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Amts i! für -ie Königliche Amtshaupimarmschast Meißen, für das sowie für das Königliche crn sprechen Amt Wilsdruff Nr. 6. Nr. 128. , Mittwoch den S. Ium 1918 77. Jahrg , Lasen und « Lftd'Kni Z°w^7 gÄ I / / / ,^ 7^nc Rabatt. / «je Rab°«M° und R-N°preft° hW W B-> I , s binnen Z0 Tagen «ÜI«g,e><; ISnqeee- Ziel. qerichlliche gimiebuna a!: «r I I AI DD 77,777^7^°" nersch. Inserenten bedingen die 2'crechnung de« »ruiio.Zeiien. u U R über ftiiftchwcigend al« SrfüNunasor« , , ««-«lurrLVN^^ Königliche Amtsgericht un» den Gtadtrat zu Wilsdruff z-estrentamt zu Tharandt. «... I I SefSrdernngscinrichiungcn — hat der Bezieher leinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. Ferner hat »er Inserent In den obengenannten Fällen leine Ansprüche, falls die Zeitung »erspätet, in beschränktem Umfange oder nicht erscheint. / Einzel, »erlaussprcis der Nummer 10 pfa. / Zuschriften sind nicht persönlich zu adressieren, sondern an den Verlag, die Schrlstieitung oder die Geschäftsstelle. Ilnonym« Zuschriften bleiben unberücksichtigt. / Berliner Vertretung : Berlin SW. 48. Der amtliche Teil befindet sich auf der 4. Seite. der zähe WeHM des Kindes Ns den Wen bei LM« BWen. Oer Oeuische von gestern un- morgen. Zeitgemäße Gedanken und Ausblicke 1. DaS Deutschland von 1871 bis 1914 wird einst wieder» kommen: es ist in den Gluten Les Weltkrieges umgeschmolzen worden und wird als ein gröberes, als ein mächtigeres« aber auch als ein innerlich verändertes Staatswesen di» Werkzeuge des Friedens wieder zur Hand nehmen, wenn der Hochmut seiner Feinde endgültig gebrochen ist. Darüber schon näher zu verhandeln, ist heute noch nicht die Zett gekommen. Lasten wir erst den Sieg zu Ende reifen, dem unsere Tapferen auf den blutgetränkten Fluren Frank reichs jetzt mit raschen SrMtten entgegeneilen. Aber auch der Deutsche als solcher, als Vertreter seines Volkstums wie als Einzelmensch, wird aus den Erlebnissen dieses Krieges nicht unverändert hervorgeben. Wir sind in eine gute Schule genommen worden, deren Lehren wir nicht wieder von heute aut niorgen abstreifen werden wie un nützen Ballast, der uns beim Vorwärtskommen hindern will. Der Deutsche von l9l9 oder 1929 wird anders austehen und anders auftreten wie der Deutsche von 1914, der den grundverlogenen Kulturzorn unserer Feinde so sehr herausgefordert bat. Sie werden sich wundern, was aus den „Hunnen* von damals geworden sein wird! Zuerst einmal sein Nutzeres. Es ist richtig. Er war nickt immer das Urbild eines geschniegelten Mannes. Im Auslände hatte man es leicht, seiner zu spotten, seiner Dickleibigkeit, seiner Schwerfälligkeit, seines großen Bier durstes und seiner Redseligkeit über alles und jedes, woraus die Stammtischrunde zu sprechen kam. Auch durch über mäßige Eleganz seiner Gewandung wußte er nicht gerade aufzufallen, der deutsche Michel, und wenn er schon merkte, daß sich dieser oder jener über ihn lustig machte, io gönnte er ihm seelenruhig das Vergnügen im selbst bewußten Vertrauen darauf, daß, wenn es wirklich darauf ankäme, im internationalen Wettbewerb der Nationen seinen Mann zu stehen, dieser selbige Michel bisher noch immer eine ganze gute Klinge ge schlagen habe. Die dicken Bäuche sind inzwischen aus Deutschland verschwunden, dafür hat die knapp gewordene Ernährungsweise ausreichend gesorgt. Auch das Bier stießt nicht mehr in Strömen; wer es zu Anfang schmerz-, lich vermißt, der hat sich mittlerweile längst davon überzeugt, baß man auch bei einem oder zwei Gläsern Einbeitstrunk kein Auskommen finden kann. Und der Krieg dauert lange genug, um die Gewohnheiten, die unter seiner Herrschaft bei uns Platz gegriffen haben, sich dauernd einbürgern zu lasten. Nicht, daß wir es etwa auch im Frieden bei den jetzigen schmalen Rationen bewenden lassen würden oder müßten; das wird schon wieder anders kommen. Aber selbst wenn es wieder bis zur Fettleibigkeit reichen sollte, niemand wird