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Hihtnstm-Anstthckr Anzeiger Tageblatt für Aoßcnstein-GrnMßal, Höerlungwih, Herrdors, Lermsdorf, Wernsdorf, Mstmbrai-d, Urspnlng, Mittelbach, Langenberg, Falken, Memrdorf, Brumbach. Ttrfchheim rc. «W» -------- WerrverbreikieS JnsertionS-vrga« Mr amtliche mW Prib»NM«zeige«. 8»^s— Diese- Blatt erscheint mi. Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren AuS- träger, sowie alle Postanstalten. Für Abonnenten wird der Sonntags-Nummer eine illustrierte Sonn tagsbeilage gratis beigeg< Abon « Bei Abholung monatlich 35 Pfg. die einzelne Nummer 5 „ Durch die Post bezogen L m e n t: Frei i«- Hau monatlich Pfg. vierteljährlich 1. M. 25 Pfg. i.25 Mk. excl. Bestellgeld. F»sertio»-gebühre»: die sechsgespaltene EorpuSzeile oder deren Raum für den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg. Reklamen 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Annahme der Inserate für die folgende Nummer bis vor«« LV Uhr. Größere Anzeigen abends vorher erbeten. Sonnabend, den 21. April 1906. «-sch-M---- «-Mr.». 33. Jahrgang. Nk. 90. Fernsprecher Nr. 151. der Bucht von San Franzisko ankerte, gesunken Freibank Hohenstein-Ernstthal Heute Verkauf von rohem Rindfleisch, Pfund 40 Pfg sten Straßen, massiven Geschäftshäusern, großen Hotel- und „Wolkenkratzern* — am schwersten ge litten. Da San Franzisko nur ungefähr 3 Breiten grade südlicher als Neapel liegt, wird vermutet, daß der Vesuvaukbruch in einem Zusammenhang mit der kalifornischen Katastrophe steht, doch be- gegnet diese Annahme in wissenschaftlichen Kreisen Zweifeln. Bodenschwankungen sind an dem Un- glückStage, am Mittwoch, auch in Berlin und anderwärts wahrgenommen worden. sellschaften, die noch beisammen waren, als daS Fallen der Trümmer und die Entsetzensschreie an Stelle der heiteren Unterhaltung ertönten Ich stand vor dem kolumbischen Gebäude, als die Erde zu wanken begann. Zuerst glaubte man, es sei eine gewöhnliche Erschütterung, dann begannen die Dachkanten der Hauptgebäude auf die Straße zu stürzen. Nun folgte da» Krachen fallender Steine, untermischt mit dem Angstgeschrei der Verwundeten. Darauf kam daS furchtbare Sinken und Heben, und man hatte da» Gefühl, daß man ein hilflose« Aloin in einem Strudel sei, der da» Ende aller Dinge bedeute. Hiervon erwache ich jetzt wie au« einer Betäubung und versucht die Erinnerung an daS Furchtbare zu sammeln." Die heimkehreuden Flüchtlinge, die morgens die Danach waren die Hotels voll von fröhlichen Ge- Stadt in Nachtkleidern verlassen hatten, flüchteten der Bucht von San Franzisko ankerte, gesunken von Wagen und Automobilen brachten Gäste zur sei. Neue Erdstöße erschwerten die Rettungsarbeiten. Oper, um Caruso in .Carmen" singen zu hören. bundrn ist." Kaiser Wilhelm hat den deutschen Botschafter in Washington, Baron Speck v. Sternburg, beauf- tragt, dem Präsidenten der Vereinigten Staaten seine tiefe und aufrichtige Teilnahme an dem Ele- mentarunglück in den westlichen Landen der Ver- I abermals. Infolge vorzeitiger Explosion bei der Sprengung eine« Gebäudes wurden 15 Männer getötet. Unter dem zusammevgestürzten Terminal- Hotel verbrannten 20 Personen. Bei dem Ein sturz de» Waisenhauses sollen 200 Kinder begraben worden sein. Die Münze geriet ebenfalls in Brand. Wie das Rathaus, ist angeblich auch die Universität eingestürzt. Plündernde Banden, aus Chinesen und .Negern bestehend, durchzogen die Stadt. Zwei Regimenter wurden aufgeboten, das Eigentum, da» die Bewohner zur Bewahrung vor der Feuersbrunst mitten auf die Straßen geschafft haben und dessen Wert nach Millionen zählt, zu schützen. Der Bür germeister ernannte ein Rettungskomitee und befahl, daß Bäcker, Schlächter und Milchhändler