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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.10.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-10-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188410193
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18841019
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18841019
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-10
- Tag 1884-10-19
-
Monat
1884-10
-
Jahr
1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.10.1884
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Erscheint täglich früh S'/.UHr. LrLartloa und Expedition Johanne-gasse 33. Lprechkunden der tirdactiou Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittag- 5—6 Uhr. ht>tt« Nt>a,»>>« nni«l»»»ikr M-nuIcNxl» tu N«d,rn»» »Uhr »krdwdllch. «nna»m, «er für die »««fff«««»« Nu ««er »efttmmten Jnsernte «, Wochentagen bi» Ü Nyr Nachmittaa«, an Tan«»» unb Festtagen früh bi»'/»» vtzr. 3n den Filialen str Ins.-Änuahme: Otto Me««, Universität-straß« Lant» Lösche, Kathariiienstraße 18, p. »nr bi» V.» Uhr. LMigerTagMatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- »nd Geschäftsverkehr. ^S2S3: Ovimtag va» IS. Oktober 1884. VteßiAnsla-O IS,7»^ Ldounnnrntoprei, viertelt. 4'/» Kit. incl. vringerlohn b ML. dnrch dt« Post beroge» 6 ML Jede einzelne Nummer 20 Pf. vrleraemplar 10 Ps. Gebühre» für Extrabella««» (in lageblatt-Format gesalzt) atz»« Dostbesörderung M ML N»tt VostvtsSrderuag 48 Ml. Inserate «aespaltnnPetttzeile »0Pf. GrSberr Schriften laut unserem Preis» verzeichnt«. Tabellarischer u. Ztfferasatz nach hohen« Paris, L«la«rn uoter dem Nedactiouoßrich di« Vpaltzrtte 50 Ps. Inserate find stet» an die ErZeVttton », senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praonuweramio »der durch Post Nachnahme. 78. Jahrgang Amtlicher Theil. »elnNItche Sitzung »er Stidlnerrrtzuetr», «« «2. October I88L, «beud» «'/, VH», t« Saale der I. Bürgerschule. Tagesordnung: I. Bericht de» Ban-, Oekonomie» und Tchulau-schusse« über Bestimmung de« Areal« an der Nordseue der Straße VIH zwischen Trafst» «nd Rhodtstraße in einer Tiefe von 50 Meter für de« Bau ein« 8. Bürgerschule. II. Bericht doS Ban» und Schulaußschusse« über Er bauung einer Turnhalle auf dem Grundstück« der II. BezirkSslbnIe. IH. Bericht de» Bau- und Oelonomieaukschusse« üb« Ver drückung der Straße >V de« südlichen Bebauungsplanes. IV. Bericht de« Bau», Oekonomie» und Finanzausschuss«« über: ». Verkauf von Areal von dem von der Körner-, Lößnig«» und Schenkenvorsstraße. sowie der Straße V begrenzten Baublock an Herrn Maurermeister D. T. Vogel; d. Abtretung von Areal am AuerSwald'schen Grundstücke zur Verbreiterung der Utrichsgasse; c. Fort- sührung der B^rkstraße und ein Abkommen mit Frau verehcl. Stiesel wegen ArealauStaufch. V. Bericht de« OekonomieauSschusseS Uber: U. anderweite Feststellung der Niveau'- der östlich der verlängerten Bayrischen Straße liegenden Straßenzüg«; d. Ver legung der Kopsstation der Pserdeeisendahn am Bay rischen Babnbvsc; o. Anpflanzung von Platanen auf der Dresdner Straße. VI. Bericht über die RatbSvorlage, betr. den Rechnung-» abschluß der Gasanstalt I aus die Jahre 1881/1882. VII. Bericht deS Finanzausschusses über: a. anderweite