sich wieder nach ihr zurücksehnen, denn sie macht uns nicht gerade tauglicher zum Kampf ums Dasein, und der wird . nachher noch ungleich schärfer zu führen sein als in den I geruhigen Zeiten vor 1914. Wir werden uns tüchtig f rühren müssen, um in der haßerfüllten Welt zu bestehen, die der Krieg zurücklassen wird. Wir werden keine Zeit mehr haben zu schwätzen und müßig am Biertisch zu sitzen. Am Tage Arbeit in Hülle und Fülle, am Abend die Pflichten der Gemeinnützigkeit für Staat und Ge meinde, für die Kriegsbeschädigten und Ausgedienten, für die Barmherzigkeit auf allen Wegen und Stegen und — das Wichtigste nicht zu vergessen — Mr unsere Jugend. Die „Dekadenz*, die vorzeitig gemimte körperliche und seelische Hinfälligkeit, mit der manche Kreise sich vordem interessant zu machen suchten, werden wir in Zukunft anderen Leuten überlasten. Was w i r brauchen werden, ist Irische in Entschluß und Hand lung. Nicht schleichen, marschieren müssen wir mittenhinein in daS unabsehbare Meer von Aufgaben, welche die neue Zeit stellen wird. Und wenn unsere Feinde uns etwas gelehrt haben in diesem Vierfrontenkriege, so ist es das Marschieren. Der schwerfällige Deutsche von ehemals wird seine Augen offen und seine Glieder geschmeidig halten, um wie jetzt im Waffen- so später im Wirtsckasts- kampf auch als bloßer Landsturmmann der Schrecken unserer Feinde zu sein. Nach außen hin ruhig und selbstbewußt wird er sein Ziel fest ins Auge fassen und ohne Zeit- und Kraftoer- schwendung seiner Arbeit nachgehen. Er hatte noch niet zu lernen aus diesem Gebiet: der Krieg hat hier rin vor treffliches Erziehungswerk getan. Or. Französische „Kultur". Was Leutnant v. Schierstaedt erlebte. Mes, was wir bisher von der unerhörten Behandlung t« deutschen Krieasaefanaenen in Frankreich g« hort Haven, wird in Schatten gestellt durch die Veröffent lichungen der Erlebnisse des Leutnants v. Schierstaedt von den Garde-Kürassieren, der Ende September 1914 in französische Kriegsgefangenschaft geriet, nachdem er mit seiner Patrouille drei Wochen lang hinter der französischen Front herumgeirrt war, ohne daß es ihm gelungen wäre, -sich zu den deutschen Truppen durchschlagen zu können. .Die Geschichte der Patrouille Schierstaedt hat seinerzeit di» Öffentlichkeit in hohem Maße beschäftigt. Die Patrouille !war, nachdem sie sich ergeben hatte, vor ein Kriegsgericht gestellt und „wegen Plünderns in Banden auf französischem Gebiet* zu hohen Strafen verurteilt worden. Die Ver- !urteilten waren dann ins Gefängnis bzw. Zuchthaus ver schleppt worden, und erst nach den energischsten Maßnahmen der deutschen Regierung gelang es, die französische Re- gierung zur Aufhebung des ungerechten Urteils, zur Unterbringung der Patrouiüenteilnehmer in Kriegs gefangenenlagern und zum Austausch des durch die Leiden der Kriegsgefangenschaft körperlich und seelisch schwer er- schüttelten Leutnants v. Schierstaedt zu veranlassen. Erst jetzt, über 2^ Jahre nach seiner Heimkehr, ha', sich Leutnant v. Schierstaedt entschlossen, seine Erlebnisse zu veröffentlichen. Seine Veröffentlichungen sollen im kleinen dazu dienen und darüber aufklären helfen, daß unter Volk einem erbarmungslosen Feind ausgeliefert sein würde, wenn es Lie Nerven verlöre und nickt bis zu der Lösung ausharrte, die uns und späteren Generationen eine freie und gesicherte Zukunft verbürgte. Was wir erfahren über das Verfahren beim franzö sischen Kriegsgericht, die Behandlung der vor Gericht stehenden Kriegsgefangenen vor und nach ihrer Ver- urteilung, über Krankenbehandlung, Zustände in franzö- fischen Militär- und Zioilgefängnissen und im Irrenhaus« Moutdeoergues, ist haarsträubend, und man kann nur staunen, daß ein Mensch das alles hat ertragen können, ohne vollkommen zerbrochen zu werden. Ohne Zeugen und Beweismaterial erfolgte die Verurteilung Schierstaedts zu fünf Jahren Zwangsarbeit und Degradation, während die übrigen Teilnehmer der Patrouille zu fünf Jahren Gefängnis