenberatungen über die RepavationSfrage seien beendet. Ter Berichterstatter glaubt, daß Baldwin möglicherweise selbst eine allgemein« Kontro- verse Mer Hie Reparattonsfvage eröffnen werde. Er warnt da» französische Volk vor Illusionen und schreibt: Zunächst müsse man sich völlig darüber klar sein, daß die Regierung Baldwins eine Regierung, von Dauer sei, und daß man mit ihr alle die Entente cordtale berührenden Fragen zu regeln Hatzen werd«. Ta» fran- Mische Volk müsse sich vor der Annahme hüten, daß eine Aenderpna Her englischen Politik etntreten könne oder daß Baldwin den Franzosen Zugeständnisse ma- chen werde. Ta» Schatzamt habe in den letzten Wochen die Aufgabe gehabt, den Plan Bonar Law» in eitrigen Punkten.abzuändern. ES scheine sicher zu sein, datz diese Abänderungen sämtlich in der Richtung einer Ab änderung Her französischen Auff.ais.ung lägen. Man werde im englischen Plane Dispositionen bezüg lich der Idee der Notwendigkeit eine» Moratorium» wieder finden, die den Franzosen ganz und gar nicht sympathisch sei. Man hege.Mißtrauen gegen di« Pfän- der und sei der Ansicht, daß. es .notwendig sei, die durch die Besetzung des Ruhrgebiets verringert« Lei stungsfähigkeit der Deutschen von neuem abzuschätzen. Was eine Annäherung.Englands an Frankreich, veran lassen könnt«, wäre di« Aussicht Uns eine allge mein« endgültig^ Regelung der Reparations frage. Tie englische Regierung steh« M dem Stand punkt. -atz .eine vorläufig« Regelung keine Regelung sei und den Kredit Deutschlands nicht wiederherstellen würde. Sie würde e» Deutschland nicht ermöglichen, eine nennenswerte Anleihe aufzunehmen, und würde ihm wieder gestatten, .so wenig.wie möglich zu bezahlen. Eine endgültige Regelung würde unmittelbar bewirken, daß Hie gesamt« Welt mit einer neuen Welle des BettraUens und de» Optiwi-mus erfüllt und die Wiederaufnahme der Geschäfte begünstigt wür de. Ter Berichterstatter glaubt, daß. Baldwin sich« darauf bestehen werde, daß England seinen gerechten Anteil an den Reparationen erhalte. In der Repara tionsfrage selbst.nttisse man Schwierigkeiten vorauSfehen. Dagegen werde Baldwin wahrscheinlich in der Frag« der Räumung de» Ruhrgebietes und hinsichtlich de» passiven Widerstände» keine Einwendungen erheben, oder sich wenigstens bemühen, für die französisch« und die belgische Regierung, eine annehmbar« Formel zu finden. Ta- englische Kabinett sei geneigt, alle» Mög liche zur Sicherung Frankreichs zu unternehmen. Aufforderung der Lim«, au Baldwin. Sehr bezeichnend ist e» für eine in England vor handene Strömung, die den Wunsch hat, den europä ischen Konflikt endlich einmal zur Ruhe zu bringen, daß Baldwin abermals in einem Leitartikel der „Li mes" ermahnt wird, der gegenwärtigen unhaltbaren Lage ein Ende zu machen. Man könnte die Verhält nisse im Ruhrgebiet ohne Uebertreibung dahin kenn zeichnen. Haß die Franzosen eine Herrschaft de» Terrors errichtet hätten. Ter englische Handel werde durch die Besetzung.sehr geschädigt. Ter vollständige finanzielle Zusammenbruch Deutschlands sei unvermeid lich, wenn die französische Politik nicht eine sofortige und vollkommene Aenderung erfahre. G» seien Anzei chen dafür vorhanden, daß Belgien gerne au» dem Ruhrabenteuer herauskommen möchte, und es sei zu hofsen, daß di« Brüsseler Verhandlungen zu einer all gemeinen interalliierten Aussprache führen werden. Gegenströmung auch in Frankreichs Es sieht sogar so aus. als ob nicht nur in England, sondern auch in Frankreich mehr Leute mit der Ruhr aktton uneinvexstanden sind, .al» man gemeinhin an nimmt. Ter Pariser Berichterstatter der „Westminster Gazette" teilt nämlich mit, Frankreich sei anscheinend bereit, den Charakter der Ruhrbesetzung einschneidend zu, ändern, vorausgesetzt, dchtz.GroWrttannien und Ita lien ihren Platz an seiner Sette einnähmen und zu sehen, daß -ie deutschen Anstrengungen, zu zahlen, auf« richtig seien. Di« Stimmung in Frankreich sei so stark wie je dafür, -ätz keine Notwendigkeit zur Anwendung von Gewalt bestände., wenn sich Grotzbrttannien der Ueberwachung der deutschen Bemühungen anschlösf«. Frank Und Poineeräf . Der pariser Berichterstatter der „Lime-" tz-rei-t zu A Baldwin» gegenüber dem vertret« de» ..Petit varifien" bezüglich der. reiche Hut sei von einem sehr hohen