Leben», mittel für die 100 000 Obdachlosen liefern. E» fehlt an Trinkwaffer und Zelten. Au» der Hauptstadt Sakramento wird gemeldet, daß der Vorort Santa Rosa durch daS Erdbeben zerstört worden sei und daß mehr al« 200 Personen ihr Leben dabei ein- gebüßt hätten. Die Feuersbrunst greift nach neueren Nachrichten auS San Franzisko immer weiter um sich. Da» Afiatenviertel ist gleichfalls zerstört. Die Zahl der eingestürzten oder verbrannten Gebäude geht in die Tausende. Auch die Kirche und daS Kollege St. Jgnatiu», eine der größten Jesuitenanstalten, deren Bau 8 Millionen Mark kostete, sind vernichtet. Die letzten Berichte aus Palo Alto besagen, daß die steinernen Gebäude der Legland Stansord und Junior University schwer beschädigt sind und daß viel« Mauern Riffe erhalten haben. Dagegen ist die auf der Ostseite der Bai von San Franzisko belegene StaatSunioersität unversehrt. Das Feuer zerstörte ferner das GroßhandelS-GeschäftSviertel. AuS Oakland wird vom Donnerstag gemeldet, daß dort Flüchtlinge auS anderen kalifornischen Städten eintrafen. Die Slädle Santa Cruz, Monterey, Gibroy und Mollister sind zerstört, eine Anzahl Mensch«« ist umgekommen. In Santa Cruz soll die Zahl der Toten bedeutend sein. In I Santa Rosa sind 10 000 Personen obdachlos. I 120 Leichen sind unter den Trümmern de» Agnew- Jrrrnhause» in der Nähe von Gan JosS hervor- gezogen worden, weitere 150 befinden sich wahr- scheinlich noch darunter. Schiffe sind nach den I Leute, die beim Anblick der eingefallenen Gebäude sich de» Umfang« der Katastrophe klar wurden und, ihr eigene« Entsetzen vergessend, sich an die Rettung der au« den Trümmern nach Hilfe Rufen- den machten. Mitten in der Rettung«arbeit brachen große Feuersbrünste au«. Die Katastrophe kam unerwartet, wie ein Blitz aus heiterm Himmel. Dien»l,g »ar ein ideal schöner kalifornischer Tag, heiter mit kühler Brise und farbenprächtigem Sonnenuntergang. Die Nacht war still. Hunderte einzige derartige au« Eisen errichtete Bauwerk, das ohne Beschädigung davongekommen ist, während alle anderen Gebäude mit Stahlgerippe ihre Ge- stalt geändert haben. Mehrere .Wolkenkratzer", da runter ein 20 Stockwerke hoher, liegen in Trümmern. Schiffe wurden bei jedem Erdstoß anS Ufer ge- worfen und von der zurücktretenden Flut wieder mitgenommen und beschädigt. Ein Blatt in Cin cinnati gibt da« Gerücht wieder, daß da» ameri kanische Geschwader de« Stillen Ozean«, da» in Die Ursache »er Erdbebe» ist ebenso wie diejenige vulkanischer Eruptionen wissenschaftlich noch nicht festgestellt und bereitet der Forschung erhebliche Schwierigkeiten. Soweit eS sich um Erderschütterungen handelt, die gelegent lich und gleichzeitig mit vulkanischen Ereignissen im Bereiche dieser beobachtet werden, weiß man, daß sie auf die Wirkung »an ExplosionSgasen zu- rückzusühren find. Diese Erdbeben verschwinden jedoch im Vergleich mit Ereignissen, wie sie jetzt an der westlichen Küste von Nordamerika ringe- treten sind. Solche elementare und gewaltige Er- schütterungen können auch nicht in »inen ursächlichen Zusammenhang mit Ereignissen wie der jüngste Au-bruch de« Vesuv», der lokaler Natur ist, ge bracht werden. Wie von maßgebender wissenschaft licher Seite mitgeteilt wird, kann dieienige Hypo these am meisten Anspruch auf Wahrscheinlichkeit rrheben, nach welcher die Erdbeben em« Folge ber neueste« Meldungen glücklicherweise nicht _ untergegaage» Die Angaben über die Zahl der 1 einigten Staaten auSzusprechen, daS auch in den Toten schwanken zwischen 1000 und 5000. Der I weitesten Kreisen de» deutschen Volkes Mitgefühl und Trauer erwecke. Gleichzeitig wurde der Bot schafter angewiesen, auch die warmen Sympathien der deutsch«« Regierung au-zusprechen. Deutsche Hilfeleistung. Die .Weserztg." bezeichnet e« als unbedingt notwendig, daß Deutschland sofort eine HilfStätig- leit für Sa« Franzisko organistere, um dem ameri- kanischen Volke ««gesicht» der mannigfachen Be- ziehungen der Blut«- und GefinnungSgenossenschaft und der wirtschaftliche« Interessen seine tiefe Teil- nähme an der Erdbebenkatastrophe zu bezeugen. Bremen möge bei seinen innigen Beziehungen zu Amerika mit der Eröffnung von Sammlungen vorangehen. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: „Eine furcht bare Erdbebenkatastrophe hat Kalifornien heimgesucht und in San Franzisko große Opfer an Menschen- leben und Hab und Gut gefordert. In ganz Deutschland ruft da« folgenschwere Naturereignis, von dem die amerikanische Nation betroffen worden ist, wärmste« Mitgefühl wach. Die verheerende Wirkung ungeheurer Naturgewalten, denen wir sterblichen Wesen gegenüberstehen, regt mit beson- derer Lebhaftigkeit daS Bewußtsein der menschlichen Gemeinschaft an, da« sich in erhöhtem Grade geltend macht, wenn durch solche Schicksalsschläge tiefe Trauer sich auf eine Nation herabsenkt, die durch so unendlich mannigfache Beziehungen deS Geiste« und dk« Verkehrs mit unserem Volke eng ver. Der L. Termin Gemeindeanlage« für 1VV6 ist spätestens bis 1. Mai d. I. an die hiesige Gemeindekasse — RathauS link« 2. Zimmer — abzuführen. Alle verbleibenden Reste werden dein VollstreckungSbeomten zur zwangsweisen Beitreibung überwiesen. Oberlungwitz, am 20. April 1906. Der Gemeindevorstand. Lieberknecht. .Mischung Aliforniens. Furchtbar bewahrheitet hat sich die alte San Franziskoec Redensart: „Laßt unS heute noch lustig sein, denn morgen hat uns vielleicht ein Erdbeben weggefegt." Diese« Erdbeben ist soeben gekommen und hat Zerstörungen ungerichtet, die die in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon im Jahre 1755 noch übertrcffen. Aber nicht nur San Franzirko, die Königin unter den Städten des Westens von Nordamerika, hat gelitte«, sondern ganz Kalifornien, daS Gold- und Obstland, ist heimgesucht worden. ES ist ein elementare- Ereignis, das zwar hinter dem AuSbruch de« Mont Pels» in Französisch- Westindien vor vier Jahren, wobei 20 000 bi« 30 000 Menschen de« Tod fanden, znrückbleibt, jedoch die jüngsten Verheerung«« durch den Vesuv in Italien leider übersteigt. San Franzisko, der größte und wichtigste, von etwa 400000 Menschen, darunter 50 000 Deutschen bewohnte Handelsplatz an der nordam»rikanischen Westküste, bildet zu einem erheblichen Teil einen Trümmerhaufen. DaS deutsch« Volk nimmt lebhaften Anteil an dem Unglück, zu- mal auch viele unserer Landsleute zu den Opfern gehören dürste«. Deutsche Mildtätigkeit hat hier wieder Gelegenheit, sich zu zeigen, damit Not und Elend gelindert w«rde« und der Wiederaufbau schneller vor sich gehen kann. Wie da» oben er- wähnte Wort beweist, ist die Stadt schon immer «in günstiger Boden für Erdbeben gewesen, ist sie doch an drei Seiten von Wasser umgeben und auf Sand — Landzunge zwischen dem Stillen Ozean und der Franziskobai — gebaut. Die ganze Ost küste deS Stillen Ozean» ist vulkanischen Ursprung» und besetzt mit Vulkanen, unter ihnen der Talmapai» in der Nachbarschaft San Franziskos. Gewarnt durch zahlreiche Erdstöß«, die aber nie solche Folgen wie jetzt hatten, hatte man die Wohnhäuser zum größten Teile auS Holz hirgestellt, da» einer Be wegung der Erdoberfläche am leichtesten widersteht. E« gab aber auch zahlreiche Steinbauten in der Stadt, dir vor 60 Jahren erst 600 Einwohner hatte und einen mächtigen Aufschwung genommen hat. Bei dem jetzigen Erdbeben hat die innere Stadt — da» GeschäftSviertel mit den bedeutend- Die Lage in San Franzisko wird als verzweifelt geschildert, da das