Unterbringung der Iv. Polizeibezirkswache; li. Uebcr- nahme der Datensäule vor der PeterSbrücke in städtische Unterhaltung; o. Uebernahmc de» 1883er MiethzinseS für die Räume deS Museum- für Völker kunde ans die Stadt; ä. Bewilligung eine- Geldbe» trageS für den Leipziger Kanarie» züchterverein. rrekillmlamihuilg, die persönliche Anlage für die evangeltsch-Inthe» rischen Kirchen in Leipzig betreffend. Der aus den IS. Oktober diese» Jahre» ausgeschriebene zweitlermiiiliche Betrag der persönlichen luthe rischen Kirchenanlage ist mit vierzig Procent de» au» der Einschätzung zur staatliche« Et«kom»e»ste«er sich ergebenden einfachen städtischen Stenersatze» zn erhebe». ES werden deshalb die Beitragspflichtigen aufgefordert, ihre Beiträge binnen drei Wochen, von dem Termine abge rechnet, an die Stadt-Stencreinnahme zu entrichten, widrigen falls nach Ablauf dieser Frist gegen die Säumigen da- Bei» trcibungSvcrsahrcn eingclcitct werben wird. Leipzig, den 13. Oktober 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Koch. Bekanntmachung, dir städtische Einkommensteuer betreff-»-. Der zweite Termin der städtischen Einkommensteuer ist am 15. Octobcr diese- Jahres mit dem dreieinhalbfachen Betrage de» «imfache» Steuersätze» fällig. Tie Beitragspflichtigen werden deshalb ausgrfordert, ihre Stcuerbetrilgr spätesten» binnen drei Wochen, von dem Termine ad gerechnet, an unsere Stakt-Steuereinnahme, Stadthau», Obstmarkt -Ir. S, parterre link», bei Vermeidung der »ach Ablauf dieser Frist gegen die Säumigen eintretenden gesetzlichen Maßnahme» abzuführc». Leipzig, den l3. October 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. l)r. Georgi. Bekanntmachung. Die Herstellung eines ZusuhrwegcS nach ein« Lach« im Neuiicnholze soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werde». Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathhaiis, II. Etage, Zimmer Nr. 14, a»S und tönnen daselbst cingcjehen, resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Zufttlirtvcg im Ronarnholze" versehen ebeueascibsl und zwar bis zum SO. Oktober 1884 Nachmittags 5 Uhr einzureichen. Leipzig, am l6. October 1884. DeS Rath» der Stabt Leipzig Strastenbatt-Depntatto«. VeklUlntmachnng. In unserer Verwahrung befindet sich ein grauer Leinwand- >aL rar. 12- ISO»- Ll. 8. 66 Leiprix., enthaltend Skank-anöschniltc »n Werthe von ungefähr 40 Dieser Sack ist am 0. Iiuj. Abends gegen 7 Udr von einem ungesähr 14 Jahre allen »naben einem Restaurateur ln der Halle- scheu Straße zur Aufbewahrung bi» zum folgenden Tage übergebe», nachmals aber nicht wieder abgel.olt worden. Wir vermuthen, daß der Sack, bez. dessen Inhalt irgendwo »nt- wendet worden ist, und fordern den Eigevthümer aus, sich baldigst in unserer Criminalabtheitiing zu melden. Leipzig, am 18. Oktober 1884. Das Pollzet-Amt der Lttttzt Leibst». vretschneider. vr. D. Antiion. Am 28. diese« Monat«, »on vormittag« v lltzr sollen in der hiesigen Acticn-Reitbahn 8 Stück Neitpferde, von welchen 2 auch eingesahren sind, ferner v Stück Sattel, 11 Stück Vstrdedecken. darvnter 2 mit Aopsftückrn, 2 Gurte, I ffapt>- za»m und ein ncucr amerikanischer Iagswage» meistbietend ver steigert werden. Planen, am 14. October 1884. Der «rrichtsvolistrher