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Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, IL LI für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter »a,.WU,dnche« Lagedlau« ««schein, an all«» Werktag«» nachmittag-b Uhr. »ezug.pretr monatlich L,-RM. W? «»,-ia-nor-i-! d, ftei Haus, bei Poftdest-llung l,8v RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummer» 10 Rpsg. «lle P-stanstalt-n, Post. M pfennche/die 3aesv°Ue ^ R-KI»^7/.' ^,^.^I°'' S«"- "er amtliche» Bekanntmachungen 4V «eich» boten und untere Lus. «i» Miil-^eekr 1, träger und G-,chöst.stellen KM., kM g^chri-d'-n.Erfcheinu»"-. N-chweisung-g-btih, rc Reich-gscnnig«. af" ^tt Wilsdrusi u, Umgegend ftellungen «nigegen. Fm werden nach MSgtiebtri, Fernsprecher- Amt Wilsdritkk en» k Platzoorschrip«« Fall« höherer Gewalt, - Krieg oder sonstiger B-- I I 7/ o e »> I »-e rk . «INI LL>1tS0rUN Ulr. b deröchsichtigt. Anzeige», trlebsftirungen besteht Kei» Antpruw aut Li-te-ung der Leitung oder Kürzung de» Bezugspreises. — Rücksendung VI I durch Kernru« I ' — Für die Richtigkeit d« eing-t°nr,c- Schriftstücke e,folgt nur, wenn Porto beiliegt. " Klag, ^aez^en we'd n 'ü° ^"battantprnch -rlifcht, wenn der Detrag durch Platzvorschrip«« Anzeige», Nr. 212 — 91. Jahrgang Wilsdruff Dresden Posycheä. Dresden 2640 Freitag, den 9. September 1932 Hindenburg Md der Reichstag Oer Empfang des teiligen sich natürlich nicht zugelassen worden sind, Der gordische Knoten. Tief im Kurs wie Aktien an deutschen Börsen vor der Hausse steht aus verständlichen Gründen die Wertschätzung für alles das, was sich seit Jahren an Konferenzen in der Welt und besonders in Europa „tut". Steigt die Welle der Not auch noch so hoch, — sie wird doch hinüber geleitet in die politischen Kanäle der Konferenzen. Und es ist daher ein zwar sehr bissiges, aber ebenso über raschendes wie richtiges Wort, das jetzt zum Beginn einer solchen, der jüngsten Tagung, nämlich der „Dona u- st a a t e n - K o n f e r e n z", sogar vom Vorsitzenden, einem Franzosen, gewagterweise ausgesprochen wurde: „Die Konferenz solle sich von aller Politik fernhalten." Hoffentlich tut sie es! Das wird ihr freilich ein bißchen schwerfallen, weil über der Geburtsstunde der Konferenz ein politisch grell funkelnder Stern stand. Die namentlich agrarwirtschaft liche Not im „Donauraum" war ja schon im Wimer zu so furchtbarer Höhe gestiegen, daß nun — man erinnert sich ja heute kaum noch an diese Dinge — der Westen Europas nicht mehr umhin konnte, sich mit dieser Lage zu beschäftigen. Frankreich, damals unter Tardieus politischer Führung, wollte die Dinge, unter der Zustim mung Englands allein in die Hand nehmen, aber diese politisch gedachte und ebenso beabsichtigte Ausschal tung Deutschlands mißlang gegenüber dem Wider stand der damaligen, von Italien hierbei unterstützten Reichsregierung, und in Lausanne ist dann für die In angriffnahme der wirtschafts-, währungs- und handels politischen Nöte der Donaustaaten eine Konferenz verein bart worden, die nun in dem Orte Stresa stattfindet. Schon daß Bulgarien erst mit Mühe und Not, Rußland aber gar nicht zu dieser Konferenz der Donau staaten und aller übrigen europäischen Länder — der skandinavische Norden und die iberische Halbinsel be Die Besprechungen über die Tarissragen. Vertreter der Angestellten- und Arbeitcrgcwerlschaftcn beim Reichsarbeitsministcr. Der Reichsarbeitsministcr hatte mit den Spitzenver bänden der Arbeiter- und Angestelltengewerkschaften eine Aussprache Uber Richtlinien für die Anwendung der Beschäftigungsprämie und der Vollzugsver ordnung über Vermehrung und Erhaltung der Arbeits gelegenheit. Vor dem Eintritt in die Aussprache erhoben die Verbände aus sozialen, wirtschaftlichen und rechtlichen Erwägungen Widerspruch gegen die neuen Vorschriften im