Erdbeben eine Springflut und Feuersbrünste im Gefolge hatte. Der Brand, der in den zahlreichen einge- stürzten Gebäuden ausbrach, hatte sich schnell vou der Wafferseite her zwei englische Meilen landein wärts auSgebreitet. Die Zerstörung aller Waffer- leitungSanlagev durch daS Erdbeben hat die Be kämpfung der Flammen zur Unmöglichkeit gemacht. Das Feuer ergriff die schönsten Häusergevierte von Market Street, der Hauptstraße. Unter den Trüm mern eine» dieser Gebäude kam auch der Chef der Feuerwehr umS Leben. Außer vielen anderen Ge bäuden wurde auch das der Western Union und Postal-Telegraph-Company mit Dynamit in die Luft gesprengt, um eine weitere Ausdehnung de« Brande» zu verhindern. Da« Palace- und da» Grandhotel find ebenfall» eingeäschert. Die meisten Theater, darunter da« Columbia- und da« Orpheum- theater, ebenso daS Grand Opernhau« sind infolge de» Erdbebens eingestürzt und dann in Brand ge raten. Auch die am Strande gelegenen Schuppen der Southern Pacificbah« find eingestürzt. Tausende Tonnen Kohlen find infolgedessen in da» Meer ge schüttet worden. Die eingestürzten Gebäude find meistens alte Holz- und Steingebäude, während die modernen Stahlbauten durch daS Erdbeben weniger gelitten haben. Eine Volksherberge geriet nach ihrem Einsturz durch au»strömende» Sa» in Brand, wobei 75 Gäste umkamen. Bei dem Jndieluft- fliegen einer Mietskaserne büßten 80 Menschen ihr Leben ein. Zahlreiche Menschen wurden auch unter den Trümmern der einstürzenden Häuser am Fisch markl begraben. Beim Eintritt der Dunkelheit nahmen di» Schrecken noch furchtbarere Gestalt an, da alle GaS- und ElektrizitätSleitunge« unterbrochen waren. Der elf Stockwerke hohe „Wolkenkratzer" d»ß San Franzi«!» „Chronicle" ist anscheinend da» Gewerbliche Fach und Fortbildungsschule. Da» neue Schuljahr beginnt Montag, de» 28. April, für alle Abteilungen der Anstalt Anmeldungen für die Handel-schule, Gewerbeschule und Wedschule haben Sonntag, de« 22. April, in der Zrit von V,H—1 Uhr, für die Bäckerfachllaffe Mo«tag, de« 23. April, von 3—4 Uhr zu erfolgen. Berzubringen ist von allen Aufnahmesuchenden da» SchulentlaffungSzeugniS. Nähere- siehe an anderer Stelle d-escs Blattes. Hohe«stei«'Er«stthal, den 11. April 1906. Die Schuldirettion. F. Dietze. Schaden geht in die Hunderte von Millionen Mk. Eine große Hilfsaktion ist eingeleitet worden. Eine der neueren Meldungen über London be sagt: „Der gesamte Geschäftsteil von San Fran zisko ist zerstört. Die Flammen rasen ungehindert über die Stadt. Tausende von Obdachlosen kauern in den Park». Truppen bewachen die Banken. Kavallerie und Artillerie patrouilliert durch di« Straß««. Fast jede Familie erlitt Todesfälle. Die Stadt ist in Rauch gehüllt, au- dem hin und wieder Explosionen aufblitzen. Bisher bedecken die Flammen acht englische Quadratmeilen oder mehrere hundert Cityblockr. Hunderte Menschen find lebendig verbrannt. Plündernde Bestien werden summarisch erschossen." Ein Augenzeuge, der Berichterstatter de» New- york-Journal, berichtet: „Genau um 5 Uhr 15 Min. wurde die Stadt wie eine Feder im Sturm» her- umgeschleudert; einen Augenblick schien die Erde zu versinken, dann stiegen Gebäude auf in die Luft wie Ballon» und schwankten wie Pappeln hin und her. Drei Minuten danach war die Stadt eine Trßmimrmasst. Die Straßen waren voll fliehender Steuerpflichtige, hier, die über das Ergebnis ihrer diesjährigen Staat»einkommen- und ErgänzungSsteuer-, sowie Ge- meindeanlagen-Einschätzung eine Zuschrift «och «icht erhalte« habe», werden hiermit ausgefordert, sich bei der hiesigen Ortssteuereinnahme bez. Gemeindekasse — Rathaus links 1. und 2. Zimmer — zu melden. vberl««gwitz, am 20. April 1906. Der Gemeindevorstand. Lieberknecht.