ve« Königlichen Amtsgericht» Hager, Act. Dienst sollen tm ö Pianino», ALcti-n. tag. de» »t. October 1884. Rachwtttag» > Ahe» Nestanraut »um Schloßkeller zu Reudnitz pianlno«» 7«W Stimmnägel und.eine Partie amrrlkaaische- Inng versteigert werden. Singer. Gerichtsvollzieher. ... sofortige Baa Leipzlg, de» " Saarzahl» 1b. üctober 1684. Nichtamtlicher Theil. Herzog Wilhelm von Lraunschweig s. D« lehtr Herzog von Braunschweig ist vom Tode ab berufen worden. Einsam, wie er gelebt, ist er gestorben; keine liebende Hand einer treuen Lebensgefährtin hat ihm die Augen zugedriickt, kein Sohn und Nachfolger auf dem Thron weilte an seinem Schmerzenslager. Herzog Wilhelm von Braunschweig wurde am 25. April 1806 geboren in Deutschlands schwerster Zeit, sein Vater fand den Heldentod auf dein Schlachtfeld«, er selbst war der letzte seine- Stamme-, mit ihm starb da- Hau« Braunschweig-Lüneburg, ältere Linie, auß. Al- die Stürme de« Jahre- 1830 seinen Vorgänger Herzog Karl von Thron »nd Land Hinweggetrieben ballen, bestieg Herzog Wilhelm nach kurzer provisorischer Regierung am 2». April 1831 den Thron seiner Väter und hat ihn also länger als 53 Jahre inne gehabt. Herzog Wilhelm genoß vre Liebe seine« Volke« in Hohem Maße, kein Zwischenfall hat die langen Jahre seiner RegierungSzeit getrübt, ja sogar da» Jahr 1848 ging fast spurlo« an Braunschweig vorüb«, nicht einmal rin vollständiger Ministerwechsel legte Zeugniß davon ab, daß die allgemeine Bewegung auch auf Braun- schwcig ihre Wirkung geübt habe. Herzog Wilhelm war einer rer deutschen Regenten, welche im Jahre 1866 aus Seite Preußen- standen und deren Land deshalb unverletzt auß de», Kriege hcrvorging. Durch den Eintritt in den norddeutschen Bund erkannte er die veränderten Verhältnisse an und Braunschweig bedielt in Folg« besten va- damit ver einbare Maß von Selbstständigkeit. Auch im Jahre 1870 nahmen die braunschweigischen Truppen ruhmvollen Ankhoil an den Kämpfen gegen Frankreich. Die dolle Harmonie zwischen Fürst und Volk ist bis zur Stunde ln Wahrhai» erquickender Weise bewahrt worden, und tiefe kmfrichtiA Trauer folgt dem Herzog in- Trab. Die Frage, wer der Nachfolger de« Herzog- Wilhelm sein werde, schwebt heute auf Aller Lippen. In Braunschweig selbst bezeichnet man den Herzog von Cumberland als den Thronerben, und eS wäre nicht unmöglich, daß dieser die Regierung anträte, wenn er sich der Neuordnung der deutschen Verhältnisse, welche seit dem Jahre 1866 eingetreten ist, unterworfen hätte, statt sich ihr feindlich gcgenüberzustcllcn. E» solle» noch in den letzten Tagen von dem Centrum-» führ« Windthorst Schritte gethan worden fein, um den Herzog zu einem Entgegenkommen in dieser Beziehung zu veranlassen. ES scheint, daß diese Schritte erfolglos geblieben sind, doch selbst, wenn der Herzog von Cumberland jetzt, um sich die Krone Braunschweig« zu sichern, seinen bisherigen Widerstand gegen die deutsche Reich-Verfassung ausgäbe, so wäre es zweifelhaft, ob er dadurch seinen Zweck erreichte, die Vergangenheit de- Herzog- von Cumberland bietet keine hinreichende Bürgschaft dafür, daß er seine neue Stellung als Herzog von Braunschweig in dem Sinne ausfaßt^ wie e» geschehen müßte, wenn ihm die Regierung de« Lande- anvertraut