und, soweit sie einen militärischen Rang bekleideten, Degradation zudiktiert be- kamen. Schon vor der Verurteilung wurde Leutnant von Schierstaedt mit einem anderen Offizier der Patrouille zusammengekettet. In Einzelzelle, kettengefestelt auch während der Nacht, mußte der Verfasser monate lang in Militär- und Zivilgefängnissen und im Jr.en- hause ausharren, der rohen Gewalt untergeordneter Ge fängnisorgane preisgegeben, Lie die schlimmsten Folter methoden anwandten, um ihren G imm an ihrem wehrlosen Opser auszulasien. Rohe Mißhandlungen an dem Gefesselten, brutale Quälereien, Anwendung der Zwangsjacke, ja, sogar von Daumschrauben, wüste Schmähungen, Befehle zu erniedrigender Tätigkeit waren tägliche Erscheinungen. Dazu kam der entnervende Ein fluß der Umgebung in Strafanstalten und Irrenhaus. Die Berichte v. Schierstaedt bilden eine wuchtige An klage gegen die Nation, die sich gern selbstberäuchernd dir Nation der höchsten Zivilisation nennt. Ein Volk, daS Irre und auch Verbrecher in Zuständen verkommen läßt, die die Parallele mit dem Lande der Halbkultur, mit Rußland, nicht zu scheuen brauchen, hat noch viel zu leisten, bis es daran denken kann, anderen Völkern Zivi lisation bringen zu wollen. Denn Zivilisation heißt im Grund menschenwürdige Lebensumstände auch für den Niedrigsten im Volke schaffen. Und bis dahin hat Frank reich noch einen weiten Weg zu gehen. Der Kaiser an -er Veste. Auf verwüsteten Fluren. Der Kaifer hat, wie der Berichterstatter des „Tag* Max Rosner seinem Blatte schreibt, den ersten Juni aus dem neugewonnenen Gebiet zwischen dem Chemin des Dames und der Vesle verbracht. In dem Bericht heißt es u. a.: Gemeinsam mit dem Generalfeldmarschall o. Hinden burg, der alle außerordentlichen Anstrengungen und An forderungen dieser arbeitsreichen und verantwortungs schweren Zeit mit voller Frische und Gesundheit erträgt, ist der Monarch zu früher Stunde schon am Standorte des Generalobersten v. Boehn gewesen, um dort den Vortrag des Oberbefehlshabers der an der Marn» kämpfenden Armee über die Lage zu hören. Züge von vielen Tausenden französischer Gefangener hpt er auf dieser Fahrt auf den Straßen an sich oorüberkommen sehen - blaue Heerwürmer entwaffneter Soldaten. Im Dors, Pinon, daS gleich Anizy, Allenant und allen anderen benachbarten Ortschaften völlig vernichtet ist, sagte der Kaiser: „Immer wieder, wenn ich solches Kriegsgranen sehe, daS Tansende von Menschen heimatlos gemacht m» blühende Landstriche Frankreichs in grauenvolle Wüsten ver wandelt, mutz ich daran denken, was Frankreich sich uni feinen Menschen an Leid und Elend hätte ersvaren könne« wenn es mein Friedensangebot vo« LS. Dezember L9l« nicht so frevelhaft abgewiesen hätte." Der Kaiser fuhr dann weiter nach Süden, auf eim erst in den jüngsten Tagen genommene Höhe, von der aut er die Kämpfe westlich Soiflons beobachten konnte. Wiede» wie in den letzten Tagen schoß der Feind in die Stadt nnd in das anschließende Hügelland. Am Nachmittage be gab sich der Kaiser von diesem Beobachtungspunkt nach Färe-en-Tardenois, um das neugewonnene Gelände bstl an die Ourcq kennenzulernen. Die Fahrt führte ihn durch alle wichtigsten Angriffsstreifen unseres Stoßes und ließ ihn zugleich den ganzen Umfang der Beute übersehen, Ltl «ns ruaefallen ist. Anerkennung -er Ltkraine. Diplomatischer Notenaustausch. Kiew, S. Juni. Der deutsche Botschafter Freiherr v. Mumm und ve» österreichisch-ungarische Botschafter Graf Forgach übe« reichten hente dem Hetman Skoropadski im Auftrage ihres Regierungen Schreibe», durch die sie di» derzeitig, ukrainische Regierung anerkennen und in amtlichen Be« kehr mit ihr trete» zu wolle» erklärten. Der Hetman Skoropadski dankte in deutscher Sprach« und schloß daran die Versicherung, daß eS nach wie vo, fein Bestreben sein werde, Lie von ihm übernommen« Regierung der Ukraine in engster Anlehnung an di, Mittelmächte zu führen. Der Krieg zur Vee. Wachsende Erfolge Les U-Boot-KriegeS.