allgemeinen. Mit diesem Vorbehalt ersuchten sie dann um Auskunft über Sinn und Tragweite der einzelnen Vorschriften, über die Anwendbarkeit der Vorschriften auf bestimmte Fälle und über die Möglich keiten, die tatsächlichen Schwierigkeiten zu überwinden und die ungerechtfertigten Ausnutzungsversuche auszuschlietzen. Die Auskünfte wurden erteilt. Die vorgetragenen An regungen wird der Reichsarbeitsminister weiterverfolgen. Deutschland will seit langem Handelsverträge mit den Donaustaaten auf Grund von „Präferenzen" gegen seitiger Art schließen: Vorzugszölle also für unsern Jndustrieexport drüben und solche für Agrarimport hüben. Hinzu treten — meist, aber nicht immer — „Kontin gentierungen" für die wechselseitigen, also nur mit Präferenzzöllen belasteten Importe: Bestimmte Mengen Agrarprodukte gegen bestimmte Mengen industrieller Fertigwaren. Ein Vorzugszollsystem mit Kontingentie rung ist also das Ganze, ungeheuer kompliziert, aber doch möglich, da wir z. B. mit Rumänien einen solchen Vertrag vereinbart haben. Sofort erfolgt der Protest der „m e i st - b e g ü n st i g t e n" Staaten, die ja auf Grund ihrer Han delsverträge das Recht haben, automatisch in den Genuß jeder Zollbegünstigung zu treten, die der Vertragspartner einem dritten Staat gewährt. Fürchterlich kompliziert ist das alles, aber die Handels- und Zollpolitik der Welt im allgemeinen und im nun auch wirtschaftlich balkanisierten Europa stellt ein derartiges Wirrsal dar, daß diesem gegenüber der gordische Knoten noch ein leicht zu entwirrender Knäuel ist. Telegr.-Adr.: „Amisblatt" daß sich ferner die Staaten der Kleinen Entente vorerst mal in Warschau auf ein bestimmtes handelspolitisches und finanzielles Zusammenmarschieren geeinigt haben, zeigt allein schon, wie notwendig die Mahnung war, die Politik zu Hause zu lassen. Ob man es aber tun wird oder tun will, erscheint schon deswegen recht zweifelhaft, weil Stresa auch als eine Art Vorläufer für die dereinst kommende, jetzt aber wieder hinausgeschobene Welt wirtschaftskonferenz betrachtet und bezeichnet wird. Und dort werden alle die „historischen" Konflikte vor nnd hinter den Kulissen wirken. Ob auch schon in Stresa . . .? Finanziell ist man bei den südosteuropäischen Agrar- staatcn längst ebenso im rasenden Abrutschen, wie dies selbstverständlich mit den Währungen der Fall ist. Mau steckt überall ebenso im staats- wie im privatwirtschaft lichen Bankerott — trotz oder vielmehr wegen der Riesen massen von Agrarerzeugnissen, die man nach der Mitte und dem Westen Europas wenig oder gar nicht absetzen kann. Infolgedessen ist man für die industriellen Exporte aus der Mitte und dem Westen Europas gar nicht mehr aufnahmefähig, und selbst der Erdölreichtum Rumäniens ändert nichts an dem ganzen Elend. Gegenseitig hat man sich durch eine irrsinnig groteske Hochschutzzoll- Po l i t i k, Einfuhrverbote, Kontingentierungen usw. so wohl gegeneinander wie gegen die europäische Export industrie fast ganz abgeschlossen, was eigentlich überflüssig ist, weil man diese Jndustriewaren aus Geldmangel doch nicht kaufen kann. Bezahlen kann man sie eben nur mit Warenexport. Und der stößt wieder auf ähnliche Zoll- oder Verbotsmauern im übrigen Europa. Macht politische Gegensätze, die sich natürlich in möglichst große militärische Rüstungen kleiden, verhinderten ein geschlosse nes Zusammengehen im Donauraum, und haben diesen Staaten zudem geradezu irrsinnig hohe Staatsschulden auferlegt, die heute ziemlich restlos „notleidend" sind und z. T. auch schon zu offiziellen oder tatsächlichen Zahlungseinstellungen, überall aber zu der allerschärfsten Devisenzwangswirtschaft geführt haben, — alles also eine mehr oder minder „gute" Kopie der Zustände auf-dem Erdball überhaupt. Diese Staaten wie anderswo ja auch die agrarischen