werden sollte. Die Thronfolge de» Herzog« von Cumberland in Braunschweig hatte überhaupt seit dem Jahre 1866 eine rein theoretische Bedeutung und selbst wenn die Geschichte der letzten 18 Jahre auSgelöscht und Deutschland wiever auf den Gtandpunct zurückversetzt werben könnte, auf welchem e« bis zum Jahre 1866 stand, so würden dennoch neben de» Erbansprüchen Hannover- die Preußen» geltend gemacht worden sein und diese stehen hinter denen Hannover« nicht zurück. So wie die Verhältnisse heute liegen, kann nur die Bereinigung de- HerzogthumS Braun» schweig mit dem Königreich Preußen in Frage kommen, alle RcgentschaflSgesetze haben dieser Thatsache gegenüber nur formelle Bedeutung. «> Da« RegentschaftSaesetz von 1879 bestimmt, daß die Lande«versammlung, fall- der Thron eia Jahr lang erledigt bleibt, auf Vorschlag de- RegenlschaftS- rathe« au« der Zahl der volljährigen nicht regierenden Prinzen der zum deutschen Reiche gehörenden Fürstenhaus« den neuen Herzog von Braunschweig zu wählen hat. Davon, daß «in solches Interregnum im deutschen Reich« geduldet werden könnte, kann gar nicht die Rede sein, sondern «S ist klar, daß die Krone Preußen die nöthigen Anordnungen treffen wird, welch« die Neugestaltung der Verhältnisse be« Deaunschweig erheischt. s könnte die Frag« aufgeworfen werden, ob Braun» schweig in «in ähnliches Verbältniß zum deutschen Reiche treten solle wie Elsaß-Lothringen» da« kann aber schon ari dem Grunde nicht geschehen, weil Braunschweig- Thron im Frieden erledigt worden ist, durch Tod de« Regenten, aber nicht durch da» Recht de» Eroberer-, Braunschweig gehört dem deutschen Bunde an und gehorcht den Bestimmungen der ReichSversassung; wären also außerhalb Preußen- berechtigte Erbansprüchc vorhanden, so müßte bi» zur Regelung der selben der Kaiser die Diktatur in Braunschweig auSüben. Dal ist aber nicht der Fall, denn der einzige, welch« neben dem Herzog von Cumberland Erbansprüche an da« Herzog» thum Braunschweig erhebt, ist der König von Preußen. Ta kein Ausgleich zwischen dem Sohne de« König« von Hannover »nd dem Kais« von Deutschland stattgesundrn hat, so skd die Erbansprüche deS Herzog» von Cumberland hinfällig, fie sind mit der Einverleibung de« Königreich» Hannover in da« Königreich Preußen an den König von Preußen Übergegangrn und ,« besteht jetzt zwischen Preußen und Braunschweig das» selb« verhältniß, wie e« zwischen Preußen und Hannover nach der Schlacht bei Langensalza bestand. Die Folg« dieser Schlacht war di« Einverleibung Hannover» in da« Königreich Preußen und demgemäß wird Braunschiveig heute genau au« denselben Gründen preußische Provinz, wie -Hannover e< im Jahre 186« geworden ist. E» ist nicht bekannt, ob zwischen der Krone Preußen und dem Herzog Wilhelm von Braunschiveig eine derartige Ab machung geschehen ist, sie würde nur »ach dem Jahre 1879 geschehen sein können und auch dann nur insgeheim, weil sonst die braunschweigische Volksvertretung davon Kenntniß erhalten haben müßte. Herzog Wilhelm ist jevensaUS. mag nun ein« derartige Abmachung existiren oder nicht, nicht darüber in Zweifel gelassen worden, daß nach keinem Ableben Braunschweig an Preußen fallen werd« und er ist gewiß auch mit dieser Lösung der bestehenden Streitfrage ein verstanden gewesen. E- versteht sich von selbst, daß d,r Herzog von Cumberland al» vermeintlicher Erbe der Krone Braunschweigs gegen die Vereinigung de» Lande« mit Preußen Einspruch erheben wird, denn um seinen Anspruch mit de» Waffen in der Hand zu verfolgen, ist er doch wohl nicht tollkühn genug. Uebrr die Erfolglosigkeit diese» Schritte» kann sich der Herzog keiner Täuschung hingeben, er würde den Thron Braunschweig« nur dann besteigen können, wenn va« deutsche Reich zerfiele und die Verhältnisse, welche vor dem Jahre l866 bestanden, in Deutschland wiederhrrgesteUt würde». Da» könnte natürlich nur durch einen Krieg zwischen Frankreich und Deutschland geschehen, in welchem jene Macht Sieger bliebe. König Georg von Hannover hatte seine Hoff nungen aus einen derartige» Verlaus der Dinge gerichtet, sein Sohn ist wohl kaum so kurzsichtig, um rin« solche Wendung heute noch für möglich zu halten. Da» Interesse veS vcutschen Reiche» gebietet r», daß innerhalb seiner Grenzen nicht Kräfte zu Macht und Einfluß gelanaen, welche aus ven Umsturz VeS bestehenden Zustandes hinardeiten. Au« diese», Grunde könnte die Thronbesteigung de- Herzog« von Cumberland, selbst wenn seine Erbansprüche über jeden Zweifel erhaben wären, nicht geduldet werden. Nur em seiner Pflichten gegen da» deutsche Vaterland voll ständig eingedenk« Fürst konnte mitten im Herzen Deutsch land« aus dem Throne Braunschweig- belassen werden. Ein solcher Fürst war der verstorbene Herzog von Braun- schwrig. Er nimmt den Ruhm mit in vaS Trab, sowohl gegen sein engeres als gegen sein weiteres Vaterland stet« seine Pflicht als Fürst in vollem Maße erfüllt zu haben. ES liegt im wohlverstandenen Interesse de« Lande» Braunschweig selbst, daß an diesem Verhältniß auch in Zukunft nicht» geändert werde. Kleinstaaten zu erhalten, deren Rrgentenhäuser auSgestorben sind, liegt keines falls im Interesse de» deutschen Bundesstaate», und wenn ein solche» Streben vorwaltetc, so würde gewiß Elsaß- Lothringen schon längst einen Fürsten erhalten haben. Ebensowenig wie Preußen im Jabre >868 die Ausrichtung e,ne» Herzogthum» Schleswig-Holstein zugeben konnte, eben sowenig wird e< heute die Hand dazu breten, ein Herzvgthnm Braunschweig beim Mangel eine- direkten Tbronerben fort- bcs 'lttcn zu lassen. Die Zukunst de» deutschen Reich» ist durch die ReichSversassung bcsnmmt; innerhalb dieser Grenzen ist die Sicherheit der Ernzelstaaten verbürgt, aber darüber hinaus liegt da» Streben nach möglichster Einheit de- Ganzen im Interesse de« Reiches wie der Einzelstaaten. Die Vereinigung Braunschweig- mit Preußen ist bie Nächstliegende und beste Lösung aller bestehenden Streitfragen und kein Angehöriger de» deutschen Reiche«, welcher seine Interessen nicht mit den persönlichen de« Herzog» von Cumberland verwechselt, wirb «ine bessere zu empfehlen vermögen. * » * * Der Tod de» Herzog« wurde un« durch folgende Meldung de- Wolss'schen Bureau« bekannt gegeben: * Braunschweig, 18. October. Bus Sibyllenort kommt die Nachricht, daß der Herzog Nacht« 1»/i Uhr gestorben ist. Urb« die Person de» Verewigten meldet der „Gothaische Genealogische Hofkalrnder": August Ludwig Wilhelm Maximilian Friedrich, Herzog von Boaunschweig und Lüneburg, ist geboren am 25. April 1806, zweiter Sohn de- Herzog- Wilhelm Friedrich (geboren 9. October 1771, gestorben 16. Juni 1815) und der Herzogin Marte Elisabeth Wil- helmlne (gestorben LO. April 1808), des verstorbenen Erbprinzen Earl Üudwigvoa Baden Tochter; durch sürstbrüderlichen Bergleich(13. Januar 18S4) Besitzer de« HerzogthumS Oels ln Schlesien, vormal» kvntgl. hannoverscher Aeldmarschall, königl. preußischer General der Eavallerie, Inhaber de- k. L Ssterreichischen Dragoner-Regiment» Nr. 7 und de- königl. preußischen Magdeburgischcn Husaren-Regiment- Nr. 10; übernahm die (Anfangs mit Vollmacht seiner Bruder-, nachher mit Zustimmung seines Oheim-, drS König- Wilhelm IV. von Groß- brttannien, und ans Ersuchen de- Deutschen Bunde- (Bunde-beschloß vom 2. Decembrr 1830) provisorisch geführte) Regierung definitiv am 20. April 1831, in Folge der von den «gnate» de- Hause« getroffenen Feststellung der Sieglerungsvcrhältalffe. Anläßlich de- Tode» de« Herzog« von Braun- schweig wurde kürzlich die Frage d« Erbfolge im Fürstenthum Oel«, welche« in Schlesien ein Gebiet von 32 Ouadratmeilen umfaßt, dahin beantwortet, daß dieses Fürstenthum nach dem Tode de« Herzog» von Braunschweig als erledigte« Kronlehen an die Krone Preußen fallen werde. Diese Ansicht wirv allerdings mehrfach vertreten, z. B. auch von Heinrich v. Trritschke, sie hat aber auch ihre Gegner in hervor ragenden juristischen Kreisen. Im preußischen Kronsyndicat ist früh« einmal die Ansicht zum Ausdruck gekommen, daßOelS zwar ein preußische» Thronlebn, ein Lehn sei. bei welchem da« Ober- eigentbum (äominum directum) des Lehnsherrn unverändert fortzubestehen habe und die Succession nacb Primogenitur- recht stattfände, daß jedoch die Erbfolge im FUrstenthui» OelS nach dem Ableben VeS Herzog« von Braunschweig dem Herzog von Cumberland nicht ohne Weitere- ubgesprochen werden könne, wmn dies« den LehnSeid leiste, welcher die Gelobung von Treue «nd Nnterthänigkeit in sich schließt. Nach dem Lehnrecht zieht di« Verletzung der LehnStrcue den Verlust de» Lehn» für den Vasallen und dessen Abkömmlinge nach sich, während dem Lehnsherrn da» Lehn so lange zurücksällt, bis ohne die verübte Felonie (Verletzung der LchnStreue) die Agnaten deS Belehnten die Nachfolge in da« Lehn erlangt haben würden. Noch ander« Ansicht sind einige SlaatS- rechtSlehrer, z. B. Professor Schulze, der i« ein« vor meh reren Jahren herauSgczcbcneu Broschüre zu dem Resul tate gelangt, daß nach dem Tode de» Herzogs von Braunschweig da» Fürslenthum Oc!S nur in alten seinen feudalen Bestandtheilen al« erledigte« Thronlehn an die Krone Preußen, d. h an den preußischen Staat — denn alle Thronlehen sind zugleich als Staatslehen zu betrachten — falle, da die jüngere braunschweigische oder hannoversche Linie niemals in der Investitur (Be lehnung), in welcher der einzige ReLtSkitrl der älteren braunschweigischen Linie liege, mit inbegriffen gewesen sei, und daß auch von einem DcrsiigungSrccht deö letzten LchnSbcsitzerS unter Lebenden oder von TodeSwegen über vaS fürstliche Lcbn seit Abschluß der Verträge in der Investitur von 1618 nicht mehr die Rede sein könne. In letzterer Beziehung sei er wähnt, daß Kais« Ferdinand III., welch« da« Fürstenthum Oel» al« Lehn emziehrn wollte, schließlich unter dem SO. Juli 1848 einen Vergleich zu Stande brachte, wonach da» Lehn für «in kenckum norm» erklärt und da- freie DiSposition»- recht de- Lehnbesitzrrs sowohl unter Lebenden als auch von TodeSwegen vollständig beseitigt wurde. Professor Schulze ist der Ansicht, daß der Herzog von Braunschweig Uber die allod taten Bestandthrile de-Fürstenthum- OelS frei verfügen, also auch den Herzog von Cumbrrland zum Erben einsehrn könne. Allodialvermögen ist da» durch nicht lehn rechtliche Gegenstände gebildete Vermögen, für dessen Ver äußerung und Vererbung auch nicht die Grundsätze des Lehnrecht» maßgebend sind. Für die Entscheidung der Frage, welche Bestandtheile de» Fürstenthum» Oel» Allodialvermögen sind, kommen die processualischen Grundsätze in Betracht, wonach Derjenige, welcher die Lehnbarkcit behauptet, den Beweis hierfür zu führen hat. Da» Recht der testamenta- rischen Verfügung über den Privatnachlaß konnte Niemand dem Herzog von Braunschweig bestreiten, insofern dadurch nicht Rechte Dritter verletzt werden, worüber di« Gerichte zu entscheiden haben würden. Leipzig, 19. October 1884. * Unter den bi« jetzt un» bekannt gewordenen null «aal» liberate« Eandidaturen finden sich 27, welch« in bie der ultramontan vertretenen Wahlkreisen ausgestellt sind. Wir möchten daraus ganz besonder» Hinweisen. Keine andere Partei hat auch nur entfernt einen so energischen An griff aus den ultramontaaen Besitzstand unternommen, ja man kann säst sagen, keine andere Partei nimmt überhaupt de» Wablkanips gegen die Ultramontanrn mehr auf. Unt« iene» 27 Eandidaturen sind freilich die Mehrzahl sogenannt« Zähl- candioaluren, eine ganz« Reihe derselben ist vollständig aus sichtslos. in einzelnen Wahlkreisen ist ab« auch auf Erfolg zu hoffen, und auf all« Fälle ist e« sehr anerkennenSwertb, daß tibnhaupt der Wahlkampf gegen die klerikale Part« aus genommen wird, wenn anch au; Sieg jetzt nicht und vielleicht niemals ru rechnen ist. Man wird doch überrascht seiu, wie groß selbst in den finstersten und für vollstäudia unuahbar gehaltenen Wahlkreisen de» EentrumS di« Zahl ve, Gegner de» UltrciwonlcmiSmuS ist. Die antiklerikalen Element« ge» winnen durch ihre Sammlung und Musterung die Erkermlniß und da» Selbstvertrauen, baß sie doch auch einer übermächtige» »ltramontanen Partei gegenüber nicht bedeutung-lo« find, und e» hat immer Werth, die Gesinnungsgenossen zu sammek» und für seine politische Meinung Zeuansß abzulegen, auch wenn «in unmittelbarer Erfolg nicht glelch zu hoffen ist. Eß ersüllt u»S daher mit ganz besonderer Genugthuung, vo« nationalliberalen oder antiklerikalen Eandidaturen auch ii» bayerischen, rheinischen und westfälischen Wahlkreisen zu hör«», die für unrettbar dem llltramontani-mu- verfalle» gelte» und in denen bi-hrr ein Gegenkandidat meist überhaupt nicht aufgestellt wurde. Wo e« noch nicht geschehen ist, sollt« e« noch nachgrholt werden. * Zur Kennzeichnung der ultramonta»«fo»t« schrittlichen Wahlbündnisse ist folgender Bericht de» ..Kreuznacher Tageblatt»" über eine Versammlung der An hänger der CentrumSpartei im Wahlkreise Kreuznach vo» Interesse: »Nachdem Herr Stadtverordneter Pfeiffer di« Versammlung eröffnet hatte, ergriff Herr Kaplan Lentz da- Wort, um m länger« Rede die Unterstützung der deutsch sreisinnigen Candidatur Munckel zu empfehlen. Redner hob hervor, daß man hier nicht nötyig habe, einen Centrum«» mann al» Zählcandidaten auszustcllen, da man bereit» au» den bißhrrigen Wahlen ganz genau wisse, daß man in dem Wahlkreise Kreuznack-Simmern üb« circa 6000 Centrum»- stimmrn verfüge. An einen Sieg der CentrumSpartei sei nicht zu denken, wohl aber könne die Wahl deS centrum»- feindlichen von Cuny, den Redner einer längeren Kritik unterzog, verhindert werden, wenn man mit den Deutsch- freisinnigen für deren Canbidaten Munckel siimme. Letzterer habe bereit- dreimal mit dem Centrum gestimmt, und da sei schon genügende Veranlassung, für ihn einzutreten. Die Bersammlung^nahm hierauf einstimmig die Unterstützung der Candidatur Munckel an." WaS soll man zu solchen uner hörten Wahlbündnissen sagen? Von eigenen Gesinnungs genossen bringt Herr Munckel im Kreuznach« Wahlkreise noch keine tausend Stimmen auf, 6000 ultramontane Stimmen ab« fallen ihm gleich von Anfang an zu. Und solche Klerikaldemokraten wagt man auch der deutschen ReichShaupt- sladt als .freisinnige" Candidaten zu bieten! Sie pflegt freilich Alles anzunehmen, wa» man ihr von der maßgebenden Stelle versetzt. Man darf auf die Anträge Windthorst im künftigen Reichstag und die Abwehr klerikaler Uebcrgrifse seitens einer mit solchen Elementen durchsetzten bcutschsrel- sinnigen Partei gespannt sein. * Gestern feinte rin hochverdienter Veteran der national liberalen Partei, der Appellation-gerichtSpräsident a. D. vr. Ludwig von Rönne, seinen achtzigste» Geburtstag. Ter berühmte RcchtSlehrer gehörte seit Beginn de) parlamentarischen LebenS in Preußen dem Abgeordnetenhause, zwei Legislatur perioden hindurch auch dem Reichstage an und hielt sich immer zu der gemäßigt liberalen Partei, seit Gründung der nalionalliberalen Partei zu dieser. Seil niebreren Jahren ist Herr von Rönne aus dem parlamentarischen Leben au»» geschieden. * „Wider die Reich Snörgler", Ein Wort zur Colonial» frage au» Wählerkrciscn. Unter diese!» Titel ist soeben in München ein Aussatz de» Professors Dr. Fr. Ratzel er schienen. Der Aussatz ist aus Grund einer am 16. September in der constituirendcn Versal»mlnng der nationalliberalen Partei in München gehaltenen Rede versaßt und beleuchtet in klar«, treffender und volkSthümlichcr Weise die Cvlonialfrag«. Da» Schnstchen ist gratis durch das Centralburcali der nationalliberalen Part«, Berlin V , Landgrafenstraße ll, zu beziehen. * Di« Leiche de» Landgrafen Friedrich von Hessen ist von Frankfurt nach Schloß Rumpenheim gebracht. Der Lanvgras war einstmal» nicht allein zur kurhcssischen, sondern auch zur dänischen Krone berufen, da» Schicksal hat ihm keine von beiden verleihen wellen. Einem Nachrufe, welchen ihm ein SchleSwig-Holsteiner in der „Elberselder Zeitung" widmet, entnehmen wir folgende Reminiscenzen: Landgras Friedrich vo» Hessen war am 26. November 1820 al- Soy» de» Landgrafen Wilbelin und der Prinzessin Charlotte von Döiicniark geboren. Ein Säiivestersohn König Christian'- VIIl. und al- lolcher nach dem erblosen AuSgaiigc Friedrich'- VU.
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