Rohstoffländer, „verhungern bei vollen Scheunen". Sie brauchen neue Anleihen, können diese und ihre alten Schulden aber nur bezahlen mit Waren, — wenn sie überhaupt jene früheren Anleihen noch bezahlen wollen! Erhöhter Getreideabsatz im Westen und in der Mitte Europas, erhöhter Fleischabsatz, also Export boden eigener Erzeugnisse unter Gewährung von Vorzugszöllen werden schon lange verlangt und jetzt in Stresa schärfstens gefordert. Schon aber beginnt der Streit: Erst Finanz- und dann Ausfuhrhilfe oder umgekehrt? Oder beides gleichzeitig. Der Streit hierum, bei dem die um Hilfe an gegangenen Großmächte aber durchaus die Notwendigkeit jener Forderungen einsehen, besteht nun jedoch auch bei den Großmächten selbst: Frankreich will schon eine Anleihe geben, wenn man sich nur innerhalb der Balkanstaaten selbst durch gegenseitige Vorzugszölle — „Präferenzen" — sich „verständigen", sich also fester zusammenschließen würde! Das wäre allerdings auch nur eine Koalition wirtschaftlicher Hilflosigkeiten, was aber vielleicht der — politische Zweck der Übung, nämlich des „Tardieu- Planes" ist. Sie ASDAP. zum Wirtschafisprogramm Papens. Abschluß der Wirtschafistagung. Am letzten Tage der programmatischen Wirtschafts beratungen in der Reichsleitung der NSDAP, in München sprach Reichstagsabgeordneter Dr. Renteln über die Unzulänglichkeit kapitalistischer Methoden zur Ankurbelung der Wirtschaft. Insbesondere übte der Redner Kritik an dem Papenschen Wirtschafts- Programm. Werner Daiz sprach über Zinssenkung, Lastensenkung und zusätzliche Arbeitsbeschaffung, während Neichstagsabgeordneter Reinhardt noch einmal in großen Zügen die nationalsozialistische Grundeinstellung zur Arbeitsbeschaffung umritz und aussührte: Die deutsche Wirtschaft sei durch das System B r ü n l n g, ebenso wie durch Papen nicht angekurbett, sondern ab gekurbelt worden. Es dürfe keine weitere Kürzung der Löhne, Gehälter und Renten erfolgen. Ein grundsätzlicher Umbau des Steuersystems, eine Senkung der Zinssätze, eine Streichung überflüssiger Sachausgaben müsse eine Er höhung der gesamten Kaufkraft erzielen. Abgeordneter Das Reichstagsprästdium bei Hindenburg. Berlin. Der Reichspräsident empfing heute 11.30 Uhr das Reichstagspräsidium, den Reichstagspräsidenten Goering, Vizepräsidenten Ester, Graes und Rauch. Der Empfang dauerte zwanzig Minuten. Es nahm an demselben nur noch der Staatssekretär des Reichspräsidenten, Dr. Meißner, teil. Zu erst wurden die Herren dem Reichspräsidenten vorgestellt und die üblichen Höflichkeiten gewechselt. Der Reichstagspräsident Goering begann dann auf die politische Lage einzugehen, wo gegen der Vizepräsident Graef sofort Einspruch erhob. Trotz dem entwickelte sich eine politische Aussprache, bei der die Her ren des Reichstagspräsidiums den Reichspräsidenten daran er innerten, daß für den Reichspräsidenten die Möglichkeit bestehe, mit dem Reichstag in seiner gegenwärtigen Zusammensetzung zu arbeiten. Sie äußerten zum Schluß den Wunsch und die Bitte daß der Reichspräsident womöglich vor irgend welchen Ent scheidungen doch nochmals mit den Führern der großen Par teien Fühlung nehmen werde. Der Reichspräsident hat sich seine Entscheidung Vorbehalten . Ser RNtkitt der MUeruWuM- ministers gefordert. Dresden. Der nationalsozialistische Reichstagsabge ordnete Körner, Mitglied der sächsischen Landwirtschastskammer, hat an den Reichsernährungsminister Freiherrn von Braun fol gendes Telegramm gerichtet: „Viele Tausende bittere Not lei dende sächsische Bauern haben mit Schrecken von dem Wirt- jchaftsprvgramm der Regierung Papen Kenntnis genommen und darin vergeblich direkte und sofortige Hilfsmaßnahmen für die Landwirtschaft gesucht. Sicherlich sind Sie mit Ihren Wün schen für die Landwirtschaft bei den anderen Kabinettsmitglie dern nicht durchgedrungen. Das sächsische Bauerntum fordert von Ihnen, daß sie als Protest gegen diese neuerliche Ueber- gehung der Landwirtschaft Ihr Amt als Reichsernährungsmi nister sofort niederlegen und mit uns zusammen weiter für die Anerkennung der landwirtschaftlichen Belange kämpfen." Reichstagspräsidiums. Reichspräsident von Hindenburg Hai nach seiner Rückkehr in die Reichshauptstadt alsbald die Vorträge über die politische Lage entgcgengenommen. Zunächst wurde Reichskanzler von Papen empfangen, nach ihm erschien Reichsaußemninister von Neurath, der den Reichspräsidenten besonders über die Verhandlungen mit Frankreich in der Abrüstungsfrage unterrichtete. Am Freitagvormittag empfängt Hindenburg das neue Reichstagspräsidium, bestehend aus dem Prä sidenten Göring von der NSDAP., dem Zentrums- abgcordneten Esser, dem Deutschnationalen Graef und dem Abgeordneten R«uch von der Bayerischen Volks partei. Von diesem Empfang erwartet man große Wirkungen für die weitere Entwicklung. Reichstagspräsident Göring hat sich mit dem Reichs kanzler über den Ablauf der nächsten Reichstagssitzung am Montag unterhalten. Es steht nun fest, daß der Reichskanzler am"M o n t a g n a ch m t t t a g um 3 Uhr seine Erklärung vor dem Reichsparlament abgeben wird. Die Sitzung wird dann, wie üblich, vertagt und die Aussprache über die Erklärung des Kanzlers beginnt erst am Dienstag. Am Schluß der Aussprache sollen dann die Abstimmungen über die verschiedenen Anträge staufinden. Die Sozial demokraten haben schon einen Mißtrauensantrag gegen Papen eingebracht, ebenso den Antrag, die Notverordnung der Reichsregierung aufzuheben. Ob es zu einer Abstim mung kommt oder ob der Reichstag vorher auf gelöst wird, oder ob sich dieser — was auch möglich ist — ohne Abstimmung auf unbestimmte Zeit vertagt, das alles läßt sich noch nicht Voraussagen. Zunächst richtet sich nun die ganze Aufmerksamkeit auf den Empfang des Reichstagspräsidiums bei Hinden burg. Man glaubt, daß Göring an Hindenburg die Frage stellen wird, ob er bereit sei, eine neue Regierung zu berufen, die sich auf Zentrum und Nationalsozialisten stützt. Wenn man die Lage in diesem Punkt klar übersehen will, muß man sich an den Grundsatz erinnern, den Hindenburg für seinen Beschluß am 13. August aufgestellt hat, als er Hitler eine Absage erteilte. Damals sagte Hindenburg, er wolle eine Regierung, die von den Parteien unabhängig ist. Es ist kaum anzunehmen, daß Hindenburg diesen Grundsatz während seines Aufenthalts in Neudeck geändert hat, zumal er erst vor wenigen Tagen Herrn von Papen die Vollmacht zur Durchführung eines umfassenden Wirt schaftsprogrammes erteilt hat. Über die Antwort Hinden burgs auf eine solche Frage dürfte also kaum Unklarheit herrschen. Ob die Nationalsozialisten mit dem Zentrum zusammen überhaupt so weit kommen, daß sie dem Reichs präsidenten auch ein Arbeitsprogramm präsentieren könnten — darauf kommt es Hindenburg an —, das ist bisher noch sehr fraglich. Es scheint überhaupt, als ob die Nationalsozialisten gar nicht mehr mit einer Ver ständigung mit dem Reichspräsidenten rechnen. Nur so kann man sich die scharfen Angriffe Hitlers erklären, die er in seiner jüngsten Rede in München gegen den Reichspräsidenten gerichtet hat. Hitlers Worte, Hindenburg sei ja 85 Jahre alt, er aber, Hitler, erst 43, und er werde deshalb bestimmt an die Reihe kommen, werden in der ganzen politischen Welt viel vermerkt. Man meint wohl nicht mit Unrecht, daß sie nicht gerade dazu geeignet sind, eine Zusammenarbeit der NSDAP, mit Hindenburg zu fördern. Hitler weilt in Berlin, um an den Verhandlungen mit dem Zentrum teil- zunebmen. -tngezogr» weiden Allttraggeb«! d" B"ro, dnrch Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Melken d-^ Nnit«. gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen